Was vom Tage übrigblieb ...

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Re: Was vom Tage übrigblieb ...

Beitrag von Maulwurf »

Die Geister, die ich rief ... (Richard Donner, 1988) 7/10

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Ist hier jemand, der diesen Film nicht kennt? Ab in die Ecke, die Inhaltsangabe aus einer anderen Besprechung holen, und sich mit dem Geist der gegenwärtigen Weihnacht auseinandersetzen …

Bill Murray als profit- und karriereorientierter Fernsehproduzent, der ein Geweih an eine Maus tackern will. Karen Allen :knutsch: :knutsch: :knutsch: kümmert sich um die Ausgestoßenen der Gesellschaft und ist so herzallerliebst wie nur irgendwas. Robert Mitchum ist wie in seinen großen Filmen 30 Jahre früher, nur cooler. John Glover ist wie in GREMLINS 2, nur besser. Alfre Woodard als Grace möchte man am liebsten in den Arm nehmen, und mit ihrem kleinen stummen Jungen in den Zoo gehen und ihm die Wunder dieser Welt zeigen. David Johansen ist der Geist der vergangenen Weihnacht und wirkt wie Tom Waits auf einem richtig wilden Trip. Carol Kane ist der Geist der gegenwärtigen Weihnacht und hat dafür ein paar richtig stich- und vor allem schmerzhaltige Argumente an Bord. Der Geist der zukünftigen Weihnacht? Richtig gruselig!! Handtücher als Weihnachtsgeschenke. Lee Majors rettet mit der Maschinenpistole in der Hand dem Weihnachtsmann das Leben. Fünf Pfund bestes Kalbfleisch sind genau das richtige Weihnachtsgeschenk für einen kleinen Jungen. Bill Murray, der Lakoniker vom Dienst, dreht so hemmungslos auf und über, dass es für mehr als nur eine Handvoll Fremdschämmomente reicht. Aber es wirkt, es wirkt richtig gut! Die Musik von Danny Goldman ist eine Karikatur aller übertriebenen Hollywood-Soundtracks gleichzeitig (hoffentlich, weil wenn die Musik ernst gemeint wäre, dann wäre das mindestens so peinlich wie Bill Murray auf Speed). Und ansonsten einfach nur Weihnachten, Bill Murray, Carol Kane, und nochmals Weihnachten.

Das ist alles eigentlich nicht wirklich lustig, manchmal peinlich, regt oftmals zum heimlichen Nachdenken an, und vor allem ist das hochgradig unterhaltsam. Der ultimative Weihnachtsfilm. Besser als STIRB LANGSAM. Viel besser!
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Maulwurf
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Re: Was vom Tage übrigblieb ...

Beitrag von Maulwurf »

Die alles zur Sau machen (Michael Tuchner, 1971) 6/10

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Vic Dakin ist der rücksichtslose Chef einer rücksichtslosen Gangsterbande, der mit Liebe beim Job ist und noch selbst gerne hart zuschlägt, anstatt dies anderen zu überlassen. Eines Tages bekommt er einen Tipp zu einem möglichen Lohngeldraub. Nicht sein übliches Geschäft, aber lukrativ. Zusammen mit dem Gelegenheitserpresser und –zuhälter Wolff fädelt er den Job ein. Allerdings muss er dabei auf dem Gebiet des Schulfreundes und jetzigem Konkurrenten Frank arbeiten, weswegen er diesen zur Zusammenarbeit einlädt. Frank allerdings bringt seinen kranken und nervenschwachen Schwager Edgar mit ins Spiel, und damit wissen eine Menge Leute von dem geplanten Überfall. Auch Inspektor Matthews, von dem heißt, dass er nur noch eine einzige Aufgabe hat: Dakin dingfest zu machen …

Bemüht harte Gangsterstory, die einzig unter dem Problem ihrer Entstehungszeit leidet. Der Film bringt durchaus echtes Lokalkolorit mit, weil er nur in London und Umgebung gedreht wurde. Richard Burtons Ausstrahlung ist eiskalt und extrem unsympathisch. Keiner, mit dem man gleichzeitig im selben Club sein möchte und die anderen Darsteller sind erstklassig gecastet und die Charaktere nachvollziehbar und durch die Bank ziemliche Schweine.
Aber es fehlt ein wenig der Esprit. Bis zur Gewaltorgie von RIFIFI AM KARFREITAG ist noch einige Zeit hin, und Anfang der 70er wurden solche Filme oft noch mit diesem Balladentouch inszeniert. Nur so ist nämlich der ziemlich saftlose Showdown zu erklären. Bis dahin aber hält der Film konstant seine niedrige, aber immer vorhandene Spannung, und letzten Endes sind es die Figuren die hier begeistern. Von solchen Typen (und von der Musik) kann man hin zu DIE PROFIS eine gerade Linie ziehen und den britischen Gangster-/Cop-Film der 70er-Jahre nachvollziehen. Aber trotzdem, so richtig losgehen tut hier nur der Überfall, alles andere ist mit gebremstem Schaum inszeniert. Schade, ein explosiv-brutales Remake wäre sicher eine Schau …
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Jack Grimaldi
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