The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

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jogiwan
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The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von jogiwan »

The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

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Originaltitel: Femina ridens

Alternativtitel: the laughing woman / Gioco d'amore, gioco di morte

Herstellungsland: Italien, 1969

Regie: Piero Schivazappa

Darsteller: Philippe Leroy, Dagmar Lassander, Lorenza Guerrieri, Varo Soleri, u.a.

Story:

Der eigenbrödlerische Dr. Sayer (Philippe Leroy) entführt eine junge Frau namens Maria (Dagmar Lassander) in seine exzentrisch eingerichtete Villa. Hier jagt er ihr mit Todesdrohungen Angst ein und unterwirft sie verschiedenen erniedrigenden Praktiken. Der Grund dafür ist seine Befürchtung, die Frauen der Welt würden in naher Zukunft die Männer unterwerfen und biologisch überflüssig machen. Maria muss sich nun etwas einfallen lassen, um nicht in der Gewalt Sayers ihr Leben zu beschließen... (Quelle: ofdb)
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horror1966
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von horror1966 »

The Frightened Woman
(Femina ridens)
mit Philippe Leroy, Dagmar Lassander, Lorenza Guerrieri, Varo Soleri, Maria Cumani Quasimodo, Mirella Pamphili
Regie: Piero Schivazappa
Drehbuch: Paolo Levi / Piero Schivazappa / Giuseppe Zaccariello
Kamera: Carlo Achilli / Sante Achilli
Musik: Stelvio Cipriani
keine Jugendfreigabe
Italien / 1969

Dr. Sayer entführt die junge Maria in seine Villa, macht ihr Angst und erniedrigt sie. Dr. Sayer hat jedoch einen Grund für sein Handeln: Er fürchtet sich davor, dass Frauen künftig die Männer unterwerfen werden und sie biologisch überflüssig würden. Maria muss jetzt einen Ausweg finden, um das Martyrium zu überleben.


Warum dieser Film von Piero Schivazappa nun gerade in der Giallo Collectiion seine deutsche DVD-Premiere feiert wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, handelt es sich doch vielmehr um ein Sex-Drama. Im Prinzip ist das aber auch vollkommen egal, offenbart sich doch eine wirklich erstklassig umgesetzte Geschichte, die den Zuschauer von Beginn an in ihren Bann zieht. Im Prinzip bekommt man ein Kammerspiel mit 2 Personen geliefert, was sich für manch einen im ersten Moment eventuell etwas langweilig anhören mag, doch nach der Sichtung dieses herausragenden Filmes müsste man eigentlich feststellen, das man es vielmehr mit einem wahren Juwel des italienischen Kinos zu tun hat. Geprägt wird das Geschehen ganz eindeutig von seinen beiden erstklassigen Hauptdarstellern Philippe Leroy und Dagmar Lassander, die sich einen grandios inszenierten Geschlechterkampf liefern, wie man ihn eher selten geboten bekommt. Leroy mimt dabei den scheinbar starken männlichen Part, während Frau Lassander das offenbar verängstigte Opfer zum Besten gibt, das sich in sein unvermeidbares Schicksal ergibt. Das hier jedoch kaum etwas so ist wie es im ersten Moment erscheint, wird mit zunehmender Laufzeit immer klarer und endet in einem finalen Showdown, wie man ihn kaum hätte besser inszenieren können. Der Begriff Showdown ist hier wirklich wörtlich zu nehmen, denn wenn sich die beiden Protagonisten am Ende im Pool gegenüberstehen, erinnert das doch ziemlich stark an ein Duell im wilden Westen, das nur einer der beiden überleben kann.

Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, den man als Betrachter jedoch nur zu gern beschreitet. So sind die Rollen von Täter und Opfer am Beginn doch augenscheinlich ganz klar verteilt, durch ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit leidet Dr. Sayer unter einem offensichtlichen Frauenhass, der in fast jeder Einstellung zum Vorschein kommt. Um seine perversen Neigungen zu stillen, entführt er die hübsche Maria und hält sie seitdem in seiner Villa als Sklavin, die schlimmste Demütigungen über sich ergehen lassen muss. So erscheint die Rollen-Verteilung vollkommen klar, doch merkt man recht schnell, das der Anschein in diesem Fall sehr trügerisch ist. Hinter der scheinbar starken Fassade des Mannes verstecken sich lediglich Angst und Unsicherheit, die Sayer durch sein dominantes Verhalten lediglich zu kaschieren versucht. Dazu trimmt er seinen Körper auf Ästhetik, um die perfekte Manneskraft darzustellen. Dies alles geschieht in seiner futuristisch eingerichteten Villa, die wie ein wahres Status-Symbol erscheint und optische Dominanz des Mannes nur noch mehr zum Ausdruck bringt. Doch mit der Zeit bröckelt die Fassade und es sind immer tiefere Risse zu erkennen. An dieser Stelle kommt dann Maria immer stärker ins Spiel, wobei der Begriff des Spiels ganz am Ende des Filmes erst seine gesamte Bedeutung zu erkennen gibt.

Das scheinbare Opfer dreht nun nämlich den Spieß um, wodurch langsam aber sicher die Rollen vertauscht werden, was absolut unübersehbar ist. In etlichen Gesprächen werden einem fast schon philosophische Ansätze im Bezug auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau angeboten, wobei die enthaltenen Dialoge wirklich von herausragender Qualität sind. Es macht einfach Spaß dieses perfide Katz-und Maus Spiel zu beobachten, das sich zwischen den beiden entwickelt, ohne dabei jedoch zu ahnen, auf was das ganze Geschehen am Ende hinausläuft. Ist "The Frightened Woman" in seiner Gesamtheit schon ein absolut genialer Film, so setzen die letzten gut 15 Minuten dem Ganzen doch die absolute Krone auf. Eventuell für viele Zuschauer durchaus vorhersehbar wurde ich persönlich an der Stelle mit einem fantastischen Überraschungs-Effekt konfrontiert, den man meiner Meinung nach nicht unbedingt vorhersehen kann. Die bis dahin schon großartig inszenierte Geschichte toppt sich förmlich selbst und wartet mit einer grandiosen Schluss-Sequenz auf, die eine fantastische Wendung beinhaltet. So habe ich es jedenfalls empfunden, denn mit einem solchen Finale hatte ich wirklich nicht gerechnet.

Piero Schivazappa hat mit "The Frightened Woman" einen in allen Belangen nahezu perfekten Film geschaffen, in dem wirklich nichts dem Zufall überlassen wird. Perfekte Schauplätze, brillante Kulissen und 2 mehr als nur überzeugende Hauptdarsteller lassen hier ein Gesamtbild entstehen, das man letztendlich nur als herausragend bezeichnen kann. Was wie eine Herr-und Sklave Geschichte beginnt, entfaltet sich mit zunehmender Laufzeit zu einem fast philosophischen Geschlechterkampf, den man nicht besser hätte umsetzen können. Dabei wurde im Prinzip völlig auf das ansonsten übliche Sado-Maso Szenario verzichtet, stattdessen bekommt man es fast ausschließlich mit psychischen Spielchen zu tun. Wer dabei im Endeffekt wirklich die Oberhand behält und somit Macht über den anderen hat, ergibt sich jedoch erst in den letzten Minuten eines Filmes, den man unbedingt gesehen haben sollte. Und das auch aufgrund des sensationellen Soundtracks von Stelvio Cipriani, der die Faszination der Ereignisse noch einmal zusätzlich hervorhebt.


Fazit:


Auch wenn das Werk von Piero Schivazappa in einer Giallo Box vollkommen fehl am Platz erscheint, sollte man sich an dem Aspekt erfreuen, das es diesen überragenden Film nun endlich auch in Deutschland auf DVD gibt. Hier präsentiert sich nämlich ein wahrer filmischer Leckerbissen, in dem sämtliche Zutaten perfekt aufeinander abgestimmt sind. Und auch wenn manch einer vielleicht im ersten Moment ein wenig enttäuscht darüber sein mag das es sich um keinen Giallo handelt, dürfte im Endeffekt die Qualität des Filmes so überzeugend sein, das man zu einem sehr guten Gesamteindruck gelangt.


9/10
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jogiwan
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von jogiwan »

wunderbarer Film und einer meiner Alltime-Faves mit wunderbarem Soundtrack, aber wie Horrortschi schon anmerkte, in der Giallo-Box hat der eigentlich nix zu suchen.:





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horror1966
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von horror1966 »

jogiwan hat geschrieben:wunderbarer Film und einer meiner Alltime-Faves mit wunderbarem Soundtrack, aber wie Horrortschi schon anmerkte, in der Giallo-Box hat der eigentlich nix zu suchen.:

Warum steht der eigentlich hier unter Gialli?
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Adalmar
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von Adalmar »

Wie kommt es eigentlich zu diesem komischen englischen Titel? Eine Übersetzung des lateinischen Originaltitels ist das ja nicht, Femina ridens heißt "Die lachende Frau".

Ich finde es eigentlich auch schade, dass bei italienischen Filmen hier immer die englischen Titel genommen werden, wenn kein deutscher vorhanden ist. Italienisch ist doch so eine schöne Sprache. :opa:

Der Film selbst ist hervorragend und sollte unbedingt geguckt werden. Ein Giallo ist das zwar wirklich nicht, aber man könnte vielleicht sagen, dass das Giallo-Genre mit seinem Dauerthema "Gewalt gegen Frauen" da auch aufs Korn genommen wird. Die übliche Rolle der Frau im Giallo als leidende Schönheit wird ja hier ziemlich auf den Kopf gestellt.
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Die Kroete
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von Die Kroete »

horror1966 hat geschrieben:Warum steht der eigentlich hier unter Gialli?

Wei er in der "Koch-Media GIALLO-Collection Teil 1" enthalten ist ?! ;)

Die hätten ja dann auch genug Zeit gehabt (Monatelange Verzögerung) dem Film eine deutsche Synchro zu verpassen, weshalb das trotzdem nicht geschehen ist, wissen nur die Götter und die Köche. :doof:
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Lesotho
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von Lesotho »

Wieso denn eine deutsche Synchro? Erstens lohnt sich das vermutlich rein wirtschaftlich eh nicht für so einen Nischenfilm und außerdem kann man auch von Deutschen/Deutschsprachigen mal verlangen, Filme im Original zu gucken und UT's zu lesen :kicher: Im Original ist eh fast immer besser!
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untot
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von untot »

Wow, der Film ist der Knaller, ich war zwar zuerst überrascht, weil ich ja mit nem Giallo gerechnet hatte, aber dann war ich trotzdem hochentzückt!
Geniales Drehbuch, tolle Story, total ansprechende Lokation, ein Sondtrack der ins Ohr geht und zwei Darsteller, die sich richtig ins Zeug legen, hier stimmt einfach alles, gnadenlos gut das Teil!

9/10
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Arkadin
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von Arkadin »

Aus meiner Review der Koch Media Giallo Collection:

Dr. Sayer (Philippe Leroy) arbeitet bei einer philantrophischen Gesellschaft. Eines Tages macht er hier die Bekanntschaft der jungen Journalistin Maria (Dagmar Lassander), die von ihm Material für einen Artikel über Zwangssterilisation von Männern als Lösung des Bevölkerungsproblems erhalten möchte. Sayer, der von einer panischen Angst vor einer Welt, in der Frauen herrschen und die Männer überflüssig sind, geplagt wird, betäubt Maria. Dann verschleppt er sie in seine Villa am Stadtrand. Hier will er Maria seinem Willen unterwerfen, sie quälen, erniedrigen und schließlich töten. Doch Maria ist weitaus stärker und klüger, als der Doktor es für möglich hält…

„Femina Ridens“ ist das Highlight der Box. Und gleichzeitig auch der Film, der mit der Bezeichnung “Giallo” nur sehr schwierig zu vereinbaren ist. Zwar wird der Film in diversen Nachschlagewerken, wie „Blood & Black Lace“ von Adrian Luther Smith, unter diesem Label geführt, ist aber tatsächlich eine rasiermesserscharfe Satire auf den ewigen Kampf der Geschlechter. Negativ nennt ihn „eine pervertierte Screwball-Komödie“, und das trifft es sehr gut. Auch wenn er zunächst den Anschein gibt, eine Krimi-Geschichte zu erzählen, spielt „Femina Ridens“ eher in einer Liga mit „Das 10. Opfer“ oder „Die Falle“ (der ja auch immer als Giallo deklariert wird).

Philippe Leroy ist die perfekte Besetzung des Dr. Sayers. Einem zutiefst unsicheren Mann, ständig in Furcht vor dem stärkeren weiblichen Geschlecht. Seinen Körper hat er gestählt, um sich selbst das Aussehen eines Alpha-Männchens zu geben. Seine paranoiden Ansichten – wie z.B. der Vorwurf, die Frauen würden eine Gesellschaft ohne Männer planen – reichen weit über reines Macho-Gehabe hinaus. Um sich selbst, seine Männlichkeit und seine Dominanz über die Frauen zu beweisen, lebt er hemmungslos seine Unterdrückungsphantasien aus. Ständig muss er sich bestätigen, dass er allein es ist, der Macht ausüben kann. Frauen müssen für ihn zu Objekten degradiert werden, die ihm zum Willen sind. Nur so kann er die Gefahr für seine Männlichkeit auf Distanz halten. Leroy spielt diesen zutiefst neurotischen Typen einfach perfekt. Zunächst hält er die Maske des eiskalten Sadisten aufrecht, doch wie er sie Nuance um Nuance bröckeln lässt, ist große Schauspielkunst.

Aber was wäre Leroy ohne ein starkes, weibliches Gegenüber? Die Deutsche Dagmar Lassander ist die perfekte Wahl für die Rolle der Maria, die zunächst reserviert und zugeknöpft, dann immer freier, offenherziger, leidenschaftlicher und auch stärker wird. Je mehr sie ihre weiblichen Reize ausspielt, umso mehr gewinnt sie die Oberhand über den Tölpel Dr. Sayer. Wer nach diesem Film kein Dagmar-Lassander-Fan ist, der muss innerlich schon tot sein. Auch Regisseur Piero Schivazappa scheint seiner Hauptdarstellerin verfallen. Jedes Bild ist ganz auf die Lassander zugeschnitten. Jede Einstellung mit ihr möchte man sich ausschneiden und an die Wand hängen. Dabei bietet Dagmar Lassander ihm eine weite Bandbreite ihrer Schauspielkunst an. Wie sie langsam vom ängstlichen Opfer zur dominanten Superfrau mutiert, ist absolut sehenswert.

Alles in diesem Film ist bestens aufeinander abgestimmt. Das beginnt bei der futuristischen Pop-Art-Ausstattung, die das Auge ebenso verwöhnt, wie der erotische Schleiertanz der Lassander. Es geht über das clevere Drehbuch (brillant allein schon die Idee, den doppelgesichtigen Dr. Sayer ausgerechnet zu einem Vorsitzenden einer philanthropischen Gesellschaft zu machen), das langsam ein Puzzleteil ins andere fallen lässt, und endet bei der brillanten Musik von Stelvio Cipriani, die wie eine leckere Praline daherkommt und noch lange nach dem Abspann im Kopf herum flattert. „Femina Ridens“ ist großes, intelligentes Kino, voller beißendem Spott, das alle Sinne anspricht.

Unverständlich, dass der Film erst jetzt, nach 44 Jahren, erstmals in Deutschland veröffentlicht wird. Ob das nun unbedingt in einer „Giallo-Collection“ hätte geschehen müssen, wo er möglicherweise, aufgrund falscher Erwartungen (ich erinnere hier an den Spruch über„die blutdürstigen Italiener“ auf dem Cover) Fragezeichen und lange Gesichter hinterlässt, sei einmal dahingestellt. Freuen wir uns darum einfach, dass er nach all der langen Zeit endlich seinen Weg zu uns gefunden hat. Die DVD besitzt eine gute – und gleichzeitig die beste der drei Filme in der Box – Bildqualität. Da der Film zuvor nicht in Deutschland veröffentlicht worden war, gibt es keine deutsche Synchronisation. Der Ton liegt auf Italienisch oder Englisch mit deutschen Untertiteln vor. Ein interessantes Extra ist ein aufschlussreiches Interview mit Regisseur Piero Schivazappa. Von daher stellt der Film auch in punkto Ausstattung den Höhepunkt der “Giallo-Collection” dar.

Screenshots und mehr über die "Koch Media Giallo Collection": http://www.filmforum-bremen.de/2013/03/ ... on-teil-1/
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jogiwan
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Re: The Frightened Woman - Piero Schivazappa (1969)

Beitrag von jogiwan »

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Dr. Sayer (Philippe Leroy) ist der Vorsitzende einer Wohltätigkeitsorganisation und wird eines Tages von seiner Angestellten Maria (Dagmar Lassander) kontaktiert, die für einen journalistischen Bericht über die männliche Zwangssterilisation als Lösungsansatz für die ansteigende Überbevölkerung schreiben möchte. Dazu benötigt sie jedoch Informationsmaterial von Dr. Sayer, der von der Idee, die männliche Fortpflanzungsfähigkeit chirurgisch zu unterbinden, jedoch wenig begeistert ist. Dennoch erklärt er sich bereit der jungen Dame am Freitagabend in seiner Villa zu empfangen um ihr das Material zu übergeben.

Als Maria am Abend das Anwesen betritt, ist sie angesichts des exzentrischen Einrichtungsstils begeistert und auch Dr. Sayer präsentiert sich als eloquenter und redseliger Gastgeber. Nach dem Genuss eines Whiskeys fällt Maria jedoch in Ohnmacht und findet sich wenig später gefesselt und in einem finsteren Raum wieder und Dr. Sayer entpuppt sich ohne lange Umschweife als frauenfeindlicher Mensch, dessen größte Angst es ist, sich irgendwann man in einer von Frauen dominierten Welt wiederzufinden, in dem aufgrund technischer Errungenschaften die Funktion des Mannes längst überflüssig geworden ist.

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Fortan quält der Mann Maria mit psychologischer und physischer Folter um diese eindringlich darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem Mann immer noch um das stärkere Geschlecht handelt, dass nicht so ohne weiteres bereit ist, diese Vormachtstellung so einfach den Frauen zu überlassen. Und tatsächlich scheint der Plan auch zu funktionieren und Maria scheint sich zur Zufriedenheit von Dr. Sayer mit der unterwürfigen Rolle abzufinden. Als sie jedoch zunehmend auch ihre körperlichen Reize einsetzt und Dr. Sayer diesen erliegt, entpuppt sich die junge Frau als durchaus ebenbürtige Gegnerin, die ebenfalls bereit ist, ihrem Widersacher eine Lektion zu verpassen.

Der ewige Kampf der Geschlechter beschäftigt Regisseure schon seit Anbeginn der bewegten Bilder und diese Ausgangslage bietet von der humorvollen Komödie bis hin zum harten Horrorfilm auch allerlei erdenkliche Möglichkeiten dieses filmisch umzusetzen. Der italienische Regisseur Piero Schivazappa und sein 1969 entstandene Werke „Femina Ridens“ a.k.a. „The Frightened Woman“ platziert sein Werk dann geschickt zwischen den beiden Polen und präsentiert uns mit seinem hübschen Streifen eine satirische Abhandlung des Geschlechterkampfes in Form eines beschwingt-unvorhersehbaren Arthouse-Horrorstreifens, der auch immer wieder in die Giallo-Kiste gesteckt wird.

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Schwarze Handschuhe, Rasiermesser und blutige Morde sollte man sich trotz der Platzierung in der „Giallo-Box“ ja nicht erwarten und irgendwie passt der „Femina Ridens“ inhaltlich auch nicht zu den beiden restlichen Streifen der Box, auch wenn Schivazappa einen sehr empfehlenswerten Streifen abgeliefert hat, der nicht zu Unrecht zu meinen allerliebsten Filmen aus dem Land des Stiefels zählt. „Femina Ridens“ bietet dem aufgeschlossenen Zuschauer mit einer unvorhersehbaren Geschichte, einem grandiosen Philippe Leroy, einer bezaubernden Dagmar Lassander, exzentrischen Interior und einen wunderbar beschwingten Soundtrack von Stelvio Cipriani, ja eigentlich alles, was sich der Fan von einem italienischen Genre-Film aus der Epoche erwartet.

Der Inhalt des durchaus feministischen Streifens mit SM-Einschlag, bei dem man auch ständig etwas im Dunkeln tappt, ist auch sehr originell ausgefallen und überrascht den Zuschauer immer wieder aufs Neue mit unerwarteten Wendungen, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Die Art und Weise, wie die Geschichte im extravaganten Ambiente, freizügig und mit teils surrealistischen Szenen inszeniert wurde, schmeichelt Auge und Geist und in Kombination mit beiden grandiosen Hauptdarstellern und dem eingängigen Soundtrack ist „Femina Ridens“ dann auch ein absoluter Genuss, den man sich als Freund derartiger Werke nicht entgehen lassen sollte.

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Darstellerisch ist Schivazappas Werk dann auch voll und ganz auf seine zwei Hauptdarsteller zugeschnitten und die noch am Anfang ihrer Karriere Schauspielerin und in Prag geborene Dagmar Lassander, die zuvor in deutschen Filmen wie dem Mileu-Drama „Straßenbekanntschaften auf St. Pauli“ aufgefallen ist, wurde deswegen gecastet, weil der Regisseur für die Rolle ein eher unbekanntes Gesicht haben wollte. Meine Dagmar agiert aber in ihrem ersten fremdsprachigen Werk, in dem sie auch am allerschönsten in Szene gesetzt wurde, auch mehr als solide und ohne Scheu vor freizügigen Momten absolut wunderbar.

Philippe Leroy hingegen konnte zur Entstehungszeit bereits auf eine mehrjährige Karriere als Schauspieler zurückblicken und agierte u.a. in Tinto Brass‘ Pop-Art-Western „Yankee“ und zahlreichen anderen, erfolgreichen Werken. Als Dr. Sayer wirkt der durchtrainierte Mann zwar etwas älter, als er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war und dennoch scheint ihm die Rolle des Patriarchen, Frauenfeind und Macho auf den Leib geschneidert und Leroy verkörpert seine Rolle auch sichtlich mit etwas Freude.

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Koch Media bringt „Femina Ridens“ nun in deutscher Erstveröffentlichung im Rahmen der „Giallo Box“ und markigen Sprüchen beworben, die angesichts des Filmes doch etwas deplatziert wirken. Etwaiger Blutdurst wird mit dem kurzweiligen Film wie auch bei den anderen Beiträgen sicherlich nicht befriedigt und leider gibt es das wunderbare Werk auch nur in italienischer Originalfassung samt deutschen Untertiteln. Dafür entschädigt das Bonusmaterial mit einem halbstündigen und sehr interessanten Interview mit Herrn Schivazappa, erweiterte Szenen, US-Trailer und einem Poster mit Text von Christian Keßler.

Unterm Strich bleibt ein toller und optisch sehr ansprechendes Werk im Spannungsfeld zwischen Psychohorror und Satire, dass den Zuschauer gekonnt auf die falsche Fährte lockt und in wunderbarer Optik und viel hübschen Design eine Geschichte über fehlgeleiteten Männlichkeitswahn erzählt und wie man diesem am besten begegnet. „Femina Ridens“ ist zwar weder Giallo, noch sonderlich blutig, aber ein ungemein toller Film mit zwei wunderbaren Darstellern und schicken Settings, dass mich auch jedes Mal aufs Neue begeistert und der auch mitsamt der erschienenen Giallo-Box in keiner gepflegten Sammlung fehlen sollte.

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