Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau (1974)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

Captain Blitz
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Captain Blitz »

Ein Mediabook kann rein faktisch schon nicht das selbe sein. :D
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Il Grande Silenzio
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Il Grande Silenzio »

So, nun habe ich "Leichenhaus der lebenden Toten" auch endlich gesehen. Mir genügte dabei die DVD, die eine sehr gute Bildquali hat und vermutlich auf dem HD-Master beruht.

Zum Film ist schon alles gesagt worden, sehr guter Oldschool-Zombiestreifen mit nett-kruder Story, einigen blutigen Szenen und bösem Ende.

Da der Film etwas zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen 8/10
dr. freudstein
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von dr. freudstein »

nach dem kleinen Ausrutscher verzeihe ich dir natürlich. Diesmal hast du richtig bewertet :thup:
Da stehe ich ja nur noch mit dem Jogschi auf Kriegsfuß, was diesen Film angeht. Ich glaub, ich muss den :jogi: schreddern :twisted:
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horror1966
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von horror1966 »

Für mich ist das der beste europäische Zombiefilm überhaupt.
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CamperVan.Helsing
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Gestern im Kino als 35mm gesehen. Leider zeigte sich, dass die Kopie sämtlicher Gewaltspitzen beraubt wurde. So war die Tötung des Polizisten auf dem Friedhof komplett entfernt und auch im Krankenhaus fehlte so einiges. :(

An den Aussagen des Films (pro Umweltschutz, contra Polizeiwillkür) ändert das freilich nichts.
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Canisius
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Canisius »

ugo-piazza hat geschrieben:Gestern im Kino als 35mm gesehen. Leider zeigte sich, dass die Kopie sämtlicher Gewaltspitzen beraubt wurde. So war die Tötung des Polizisten auf dem Friedhof komplett entfernt und auch im Krankenhaus fehlte so einiges. :(

An den Aussagen des Films (pro Umweltschutz, contra Polizeiwillkür) ändert das freilich nichts.
Ja, die Kopie war leider merklich gekürzt aber ich fand, dass der Film auch ohne Gore ziemlich gut funktioniert. Die dt. Synchro, die Arthur Kennedy erzreaktionären Unfug wie "Haschbrüder! Geisteskranke!" in den Mund legt, macht einfach Spaß. :D
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“
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Dick Cockboner
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von Dick Cockboner »

Wunderbarer Film,der durch dezente musikalische Untermalung,gute Darsteller & einer klug erzählten Geschichte besticht.9/10
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jogiwan
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau

Beitrag von jogiwan »

Deliria över Köln-Special: Part 1

In der Riege der Zombie-Filme nimmt „Invasion der Zombies“ sicherlich eine Sonderstellung ein und hat mit den eher schmuddeligen Werken aus italienischer Produktion nachfolgender Jahr(zehnt)e auch erst einmal wenig gemeinsam. Hier ist das ganze Szenario überraschend ernst und neben der ökologischen Botschaft gibt es auch das Aufeinandertreffen von konservativen Ansichten und moderner Lebensweise im schottischen Hochland, das hier auch den wunderschönen Rahmen für die Geschichte bietet. Allerdings gibt es hier auch einige Elemente, die mir leider weniger zusagen und so wirkt die verbissene Ernsthaftigkeit doch etwas bemüht und passt nicht so recht zum – meiner Meinung nach – eher schludrigen Drehbuch, dass den Untoten nicht nur ein eigenes Bewusstsein und kollektiv-geplantes Handeln zugesteht, sondern diese auch sehr überraschend auf- und abtauchen lässt. Auch hätte ich mir irgendwie einen Sympathieträger gewünscht, der sich jedoch weder bei den männlichen, noch bei den weiblichen Darstellern findet und das Ende ist mir dann auch zu sehr von „Night of the Living Dead“ inspiriert. So bleibt ein gut aussehender Streifen mit tollen Darstellern und atmosphärischen Momenten, der mir insgesamt zu unausgewogen erscheint. Doch was mir als Nachteil erscheint, ist wiederum für andere der Grund, diesen Film noch mehr zu mögen und seine Stärke darin zu sehen, was die Sichtung im Rahmen von „Deliria över Köln“ doch sehr bestätigte. Was nach fundierter Einführung von Kai Krick als Auftaktfilm über die große Leinwand flimmerte ist naturgemäß bei den zahlreich anwesenden gut angekommen und danach wurde auch eifrig über Untote und die Arroganz der Wissenschaft diskutiert und auch die bedrohlich-beunruhigende Schlusssequenz hat sich nun wohl auch auf ewig in mein Bewusstsein eingebrannt. Von den Filmen, die ich aus unerfindlichen Gründen nicht so mag, ist mir „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ mittlerweile nun auch der Liebste. ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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karlAbundzu
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau (1974)

Beitrag von karlAbundzu »

Der von mir neben NOTLD der meistegesehene Zombiefilm, die beiden hatte ich auf Video und waren zentraler Bestandteil des Zombiekapitels meiner Magisterarbeit.
Das schöne war ja, das ich aufgrund des Titels (man fiel ja doch immer wieder drauf rein, auch noch Ende der 90er) und des Plakates wirklich eine Invasion der Zombies auf eine Großstadt (schaut euch die Skyline auf dem Videocover an, und dann spielt das im wunderschönen Lake District, in Windermere war ich sogar mal im Kino, Pacific Rim) erwartete.
Damals für mich als Wendepunkt der lebenden Toten Filme definiert, lag aber auch an der Verfügbarkeit. Und in Double Features filmfremdes oder arthousiges Publikum gezeigt, bei denen Romero immer gut ankam, dieser hier höchtens als lustiger Trash verhandelt wurde.
Nun, ist dieser Film doch viel mehr.
Ray Lovelock, Bandkollege von Tomas Milian, als George, ein leicht schmieriger Freigeist und Antiquitätenhändler trifft Frau und die Themen der Zeit: konservative gegen neue Idden der Posthippies, Umweltschutz gegen moderne Schädlingsbekämpfung, Drogensucht. Und das alles angesiedelt im modernen Zombiefilm, allerdings angereichert mit alten grusligen Gothic-Anteilen.
So war ich gespannt auf die 35mm Erfahrung und sie war toll. Nach der sehr guten Einführung von Kai sahen wir eine gute Kopie und im Kino kommt einiges noch besser.
Vilen Dank für diesen Klassiker!

PS: Ich muss endlich mal wieder nach anderem Filmen vom Jorge Grau gucken.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Das Leichenhaus der lebenden Toten - Jorge Grau (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

Atomkraft? Nein, danke!

„Ah, wie lustig: ein Leichentransporter!“

Der spanische Regisseur Jorge Grau („Violent Blood Bath“) schuf mit dem im Jahre 1974 veröffentlichten, italienisch-spanisch koproduzierten Zombie-Schocker „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ (auch bekannt als „Invasion der Zombies“) einen für die weitere Entwicklung des Zombie-Subgenres wichtigen Beitrag, der als eine Art Bindeglied zwischen Romeros „Night of the Living Dead“ und „Dawn of the Dead“ gilt und zudem eine deftige Prise Ökohorror beimischt.

„Der Zufall war noch nie ein gutes Alibi.“

Der junge, unangepasste Londoner Draufgänger und Antiquitätenhändler George (Ray Lovelock, „Der Berserker“) kann es kaum erwarten, die stickige Großstadt mit all ihrem Trubel hinter sich zu lassen und schwingt sich auf sein Motorrad, um zu seinem Häuschen auf dem Land inmitten von Einsamkeit und sauberer Luft zu eilen. Ein Tankstellenhalt wird ihm jedoch zum Verhängnis, denn die übermüdete, aber attraktive junge Edna (Cristina Galbó, „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“) fährt seinen parkenden Bock um, welcher daraufhin in die Werkstatt muss. Edna hat ein schlechtes Gewissen und gestattet ihm, das Steuer ihres Kleinwagen zu übernehmen, da sie in dieselbe Richtung will. Er solle sie bei ihrer Schwester Katie (Jeannine Mestre, „Das Tal der tanzenden Witwen“), die ihre Heroinabhängigkeit nicht in den Griff bekommt, und deren Mann Martin (José Lifante, „Abgeschlagene Köpfe“) absetzen und könne das Auto übers Wochenende behalten. Leider verfährt sich die Zweckgemeinschaft, sodass George einen Bauern nach dem Weg fragt. Während George nicht nur den Weg zu Katie erfährt, sondern sich auch ein neuartiges, einen hochfrequenten Pfeifton erzeugendes Gerät des Landwirtschaftsministeriums vorstellen lässt, das mit Radioaktivität Insekten und andere Schädlinge derart aggressiv macht, dass sie sich gegenseitig töten, wird Edna von einer Gestalt angegriffen, die sich als der Landstreicher Guthrie (Fernando Hilbeck, „Barabbas“) entpuppt – der eigentlich kürzlich verstorben ist. Bei Katie angekommen erfährt man, dass Martin gerade grausam ermordet wurde. Der ermittelnde Inspektor (Arthur Kennedy, „Der Antichrist“) ist ein erzreaktionärer, faschistoider alter Knochen, der die jungen Leute für ihren Lebensstil hasst und zunächst Katie und schließlich George massiv verdächtigt. Doch Edna hatte recht und nicht nur Guthrie ist aus dem Reich der Toten zurückgekehrt, um unter dem Einfluss der radioaktiven Strahlung die Lebenden zu zerfleischen…

„Wir wollen es nicht übertreiben…“

Grau stellt zu Beginn das hektische Treiben und den Straßenverkehr der Metropole inklusive einer nackten Flitzerin den verlassen wirkenden, weiten Landstrichen gegenüber, in die es George und Edna zieht. So herrlich grün und naturbelassen sie auch wirken, so haben sie im Vergleich zur quicklebendigen Großstadt auch etwas Morbides an sich, das Jorge Grau bereits vorm ersten Auftritt eines Untoten atmosphärisch subtil aus den Bildern herauskitzelt. George wiederum bildet die Antithese zu ebenso arroganten wie ignoranten Bauern, die ihn mit dummen Sprüchen bedenken, als er sich gegen Umweltverschmutzung ausspricht und die neue Technologie, mit der sie hantieren, kritisch betrachtet. Dabei haben sie den Schaden längst angerichtet: Landstreicher Guthrie streift als Zombie mit roten Augen durch die Gegend und erschreckt arglose junge Damen.

„Ihr seid alle gleich, ihr ungezogenen verkommenen Langhaarigen! Angezogen wie Schwule – Drogen Sex, fähig zu jeder Schweinerei!“

Kurz darauf werden Martin, ein Fotograf mit schütterem Haar und zugleich Ednas Schwager, und dessen drogenkranke und mit den Nerven vollkommen fertige Frau Katie in die Handlung eingeführt, wobei Martin bald wieder einen Abgang machen muss: Den Zombieangriff überlebt er nicht. Diese starke Szene wird optisch insbesondere durch das Blitzlicht des Selbstauslösers der Kamera Martins attraktiv, in Abständen von einigen Sekunden werden die Ereignisse fotografisch festgehalten – oder auch nicht, denn die Zombies können, offenbar ähnlich Vampiren, nicht fotografiert werden, wie sich herausstellen wird. Das Meisterstück des Films ist jedoch die klaustrophobische Gruftsequenz mit ihrem starken Gothic-Horror-Vibe, in der man sich scheinbar ausweglos eines Zombieangriffs erwehren muss. Gemächlich, aber stetig zieht „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ sein Tempo an. Wenn nach einer Stunde George auf des Rätsels Lösung kommt, folgen die Gore-Einlagen auf dem Fuße, die angesichts des Entstehungsjahrs wahrlich nicht ohne sind. Die Zombie-Gewalt kulminiert in einem blutigen Angriff aufs Krankenhaus bzw. die Menschen, die sich darin aufhalten, deftige Gewaltspitzen schockieren. Die strukturelle Gewalt hingegen findet ihren traurigen Höhepunkt in einer bösen Attacke, die desillusioniert und an Romeros „Night of the Living Dead“ erinnert, der jedoch ein Epilog folgt, der das Szenario auf seine Weise weiterspinnt.

Die Eindeutigkeit, mit der sich der Film auf die Seite von Umweltschützer(inne)n und progressiven jungen Menschen schlägt, die Fortschrittlichkeit nicht mit blindem Vertrauen in gefährliche technologische Eingriffe in die Natur verwechseln und nicht so naiv sind, der Freisetzung von Radioaktivität zuzujubeln, ist aller Ehren wert. Grau und seine Autoren Sandro Continenza und Marcello Coscia verstehen es, das Verhalten ignoranter Mitmenschen und die typischen dämlichen Sprüche, mit denen sie damals (und selbst heute noch) um sich warfen, aufzugreifen und zu veranschaulichen, wie gefährlich es ist, wenn solche Menschen Ämter wie die eines Polizeiinspektors bekleiden. Edna indes ist entgegen des emanzipatorischen Zeitgeists eine reichlich verhuschte junge Frau, der man ständig unter die Arme greifen muss – von Selbständigkeit kaum eine Spur .Jedoch: Nachdem der vom einem bärtigen Lovelock kernig gespielte George ihr lange Zeit keinen Glauben schenkte, muss nicht nur er einsehen, dass sie mit allem recht hatte. Ab dann kämpft George regelrecht gegen Windmühlen. Zugegebenermaßen sind die Figuren relativ schablonenhaft, Romeros Charaktere in „Night…“ waren weniger plakativ, dafür etwas glaubwürdiger ausgefallen.

Grau nimmt gerade während der ersten Hälfte mitunter etwas sehr das Tempo heraus, ein paar Timing-Schwierigkeiten seien ihm jedoch verziehen und sind sicherlich auch geänderten Sehgewohnheiten zuzuschreiben. Dafür überzeugt er mit einigen witzigen Details (neben der Flitzerin beispielsweise die alte Eule im Hotel „Zur Alten Eule“) und einer Kameraarbeit, die ein Maximum an Effekt aus ihren häufig sehr unmittelbaren, nahen Einstellungen erzielt und somit besonders im Kino auf großer Leinwand ihre Wirkung entfacht. Die Attacken der Zombies scheinen auch dem Publikum zu gelten. „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ ist bis auf genannte Details weitestgehend spaßfrei, man setzt stattdessen auf eine grimmige, morbide Stimmung und durch den Wissensvorsprung des Publikums verstärkt auf Suspense. Dennoch ließ man es sich nicht nehmen, etwas arg hanebüchene Erklärungen abzugeben, in der man wissenschaftlich unhaltbare Vergleiche zwischen Toten und Insekten zieht und sogar Neugeborene sich aggressiv verhalten lässt – weil sie noch nicht so lange leben? Oder weil es sich noch um „niedere Lebewesen“ handelt? Mit Verlaub, aber das ist dann doch eher unfreiwillig komisch.

Das Make-up der Untoten kann sich hingegen ebenso wie das Gekröse und Gematsche sehen lassen und das unheimliche Gestöhne auf der Tonspur klingt noch länger in den Ohren nach. „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ ist kantiger und unbehauener als ein „Dawn of the Dead“, hat seine erwähnten Schwächen in der B-Note, ist aber ein Meilenstein in der Genre-Entwicklung und ein bedeutsamer Film mit dem Herzen am rechten Fleck, der auch heute noch mühelos sein Publikum findet und fasziniert.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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