Belle de jour - Schöne des Tages - Luis Bunuel (1967)

Moderator: jogiwan

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reggie
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Re: Belle de jour - Schöne des Tages - Luis Bunuel (1967)

Beitrag von reggie »

Ich fand den Film sehr gelungen, tolle Darsteller!

Die Frage ob sie sich alles einbildete stellte sich mir gar nicht :hirn:

Etwas ausführlicher:

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Frankreich/Italien 1967

Darsteller: Catherine Deneuve, Jean Sorel, Michel Piccoli, Geneviève Page, Pierre Clémenti, Françoise Fabian, Macha Méril
Score: Michel Magne

Die von ihrem Mann Sexuell vernachlässigte Arztfrau Severin wird von Alpträumen geplagt. Dort wird sie gezüchtig, erniedrigt und sie sind voller Sexueller Obsessionen.
Als sie eines Tages von einer Freundin hört das es noch gewisse Frauenhäuser gibt, die eigentlich in Frankreich verboten sind, ist sie hin und her gerissen von dem Gedanken in so einem Anzufangen.
Als sie auch noch von einem Freund ihres Mannes eine exclusive Adresse erfährt, stellt sie sich dort vor.
Wie in einer Familie wird sie dort aufgenommen, doch anfänglich kostet es sie etwas Überwindung, sie zieht es dann aber durch und wird bald zu einer gefragten Prostituierten.
Ein kleiner Gangster besucht sie regelmässig und möchte sie bald auch Privat treffen.
Sie ist ja nur von 2 bis 5 da, Tagsüber, deshalb auch ihr Spitzname "Belle de Jour".
Als dann auch noch der Freund ihres Mannes dort auftaucht, steigt sie aus dem Geschäft aus, aber dies nimmt ihr der Kleine Gangster übel und sucht sie zuhause auf.....
Eine Katastrophe bahnt sich an...
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Dieser Film ist weit entfernt von einem Schmuddler, auch große abgründe tun sich hier nicht auf.
Wenn es etwas ärger zugeht dann nur in den Träumen von Severin.
Mit ihrem Mann hat sie auch ein gutes Freundschaftliches verhältniss, aber die Betten sind auseinader gerutscht. Sein Arbeit spannt ihn zu arg ein, so flüchtet sie sich in ein Freudenhaus. Dies wird von einer Freundlichen Dame geführt, auch ihre Kolleginen sind ganz nett.
Severin gefällt es nach der kurzen Eingewöhnung, wo sie von einem widerlichen Chinesen besprungen wird, recht gut in dem Haus. Sie ist auch so ein richtiger Sonnenschein.
Auch der Gangster der in seinem Beruf ein ziemlicher Brutalo ist und ein komplettes Goldgebiss hat, da ihm die Zähne ausgeschlagen wurden, ist sehr nett zu Severin.
Also mehr auf der Sonnenseite der Film, denn im Tiefen abgrund...
Bis auf die Mädels in Reizwäsche ist der Film auch eher zahm...aber klar die Mädels sind schon lecker ;)
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Was ich nicht ganz kapiert habe war die Aktion vom Gangster, der Knallt irgend jemanden nieder, zeitgleich hat ihr Mann einem Unfall. Von der Polizei erfährt man das er wohl den Falschen erschossen hat...
Welchen Unfall der Mann hatte wird nicht so recht klar :? Da hab ich mal kurz nicht ganz durchgeblickt...
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Die mehr als hübsche Denevue spielt super, Michel Piccoli gibt den Freund ihres Mannes und ihr Mann wird von Jean Sorel gespielt. Wie ihr seht eine Exquisiete Darstellerriege...
Hat mir sehr gut getaugt der Film! 8/10

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Trailer:
http://www.moviepilot.de/movies/belle-d ... iler/29901

Ausschnitt:


Score:


Über das gelungene Bild und Ton zusammenspiel in dem Film:
http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/33377.html
"Mit Scherzen und Lachen ist es Mittag geworden"
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buxtebrawler
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Re: Belle de jour - Schöne des Tages - Luis Bunuel (1967)

Beitrag von buxtebrawler »

„Was soll ich mit einer Zärtlichkeit?“

Zwischen „Simon und die Wüste“ und „Die Milchstraße“ inszenierte der spanische Surrealismus-Pionier Luis Buñuel das in französisch-Italienischer Koproduktion entstandene Erotikdrama „Belle de jour – Schöne des Tages“, dessen Drehbuch er zusammen mit Jean-Claude Carrière verfasst hatte. Der auf dem gleichnamigen Roman Joseph Kessels aus dem Jahre 1928 (!) basierende Film wurde 1967 veröffentlicht und gilt als angesehenes Spätwerk Buñuels.

„Er ist pervers!“ – „Schlimmer als das...“

Seit einem Jahr ist Sévérine (Catherine Deneuve, „Ekel“) mit dem Chirurgen Pierre (Jean Sorel, „Sandra“) verheiratet, doch im Bett tut sich nichts, im Gegenteil: Sie schlafen sogar voneinander getrennt. Der Grund dafür sind Sévérines unerfüllte Neigungen, über die sie mit ihrem von ihr als zwar treu, zuverlässig und finanziell solide aufgestellt, aber eben auch langweilig empfundenen Mann jedoch auch nicht zu sprechen gedenkt. Stattdessen flüchtet sie sich immer wieder in entsprechende Tagträume, bis sie tagsüber in Madame Anais‘ Bordell unter falschem Namen als Prostituierte anfängt, wovon ihr Mann nichts ahnt – zumal sie auch stets rechtzeitig wieder zu Hause ist…

„Ich glaube, dir muss man erst mit dem Stock zureden, hm?“

Der ach so biedere Pierre lässt seine Frau am helllichten Tag unter freiem Himmel auspeitschen. Tatsächlich? Nein, es handelt sich lediglich um einen visualisierten Wunschtraum Sévérines. Dieses Spiel mit Traum/Fantasie und Realität ist das Hauptmarkenzeichen dieses Films, der seinem Publikum die Unterscheidung absichtlich erschwert, indem er beide Ebenen nicht deutlich voneinander abgrenzt, sich nur in Sévérines Kopf Abspielendes also nicht entsprechend markiert. Weshalb sich Sévérine in Anbetracht ihrer Neigungen überhaupt in eine solche Zweckehe begibt, wird nicht thematisiert; neben ihrer echten – nur eben nicht körperlichen – Zuneigung dürfte die finanzielle Absicherung durch Einheirat in die Bourgeoisie ihre Motivation gewesen sein. Gegen jene gesellschaftliche Schicht teilt Buñuel erwartungsgemäß wieder einige Seitenhiebe aus.

Vorsichtig tastet sich Sévérine an ihren neuen Beruf heran, kann sich aber schon bald in der Anonymität des Bordells, einer Art Parallelwelt, entfalten und ihre devoten Neigungen ausleben – auch wenn bereits ihr zweiter Freier eine Domina sucht. Ein japanischer Freier (Iska Khan, „Eddie krault nur kesse Katzen“) bringt ihr eine Art MacGuffin, über den Buñuel einen in einem unnötigen Anfall von Selbstzensur völlig im Unklaren lässt. Ärger bahnt sich jedoch an, als einer ihrer Freier, der Ganove Marcel (Pierre Clémenti, „Der Leopard“), sich in sie verliebt und zugleich ihre Anonymität gefährdet wird, als sie ein Bekannter (Michel Piccoli, „Das Mädchen und der Kommissar“) ihres Manns im Bordell entdeckt. Buñuel und Carrière lösen all diese Probleme durch einen überkonstruierten Handlungsverlauf, der u.a. Pierre in den Rollstuhl – hier sinnbildlich für „entmannt“ – bringen und Sévérine aus allen Verquickungen als Siegerin oder zumindest glückliche Nutznießerin hervorgehen lassen wird, gefolgt von einem Filmende, mit dem man offenbar noch etwas Verwirrung stiften wollte, von dem Buñuel aber wahrscheinlich selbst nicht wusste, was es bedeuten soll.

Catherine Deneuve sieht man in Reizwäsche, allerdings nur einmal von hinten gänzlich unbekleidet. Die Erotik in „Belle de Jour“ ist dezenter Natur, wobei die Kamera Sévérine gern voyeuristisch abtastet. Für das Jahr 1967, also kurz vor der sich auch im Kino überdeutlich bemerkbar machenden (und ausgenutzten) sexuellen Revolution, war das gewagt, wenngleich eine expressivere, die neuen Möglichkeiten der Freizügigkeit nutzenden Herangehensweise den Film womöglich ansprechender gemacht hätte – auf diese Weise jedenfalls wirkt er als Plädoyer gegen Verklemmtheit mitunter selbst noch ein bisschen verschüchtert. Dafür recherchierte man im Vorfeld offenbar gut und schuf mit diesem Film eine Art Portrait weiblichen Masochismus anhand eines exemplarischen Beispiel. Möglicherweise war eine, wie im Film angedeutet, Missbrauchserfahrung im Kindesalter damals wissenschaftlicher Stand bei der Erforschung der Ursachenfrage; wenn nicht, hätte man sich diese Szene besser geklemmt. Und das Plädoyer für Prostitution als tolle Möglichkeit für Frauen, zu ihrer sexuellen Identität zu finden, ist mindestens fragwürdig, scheint eher einer Männerfantasie entsprungen. Apropos: Visualisierte Fantasien und zusammenhanglos bis deutungsoffen erscheinende Szenen machen aus „Belle de Jour“ nicht gleich zu einer bewusstseinserweiternden surrealistischen Erfahrung.

Der Film zeichnet ein bigottes gesellschaftliches Umfeld, in dem es verständlich erscheint, dass Sévérine ihre Neigungen nicht offen auslebt, aber auch Sévérine als berechnende Frau, die offenbar ihr gemachtes Nest an der Seite ihres Mannes nicht verlieren will. Viel mehr erfährt man über sie leider nicht; Deneuve spielt eine weitestgehend eigenschaftslose An- und Ausziehpuppe in ständig wechselnden Kostümen, einen visuell hochstilisierten Spielball des Modeschöpfers Yves Saint Laurent. Eine weitergehende Charakterstudie wäre interessanter gewesen, hätte „Belle de Jour“ aber vermutlich auch viel seiner entrückten, nicht wirklich greifbaren Stimmung beraubt. In dieser finden sich surreale Spuren und Abstraktionen, die man wohl mögen muss, um den Film vollumfänglich genießen zu können.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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