Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

257. Der Dämon mit den blutigen Händen (Henry Cass, 1958)
Der modernen Methoden nicht abgeneigte junge Arzt Dr. John Pierre fällt bei den Stadtoberen in Misgunst
und wird in einem Schauprozeß zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er landet schließlich in der Anstalt des
ominösen Dr. Callistratus, der als uneingeschränkter Herrscher über seine burgähnliche Anlage auch über
Wohl und Wehe seiner Insassen entscheidet; einer unheiligen Allianz mit den Stadtoberen sei Dank.
Dabei hat Callistratus auf die Einweisung Pierres hingewirkt, braucht er diesen doch bei seinen
für ihn lebenswichtigen Experimenten mit menschlichem Blut. Pierre versucht sich den
menschenverachtenden Experimenten zu widersetzen, der Allmacht Callistratus' ist er jedoch
hilflos ausgesetzt.

Henry Cass inszenierte diesen britischen Horrorstreifen, der sich in seiner günstigen Machart an den Erfolg
von Hammers "Dracula" anhängen will und sich mit Jimmy Sangster den Drehbuchautor von selbigem angelte.
Doch eigentlich legt die vordergründige Vampirthematik eine falsche Spur, haben wir es hier doch eher mit einem
"Mad Scientist" samt buckligen Diener Karl zu tun sowie Ausflügen in das Gefängnisfilmgenre.
Dazu kommen in einer unangenhmen Szene wildgewordene Hunde, die an "Graf Zaroff" oder "Augen ohne Gesicht" erinnern.
Obwohl das Ganze in Transsilvanien um 1870 herum spielen soll, ist auf dem Grabmal eines
frisch Bestatteten deutlich die Jahreszahl 1392 zu lesen.
Aber solche Details machen den Streifen eigentlich nur noch liebenswerter.
Und Donald Wolfit als Dr. Callistratus ist eine Bank!
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

258. Embryo des Grauens (Roy Ward Baker, 1972)
Charles Fengriffen (Ian Ogilvy) kehrt mit seiner frisch angetrauten Catherine (Stephanie Beacham) zum alten Familiensitz
der Fengriffens zurück, um dort ein Familienleben in Ruhe und Ordnung zu führen. Doch daraus wird nichts.
Schon bald plagen Catherine Alpträume, deren Ursprung offenbar in der Vergangenheit der Familie Fengriffen liegen.
Ein gewisses Händchen und ein augenloser Jüngling spielen darin eine gewichtige Rolle .....

Der von Amicus produzierte und von Veteran Roy Ward Baker inszenierte klassische Gothic-Streifen
spielt auf der klassischen Klaviatur und hat neben den bereits genannten Stars noch Peter Cushing,
Patrick Magee und Herbert Lom mit an Bord. Ergänzt wird das Gebräu von einer haarsträubenden Story
und ein paar blutigen Effekte.
Schönes Ahnenkino!
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

259. Swordkill (J. Larry Carroll, 1984)
Der ehrenwerte Samurei Yoshimitsu wird im Kampf schwer verwundet und stürzt in eiskaltes Gewässer.
Dort schockgefrostet übersteht sein Körper die nächsten 400 Jahre, bevor er entdeckt und zu
Forschungszwecken nach Los Angeles verbracht wird. Durch einen Stromausfall im Labor, wird
Yoshimitsus Körper auftaut, und nicht nur das: Seine Vitalfunktionen feiern fröhliche Urständ!
Und so macht sich Yoshimitsu auf, das für ihn futuristische L.A. von Verbrechertum und
Ungerechtigkeiten zu erlösen.....

Aus der Produktionsschmiede von Charles Band stammt dieser Trasher, der im Jahre 2022 von
NSM zum ersten Mal hierzulande auf Blu-Ray veröffentlicht wurde. Annehmbare Action
wechselt sich ab mit Versuchen, das komödiantische Potential der Zeitreise- und Cultureclash-Thematik
auszuschöpfen. Das gelingt auch zeitweise. Ansonsten merkt man dem Streifen leider auch an,
daß dies J. Larry Carrolls einziges Regiewerk war.
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

260. Two Witches - Zwei Hexen (Pierre Tsigaridis, 2021)
In "Two Witches" wird die Geschichte zweier Hexen erzählt. Dabei geht es im ersten Teil um die schwangere
Sarah, die immer wieder Visionen einer älteren Dame mit unklaren Absichten hat. Im zweiten Teil geht es um
Masha, die ganz bewußt das Hexenerbe ihrer Großmutter antritt und dabei ihrer Mitbewohnerin Rachel
das Leben immer schwerer macht....

Dem Franzosen Pierre Tsigaridis war dieser Film offenbar ein Herzensprojekt. Er hat nicht nur Regie geführt,
sondern auch produziert und an Kamera und Story herumgewerkelt. Ein Alternativtitel dieses Streifens lautet
"Blow Out The Candle Part 1", was ein Hinweis darauf ist, daß weitere Hexengeschichten folgen sollen;
was Tsigaridis auch bestätigt.
Meiner Ansicht nach: Nix wie her damit!

Man merkt dem Streifen seine beschränkten finanziellen Mittel an. Hier insbesondere die etwas sterile Videooptik
und die nicht immer ganz sattelfesten Schauspielleistungen. Zugleich merkt man aber auch das Herzblut,
das in diesem Werk steckt. Zudem sind die Stories nicht Nullachtfünfzehn und schön fies.
Und die Effekte können sich auch sehen lassen.
Schöner Independent-Streifen!
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

261. Der Horror-Alligator (Lewis Teague, 1980)
Detective Madison (Robert Forster) untersucht mysteriöse Todesfälle in Los Angeles. Da möglicherweise ein
Alligator als Verursacher in Frage kommt, wird die Zoologin Marisa (Robin Riker) hinzuzugezogen;
zufälligerweisse eine alte Bekannte von Madison. Als sich die Hinweise auf einen übergroßen Alligator verdichten,
stößt auch noch der Großwildjäger Brock (Henry Silva) zum Team. Bis das Triumvirat den Horror-Alligator
zum Showdown lädt, sind allerdings noch einige Opfer zu beklagen.

Der nicht unbekannte John Sayles ("Das Tier" und "Piranhas", einem weiteren Hai-Rip-Off) schrieb das Drehbuch zu
diesem im Fahrwasser von "Der weiße Hai" entstandenen Tierhorrorstreifen. Lewis Teague ("Cujo", "Katzenauge")
führte Regie. Die Besetzung ist solide, wird von Robert Forster und Henry Silva getragen.
Sehr sympathischer Tier-(Monster-)horror, dessen budgetären Beschränkungen dem Streifen sogar zum
Vorteil gereichen. Auch sympathisch, wie sich Madison und damit auch Robert Forster selbst ob seiner beginnenden Glatze
auf die Schippe nimmt; ein extradiegetischer Moment sozusagen... :kicher:
Nene, hier paßt schon vieles zusammen!
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

262. Kings of Hollywood (George Gallo, 2020)
Hollywood, Mitte der 1970er-Jahre: Filmproduzent Max Barber (Robert DeNiro) ist
darauf angewiesen, daß sein nächster Streifen ein finanzieller Erfolg wird. Ansonsten
droht Ungemach seitens seines Geldgebers, des Gangster Reggie Fontaine (Morgan Freeman).
Da in Hollywood Moral eh nichts zählt und der in's Altersheim abgeschobene ehemalige
Filmstar Duke Montana (Tommy Lee Jones) sich sowieso umbringen will, kommt
Barber auf eine perfide Idee. Er engagiert Montana mit der Absicht, daß dieser sich
bei waghalsigen bzw. manipulierten Stunts während der Filmproduktion umbringt
und somit Einnahmen seitens der Versicherung generiert. Nur ganz so leicht ist
der Haudegen Montana nicht kleinzukriegen....

Die Story hätte sogar Potential, die Darsteller sind zum Zunge schnalzen (zumindest
für die ältere Generation an Filmfreunden; aber hoffentlich nicht nur...), aber was
George Gallo daraus macht, ist ein langatmiges, zähes Desaster von Film.
Und das Schlimmste: Nahezu kein Gag zündet.
Was nützen die edelsten Zutaten, wenn der Koch nichts taugt?
3/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

263. Effects (Dusty Nelson, 1978)
Lacey Bickel (John Harrison) möchte als Regisseur groß 'rauskommen. Natürlich sind die Mittel knapp.
Ein Horrorfilm scheint die geeignete Wahl zu sein. Vordergründig werden ein paar Darsteller und Crewmitglieder
auf eine einsame Waldhütte eingeladen. Gedreht wird nach dem Gusto des Regisseurs. Oft spontan mitten in
der Nacht, zumeist ohne Drehbuch. Was jedoch kaum jemand ahnt: Lacey Bickel träumt von einem Snuff-Film.
Zu diesem Zweck filmt eine zweite Crew das immer mehr ausufernde Geschehen....

Dusty Nelson drehte seinen Streifen in Pittsburgh zeitgleich zu den Dreharbeiten von George Romeros "Zombie".
Man kannte sich, und so spielt hier auch Tom Savini eine Rolle und war für die Effekte verantwortlich.
Auch Joe Pilato war als Darsteller mit an Bord. Das Budget war offenbar gering, die Ansprüche einen
Film-im-Film mit Snuff-Thematik und ein bißchen Found-Footage zu drehen waren wohl recht hoch.
Heraus kam ein Kuriosum, das unbedingt sehenswert ist. Aufgrund von Geldproblemen offenbar
jahrzehntelang verschollen; und verschollen heißt in diesem Fall: kaum einer wußte von der Existenz
dieses Streifens!
Nun über AGFA als BluRay erhältlich. Bildqualität nicht besonders.
Als wiederaufgetauchtes Fanprojekt mehr als ordentlich!
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

264. Das Auge des Killers (Donald Cammell, 1987)
Paul White (David Keith) lebt in Tucson, Arizona und ist Elektriker. Gegenüber Frau und Tochter gibt er den
sanften Familienvater. Als in der Gegend drei scheinbar miteinander in Verbindung stehende
Morde geschehen, ist Paul White jedoch schnell der Hauptverdächtige, hatte er doch
Kontakte zu allen Opfern. Nach und nach entdecken die Polizei und der Zuschauer die dunklen
Seiten Paul Whites...

Regisseur Donald Cammell drehte etwa alle zehn Jahre einen Film. Der erste war "Performance" in Zusammenarbeit
mit Nicolas Roeg. Dann folgte "Die Saat des Teufels" Mitte der 1970er.
Auch für "Das Auge des Killers" brauchte Cammell viele Jahre Vorbereitungszeit.
Nach einem weiteren, letzten Film Mitte der 1990er schied Cammell freiwillig aus dem Leben.
Zuvor hatte er nie einen Hehl aus seiner krankhaften psychischen Störung gemacht.
Cammells Filme sind allesamt sehr persönliche Statements. Auch "Das Auge des Killers"
ist weniger konventioneller Serienkillerthriller denn Psychogramm einer schwer gestörten
Persönlichkeit. Hierbei stehen die durchaus beeindruckenden lichtdurchfluteten Aufnahmen
Tucsons und Umgebung in Kontrast zum dunklen Innenleben der Hauptfigur.
In den Mordsequenzen beweist sich Cammell als feinfühliger Stilist, der sich
dem italienischen Thrillerkino nahestehend fühlt.

Sehenswert. 7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

265. Der Teufel tanzt weiter (James C. Wasson, 1980)
Die Geschichte um Professor Nugent, der mit seinen Studenten auszog, um den berühmt-berüchtigten Bigfoot aufzuspüren,
ist wohl in Genrekreisen hinlänglich bekannt. Ebenso bekannt ist, daß der Film weiterhin seinen 131er-Status innehat.
Dies liegt wohl eher darin begründet, daß aufgrund der billigen Machart (leicht über Amateurstatus) kaum jemand
hierzulande Interesse daran hat, gegen diesen Status anzugehen (mangels finanzieller Gewinnaussichten).
Somit bleibt jemanden wie mir, der seinen nostalgischen Erinnerungen an diesen Streifen auffrischen will,
empfehlenswerter Weise die britische Blu-ray von 88 Films. Spätestens mit der Schwanz-Ab-Szene ist man
dann wieder drin in seinen Erinnerungen; hat wohl irgendwie bleibende Erinnerungen oder gar ein Trauma hinterlassen. :-o
Der in Rückblenden erzählte Streifen hat dann neben einigen Längen doch auch sehr günstige,
allerdings vorteilhafterweise handgemachte Effekte zu bieten.
Irgendwie mag ich den immer noch.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

266. Tales Of The Uncanny (David Gregory, 2020)
David Gregory beschäftigt sich in seinem Dokumentarfilm mit dem Phänomen der Anthologien,
auch Omnibusfilme genannt. Diese zumeist auf Spielfilmlänge gebrachte Ansammlung mehr-
oder weniger zusammenhängender Kurzfilme bewegt sich zumeist im Horror- bzw. Gruselgenre.
Von Severin als Bonusmaterial produziert, erhielt diese Doku eine eigenständige Veröffentlichung
und hat noch zwei Filme des Genres mit an Bord. Der lange Zeit als verschollen geltende deutsche
Streifen "Grausige Nächte" aus dem Jahre 1921 und der französische "Histoires Extraordinaires"
aus dem Jahre 1949.
Geboten wird ein weitgreifender Überblick, beginnend bei den Beiträgen
aus der Stummfilmzeit. Genregrößen wie Mick Garris und Jeff Burr kommen zu Wort.
Es handelt sich um ein schnellgeschnittenes Imformationsgewitter, das dazu taugt,
einen Überblick über namhafte Omnibusfilme zu gewinnen. Tiefergehendes sollte
man nicht erwarten.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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