Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

29. Der Mann am Draht (Sidney J. Furie, 1967)
Sam Laker (Frank Sinatra) ist ein amerikanischer Industrieller, der mit seinem Sohn auf dem Weg zu einer
Messe in Ostdeutschland ist. Wir befinden uns in den 1960ern und der Kalte Krieg ist in vollem Gang.
Zur gleichen Zeit erfährt der britische Geheimdienst von einem Überläufer, der sich nach Ostdeutschland
absetzen will. Dies soll auf jeden Fall Fall verhindert und der Maulwurf ausgeschaltet werden.
Um internationale Verwicklung zu minimieren, soll ein Unbeteiligter den Mord ausführen.
Da erinnert sich der britische Abwehrchef Slattery an gemeinsame Weltkriegszeiten mit Laker.
Schnell wird Laker als der ideale Hitman ausgemacht. Nur, wie soll man einen unbescholtenen
Bürger zu einem Mord veranlassen?

Wer auf britische Agententhriller der 1960er steht, kommt um "Der Mann am Draht" nicht herum.
Auf sehr ruhige Art erzählt Regisseur Sidney J. Furie die Umtriebe des Geheimdienstes und
die psychische Einkreisung Lakers. Mit einer Mischung aus falschen DDR-Offizieren, einer ehemaligen
Freundin Lakers, Kindesentführung, falschen Erschießungen, Polizeiübergriffen und vielem mehr
wird Laker in eine eigene Welt versetzt, in der er offenbar bereit ist, alles zu tun.
Dieses Verwirrspiel ist aller Ehren wert, wohlgemerkt ausgeführt ohne Mobiltelefone oder Internet.
Viele bekannte Gesichter, ein orchestraler Soundtrack, die pointierte Inszenierung Furies
und Aufnahmen aus ausgebombten und offenbar noch nicht wieder aufgebauten Stadtvierteln
Leipzigs bilden ein faszinierendes Ganzes. Action sucht man vergebens. Lediglich der Schluß
war dann für mich nicht komplett zufriedenstellend.

Noch ein Wort zu Sinatra: Ich wußte zuvor nicht, daß der Mann in den 1960ern dermaßen aktiv
als Schauspieler unterwegs war. Dies war jetzt innerhalb kürzester Zeit der vierte Film mit ihm aus dieser Zeit,
den ich sah (Tony Rome, Lady in Zement, Der Detektiv). Allen gemein ist, daß Sinatra
einen moralisch aufrechten Einzelgänger spielt, der lieber allein bleibt, als
seine Werte zu verraten.
Für diesen Streifen hier erhielt er die sehr beachtliche Gage von einer Million Dollar.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

30. Das Pendel des Todes (Roger Corman, 1961)
Das Matte-Schloß liegt dieses Mal irgendwo an der spanischen Festlandküste. Vincent Price als
Don Medina spielt den Schloßherr als mal wieder einen von der Familienvergangenheit gequälten Geist.
Seine Vorfahren betrieben im riesigen Kellergewölbe eine exquisit ausgestattete Folterkammer,
die zu Zeiten der spanischen Inqusition sich reger Kundschaft erfreute; vor allem das riesige Pendel war
damals die Attraktion schlechthin!
Feingeist Don Medina mag zwar nicht an die alten Zeiten zurückdenken, doch als seine Frau Elizabeth (Barbara Steele)
plötzlich verstirbt, trübt sich sein Geisteszustand immer mehr. Schlimme Kindheitserinnerungen
machen ihm zu schaffen. Das nächtliche Wehklagen im Schloß läßt Don Medina befürchten,
seine geliebte Elizabeth womöglich lebendig in ihrer Gruft eingemauert zu haben.
In dieser Situation kommt Elizabeths Bruder Francis (John Kerr) zu Besuch. Die Situation eskaliert.
Wie lange wird Don Medinas Geisteszustand den offenbar übersinnlichen (oder doch von
Menschen hervorgerufenen?) Vorkommnissen widerstehen können? Natürlich nicht sehr lange! :wink:

Drehbuchautor Richard Matheson vermischt dieses Mal zwei Poe'sche Geschichten, Requisiteur
Daniel Haller schafft ein wie üblich gelungenes gothisches Ambiente. Als Zuschauer erfreut man sich
an Vincent Prices theatralischem, bisweilen ein wenig selbstironisch wirkendem Spiel. Barabara Steele
hat leider etwas wenig Screentime. Cormans zweiter von AIP produzierte Poe-Film ist kurzweilige,
ja sogar zeitlose Gruselunterhaltung. Nahezu auf einem Niveau mit dem Vorgänger.
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

31. Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes (Robert Fuest, 1971)
Der stumme und totgeglaubte Dr. Phibes (Vincent Price) rächt seine verschiedene Frau Virginia (Caroline Munro)
indem er die für ihren Tod verantwortlichen Ärzte auf höchst originelle Weise um's Leben bringt.
Als Vorlage dienen ihm die biblischen Plagen, bei der Ausführung hilft ihm seine ebenfalls stumme
Assistentin Vulnavia. Als die Polizei in Person von Inspektor Trout so langsam den Hintergrund
der Mordserie herausfindet, ist es für die meisten Ärzte bereits zu spät.
Lediglich Dr. Vesalius (Joseph Cotten) scheint sich durch die Zusammenarbeit mit der Polizei
seinem angedachten Schicksal entziehen zu können.

Die erneute Sichtung des Streifens von Robert Fuest hat aber mal so richtig reingehauen. Lag es
an der Kinoatmosphäre? Vielleicht auch. In erster Linie ist "Phibes" aber so oder so eine
richtig klasse schwarze Horrorkomödie, bei der so ziemlich alles paßt.
Phibes Villa, deren Interieur recht expressionistisch daherkommt, die originellen
Morde, teils wie Aufführungen inszeniert und entsprechend mit Beifall bedacht,
ein überragender Vincent Price. Phibes Figur wohnt genügend Tragik inne, daß man
trotz der eiskalten Untaten bisweilen nicht umhin kann, auch ein gewisses Maß an Sympathie
für ihn aufzubringen.
8,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

32. Karneval der Bestien (Paul Naschy, 1980)
Paul Naschy spielt den Söldner und Auftragsmörder Bruno Rivera. Er wird über die Mittelfrau Mieko von einer
Yakuza-Organisation (einer gewaltlosen wohlgemerkt!) für einen Juwelenraub angeheuert. Der Überfall
endet allerdings sehr blutig und Bruno flieht mit den Diamanten. Dabei tötet er auch noch Miekos Bruder
und wird selbst verletzt.
In einem einsamen Landhaus wacht der Schwerverletzte wieder auf. Dort wird er offenbar von dem Arzt Don Simon
und seinen beiden Töchtern gut versorgt. Als es ihm langsam wieder besser geht, wollen die Schwestern Bruno
jeweils für sich gewinnen. Fast scheint es, als wäre Bruno die Fürsorge zu viel. So macht er sich auf, das Anwesen auf eigene
Faust zu erforschen. Er entdeckt eine dritte, versteckt gehaltene Schwester. Und der täglich angepriesene Schmorbraten
hängt ihm auch langsam zum Halse heraus. So beschließt Bruno, das Weite zu suchen. Doch so einfach läßt sich
sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen.....

In der ersten spanisch-japanischen Koproduktion führt Paul Naschy Regie. Weitere Zusammenarbeiten sollten folgen.
Entstanden ist ein bizarrer Genremix mit Naschy wie in so vielen seiner Filmen als Held/Bösewicht.
Anfangs glaubt man sich in einem reinrassigen Actionthriller, dann schwenkt das ganze in Richtung "Betrogen",
bevor dann gegen Ende ein nochmaliger Wechsel in ein anderes Genre erfolgt. Zeitgemäß sind die nackten Tatsachen
und blutigen Gewaltspitzen.
Bizarre Szenen, oftmals als Traum kaschiert, gibt es zuhauf.
Am eindrücklichsten die eigentlich gar nicht zum Film passende Karnevalsfeier, die dermaßen surreal 'rüberkommt,
daß man sich in eher in der Poe-Geschichte "Die Methode von Dr. Thaer und Professor Fedders" wähnt.
Die neu erstellte Synchro klingt gut, die Veröffentlichung von Shock Entertainment läßt sich als sehr gelungen bezeichnen.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

33. Scalps / Das Geheimnis des blutigen Schatzes (Fred Olen Ray, 1983)
Eine Gruppe von sechs angehenden Archäologen macht sich auf, um irgendwo im amerikanischen Südwesten
nach indianischen Artefakten zu graben. Veranlaßt wurde der Trip von Professor Machen (!), dem
natürlich bewußt ist, daß solche Grabungen illegal sind. Auf ihrem Weg werden die sechs an einer
Tankstelle eindringlich davor gewarnt, ihren Trip fortzusetzen. Unheimliche Erscheinungen würden
das betreffende Gebiet immer wieder heimsuchen. Natürlich schrecken weder Gesetze noch Geister
die sechs jungen Leute ab. Erst ein Motorschaden bringt die ganze Expedition irgendwo
in der Pampa zum Erliegen. Völlig auf sich allein gestellt, gewinnt allmählich die Erkenntnis
die Oberhand, vielleicht doch besser auf die Einheimischen gehört zu haben.....

"Scalps" ist erst der vierte Film des Vielfilmers Fred Olen Ray. Ohne Drehgenehmigung und mit wenig
Budget standen ihm mit Forrest J. Ackerman und Kirk Alyn zwei Veteranen in Nebenrollen zur Verfügung.
Der übrige Cast ist Kanonenfutter, keiner der Darsteller konnte im Filmbusiness Fuß fassen.
Am Anfang kämpft sich ein Wagen durch sich verengende Berge, einigermaßen stimmungsvoll
im Stile von "Evil Dead" eingefangen. Allerdings verblaßt die Wirkung durch mehrmalige Wiederholung.
Für das geringe Budget sind die Effekte allerdings recht gut gelungen. Man merkt der vorliegenden
Fassung das Zusammenschneiden unterschiedlicher Master an. So zum Beispiel einer kanadischen VHS,
die wohl in den Goreszenen am komplettesten war.
Sympathischer, kleiner Streifen, der trotz seiner 75 Minuten Laufzeit ein paar Längen
aufweist.
4,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

34. Lloronas Fluch (Michael Chaves, 2019)
Im Kalifornien der 1970er muß sich Anna, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, von Berufs wegen mit
Fällen von Kindesmißbrauch beschäftigen. In einem anscheinend besonders schweren Fall von Mißhandlung werden
einer Mutter ihre zwei Söhne weggenommen. Doch kurze Zeit später geschieht Tragisches. Langsam
dämmert in Anna die Erkenntnis, daß die Mutter ihre zwei Söhne vielleicht nur beschützen wollte.
Beschützen vor der Inkarnation der Legende von Llorona. Umso mehr, als nun auch Annas
eigene Kinder in Gefahr zu sein scheinen...

Von den Machern von "Conjuring" kommt "Lloronas Fluch" unter der Regie des Debutanten Michael Chaves.
Ein Querbezug zu "Annabelle" soll ein geschlossenes Filmuniversum suggerieren. Grundlage für die
Story ist eine lateinamerikanische Sage, die allgemeinhin dazu dient, Kindern Angst einzujagen und dadurch
folgsam zu machen. Leider bietet "Lloronas Fluch" aber auch gar nichts neues, hat seine stärksten Szenen
noch am Anfang und ergeht sich danach in Wiederholungen. Am ehesten bleibt noch Hauptdarstellerin
Linda Cardellini positiv in Erinnerung.
Oder mit anderen Worten: Wem "Conjuring" gefällt, der kann auch hier nicht viel falsch machen....
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

35. The Boogey Man (Ulli Lommel, 6/10)
Abgespielt wurde erstmals die Blu von DigiDreams, wobei die zwei anderen (auch enthaltenen) Teile vorerst nicht auf
der Watchlist stehen. Der Streifen hat auch im Großformat ein gelungenes Bild, die VÖ ist also durchaus zu empfehlen.
Der Film an sich ist ein netter, kleiner Slasher, der trotz offensichtlicher Anleihen bei anderen Genrefilmen
genug Eigenständigkeit aufweist und auch eine irgendwie bizarre Atmosphäre erzeugt.
Ein gerade deshalb von Zeit zu Zeit gern in den Player geschobener Film.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

36. Messer im Herz (Yann Gonzalez, 2018)
Paris in den 1970ern. Wir verfolgen das Liebes- und Berufsleben von Anne Parèze (Vanessa Paradis).
Sie führt eine On-/Off-Beziehung mit Loïs (Kate Moran). Beide arbeiten sie an der Produktion von
Schwulenpornos. Anne als Produzentin, Loïs als Cutterin. Die weiteren Mitarbeiter sind alle männlich.
Eines nachts wird einer der Darsteller auf brutale Weise getötet. Daß es sich um kein zufälliges Verbrechen
handelt, wird klar, als weitere Darsteller aus dem Team umgebracht werden. Doch anstatt sich zu
verkriechen, versucht Anne aus den Schlagzeilen Kapital zu schlagen, und dreht einen Porno
mit Kriminalhandlung. Doch der Killer schlägt weiterhin zu und Anne fühlt sich bemüßigt,
selbst Ermittlungen anzustellen.

"Messer im Herz" ist endlich 'mal wieder ein Film, der mich völlig überrascht hat. Ich hatte zuvor
kaum Informationen (Neo-Giallo, OmU, Paris 1970er, Gaypornos). Nach einem kurzen Einstieg war ich
voll drin in einem eigenen kleinen Kosmos. Wie in klassischen Gialli dient eine Kriminalhandlung
als roter Faden. Daran entlang hangelt sich ein traumartiges Geschehen mit interessanten Figurenkonstellationen,
bei denen keine einzige Person als Füllsel erscheint. Klassischerweise erfolgt die Suche nach
Täter und Motiv durch eine Reise in die Vergangenheit. Hierbei dient der zerrissene Charakter Anne
als Lotse für den Zuschauer. Alleine was Anne (Vanessa Paradis) hier 'rüberbringt, würde
einen ganzen Film tragen. Man möchte sie abwechselnd umarmen und in den Senkel stellen,
ob ihrer Wut- und Gefühlsausbrüche. Dabei kokettiert sie ständig unsicher mit ihrem
Alter und ihrer vermeintlich verblassenden Attraktivität.
Positive Eindrücke allenthalben, nicht zuletzt der kongeniale Elektrosoundtrack.
8,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

37. Die Rückkehr des Dr. Phibes (Robert Fuest, 1972)
Drei Jahre sind seit dem vermeintlichen endgültigen Ende des Dr. Phibes vergangen. Doch weit gefehlt.
Phibes hat sich lediglich in einen Dauerschlaf versetzt, um dann wieder geweckt zu werden,
wenn der Fluß des Lebens in Ägypten wieder zu fließen beginnt. Und dieser Zeitpunkt ist jetzt
gekommen. Phibes macht sich mit Vulnavia und dem Körper seiner Gattin (Caroline Munro)
auf nach Ägypten. Dabei geht er mit Personen die sich ihm in den Weg stellen nicht gerade zimperlich um.
Als Hauptgegenspieler wird Dr. Biederbeck (Robert Quarry) installiert, der dasselbe Ziel wie Phibes verfolgt.
Der Weg ist mit Leichen gepflastert, welche natürlich wieder Inspektor Trout und dessen Vorgesetzten Waverley
auf den Plan rufen. Die beiden dürfen eine Dienstreise nach Ägypten antreten.....

Zu Beginn werden die Ereignisse aus "Schreckenskabinett" kurz rekapituliert. Wenn man so will, die einzige
Länge in diesem Streifen. Danach geht es dann Schlag auf Schlag weiter ohne große Atempausen.
Weit mehr als im Vorgänger kommen hier expressionistische Setpieces zum Einsatz, die Mordfälle
sind wieder extravagant angelegt. Terry-Thomas und Hugh Griffith spielen hier auch wieder mit,
wenngleich in anderen Rollen. Peter Cushing hat einen kurzen Auftritt als Kapitän.
Und Vincent Price rockt sowieso die Bude. Rundum gelungen und ziemlich
nah dran am Vorgänger.
8/10
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

38. Sie waren nackt und mußten sterben /Violent Midnight (Richard Hilliard, 1964)
Der wohlhabende Elliot Freeman braucht sich um Geld keine Gedanken zu machen. Er bewohnt das
Anwesen der verstorbenen Eltern, sein Vermögen wird von einem Anwalt verwaltet. Elliot versucht sich
als Aktmaler, offenbar um das Trauma des Koreakrieges zu verarbeiten, von dem er als hochdekorierter
Veteran zurückkehrte. Aktuell steht ihm Dolores als Nacktmodell zur Verfügung, selbstredend
bleibt es nicht dabei. Doch Dolores gewalttätiger Freund Charlie (James Farentino) hat da natürlich
etwas dagegen. Doch es ist keine gute Idee sich mit dem kampferprobten Elliot anzulegen.
Eines Tages liegt Dolores erstochen in ihrer Wohnung. Die beiden Männer gelten sofort als verdächtig,
doch Beweise fehlen. In dieser Situation kehrt Elliots Halbschwester Lynn von einer längeren Reise
zurück, um sich an der örtlichen Mädchenschule einzuschreiben. Als ein zweiter Mord im Umfeld
der Schule geschieht, gerät nun auch der notgeile Schuldirektor Melbourne unter Verdacht.
Lieutenant Palmer (Dick van Patten) ermittelt.....

Richard Hilliards Prä-Slasher entstand wohl eigentlich schon 1962. Geboten werden teilweise
blutige Messermorde, ein Killer in schwarzem Mantel und Handschuhen, hormongeplagte Schülerinnen
als potentielle Opfer, die auch gerne mal Busen und Po zeigen. Ein Whodunit mit einem weit in die
Vergangenheit zurückliegenden Link.
Das alles ist jetzt nicht überragend inszeniert, aber ohne Zweifel für das eigentlich Drehjahr 1962
doch ein wenig vor seiner Zeit. Alleine schon deshalb interessant. Die Auflösung läßt sich wohl
für geeichte Nasen zehn Meilen gegen den Wind riechen, war damals aber auch nicht alltäglich.
Und für James Farentino und Dick van Patten waren es die ersten Spielfilmrollen.
Ein echtes Kuriosum, zweifellos mit Schwächen, für Giallo- bzw. Slasherkomplettisten
aber zweifelsohne einen Blick wert.
5,5/10
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