Das 3. Auge - Mino Guerrini (1966)

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Das 3. Auge - Mino Guerrini (1966)

Beitrag von jogiwan »

Das 3. Auge - Mino Guerrini

das-dritte-auge-poster.jpg
das-dritte-auge-poster.jpg (9.89 KiB) 523 mal betrachtet

Originaltitel: Il Terzo occhio

Herstellungsland: Italien / 1966

Regie: Mino Guerrini

Darsteller: Franco Nero, Gioia Pascal, Erika Blanc, Olga Solbelli, u.a.

Story:

Der junge Graf Mino (Franco Nero) lebt mit seiner herrischen Mutter und der eifersüchtigen Haushälterin Martha auf einem Schloss an der italienischen Küste. Ein paar Tage vor seiner Hochzeit mit der attraktiven Laura (Erika Blanc) verunglückt diese auf mysteriöse Weise. Kurz darauf wird seine Mutter ermordet.
Der labile Mino verliert mehr und mehr den Verstand und beginnt, wahllos junge Mädchen zu töten. Martha, die ihn liebt, steht ihm dabei tatkräftig zur Seite. Eines Tages erhält er Besuch von einer jungen Frau, die seiner verstorbenen Laura wie aus dem Gesicht geschnitten ist ...

Regisseur Mino Guerrini ("Man stirbt nur einmal") schuf mit diesem Film einen schockreichen Gothic-Thriller, der bis heute nichts von seiner Spannung und Dramatik verloren hat.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Reinifilm
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von Reinifilm »

...und der außerdem die Vorlage für Trash-Slasher "Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf" von Joe D'Amato lieferte. :geek:
_______________________________________________________
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
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CamperVan.Helsing
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von CamperVan.Helsing »

In der Tat ein sehr sehenswerter Film.
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
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sid.vicious
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von sid.vicious »

Produktionsland: Italien
Produktion: Luigi Carpentieri
Erscheinungsjahr: 1966
Regie: Mino Guerrini
Drehbuch: Piero Regnoli
Kamera: Alessandro D'Eva
Schnitt: Ornella Micheli
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Francesco De Masi
Länge: ca. 77 Minuten
Freigabe: FSK 18
Darsteller:
-Franco Nero - Mino
-Gioia Pascal - Marta
-Erika Blanc - Laura / Daniela
-Olga Solbelli - Mino’s Mutter
-Marina Morgan - Frau im Nachtclub
-Richard Hillock - Doktor


Mino lebt mit seiner Mutter der Contessa und der Haushälterin Marta in eine Villa zusammen. Nach dem Tod seines Vaters, ist Mino zu einem reinen Muttersöhnchen geworden, der sogar mit ihr zusammen in einem Zimmer schläft. Natürlich ist die Contessa alles andere als begeistert, das Mino seine Freundin Laura heiraten will. Marta und die Contessa planen, Laura anhand eines herbeigeführten Unfalls zu töten. Der Plan funktioniert, aber das ist erst der Anfang des Dramas…

Mino Guerrinis 1966 gedrehter Film ist zweifelsohne die Vorlage zu D´Amatos „Sado- Stoss das Tor zur Hölle auf“. Die Handlung läuft auf einer ähnlichen Ebene und es gibt einige Parallelen. Zwar werden die Szenen logischerweise nicht in der Form, wie es bei „Sado“ der Fall war ausgespielt, aber es wird z.B. über die Vernichtung der Leichen mit Salzsäure gesprochen. Des Weiteren sollte es Niemanden verwundern, dass Mino in seiner Freizeit als Tierpräparator fungiert. Eine Fähigkeit die er auch bei seiner verunglückten Freundin Laura anwendet. Wie auch in D´Amatos Film, tritt bei „Das Dritte Auge“ im Filmverlauf, Lauras Schwester auf den Plan und die Haushälterin will Mino heiraten…

Mino Guerrini ist mit diesem Film ein sehr interessantes Genrewerk gelungen, welches weniger als typischer italienischer Film daherkommt, sondern eher mit einigen Hammer-Produktionen, wie „Haus des Grauens“ und „Der Satan mit den langen Wimpern“ welche 1963 und 1965 entstanden, vergleichbar ist. Das Guerrinis Film aus dem Jahr 1966 stammt, sind Ähnlichkeiten wohl eher nicht zufällig zu bewerten. Es gibt einige Kameraeinstellungen, in denen Franco Nero, Oliver Reed nicht gerade unähnlich ist. Hierbei sind seitliche Profilbeleuchtungen gemeint.

Die Musik unterscheidet sich allerdings total von der, aus den genannten Hammerfilmen, das ist zum Einen durchaus so zu verstehen, das Guerrini dem Ganzen doch noch einen eigenen Stempel aufdrücken wollte.

„Das dritte Auge“ ist ein kleines und unbekanntes Juwel aus Italien, welches von sehr guten Schauspielern und einer guten Story dominiert wird. Leider hat der Film bisher keinen hohen Bekanntheitsgrad und ist eher einzig den Insidern des Genres bekannt.
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untot
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von untot »

"Das dritte Auge" ist ein ein wirklich toll gespielter Film, der dadurch das er in Schwarz-Weiß gedreht wurde noch bedrückender wirkt.
Dennoch sollte ich einen Favoriten nennen, würde ich "Sado" den Vorzug geben, weil einfach krasser, totzdem staker Film.

7/10
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dr. freudstein
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von dr. freudstein »

Ein Film nach meinem Geschmack, intensives Stück Film. Und da wohl fast jeder hier das Remake von Joe D'Amato zuerst gesehen hat wie ich auch, kann man das wohl auch deutlich hier sehen, wieviel der olle Joe übernommen hat, nur eben moderner ausgespielt und vor allem die Gewaltszenen explizit dargestellt, ein wahres Gemetzel. Dieses findet man hier zwar nicht und eine 1:1 Kopie auch nicht, zum Glück. Es geht hier zwar nicht um den Joe, aber so gefällt mir ein Remake und das (verborgene oder totgeschwiegene) Talent des Trash- und Vielfilmers zeigte sich in SADO - STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF besonders deutlich, würde ich sagen.

Hier sah ich aber einen keinen Deut schhlechteren Film vor, besonders Franco Nero in der Verwandlung zum Wahnsinnigen finde ich besonders gelungen. Durch den Unfalltod (Mord) seiner Geliebten und den Unfalltod (Unfallmord) seiner Mutter an einem einzigen Tag verliert Mino aus reichem Hause zunehmends den Verstand und tötet fortan all seine Gespielinnen. Jedoch glaubt er, daß andere wahnsinnig werden, nicht er selbst. Erinnerungen an Norman Bates wurden wach bei mir., auch dieser beschäftigte sich mit ausgestopften Tieren und lebte in seiner eigenen Welt mit seiner toten Mutter.

Das Auflösen in Salzsäure der Leichen wird hier nur im Dialog erwähnt, sofort wird zur nächsten Szene übergeblendet. Messerattacken bekommen wir auch zu sehen, jedoch nie, wie das Messer im Körper eindringt, jedoch allein die gnadenlose Hatz ist Horror genug. Die schwarz/weiss Verfilmung tut hier ihr übriges zu bei.

Verwöhnte Kinder können alles haben, erst der Tod geliebter Menschen läßt sie begreifen, daß man eben nicht alles kaufen kann.

Ein wahrhaft grandioser Gruselthriller und daher setzt es von mir 8/10
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horror1966
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von horror1966 »

Den Film habe ich ja mittlerweile auch und ich muss zu meiner Schande eingestehen, das ich gar nicht wusste, das es sich um das Original von "Buio Omega" handelt (schäm). Heute Nacht muss der Film dran glauben und ich bin wirklich guter Dinge, das er mir zusagen wird. :thup:
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dr. freudstein
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von dr. freudstein »

horror1966 hat geschrieben:Den Film habe ich ja mittlerweile auch und ich muss zu meiner Schande eingestehen, das ich gar nicht wusste, das es sich um das Original von "Buio Omega" handelt (schäm). Heute Nacht muss der Film dran glauben und ich bin wirklich guter Dinge, das er mir zusagen wird. :thup:
Es gibt einen Film, den du nicht kennst :shock: :kicher:
Geil, freue mich schon auf deine ausführliche Sichtweise :sabber:
Schade nämlich, wurd ja noch nicht viel geschrieben (Ugo ist außer Konkurrenz).

Als Giallo würd ich ihn aber nicht einstufen, aber egal, ist nur Schubladendenken und Bux ist im Urlaub (trotzdem kaum Rechtschreibfehler 8-) )

Viel Spaß damit, wirst begeistert sein von dem altem Schinken, aber grade als Vergleich zum Remake, dem viel bekannterem ebenfalls ein Genuß :thup:
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horror1966
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von horror1966 »

Das 3. Auge
(Il Terzo occhio)
mit Franco Nero, Gioia Pascal, Erika Blanc, Olga Solbelli, Marina Morgan, Richard HillockLuciano Foti
Regie: Mino Guerrini
Drehbuch: Gilles De Reys / Mino Guerrini
Kamera: Alessandro D'Eva
Musik: Francesco De Masi
FSK 18
Italien / 1966

Der junge Graf Mino lebt mit seiner herrischen Mutter und der eifersüchtigen Haushälterin Martha auf einem Schloss an der italienischen Küste. Ein paar Tage vor seiner Hochzeit mit der attraktiven Laure verunglückt diese auf mysteriöse Weise. Kurz darauf wird seine Mutter ermordet. Der labile Mino verliert mehr und mehr den Verstand und beginnt, wahllos junge Mädchen zu töten. Martha, die ihn liebt, steht ihm dabei tatkräftig zur Seite. Eines Tages erhält er Besuch von einer Frau, die seiner verstorbenen Laura wie aus dem Gesicht geschnitten ist...


Das es sich bei Mino Guerrinis Klassiker aus dem Jahre 1966 um das Original zu Joe D'Amatos Horror-Klassiker "Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf" handelt, dürfte einigen Leuten nicht unbedingt geläufig sein. Vom Bekanntheitsgrad her dürfte nämlich D'Amatos weitaus härtere Version der Geschichte um den jungen Grafen Mino weitaus verbreiteter sein, der hier vom jungen Franco Nero dargestellt wird, wobei man auch gleichzeitig bei einem absoluten Höhepunkt des Filmes angelangt ist. Ist Neros Performance doch nahezu grandios und bietet dem Zuschauer einen erstklassigen Einblick in die kranke Seele eines Mannes, der in einem schon als krankhaft zu bezeichnenden Abhängigkeitsverhältnis zu seiner strengen Mutter aufgewachsen ist. Schon im frühen Alter von 25 Jahren gibt Nero hier eine Probe seines schauspielerischen Könnens und besticht insbesondere durch eine herausragende Mimik. Man kann dem von ihm dargestellten Charakter förmlich im Gesicht ablesen und kann sich so einen äusserst guten Eindruck von der offensichtlich kranken Psyche des Mannes machen. Sein generell recht gestörtes Verhältnis zu Frauen kommt immer wieder zum Vorschein, vor allem aber drückt sich dieses in seiner Beziehung zu seiner Verlobten aus, der gegenüber er einen schon sehr ausgeprägten Kontrollzwang ausübt.

Ganz generell unterscheidet sich der Film im Gegensatz zu seiner Neuauflage vor allem darin, das Mino hier fast gänzlich ohne explizite Gewaltdarstellungen auskommt und sich viel intensiver um die tiefgehende Beleuchtung der einzelnen Figuren kümmert. So sollte man dann auch trotz einer 18er Freigabe keinesfalls einen harten Horrorfilm erwarten, sondern vielmehr eine Art Horror-Drama, in dem der aufkommende Horror lediglich subtiler Natur ist und einem schleichend unter die Haut kriecht. Bis auf eine kleine Messerattacke hat der Betrachter keinerlei Härten zu erwarten und selbst die erwähnte Passage wirkt aus heutiger Sicht vollkommen harmlos, so das eine 16er Freigabe vollkommen ausreichend gewesen wäre. Dennoch entfaltet das Geschehen aber einen gewissen Härtegrad, der sich allein durch das Verhalten des Grafen und die verbale Andeutung gewisser Aktionen andeutet (Säurebad). Dadurch wird die eigene Fantasie in Gang gesetzt und die blose Vorstellung der Aktionen kann durchaus für eine gepflegte Gänsehaut sorgen. So beinhaltet der Film dann auch durchgehend ein herrlich schauriges Grusel-Feeling, das durch den Schauplatz der riesigen Villa noch zusätzlich untermauert wird, in der sich der Großteil der Geschichte abspielt.

Am hervorstechendsten sind bei Minos Klassiker allerdings die offensichtlichen Ähnlichkeiten zu Alfred Hitchcocks Meisterwerk "Psycho", dessen offensichtlicher Einfluss kaum zu übersehen ist. Auch hier ist die seelisch kranke Hauptfigur als Tierpräparator tätig, dann wäre da noch das absolut gestörte Verhältnis zur Mutter und zu guter Letzt die Aufbewahrung einer Leiche im eigenen Haus. So drängt sich ein indirekter Vergleich der Werke fast schon zwangsläufig auf und so schlecht schneidet "das 3. Auge" in diesem Vergleich gar nicht ab. Nimmt man einmal D'Amatos Remake zur Hand, das selbstverständlich viel mehr auf Härte getrimmt ist und durch einige recht derbe Passagen auffällt, so handelt es sich in vorliegendem Original um die Qualitativ bessere Version. Dies ist meiner Meinung nach auch sehr einfach zu begründen, denn die weitaus bessere Beleuchtung der einzelnen Figuren lässt einen einen viel besseren bezug zu den Personen herstellen. Ausserdem werden auch die krankhaften Beziehungen untereinander viel besser ausgearbeitet, der pure Wahnsinn ist hier einfach viel greifbarer und hinterlässt einen sehr nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis.

Alles zusammengenommen hat man es hier mit einem herrlichen Klassiker zu tun, der leider nicht die Anerkennung und den Bekanntheitsgrad erfährt, der im aufgrund seiner Klasse zustehen würde. Handelt es sich doch um eine spannend umgesetzte Story, die vor allem in atmosphärischer Hinsicht eine echte Granate ist. Hinzu kommen die wirklich hervorragenden Schauspieler, die allesamt durch glänzende Leistungen auffallen. Und trotzdem ragt ein spielfreudiger-und ausdrucksstarker Franco Nero noch einmal ganz besonders hervor und schafft es ganzzeitig, den Zuschauer förmlich in seinen Bann zu ziehen. Nicht nur für Fans des italienischen Kinos ist dieser Klassiker absolut sehenswert, denn jeder Genre-Freund, der mit der Neuauflage von D'Amato Bekanntschaft gemacht hat, sollte allein aus Vergleichsgründen auch einmal zum Original greifen.


Fazit:


"Das 3. Auge" ist ein rundum stimmiger Genre-Beitrag, der vollkommen ohne Härten auskommt und dennoch jederzeit gruselige Stimmung und jede Menge Spannung beinhaltet. Tiefgehende Charakter-Beleuchtungen und ein äusserst spielfreudiges Darsteller-Ensemble sind die weiteren Zutaten für einen Filmgenuss auf höchstem Niveau, den man unbedingt erlebt haben sollte.


8,5/10
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dr. freudstein
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Re: Das 3. Auge - Mino Guerrini

Beitrag von dr. freudstein »

Vielen Dank, H1966'ischi :thup:

Hatte ich also gar nicht Unrecht mit meinem Vergleich zu PSYCHO ;)
Viele meinten ja, Franco Nero würde hier gar nicht so gut spielen, was ich indeß überhaupt nicht nachvollziehen mag. Klar, KEOMA und DJANGO sind seine Paraderollen, hier hingegen durfte er sich schon sehr gut einspielen, was ihm imho sehr gut gelungen ist.
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