Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

39. Die Mörderbestien (Joe D'Amato, 1973)
Die hübsche Greta (Ewa Aulin) landet nach einem Kutschunfall im Anwesen der von Ravensbrücks.
Der hinzugerufene Arzt Dr. Sturges (Klaus Kinski) untersucht Greta und entdeckt dabei Sensationelles.
Er ist der Meiunung, Greta sei eine wandelnde Tote. Diese Erkenntnis verschweigt Sturges vor den anderen
und versucht stattdessen, hinter Gretas Geheimnis zu kommen. Derweil bandelt die offenbar quietschfidele Greta
mit Walter von Ravensbrück und auch mit seiner Frau Eva an. Bald schon vergiften Eifersüchteleien
die Atmosphäre. Doch der sinistre Hausdiener Simeon scheint die Hand über Greta zu halten,
die anscheinend einen Racheplan verfolgt...

Joe D'Amato liefert hier in Personalunion als Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor einen
wirklich schön gefilmten Horrorstreifen ab, der auf maximale Verwirrung setzt.
In der Gemengelage ist es nicht einfach, am Ball zu bleiben. Wir sehen Greta, die offenbar
zu ihrem Bruder ein inzestuöses Verhältnis pflegte, SM inklusive.
Anschließend vernascht sie Dr. von Ravensbrück, den Vater von Walter.
Diese Geschehnisse scheinen Jahrzehnte zurückzuliegen. Doch Gretas jugendlicher Schönheit
scheinen die Jahre nichts anzuhaben.

Ewa Aulin und Klaus Kinski sind die Stars. Routiniers wie Giacomco Rossi Stuart, Luciano Rossi,
Fernando Cerulli, Attilio Dottesio und Carla Mancini geben sich die Klinke in die Hand.
Die gern- aber viel zu selten gesehene Angela Bo hat ein paar schöne Szenen mit Ewa Aulin.
Der (alp-)traumhafte Charakter der Erzählung, die Rückblenden, der ein oder andere
Spezialeffekt verweisen auf den später folgenden "Man-Eater" von D'Amato.
Insgesamt sehr gelungen und stringent; endlich einmal diese Lücke geschlossen.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

40. The Lodge (Severin Fiala/Veronika Franz, 2019)
Richard verliert seine Frau durch einen Schicksalsschlag. Einige Zeit später verliebt er sich in Grace.
Seine Kinder Aidan und Mia lehnen Grace als Mutterersatz jedoch ab. Ein gemeinsames Wochenende
auf der Berghütte Richards soll die neue Familie einander näher bringen. Was Richard nicht weiß:
Auch Grace hat eine tragische Vergangenheit, unter der sie nach wie vor leidet. Als Richard
aus beruflichen Gründen die drei auf der eingeschneiten Hütte alleine lassen muß,
treiben unerklärliche Vorkommnisse die Zurückgebliebenen an den Rand des Wahnsinns.
Die Situation wird langsam lebensbedrohlich. Kann Richard rechtzeitig zurückkehren?

Das Regieduo Fiala/Franz liefert nach dem sehr gelungenen "Ich seh, ich seh" mit "The Lodge"
seinen zweiten Genrefilm ab; diesmal in amerikanischer Produktion. Wieder ist es eine Geschichte
mit wenig handelnden Personen. Wieder ist lange Zeit unklar, wieviel des Geschehens real ist,
wieviel Traum oder Wahn. Dank des sehr gelungenen klaustrophobischen winterlichen Settings und
einer passenden atonalen Musikuntermalung, gelingen bisweilen kreuzunheimliche Szenen.
Insgesamt ist der Streifen mit etwa 110 Minuten etwas zu lange geraten.
Auch die Schlußviertelstunde, die dann doch wieder fast zu konventionell daherkommt
und deshalb leichtes Ärgernispotential hat, kostet "The Lodge" eine bessere Bewertung.
Davor wird jedoch so gut wie alles richtig gemacht.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

41. Faceless (Jess Franco, 1988)
Jess Francos modernisierte "Augen ohne Gesicht" bzw. Dr. Orloff-Variante. Dafür stand ihm ein
recht großes Budget zur Verfügung und er hatte Zugriff auf, wenn gleich am Ende ihrer Karriere
sich befindende, dennoch namhafte Schauspieler. Telly Savalas, Chris Mitchum, Stephane Audran,
Helmut Berger, Brigitte Lahaie, Howard Vernon (in einer Nebenrolle als Dr. Orloff), Anton Diffring,
Caroline Munro. Heraus kam ein grundsolider Horrorstreifen mit blutigen, aber leicht durchschaubaren
Splattereffekten und, für Franco untypisch, fast gänzlich ohne Nacktszenen.
Kann man sich in gewissen Abständen immer wieder 'mal geben.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

42. Der Don ist tot (Richard Fleischer, 1973)
Drei Mafiafamilien haben sich Las Vegas untereinander aufgeteilt. In friedlicher Koexistenz teilt man
sich die Gewinne aus Glücksspiel und Prostitution. Die Jüngeren würden gerne zusätzlich in den
Drogenhandel einsteigen, die Älteren lehnen das ab. Einer der jüngeren ist Frank Regalbuto (Robert Forster)
der zusammen mit den Brüdern Tony (Frederic Forrest) und Vince (Al Lettieri) sein eigenes Ding
durchzieht. Als Franks Vater, einer der drei Dons stirbt, teilen die beiden übrigen Regalbutos
Organisation untereinander auf. Frank wird Don Angelo DiMorra (Anthony Quinn) unterstellt,
mit der Aussicht auf dessen Nachfolge. Soweit so gut, doch ein Akteur möchte sich ganz Las Vegas unter
den Nagel reißen. Dazu beginnt er ein Intrigenspiel, bei dem Eifersucht eine wichtige Rolle spielt.
Ein Bandenkrieg scheint unausweichlich....

Richard Fleischers Cash-In auf "Der Pate" bietet ein ziemliches Starensemble auf, allen voran
den immer gerne gesehenen Anthony Quinn. Robert Forster und Frederic Forrest standen noch am Anfang
ihrer Karrieren. In Nebenrollen tauchen viele bekannte Gesichter auf, so zum Beispiel Sid Haig.
Die erzählte Geschichte kommt komplizierter 'rüber, als sie tatsächlich ist. So sind, zumindest hier im Film,
ganz klar die ruchlosen Frauen der Grund, warum die Männer sich bekriegen.
Und wenn die Ballerei dann richtig losgeht, werden auch keine Gefangenen gemacht.
Seventies-Flair gibt's kostenlos obendrein.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

43. Wie ein Panther in der Nacht (Howard W. Koch, 1973)
Der Cop Eddie Ryan (Robert Duvall) ist vom Dienst suspendiert, da es bei einer Festnahme zu
einem zweifelhaften Todesfall kam. Er hält sich nun mit einem Job als Barkeeper über Wasser und
hat in Maureen (Verna Bloom) eine neue Liebe gefunden. Als eines Tages sein Ex-Partner ermordet
aufgefunden wird, geht Eddie auch ohne Dienstmarke auf Jagd. Dabei scheut er kein Risiko und
wirbelt New Yorks Unterwelt gewaltig durcheinander. Aber Eddies Einsatz ist hoch....

Howard Kochs Copthriller ist ganz auf die Person Eddie Ryan zugeschnitten. Der immer wieder
durch rassistische Bemerkungen auffallende Cop scheint zu Beginn irgendwie alles auf die
leichte Schulter zu nehmen. So richtig ernsthaft ist er offenbar nicht bei der Sache zu.
Weder die Suspendierung noch die Beziehung zu Maureen scheinen ihm besonders wichtig.
Auch als er verfolgt wird, und lapidar einen Stein gen Verfolger wirft ruft dies eher
ein Schmunzeln denn Spannung beim Zuschauer hervor.
Erst als er vom Tod seines früheren Partners erfährt, verbeißt er sich in die Spurensuche.
Schnell kommt einem Komplott von Waffenhändlern und puertorikanischen Einwanderern
auf die Spur. Dabei setzt er alles auf's Spiel; sogar dann noch, als er erfährt, daß sein Partner keine
weiße Weste hatte.
Leider werden die Defizite der recht einfach gestrickten Story und der etwas plakativ
inszenierten Actionszenen durch einen Robert Duvall nicht ausgewogen.
New York als Kulisse macht dagegen wieder einiges wett.
Gerade noch 6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

44. Der Rabe - Duell der Zauberer (Roger Corman, 1963)
Die drei Zauberer Dr. Erasmus Craven (Vincent Price), Dr. Alphonso Bedlo (Peter Lorre) und Dr. Scarabus (Boris Karloff)
treten auf dem Schloß des letztgenannten zu einem Wettstreit gegeneinander an. Nur dem Anschein nach
ist Ehre der Lohn des Siegers. Einer der Beteiligten spielt falsch, und so geht es letztlich um Tod oder Leben.
"Der Rabe" unterscheidet sich von den anderen Filmen des Corman-Poe-Zyklus durch seinen durch und durch
humoristischen Ansatz. Ernst genommen wird hier gar nichts, die Tricks sind billig, aber sympathisch.
Zudem sehen wir einen sehr jungen Jack Nicholson als Bedlos Sohn. Hazel Court ist als Cravens Ehefrau wieder mit von der
Partie. Ein Werk getragen von seinen Hauptdarstellern, der Humor wirkt bisweilen etwas kindlich antiquiert.
Andererseits auch wieder liebenswert, wenn sich drei in Ehren ergraute Stars zu solch "Blödsinn" hinreißen lassen.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

45. Die Augen eines Fremden (Ken Wiederhorn, 1981)
Ein Frauenmörder macht Miami unsicher. Nachrichtensprecherin Jane Harris berichtet über die Morde.
Dabei nehmen sie die Geschehnisse emotional sehr mit. Ursächlich, da ihre jüngere Schwester Tracy
(Jennifer Jason Leigh) als junges Mädchen vergewaltigt wurde und seither wohl aufgrund des
Schocks taub, stumm und blind ist. Die beiden Frauen leben in einer Wohnung eines Hochhauskomplexes,
direkt am Meer gelegen. Jane steigert sich immer weiter in die Sache hinein, ihre Chefs wollen
sie zurückpfeifen. Doch dann beobachtet Jane einen ihrer Nachbarn als er offenbar blutige Wäsche
entsorgt. Ein Verdacht keimt in ihr auf, den sie durch persönliche Ermittlungen versucht,
zu bestätigen. Damit macht sie sich und ihre Schwester zur Zielscheibe des Killers.

Ken Wiederhorns Slasher aus der Frühzeit des Genres wartet mit Jennifer Jason Leigh in ihrer
ersten größeren Rolle auf. Die teils doch recht grafischen Effekte stammen von Tom Savini.
John DiSanti macht als übergewichtiger Killer auch ein gute Figur [sic!]. Seine irren Telefonanrufe
an die Opfer, um diese in Panik zu versetzen, verfehlen ihre Wirkung nicht.
Allgemein muß man sagen, daß die Spannungssequenzen hier sehr gut gelungen sind,
und die blutigen Einzelheiten sparsam und wirkungsvoll eingesetzt sind.
Für Slasherfans eine klare Empfehlung!
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

46. X-Ray - Der erste Mord geschah am Valentinstag (Boaz Davidson, 1981)
Susan (Barbi Benton) möchte die Ergebnisse eines Routinechecks im Krankenhaus abholen. Doch jemand
scheint es auf Susan abgesehen zu haben. Die an sich harmlosen Ergebnisse werden offenbar mutwillig
vertauscht, so daß Susan zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben muß. Nach und nach wird klar,
daß sich ein in der Vergangenheit von Susan gekränkter Psychopath an ihr rächen will, und dazu
ist ihm jedes Mittel recht.

Noch ein Slasher aus der Frühzeit des Genres, und mit Boaz Davidson (wie Ken Wiederhorn zuvor)
noch ein Regisseur, der nicht in diesem Genre groß geworden ist. "X-Ray" bietet ein paar blutige Momente,
die aber keineswegs seinen Status als nach Paragraph 131 beschlagnahmten Film rechtfertigen.
So punktet "X-Ray" auch weniger durch Effekte, denn durch eine alptraumhafte Stimmung und
ein paar krude Regieeinfälle, die eher in's absurd-surreale einzuordnen sind. Genannt seien
hier die drei Zimmergenossinnen Susans, bei denen mir unwillkürlich und ohne es begründen zu können
"Drei Mütter" in den Sinn kam. Auch der Einfall, daß der siebte Stock aufgrund von Ungezieferbefall mit
Schwaden von Insektenmittel gereinigt wird, gehört dazu. Als Susan fälschlicherweise in Stock Sieben
aussteigen will, stehen ihr drei Desinfizierer in Gasmaske gegenüber, die nicht von ungefähr an
"My Bloody Valentine" erinnern.
Zu nennen auch der Cameoauftritt des Regisseurs, der in seiner Sinn- und Motivlosigkeit wunderbar in's Bild paßt.
Die Darsteller der jungen Susan und des jungen Harry zu Beginn des Filmes spielten beide zuvor im gleichen
Jahr als mörderische Kids in Ed Hunts "Bloody Birthday".
Das Playboy-Model Barbi Benton hat eine exzessive Untersuchungsszene mit nacktem Oberkörper,
bei der die Kamera die beiden hervorstechendsten Merkmale von Frau Benton im Detail dokumentiert.
Laut Regisseur Davidson waren an diesem Drehtag so viele Leute wie nie am Set.
Frau Benton war nahezu zehn Jahre lang die Lebenspartnerin von Hugh Hefner.
Gegen Ende kommt dann noch ein "Zombies unter Kannibalen"- Moment hinzu; Stichworte Dach und Puppe.
Eigentlich ein ganz liebenswertes Filmchen.
6,5/10
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

47. Montclare - Erbe des Grauens (Tony Williams, 1982)
Linda (Jackie Kerin) kehrt nach dem Tod ihrer Mutter zurück in ein kleines, im Outback gelegenes Kaff.
Da die Schwester ihrer Mutter vor Jahren in einer Anstalt verstarb, ist Linda die einzige Erbin des von ihrer
Mutter geführten Seniorenheims Montclare. Oberschwester Connie und der Arzt Dr. Barton betreuen
die überschaubare Anzahl von Senioren. In dem einsam gelegenen Landhaus geht Linda auf Spurensuche
in der Vergangenheit ihrer Mutter. Dabei behilflich ist ihr deren Tagebuch. Darin schildert diese
über die Jahre immer wieder unerklärliche Vorkommnisse und Todesfälle im Heim. Nach und nach
wird auch Linda Zeugin ähnlicher Vorfälle. Ist Linda leicht beeinflussbar, spukt es in dem Anwesen
oder steckt etwas ganz anderes hinter den immer gefährlicher werdenden Geschehnissen?

Regisseur Tony Williams wußte genau, was er im Sinn hatte, als er diesen australischen Slasher drehte.
Das Genre war natürlich in Amerika gerade angesagt. Allerdings vermengt Europa-Fan Williams
damit stilistische Anleihen beim italienischen und britischen Gothic-Genre und setzt auf langsamen
Spannungsaufbau, immer wieder angenehm unterbrochen durch veritable Schocks, und sehr aufwändige
Kamerafahrten. Als Sounduntermalung baut Williams auf Stücke von Klaus Schulze (ehem. Tangerine Dream),
deren elektronische Klänge effektiv eingesetzt werden. Die Darsteller machen ihre Sache durch die Bank
sehr gut, und wir bekommen als Jugendfreund von Jackie einen sehr jungen John Jarratt zu sehen
(Mick aus "Wolf Creek"). Hauptdarstellerin Jackie Kerin hat hier wohl leider ihren einzigen Auftritt
in einem Spielfilm. Ihre Linda ist eine unerschrockene junge Frau, selbstbestimmt auch was Ihr
Sexleben anbetrifft; also weit entfernt von einer Scream-Queen.
Stimmungsvoller Erwachsenen-Slasher mit Gothic-Horror-Anleihen; sehr gelungen!
Das Label X-Rated hat diesen wenig bekannten Streifen angemessen veröffentlicht.
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

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48. Gänsehaut (Michael Armstrong, 1968)
Ein paar partysüchtige Hipster veranstalten in einem Londoner Vorort eine kleine Party.
Je später der Abend, desto gewagter die Ideen. Man fährt zu einem außerhalb gelegenen
unbewohnten Landhaus, dem der Ruf vorauseilt, ein Spukhaus zu sein. Und tatsächlich endet
der Abend mörderisch. Von diesem Zeitpunkt an können sich alle Beteiligten ihres Lebens
nicht mehr sicher sein.

Michael Armstrong hat ganze zwei Filme gedreht: Diesen hier und "Hexen bis aufs Blut gequält".
Für "Gänsehaut" (Original: The Haunted House Of Horror) schrieb er schon in jungen Jahren
die Vorlage. Nach Sichtung von "Psycho" befand er sein Skript für unwürdig und es dauerte
weitere acht Jahre bis zur Realisierung. Zu sehen bekommen wir einen Slasher, angesiedelt im
London der offensichtlich swingenden Sixties und mit Gothic-Grusel-Anleihen.
Aber auch mit Parallelen zum farbenfrohen italienischen Giallo mit schwarzen Handschuhen,
Messermorden und kleineren Blutfontänen, nicht zu vergessen einem langen zurückreichenden
Trauma als Mordmotiv.
Das alles ergibt eine zwar nicht homogene, aber dennoch recht spaßige Mischung.
Ich fand den Streifen kurzweilig unterhaltsam. Und wenn man will, kann man in der Schlußsequenz
noch den Bogen zur wackeligen Handkamera des Found-Footage-Genres ziehen;
wobei das nun zugegebenermaßen etwas weit hergeholt ist.
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