Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino (1971)

Bava, Argento, Martino & Co.: Schwarze Handschuhe, Skalpelle & Thrills

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

Italo-Regisseur Sergio Martinos zweiter Giallo „Der Schwanz des Skorpions“ aus dem Jahre 1971 erreicht zwar noch nicht die Klasse des nur kurze Zeit später veröffentlichten Meisterstücks „Der Killer von Wien“, ist aber zweifelsohne ein gelungener Genrebeitrag. Die abwechslungsreichen Drehorte (London, Griechenland) lassen fast so etwas wie Urlaubsstimmung aufkommen. Emilio Foriscot darf sich an der Kamera so richtig austoben und unterhält mit seinen außergewöhnlichen bis experimentellen Einstellungen und sonstigen Spielereien bisweilen mehr als die eigentliche Handlung. Der Höhepunkt ist für mich der hervorragend gefilmte Sturz vom Dach, bei dem man wahrhaftig das Gefühl bekommt, selbst mit hinunter zu purzeln. Auch einige Unterwasserszenen bekommt man geboten, die zum Fernweh beitragen. Die Geschichte ist sehr wendungsreich und überschlägt sich gleich mehrmals komplett; die Dramaturgie wird immer wieder unterbrochen für das Techtelmechtel zwischen Peter Lynch (Schönling George Hilton) und Cléo Dupont („Barbie-Puppe oder Frau, man weiß es nicht genau“ Anita Strindberg), wobei echte Erotik aber kaum aufkommt, wenn Frl. Strindberg ihre Plastikhupen in die Kamera hält. Komisch wird’s, wenn sich die beiden wegen Cléos Kochkünsten ausschließlich von Luft und Liebe ernähren müssen, man die scheußlich geschmacklose Brillenmode der Saison zur Schau trägt oder Nachbarn lieber aufs Dach klettern und durchs Fenster starren, statt Haustür und Klingel zu benutzen, um auf ein falsch geparktes (und wie falschgeparktes!) Automobil hinzuweisen. Doch natürlich geht es auch zünftig gewaltsam zur Sache, wohldosiert und in mindestens einer Szene (als jemand zu tief in die Flasche schaut…) auch verdammt schockierend, da übermäßig brutal. Untermalt wird das alles von einem hörenswerten, abwechslungsreichen Soundtrack von Bruno Nicolai.

Das Miträtseln um den Täter macht hier zwar Laune, dürfte aber nicht ganz ungialliesk wenig von Erfolg gekrönt sein, zu viele doch etwas arg konstruierte Finten hält das Drehbuch parat. Das Motiv ist diesmal übrigens nicht psycho(un)logischer Natur, in erster Linie geht es um die beträchtliche Summe von einer Million Dollar und was Menschen dafür zu tun bereit sind. Zumindest in Sergio Martinos Giallo-Welt, in die einzutauchen sich auch mit „Der Schwanz des Skorpions“ lohnt – ich kann mir zumindest nur schwer vorstellen, dass ein italophiler Zuschauer mit diesem Film nichts sollte anfangen können.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Santini
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von Santini »

Die Franzosen mögen's stillecht in gelb.
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Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügar.
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dr. freudstein
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von dr. freudstein »

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 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügar.
dr. freudstein
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von dr. freudstein »

Das österreichische FP NFP hab ich jetzt auch - siehe Santini, und der Film ist unterwegs (Erstsichtung folgt) :prost:
dr. freudstein
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von dr. freudstein »

Endlich hab auch ich diesen vorzüglichen und hochgelobten Giallo gesehen vom Regisseur Sergio Martino.
Dieser ist den meisten ja auch schon ein Begriff durch weitere Giallis wie DER KILLER VON WIEN, TORSO, DIE FARBEN DER NACHT, YOUR VICE IS ROOM....dessen Sichtung bei mir alle noch ausstehen.
Desweiteren hat er sich bei mir aber vor allem einen Namen mit MANNAJA, DIE WEISSE GÖTTIN DER KANNIBALEN, FIREFLASH und jüngst durch PACO gemacht. Schaut man sich seine Filmographie an, stellt man fest, daß er sehr vielseitig und fleißig war. Ich werde meine Sammlung um weitere Werke ausbauen müssen/wollen.

Waren die ganzen Lobhudeleien zu diesem Film und Frühgiallo gerechtfertigt? Absolut !!!
Den meisten Ausführungen gilt dem nichts mehr hinzuzufügen. Angemerkt sei noch, daß sicher auch viele auf diesen Film gestossen sind durch den Genrestar George Hilton, der hier regiert. Schließlich läßt man ihn auch am längsten am Leben. War ich doch erst mal überrascht, daß man mir die vermeintliche Hauptdarstellerin so früh genommen hatte (der Kameramann blieb hier zunächst an den Fersen kleben, was sich mit ihrem überraschenden Tod dann doch schnell änderte, um keine Langeweile aufkommen zu lassen)so sollten noch einige Überraschungen auf mich warten. Die größte kam dann zum Schluß. Sehr wendige Geschichte mit guter Kameraarbeit, so daß trotz einiger tempoarmer Abschnitte keine Langeweile aufkommt. Der Versicherungsdetektiv scheint auch keinen Ärger mit seinem Arbeitgeber bekommen zu haben, aber er hat ja auch triftige Gründe, nicht zurück zu kehren.
Denn wie es sich für einen Giallo gehört, wird auch hier eine Privatperson als Verdächtiger festgehalten, gewährt in aber auf eigene Faust zu ermitteln.
Der Killer nimmt viele Morde in Kauf um an die Million ranzukommen, das er dafür aber sogar ein Passagierflugzeug im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft sprengt, ist schon sehr kaltblütig und kommt terroristischer Handlungsmethoden gleich, wenn auch nicht mit politischer Ambition.
Der Film ist zu den Highlights des Subgenres zu rechnen, ich selbst sehe nur meinen eigenen Schwanz (10/10) noch lieber als den des Skorpions.

8/10
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buxtebrawler
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:YOUR VICE IS ROOM...
Sie meinen sicher "Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key", Dottore ;)
Den würd ich auch gern mal sehen, die US-DVD hat immerhin englische Untertitel... :|
dr. freudstein hat geschrieben:ich selbst sehe nur meinen eigenen Schwanz (10/10) noch lieber als den des Skorpions.
:palm: :angst: :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von dr. freudstein »

Natürlich meinte ich den angesprochenen Titel, ich habe ihn lediglich abgekürzt, weil der so lang war :ugeek:

Was den Schwanz anbelangt, der wird natürlich nicht gekürzt, obwohl der... :pfeif:
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buxtebrawler
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:Was den Schwanz anbelangt, der wird natürlich nicht gekürzt, obwohl der... :pfeif:
Ich hörte, der wird nicht gekürzt, weil von ihm keinerlei Jugendgefährdung ausgeht :mrgreen:

Huch, :offtopic: :oops:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von dr. freudstein »

Schuld daran ist der Filmtitel :oops:

Nein, ist ja auch klar, ich bin ja nicht Paedo-Phil, von daher keine Jugendbefährdung :engel:
Aber das Erwachsenenleben dauert ja viel länger, genug Zeit also für mich, Unfrieden zu stiften bzw. eine Menge Glück 8-) :twisted:

Huch, :offtopic: :oops:

Genug also von den vollkommenen Glückseligkeiten, zurück zu gemeinsamen Freuden wie diesem Film :opa:
Danke an meinen Praxisbruder für diese Offenbarung :knutsch:
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Adalmar
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Re: Der Schwanz des Skorpions - Sergio Martino

Beitrag von Adalmar »

Meine Rezension mit Bildimpressionen:

"La coda dello scorpione" - und hier stimmt der deutsche Titel ausnahmsweise mal mit dem italienischen Originaltitel überein - ist der zweite Giallo von Sergio Martino nach "Lo strano vizio della Signora Wardh" ("Der Killer von Wien"). Er hatte im selben Jahr Premiere in Italien. Neben Sergio Martino weist der Film noch weitere Gemeinsamkeiten mit dem Vorgänger auf. So spielt in beiden Produktionen George Hilton die männliche Hauptrolle. Sergios Bruder Luciano Martino produzierte beide Filme. An den Drehbüchern arbeiteten Ernesto Gastaldi und Eduardo Manzanos Brochero, die Kamera führte jeweils Emilio Foriscot. Jedoch sind die Unterschiede ebenso auffällig wie die Gemeinsamkeiten. Die Stimmung in "Schwanz des Skorpions" ist eine ganz andere als die durch die träumerischen, in Erotik schwelgenden Rückblenden aufgebaute sinnliche Atmosphäre des vorhergehenden Werks.

Das zeigt sich schon in der Wahl der weiblichen Hauptdarstellerin - oder besser gesagt, Hauptdarstellerinnen. Während Edwige Fenech als Julie Wardh in erster Linie Empfindsamkeit, Fragilität und Weiblichkeit im Höchstmaß ausstrahlte, sind in "La coda dello scorpione" mit Ida Galli (alias Evelyn Stewart) als Millionärswitwe Lisa Baumer (die etwa ein Drittel des Films als temporäre weibliche Hauptfigur bestreitet) und Anita Strindberg als Journalistin Cléo Dupont zwei nordisch-kühle und deutlich rationaler wirkende Damen im Einsatz, deren Figuren sich bis zu einem gewissen Punkt durchaus selbstbestimmt in einer männlich dominierten Umgebung zu entfalten wissen. Bei Lisa Baumer, die in der einleitenden Straßenszene mit rotem Hut als "cappuccetto rosso", sprich Rotkäppchen, einherschreitet - ein trügerisches Bild scheinbarer Unschuld? - geht das einher mit einer sich langsam enthüllenden moralischen Korruption. Sie steht im Verdacht, einen Flugzeugabsturz verursacht zu haben, um eine Million Dollar aus des Gatten Lebensversicherung zu kassieren. Dass das nicht lange gutgeht, sollte außer Frage stehen. Wir ahnen, zumindest wenn wir den Fall der Mrs. Wardh nicht mehr klar vor Augen haben, aber noch nicht, dass diese Korruption aber im weiteren Verlauf des Films nahezu alle Figuren zu betreffen scheint. Selbst Figuren, die korruptes Handeln zu bekämpfen scheinen, werden unverhofft selbst als gierig und betrügerisch präsentiert - ein Motiv, das damals auch in der kreuz und quer verzweigten Mordgeschichte in Bavas "Reazione a catena" drastischen Ausdruck fand. Reichtum und vor allem die Aussicht darauf werden allenthalben als moralisches Gift ausgewiesen, mitunter in Kombination mit außerehelicher Sexualität. Anita Strindberg ermöglicht dabei, wie auch in anderen Rollen, Einblicke in die Kinderstube der plastischen Chirurgie.

Als anscheinende Gegenkraft werden Presse und Polizei dargestellt, vertreten von Cléo Dupont sowie dem Interpol-Mann John Stanley und dem Athener Inspektor Stavros, die von Albert de Mendoza und Luigi Pistilli gegeben werden. Aber auch hier scheint die Harmonie nicht ungetrübt, denn zwischen Stanley und Stavros gibt es Kompetenzgerangel und auch in ihrer charakterlichen Anlegung beißen sich das weltmännische Gehabe und die Verdachtsfreudigkeit Stanleys mit dem bodenständigen Skeptizismus von Stavros, der zudem recht asexuell erscheint, was ihn in eine klare Opposition zu Lynch bringt, den er schon aufgrund dessen lockeren Lebenswandels nicht unverdächtig zu finden scheint. Ein typisches Giallomotiv ist, dass die Polizei mit ihren Ermittlungen oft hinterherhinkt, und dies wird im Fall von Stavros durch ein Puzzle verdeutlicht, das er nicht zusammenzusetzen imstande ist. Statt seiner beendet Versicherungsagent Peter Lynch (George Hilton) das symbolkräftige Puzzle, was in dessen Fall eine besondere Ironie hervorbringt.

Bei Lynch selbst jedoch gibt es das aus vielen Gialli, vor allem den von Argento gedrehten, geläufige Motiv des vergessenen Details oder des Anhaltspunktes, von dessen Vorhandensein die männliche Hauptfigur überzeugt ist, ohne ihn jedoch identifizieren zu können. Bei Argento hat dies eine psychologische Konnotation; das Gedächtnis funktioniert selektiv und blendet aus, was das Auge sieht, aber nicht in den Denkhorizont des Sehenden passt. Dieses Detail wird in einem versteckten Winkel des Gedächtnisses abgelegt, wo seine Gegenwart spürbar, es selbst aber nicht sichtbar ist. In "La coda dello scorpione" läuft dieses per se spannungsfördernde Element jedoch aufgrund der Handlungsentwicklung am Ende weitgehend ins Leere. An Stelle des Argento'schen oft von Traumata und Verdrängtem geprägten psychologischen Ansatzes stehen hier - wie auch schon im Falle des vorhergehenden "Killers von Wien" - als Triebkraft der Handlung Geldgier und Vergnügungssucht einer amoralischen feinen Gesellschaft, wie sie auch in den Filmen etwa Bunuels oder Chabrols zu finden ist, immer begleitet von dem unterschwelligen Paradoxon, dass die Reichen und Gutaussehenden zwar als intrigant und gierig verworfen werden, der Film aber schon aus optischen Gründen auf sie angewiesen ist, um durch Schauwerte wie Körper, Mode und luxuriöse Innenausstattungen ein elegantes und vielseitig kameraästhetisch verwertbares Gesamterscheinungsbild zu schaffen.

Martino und Kameramann Foriscot sowie Assistent Giancarlo Ferrando wissen nicht nur das Breitwandformat gezielt und virtuos zu nutzen, das dynamisch und fantasievoll, ob mit Nahaufnahmen von sich einander zärtlich nähernden Händen oder panisch weglaufenden Mordopfern, gefüllt wird. Sie haben sich auch hier wieder sehr viel einfallen lassen, um verschiedensten Momenten im Film eine eigentümliche Prägung zu geben. Ein Höhepunkt ist hierbei sicher der Doppelmord an Erpresserin Lara Florakis (Janine Reynaud) und ihrem gorilla-artigen Anwalt (Luis Barboo). Reynaud, die zuvor von Jess Franco beispielsweise in "Necronomicon - Geträumte Sünden" als Sexsymbol in Szene gesetzt wurde, agiert hier als missgünstige Schreckschraube. Der Mord bezieht eine Glasscheibe mit ein, an die sich das Opfer drückt, und erinnert damit an einer Szene aus Argentos späterem Horror-Klassiker "Suspiria", für die auch die optische Verzerrung des menschlichen Gesichts, der plötzliche Umschlag von Schönheit zu Schrecken, charakteristisch ist. Aber auch ungewöhnliche Kamerawinkel kommen hier zur Genüge ins Spiel. Zudem ist die Tongestaltung der Szene spannend gelöst. Der Ton erscheint, korrespondierend mit einer Zeitlupe, zeitweise verlangsamt - beim Mord selbst schweigt die Musik, wo Argento vermutlich eine hämmernde Goblin-Melodie eingesetzt hätte - erst beim Fließen des Blutes setzt requiemartig Nicolais wehmütige Cembalo-Melodie ein. Blut fließt nicht nur an dieser Stelle im Film, zumindest eine Szene bietet auch eine für die damalige Zeit drastische Nahaufnahme. Betroffen ist das Auge, das auch an anderen Stellen des Films in bizarren Arrangements (Puppen, Gemälde) als Symbol für die von Intriganten gefürchtete Beobachtung eingesetzt wird. Die dynamische Einbettung und gelungene Platzierung der expliziten Gewaltaufnahmen vermögen die dem Stand der Zeit entsprechenden, teils recht offensichtlichen Spezialeffekte aufzuwiegen.

Bemerkenswert ist weiterhin eine Polizeiverhör-Szene, in der das Bild um 90 Grad rotiert erscheint; so können Figuren der Länge nach abgebildet werden, durch Drehung der offenbar auf der Seite liegenden Kamera werden Schuss und Gegenschuss realisiert. Eine ähnliche Einstellung ist in Giuliano Carnimeos "Perchè quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer" ("Das Geheimnis der blutigen Lilie") zu sehen, wo aber nicht Foriscot, sondern der spätere Actionregisseur Stelvio Massi die Kamera führte. Solche waghalsigen Einstellungen zeigen, wie viel visuell gesehen im Giallo und im italienischen 70er-Genrekino allgemein möglich war, es wurde vieles hingebungsvoll ausprobiert, was heutiges Kino wohl dem Diktat glatter Bildoptimierung opfern würde. Ein Kleinod des Films ist sicher die (mit einem niedlichen Modell durchgeführte) Szene einer Flugzeugexplosion, die parallel mit dem Liebesakt eines Paares montiert ist - die Explosion bildet so gleichzeitig den Höhepunkt des Aktes ab. Kriminalität und Sexualität erscheinen auffällig verschränkt.

Ohne dass er die ästhetische Brillanz seines Vorgängers, des "Killers von Wien" alias "Lo strano vizio della Signora Wardh", erreichen könnte oder ein gleich faszinierendes Schauspielerensemble böte, belegt auch der "Schwanz des Skorpion" die Klasse und Experimentierfreude der Beteiligten. Wie auch andere zeitnah entstandene Gialli Martinos gehört er zum Kernbestand des Genres.
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