Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

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Moderator: jogiwan

dr. freudstein
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino

Beitrag von dr. freudstein »

Filmprogramm Deutschland
Vampir Nr. 9
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 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster Imageshack leider nicht mehr verfügbar.
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DrDjangoMD
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino

Beitrag von DrDjangoMD »

Ich betrachte das große Bild unten rechts zwar als Spoiler, doch mein DVD-Cover war da anderer Meinung :|
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jogiwan
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino

Beitrag von jogiwan »

Deliria över Hamburg - Pt. I

Der Archäologe Jason Porter ist nicht nur auf der Suche nach Etruskischen Gräbern ein Getriebener, sondern auch im Leben sehr exzessiv, wenn es um Frauen und Alkoholkonsum geht. Bei einem seiner Einsätze trifft er in Perugia auch wieder auf seine Ex-Freundin Myra, die mittlerweile mit dem Star-Dirigenten Nikos liiert ist und gemeinsam mit einem Trupp künstlerisch bewanderter Personen in einer geräumigen Villa lebt. Als Jason mit seinem Team ein Grab entdeckt und mittels Sonde Fotos des Inneren macht, entdeckt er Wandmalereien eines etruskischen Todesgottes und präsentiert dieses auch Myra und ihren Freunden. Wenig später geschieht ein grausamer Mord und ein Pärchen wird grausam erschlagen und die Leichen im Stil der entdeckten Wandmalereien drapiert…

Der Auftaktfilm des heurigen Forentreffens in Hamburg war ein herrlich kruder Kriminalfilm in italienisch-deutsch-jugoslawischer Koproduktion, der im deutschsprachigen Raum auch als Bryan Edgar Wallace-Verfilmung vermarktet wurde. Die Geschichte über die On-Off-Beziehung eines Alkoholikers und Archäologen und andere seltsame Menschen würde ja eigentlich noch gehen, aber das Motiv des Killers setzt hier ja doch allem noch die Krone auf. Darüber wurde ja auch noch am nächsten Tag gerätselt und irgendwie ergibt die Motivsuche bei Kindheitstraumata, Sexualängsten, Rachegelüsten und verdrängten Aggressionen ja für mich noch immer keinen Sinn. Auch sonst gab es immer wieder Szenen, wo man nicht so genau wusste, wie man diese jetzt verorten soll. Doch das ist eigentlich auch eher nebensächlich bei einem Film, der mich bei der Erstsichtung auf der großen Leinwand doch auch begeistert hat. Ich habe ja ein großes Herz für Gialli mit seltsamen Geschichten und noch seltsameren Auflösungen und darstellerisch und von den Locations war „Das Geheimnis des gelben Grabes“ doch eine sehr hübsche Sache, die meines Erachtens auch durchaus positiv aufgenommen wurde. Sicher kein Highlight, aber ein netter Film mit bekannten Gesichtern, fragwürdigen Handlungsverlauf und einem Ende, dass selbst aufgeschlossene Zuschauer doch eher ratlos zurücklässt. Genauso muss das sein!
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buxtebrawler
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

Beitrag von buxtebrawler »

Gelbe Gräber und rote Pumps

„Kennen sie das, wenn Sie sich hoffnungslos in eine Sache verrannt haben?“

Die italienisch-deutsch-jugoslawische Koproduktion „Das Geheimnis des gelben Grabes“ von Italo-Regisseur Armando Crispino („Autopsie - Hospital der lebenden Leichen“) war 1972 einer der letzten Ausläufer der Edgar-Wallace-Reihe bzw. wurde der Film zu einem gemacht: Weder Edgar, noch Bryan Edgar haben etwas mit dem Film zu tun, vielmehr handelt es sich schlicht einmal mehr um einen Giallo.

US-Archäologe Jason Porter (Alex Cord, „Mehr tot als lebendig“) erforscht in Spoleto (in der italienischen Region Umbrien) etruskische Grabstätten und findet dabei eine Wandmalerei, die den etruskischen Dämon Tuchulcha beim Töten eines Liebespaars zeigt. Untergekommen ist Porter beim Dirigenten Nikos Samarakis (John Marley, „Der Pate“), pikanterweise der neue Geliebte seiner Ex-Freundin Myra Shelton (Samantha Eggar, „Das Licht am Ende der Welt“), über die er nie hinweggekommen ist. Als nahe der Grabkammer tatsächlich ein Liebespaar brutal mit einer von Porters Forschungssonden getötet wird, ruft dies die Polizei um Inspektor Giuranna (Enzo Tarascio, „Vier Fäuste für ein Halleluja“) auf den Plan: Hat Choreograph Stephen (Horst Frank, „Django und die Bande der Gehenkten“) etwas mit der entsetzlichen Tat zu tun? Das nächste Opfer lässt nicht lang auf sich warten: Samarakis‘ Sohn Igor (Carlo De Mejo, „Der Pfaffenspiegel“) kommt noch einmal mit dem Leben davon, doch seine Freundin segnet das Zeitliche. Und wieder sieht es verdächtig nach einem Ritualmord aus, denn erneut hat der Mörder ein Paar roter Damenschuhe am Tatort drapiert. Hat der jähzornige Alkoholiker Porter die Morde begangen, um seine Wut auf Myra und Nikos zu kanalisieren? Oder greift gar ein dämonischer etruskischer Fluch um sich…?

In malerische Landschaftsaufnahmen und zu einem ohrenschmeichelnden Soundtrack Riz Ortolanis taucht Crispino mit „Das Geheimnis des gelben Grabes“ eine Allegorie auf das triebgesteuerte Leben der Etrusker, von dem Porter aus dem Off zu berichten weiß und dessen Reproduktion Porter und Konsorten zum Verhängnis zu werden scheint. Sex und Gewalt – willkommen in einem Who- und Whydunit?-Giallo voller Kulturkunde, Verfolgungsjagden im VW Käfer und Versteckspielen, der besiedelt ist von Cholerikern, Verhaltensgestörten, Femmes falates, Sexisten, Verschwörungstheoretikern und Psychopathen (sowie einem tuntigen und damit völlig gegen den Strich besetzten Horst Frank), die Schnauzbärte tragen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit J&B verköstigen und Nikotin inhalieren, um gestelzte, gekünstelte Dialoge abzusondern.

Crispinos Film wirkt lange wie eine Verkettung bizarrer Einzelszenen, in denen oben beschriebene unsympathische Klientel sich gegenseitig das Leben schwer macht und gegenüber der Polizei ihre Unschuld zu beweisen versucht. Kamerachef Erico Menczer verleiht dem wirren Treiben Stil und Ästhetik, arbeitet mit Point-of-View-Perspektiven und beweist ein Auge sowohl für Panoramen als auch Details. Kombiniert wird seine Arbeit mit Zeitlupen und Einzelbildsuggestionen, die Narration strukturell aufgebrochen mittels Rückblenden und das Ensemble durchaus überraschend dezimiert oder auch erweitert; und was sich da auf der Leinwand so tut, ist oftmals herrlich neben der Spur oder auch komplett drüber, allein rechten Sinn will all das nicht ergeben. Statt Mitzurätseln sollte man sich genüsslich zurücklehnen und den Irrsinn auf sich wirken lassen, denn versucht man gar nicht erst, der Handlung zu folgen und ihre Auflösung vollumfänglich intellektuell zu erfassen (der Dämonenfluch erscheint mir noch immer am wahrscheinlichsten – ganz gleich, was das Skript möglicherweise anderes verlautbart), bieten sich einem ein delirierender Einblick in die Etruskologie und eine sehr anschauliche Warnung vor den Folgen übermäßigen J&B-Konsums – die Fortsetzung „Das Geheimnis der gelben Haut“ wurde jedoch nie realisiert…
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Mein Sichtungseindruck vom letztjährigen Forentreffen:

Nicht einmal, dass ich Armando Crispinos Grusel-Giallo bereits einmal in der italienischen Originalfassung gesehen habe, hatte mich darauf vorbereiten können, was für konfuse Feldhasenhaken der Plot dieses eigenartigen, jedweder äußeren und internen Logik trotzenden Films zu schlagen beliebt. Seine Inkohärenz verdankt L’ETRUSCO UCCIDE ANCORA sicher nicht allein der Tatsache, dass Produzent Artur Brauner für die BRD-Fassung, (vermarktet als Bryan-Edgar-Wallace-Abenteuer), fünf Minuten Handlung dem Schneidetisch zum Opfer fallen ließ, (darunter eine wundervolle Großaufnahme einer J&B-Flasche), denn selbst mit diesen ergibt die Räuberpistole um Morde in einer archäologischen Ausgrabungsstätte, die irgendwie mit einem Karajan-Abziehbildchen, einem alkoholkranken Archäologen sowie einer grausamen Etrusker-Gottheit in Verbindung stehen sollen, kaum einmal Sinn genug, dass es mir trotz Zweit-Sichtung möglich wäre, überhaupt zu sagen, worin nun genau die Motivation des Killers gelegen haben soll: Weil man als Kind zusehen muss, wie die eigene Mutter vom jähzornigen Vater den Kopf an der Heizung verbrüht bekommt, entwickelt man einen Fetisch für rote Schuhe, und metzelt sich durch die Damen einer experimentellen Tanzgruppe, um die Morde sodann dem Ex-Mann der neuen Stiefmama in die Schuhe zu schieben, eh? Großartig immerhin: Horst Frank als schwuchtelnder Choreograph, Riz Ortolanis Score, der teilweise klingt, als würde dort schon für CANNIBAL HOLOCAUST geübt werden, sowie einige stimmungsvolle Momente, wenn Alex Cord durch das mitternächtliche Spoleto strolcht. Da ich L’ETRUSCO UCCIDE ANCORA allerdings sowieso als vehementes Plädoyer gegen exzessiven Alkoholkonsum interpretiere, kann man den Pfeil der Kritik auf einer Meta-Ebene vielleicht aber auch gegen die verantwortlichen Drehbuchautoren wenden: Dass diese nämlich den inflationär aufploppenden Pullen mit dem gelben Etikett nicht zugesprochen haben sollen, kann ich mir kaum vorstellen. Dankenswerterweise saß übrigens Hobby-Archäologe Reini neben mir, der nicht nur während des gesamten Films immer wieder seine Ungläubigkeit ob der Vorgänge auf der Leinwand hinausseufzte, sondern mich auch darüber aufklärte, dass die Ausgrabungssequenzen durchaus der Realität archäologischen Treibens entsprechen.
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Onkel Joe
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

Beitrag von Onkel Joe »

Pidax bringt das "Gelbe Grab" als Blu-Ray.
Ab dem 16.10.2020 erhältlich.

Bild
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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buxtebrawler
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

Beitrag von buxtebrawler »

Onkel Joe hat geschrieben: So 28. Jun 2020, 22:43 Pidax bringt das "Gelbe Grab" als Blu-Ray.
Ab dem 16.10.2020 erhältlich.
Übrigens auch noch einmal auf DVD:

Bild Bild

Extras:
- dt. Werberatschlag (PDF)
- Bildergalerie (Aushangfotos)
- Interview mit Regisseur Armando Crispino (OmU)
- Interview mit Drehbuchautor Lucio Battistrada (OmU)
- Interview mit Kameramann Erico Menczer (OmU)
- Doku „Linee d'ombra“ („Schattenlinien“) von Francesco Crispino inkl. Interview mit Komponist Riz Ortolani (OmU)
- Interview mit Darsteller Carlo de Mejo (OmU)
- Exklusiv produziertes Interview mit Francesco Crispino (OmU)
- engl. / dt. Trailer
- dt. Originalvorspann
- Originaldrehbuch „Raptus“ von Armando Crispino und Lucio Battistrada (PDF)

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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McBrewer
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

Beitrag von McBrewer »

DEADLINE - DAS FILMMAGAZIN bringt nochmal zusammen mit PIDAX diesen wunderbar versoffenen Giallo als VHS-Retro-Mediabook Edition heraus:
DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES-DEADLINE-VHS-RETRO-MEDIABOOK-EDITION KOMMT!
Nachdem PIDAX FILM
den Klassiker von 1972 herausbringt, werden wir als DEADLINE nach DAS GEHEIMNIS DER SCHARZEN HANDSCHUHE unsere VHS-Retro-Mediabook-Edition weiterführen.
DAS GEHEIMNIS DES GELBEN bildete 1972 den Abschluss der beliebten Bryan-Edgar-Wallace-Reihe aus dem Hause CCC-Film Artur Brauner.
Wieder limitiert auf 500 Stück und ab ca. Februar 2021 erhältlich!
Vorbestellungen sind sicher bis Ende des Jahres bei uns möglich!
Hier Infos:
- DVD und Blu-ray (Remastered)
- 4 Lobby-Cards – 2 Poster
- DEADLINE-Booklet
Bonusmaterial der Discs
- dt. Werberatschlag (PDF)
- Bildergalerie (Aushangfotos)
- Interview mit Regisseur Armando Crispino (OmU)
- Interview mit Drehbuchautor Lucio Battistrada (OmU)
- Interview mit Kameramann Erico Menczer (OmU)
- Doku „Linee d'ombra“ („Schattenlinien“) von Francesco Crispino inkl. Interview mit Komponist Riz Ortolani (OmU)
- Interview mit Darsteller Carlo de Mejo (OmU)
- Exklusiv produziertes Interview mit Francesco Crispino (OmU)
- engl. / dt. Trailer
- dt. Originalvorspann
- Originaldrehbuch „Raptus“ von Armando Crispino und Lucio Battistrada (PDF)
DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES mit Alex Cord, Samantha Eggar, John Marley, Nadja Tiller, Horst Frank, Enzo Terascio, Enzo Cerusico, Carlo De Mejo, Christiane von Blanc, Daniela Surina, Vladan Milašinović, Mario Maranzana
Drehbuch: Lucio Battistrada, Armando Crispino
Dialoge: Lutz Eisholz (nach einer Story von Bryan Edgar Wallace)
Kamera: Erico Menczer
Schnitt: Alberto Gallitti, Renate Engelmann
Musik: Riz Ortolani
Bauten: Hansjürgen Kiebach, Giantito Burchiellaro
Kostüme: Luca Sabatelli
Produzent: Artur Brauner
Regie: Armando Crispino
Laufzeit: ca. 104 Min.
Bildformat: PAL 16:9, 2.35:1
Sprache: Deutsch, Englisch, Italienisch
Ländercode: B (Europa)
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
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123609014_4008974509131681_4270768646256954998_o.png (595.77 KiB) 1055 mal betrachtet


Quelle: Facebook
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CamperVan.Helsing
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Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino

Beitrag von CamperVan.Helsing »

jogiwan hat geschrieben: Mo 23. Sep 2019, 19:54
Der Auftaktfilm des heurigen Forentreffens in Hamburg war ein herrlich kruder Kriminalfilm in italienisch-deutsch-jugoslawischer Koproduktion, der im deutschsprachigen Raum auch als Bryan Edgar Wallace-Verfilmung vermarktet wurde. Die Geschichte über die On-Off-Beziehung eines Alkoholikers und Archäologen und andere seltsame Menschen würde ja eigentlich noch gehen, aber das Motiv des Killers setzt hier ja doch allem noch die Krone auf. Darüber wurde ja auch noch am nächsten Tag gerätselt und irgendwie ergibt die Motivsuche bei Kindheitstraumata, Sexualängsten, Rachegelüsten und verdrängten Aggressionen ja für mich noch immer keinen Sinn. Auch sonst gab es immer wieder Szenen, wo man nicht so genau wusste, wie man diese jetzt verorten soll. Doch das ist eigentlich auch eher nebensächlich bei einem Film, der mich bei der Erstsichtung auf der großen Leinwand doch auch begeistert hat. Ich habe ja ein großes Herz für Gialli mit seltsamen Geschichten und noch seltsameren Auflösungen und darstellerisch und von den Locations war „Das Geheimnis des gelben Grabes“ doch eine sehr hübsche Sache, die meines Erachtens auch durchaus positiv aufgenommen wurde. Sicher kein Highlight, aber ein netter Film mit bekannten Gesichtern, fragwürdigen Handlungsverlauf und einem Ende, dass selbst aufgeschlossene Zuschauer doch eher ratlos zurücklässt. Genauso muss das sein!
Ach, wer braucht denn in Italien ein Motiv, um zu töten? :wink:

Der große Giallowurf ist Crispino nicht gelungen. Horst Frank ist zwar nicht zum ersten Mal als Homosexueller zu sehen, aber so sehr gegen sein Image besetzt, habe ich ihn noch nie zu Gesicht bekommen. Ansonsten haben die Männer allesamt einen Hau weg, womit sie sich natürlich auch allesamt verdächtig machen. Weder Maestro Samarakis noch Prof. Porter hätten es auch nur im Ansatz verdient, der Mann an der Seite von Samantha Eggar zu sein! :opa: Dass Jason Porter, der Archäologie-Professor, dessen bester Freund J & B heisst, der Sympathieträger des Films sein soll, obwohl er versucht, Myra zu vergewaltigen UND (als Professor!) einen völlig verbeulten VW Käfer ohne Heckscheibe und mit defekten Rückleuchten fährt, muss man erstmal verkraften. Nadja Tiller machte mutmaßlich gerade Urlaub in bella Italia, um dann in Atze Brauners Privatjet für einen Tag zum Set gebracht zu werden.

Doch, ich mag den Film. Die etruskische Geschichte wird Teil der Story, wieder einmal ist ein Kunstwerk von entscheidender Bedeutung, die Altstadt weckt umgehend Reisegelüste, Samantha Eggar hat hier bei mir nicht nur einen Stein im Brett, und Horst Frank muss man hier einfach gesehen haben. Und nicht zu vergessen, es gibt hier ein Wiedersehen mit Enzo Tarascio als Kommissar, dessen Filmografie schon bald darauf endete.

Nice.
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
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Maulwurf
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Re: Das Geheimnis des gelben Grabes - Armando Crispino (1972)

Beitrag von Maulwurf »

 
Das Geheimnis des gelben Grabes
L’etrusco uccide ancora
Deutschland/Italien/Jugoslawien 1972
Regie: Armando Crispino
Alex Cord, Samantha Eggar, John Marley, Nadja Tiller, Horst Frank, Enzo Tarascio, Enzo Cerusico, Carlo De Mejo, Vladan Milasinovic, Daniela Surina, Christina von Blanc, Mario Maranzana


Das Geheimnis des gelben Grabes.jpg
Das Geheimnis des gelben Grabes.jpg (112.24 KiB) 361 mal betrachtet
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Italo-Cinema (Prisma)

Nachdem der Archäologe Jason Porter in der Nähe von Spoleto ein etruskisches Grab geöffnet, und in diesem eine Abbildung des Totendämons Tuchulcha gefunden hat, kommen plötzlich eine Menge Leute in der Umgebung der Ausgrabung zu Tode. Und zwar auf genau die gleiche Art, wie es auf dem Fresko im Grab zu sehen ist. Nicht hilfreich bei der Aufklärung dieser Mordserie ist, dass Jason schwerer Alkoholiker und dazu ziemlich unbeherrscht ist. Zudem hat er ernsthafte Gedächtnislücken, ja er kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass er seine Ex-Frau einmal versucht hat zu töten.
Diese Ex-Frau, Myra, ist jetzt mit dem cholerischen Dirigenten Nikos Samarakis zusammen, der in Spoleto für eine Theateraufführung probt, und seine gesamte Umgebung mit Tobsuchtsanfällen demütigt. Samarakis ist zwanghaft eifersüchtig, was der deformierte Hinterkopf seiner ersten Frau glaubhaft bestätigt. Aber wäre er fähig, Morde zu begehen? Oder ist doch der Dämon auf die Welt zurückgekommen?

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Bei Hauptdarsteller Alex Cord habe ich immer das Gefühl dass er dann am Besten ist, wenn er sich selber spielt. Der Mann ist zwar, seinem Lebenslauf und seinen Interessen nach zu folgern, alles andere als ein Alkoholiker, aber seine Spielweise ist so natürlich und so intensiv, dass ich ihn jederzeit sofort in eine Entziehungsanstalt schicken würde.
Dieses unglaubliche Können ist es auch, was die erste Hälfte von DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES erträglich macht. Nicht die wüste Schnittfolge, nicht die krude Story, und auch nicht die unglaubwürdigen Charaktere. Welche Frau bitte schön kommt auf die Idee, einen Mann zu heiraten der schätzungsweise 30 Jahre älter ist und seine Umwelt mit Tobsuchtsanfällen und ausgewählter Ignoranz terrorisiert? Ist Geld der Grund? Den Eindruck macht Myra eigentlich nicht, womit ihr Charakter eben unter dem Problem der Unglaubwürdigkeit leidet, verstärkt durch eine leichte Blässe seitens der darzustellenden Figur. John Marley als Samarakis zieht hemmungslos vom Leder, Jason pöbelt genauso hemmungslos durch die Gegend und säuft, und irgendwie fehlt jegliche Identifikationsfigur. Die Menschen sind entweder Ekelpakete oder sie sterben recht schnell. Oder beides …

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Doch gottseidank bekommt das Drehbuch Jason irgendwann in den Griff (oder umgekehrt, wer weiß das schon …), und man kann so halbwegs zumindest mit Jason mitfiebern. Etwa ab dem Zeitpunkt, ab dem Jason herausbekommt dass er von einem Fotografen gestalkt wird und eine wüste Verfolgungsjagd durch die Gassen von Spoleto startet, etwa ab hier wird der Film gut. Was ziemlich genau der Hälfte der Laufzeit entspricht. Was bis dorthin unzusammenhängend schien und eher die Grenzgänger unter den Giallo-Fans anspricht, ändert sich nach 45 Minuten und wird zu einer rasanten Mörderjagd mit sehr gut gesetzten roten Heringen. Der Inspektor, bis dahin eher als Witzfigur auszumachen, ändert seinen Tonfall und erhöht den Druck auf Jason zunehmend, und so einige Momente wie etwa das Versteckspiel im Fundus sind außerordentlich atmosphärisch und intensiv. Das Showdown schließlich, in der Krypta einer alten Kirche und zwischen Sarkophagen und Mumien inszeniert, ist hochgradig spannend, und ich scheue mich nicht, den abgedroschenen Begriff nervenzerfetzend zu verwenden.

Für DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABENS (wieso ist das Grab eigentlich gelb? Damit jeder weiß, dass es sich hier um einen Giallo handelt?) muss man also etwas Sitzfleisch mitbringen, genauso wie das Wissen, dass auch in der Hochzeit des Schwarze-Handschuhe-meucheln-nackte-Frauen-per-stählerner-Penetration-Genres noch andere Spielarten eines Whodunit italienischer Art möglich waren, und bei aller Liebe zu den üblichen schwarzen Handschuhen – Schlecht ist dieser Film beileibe nicht. Nur anders. Und 45 Minuten zu lang …

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Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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