Die Mörderbestien - Joe D'Amato (1972)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

untot
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Die Mörderbestien - Joe D'Amato (1972)

Beitrag von untot »

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Originaltitel: La Morte ha sorriso all' Assassino

Herstellungsland: Italien

Erscheinungsjahr: 1972

Regie: Joe D'Amato

Darsteller: Klaus Kinski, Ewa Aulin, Angela Bo, Franco Cerulli, Giorgio Dolfin, Sergio Doria...

Inhalt:
Greta wird nach einem Unfall mit der Kutsche bewusstlos aufgefunden, sie hat anscheinend ihr Gedächtnis verloren.
Der zuständige Arzt Dr. Sturghes wird gerufen und kann sich zunächst keinen Reim darauf machen, was der Grund für den Zusand des Mädchens ist.
Als er jedoch ein Amulett mit mysteriösen Zeichen am Hals der Schönen entdeckt, glaubt er das Geheimnis Gretas zu kennen: Sie ist schon einmal gestorben und nun aus dem Reich der Toten zurück gekehrt.

Fazit:
Sicherlich ist dieser Film keiner von D'Amatos besten Filmen, aber ein ziemlich guter mit Sicherheit.
Er ist solide inzeniert und trägt eindeutig seine Handschrift.
Ein Giallo ist "Mörderbestien" sicher nicht, es handelt sich hier um einen reinen Horrorfilm, eine Mischung aus klassischem Grusel mit ein paar deftigen Splattereinlagen.
Kinski macht seine Sache gut, wie immer, dennoch spielt er hier eher eine kleinere Rolle, die süße Ewa Aulin ist ein Augenschmaus.
Alles in allem ist dieser Film empfehlenswert!

7/10
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Reinifilm
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von Reinifilm »

Auch auf die Gefahr hin, hier den Buxte-Award zu bekommen... den fand ich ganz schön schnarchig. :(
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untot
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von untot »

Reinifilm hat geschrieben:Auch auf die Gefahr hin, hier den Buxte-Award zu bekommen... den fand ich ganz schön schnarchig. :(
Ehrlich jetzt??
Es ist jetzt kein Actionfilm klar, aber langweilig fand ich den keine Sekunde, auch wenns ein ruhigerer Film ist, so verschieden sind die Geschmäcker eben. :)
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dr. freudstein
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von dr. freudstein »

Reinifilm vs. Buxtebrawler:

Duell am 31.10
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
Wer hat den schlechteren Filmgeschmack und kann am besten nörgeln?
Die Entscheidung wird mit Spannung erwartet.

Ach ja: (sorry fürs OT)
 ! Nachricht von: buxtebrawler
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Diabolik!
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von Diabolik! »

Das ist kein Film, sondern eine bewußtseinsverändernde Erfahrung. Hier ein älterer Kommentar:


DIE MÖRDERBESTIEN („La morte ha sorriso all´assassino“, Italien 1972) R: Joe d`Amato

Der verwachsene Franz (Luciano Rossi) steht erschüttert vor der aufgebahrten Leiche seiner geliebten Schwester Greta von Holstein (Ewa Aulin) und hadert mit dem Schicksal: Wer hat seine einzige, große Liebe ermordet? Es werden ein paar Rückblenden eingeschoben: Franz, der in inzestuöser Zuneigung zu seiner Schwester entflammt ist, verfolgt Greta, die im Park lustwandelt und muss mit Ingrimm im Herzen beobachten, wie sie mit einem solventen Herrn (Giacomo Rossi-Stewart) mit Rotzbremse unter der Nase flirtet…
Nächste Szene: Eine Kutsche rast in mörderischem Tempo auf das Anwesen einer Grafschaft zu, der Kutscher verliert die Kontrolle übe das Gefährt und verunfallt. Das Grafenehepaar Eva (Angela Bo) und Walter von Ravensbrück (Sergio Doria) eilt hinzu und rettet eine besinnungslose Frau aus der Kutsche: Es handelt sich um Greta (Nanu? War die Szene zuvor nur ein Traumgespinst??), die unter schwerem Schock steht und das Bewusstsein verloren hat. Diese Diagnose wird zumindest wenig später von dem flugs hinzugezogenen Arzt Dr. Sturges (Klaus Kinski) erstellt, der sich obendrein sehr über einen goldenen Anhänger um Gretas Hals wundert. Darauf befinden sich kryptische Symbole und die Aufschrift „Greta 1906“. Diese Entdeckung bewegt ihn in bester Mad Scientist-Tradition dazu, in seinem Laboratorium bunte Flüssigkeiten in Reagenzgläsern zusammenzubrauen, finster vor sich hin zu murmeln und im Keller seines Hauses Experimente mit Leichen zu veranstalten – aus der geplanten Wiederbelebung der Toten wird aber nichts, denn unbekannte Mörderhand befördert ihn vorzeitig aus dem Leben.
Spätestens hier endet der logisch halbwegs nachvollziehbare Teil des Werkes, der Rest ist Delirium. Eine chronologische Inhaltsangabe erübrigt sich. Es können nur verzweifelte Fragen in den Raum geworfen werden: Was hat es mit der Hausdienerin auf sich, die ebenfalls Greta heißt und die sinistre Visionen von Luciano Rossi plagt? Warum ist Greta – also die Aulin jetzt – offenbar schon mehrmals gestorben und weilt dennoch unter den Lebenden? Warum präsentiert sie sich manchmal mit Heilerde in der Visage und sieht an anderen Stellen lieblich und unversehrt aus? Wer ist der mysteriöse Mörder, der umgeht? Was hat Edgar Allen Poe mit alledem zu schaffen? Warum, waruuum…??


Kommen wir lieber zu Fragen, die sich definitiv klären lassen: Was haben Peter Newton, Alexandre Borsky, D.W.Griffith und Joe d´Amato gemeinsam? – Richtig, hinter all diesen Namen verbirgt sich ein und dieselbe Person, nämlich Aristide Massaccesi. Massacesi, Schöpfer unvergesslicher Epen wie MAN EATER, IN DER GEWALT DER ZOMBIES und SADO – STOSS DAS TOR ZUR HÖLLE AUF, drehte 1972 seinen ersten eigenen abendfüllenden Spielfilm namens LA MORTE HA SORRISO ALL'ASSASSINO, wörtlich: „Der Tod lächelt den Mörder an“ – der Titel ergibt wenig Sinn, aber noch weniger Sinn ergibt der Titel des deutschen Videotapes von Silwa DIE MÖRDERBESTIEN. Ins Kino hat der Film es bei uns erst gar nicht geschafft, was doch schade ist, immerhin ist dies einer der ganz wenigen Schöpfungen des Meisters, wo er mit seinem echten Namen zeichnete.
An mein erstes denkwürdiges Zusammentreffen mit besagter Kassette von Silwa erinnere ich mich mit nacktem Grausen; erwartete ich doch einen zünftigen Italo-Zombie-Schlocker, obendrein mit Klaus Kinski in der Hauptrolle! Was man dann aber aufgetischt bekommt, ist ein verdammt hartes Kraut – und garantiert etwas ganz Anderes, als man erwartet hat…

Meine Fresse, ich bin ratlos – wo soll ich anfangen? – Wer die Inhaltsangabe aufmerksam gelesen hat, wird bemerkt haben, daß der Film sich in mehrere, parallel laufende Erzählstränge aufspleißt, deren Zusammenhang nicht wirklich erkennbar ist und oft auch gar nicht vorhanden. Fährten führen ins Nichts, plötzlich tauchen sie wieder auf und verlaufen sich erneut ins Nirgendwo. Ein kohärenter Handlungsverlauf ist nicht erkennbar, ebenso sollte man keinerlei herkömmliche Logik erwarten.
Hier noch einmal ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung: Das gräfliche Ehepaar hegt sexuelle Gelüste für Greta, die traumwandlerisch auf dem Anwesen herumflaniert. Es kommt zum Geknatter mit beiden, Eifersucht auf den jeweils anderen regt sich. Gräfin Eva hält es irgendwann nicht mehr aus, lockt Greta in den Keller und mauert sie lebendigen Leibes ein. Auch eine schwarze Katze kraucht durch die Gänge, mit eingemauert wird sie aber nicht. Natürlich taucht Greta bei einem Maskenball wieder auf, mit Matsche im Gesicht. Als später die Wand aufgestemmt wird, springt dann doch die Katze heraus. Später wird besagter Dachhase dann auch mal gern als Wurfgeschoss zweckentfremdet, besonders Luciano hat darunter zu leiden… Ächz, was wollte ich eigentlich sagen?
Naja, irgendwann taucht dann der solvente Herr mit Schnäuzerbefall vom Anfang wieder auf – es ist der Vater des Grafen! Auch einen Inspektor (Attilio Dottesio) gibt es, und der hat eine Frau, und die sieht aus wie Greta…
Wer den Film nicht kapiert hat, sollte deswegen nicht gleich zum Giftflakon greifen und seine Existenz im eigenen Blute ersäufen – ich habe den ganzen Kladderadatsch beim ersten Anschauen nicht begriffen und beim zweiten Mal war´s auch nicht viel einleuchtender. Das macht aber alles gar nichts, denn Massaccesi wandelt mit LA MORTE HA SORRISO ALL'ASSASSINO in den Fußstapfen von Fellini und Buñuel. Ein gestrichener Esslöffel Jean Rollin wurde obendrein hinzugefügt. Die enormen surrealen Qualitäten des Films mögen unbeabsichtigt gewesen ein, vorhanden sind sie allemal. Und das Seltsamste daran ist: Es macht großen Spaß, sich dieser Wirrnis hinzugeben!

Das liegt vor allem daran, daß der Film in technischer Hinsicht durchaus solide geraten ist. Obwohl auch auf dieser Ebene, wie bei allem in diesem Streifen, Durchwachsenes regiert. Die Kamera (Massaccesi himself) ist teilweise sehr gelungen, teilweise geradezu dilettantisch. Einige äußerst ordentliche Bilder sind ihm gelungen, was allerdings auch an der sehr stimmigen und atmosphärisch überzeugenden Kulisse liegt – das Anwesen der Grafschaft ist eine Wucht und verströmt reichlich wohlige Gothic-Grusel-Stimmung. Zeitweise durchweht den Film der Geist eines Gaslicht-Romans, komplett mit edelkitschigen Weichzeichner-Aufnahmen und schmalzigem Pornogedudel. Hie und da wird ein klassisches Haunted House-Gefühl verbreitet, fast geht es wie in einem Vincent Price-Vehikel von Roge Corman zu. Dann wieder wähnt man sich in einem Giallo, wenn die Mörderbestie, dargestellt durch subjektive Handkamera, sich an ihre Opfer anschleicht und sie danieder schnetzelt. Wenn sich dann noch die völlig selbstzweckhaften und sinnlosen Rödeleien und Voyeurismen hinzugesellen, gewürzt mit einer satten Kelle Splatter-Schleim und quellendem Gedärm, erkennt man deutlich die Handschrift von Onkel Joe…
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die Musik von Berto Pisano, die mitunter äußerst effektiv und gänsehauterzeugend daherkommt, zuweilen aber auch unerträglich auf die Nerven fällt.
Die nicht-lineare und extrem verwirrende Struktur des Drehbuchs (?) mögen aufgeschlossene Zeitgenossen als unkonventionelles Experiment lobpreisen, andere werden das Resultat als zum Kotzen langweilig und öde bewerten. Meine bescheidene Ansicht liegt irgendwo in der Mitte, denn obwohl der völlig konfuse Film eine schwer zu schluckende Pille ist, gefällt er mir dennoch und hat sich einen Ehrenplatz in meiner Sammlung (und meinem großen Herzen!) gesichert – in der Abteilung „Krudes & Abstruses“ steht er direkt neben den Werken von Renato Polselli.

Die Schauspieler liefern, zum Gesamtbild passend, ähnlich Zwiespältiges ab. Ewa Aulin ist ja recht putzig anzusehen, in der Rolle der mysteriösen Rächerin aus dem Totenreich wirkt sie mitunter schon etwas deplaziert – aber auch das unterstreicht die traumartige Note des Films. Die Leistungen von Sergio Doria und Angela Bo erschöpfen sich weitgehend darin, im Schlosspark herumzusitzen, Tee zu schlürfen und Ewa Aulin mit gierigen Blicken zu verzehren. Übrigens trägt auch Doria (wie der Vater, so der Sohn) ein hässliches Gestrüpp auf der Oberlippe. Klaus Kinskis Auftritt („Der Arzt ist da!“) ist leider viel zu kurz und wird mit starrer Gesichtsmuskulatur absolviert, bereitet aber trotzdem Laune. Luciano Rossi als buckliger, schwitzender Franz ist göttlich – ich verehre den Mann!

Schlusswort: Ein herrlich obskures Kleinod des schrägen italienischen (Horror-)Kinos und wahrscheinlich einer der besten Machwerke von Joe d`Amato!

***

Was den Film leider unnötigerweise verhunzt, ist die miserable deutsche Video-Synchro, bei der man ein paar selten lustlose und untalentierte Sprecher zusammengewürfelt hat. Die (schon recht rar und teuer gewordene) DVD-Ausgabe von X-Rated bietet leider keine italienische Original-Tonspur an, ist in eine sperrige große Hartbox verpackt und schaut ziemlich hässlich aus. Wie auch immer, besser so, als gar nicht – der Film ist Kult und allemal ansehnlicher als die Pornos, die Massaccesi später mit Sarah Young gedreht hat…
"Wir raten ab!" - Der katholische Filmdienst
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dr. freudstein
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von dr. freudstein »

AHF Mexico(auf fettem Kartonpapier)
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.

von Argentinien auf Mexico geändert, weil nur so korrekt :oops:
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Blap
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von Blap »

Nach den diablischen Ausführungen bedarf es eigentlich keines weiteren Kommentares, aber wenn es dem Film auch nur einen weiteren Zuschauer einbringen sollte, dann wäre die Mission erfüllt...

***

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Die Mörderbestien (Italien 1972, Originaltitel: La morte ha sorriso all'assassino)

Ménage à trois und sonstige Umtriebe

Ein adeliges Ehepaar beobachtet den Höllenritt einer Kutsche, der unter lautem Getöse in einen schrecklichen Unfall mündet. Für den Kutscher kommt jede Hilfe zu spät, doch man findet eine junge Frau (Ewa Aulin) nahezu unversehrt im Fahrgastraum des zerstörten Gefährts vor. Walter (Sergio Doria) und Eva (Angela Bo) von Ravensbrück nehmen die Verunglückte bei sich auf, flugs wird der Mediziner Dr. Sturges (Klaus Kinski) einbestellt. Die rätselhafte Schönheit kann sich offenbar an nichts erinnern, Dr. Sturges greift zu ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden. Die die blonde Schönheit trägt ein Medallion, welches ihren vermutlichen Namen -Greta- preisgibt. Sturges erkennt jedoch weitere Schriftzeichen auf dem Schmuckstück. Voller Eifer gibt sich der Arzt seinen Forschungen hin, er glaubt endlich das Rätsel des ewigen Lebens entschlüsselt zu haben. Doch seine Freude über einen ersten erfolgreichen Versuch soll nicht lange währen. Von den grausigen Vorfällen im Kellerlabor des Medizinern haben die von Ravensbrücks keine Kenntnis. Schnell schliessen sie ihre attraktive Mitbewohnerin ins Herz, bieten ihr eine dauerhafte Unterkunft, ein neues Zuhause an. Eva entgeht jedoch nicht, dass ihr Gatte der neuen Mitbewohnerin über alle Maßen zugeneigt ist. Greta versteht es auch Eva um den Finger zu wickeln. Eines Tages ist der Bogen überspannt, von rasender Eifersucht angetrieben, lockt Eva die schöne Greta in die Gewölbe unterhalb des Schlosses. Von nun an gilt Greta als verschwunden, sämtliche Suchbemühungen der Polizei verlaufen im Sande. Doch das Grauen lässt sich nicht hinter eine Mauer sperren...

Der kurze Einblick in den Inhalt gibt nur einen kleinen Teil der Vorgänge wieder, die uns Aristide Massaccesi aka Joe D'Amato in einer seiner frühesten Regiearbeiten auftischt. Natürlich bediente er auch die Kamera, erdachte die Story und war am Drehbuch beteiligt. Über D'Amatos Fähigkeiten als Regisseur streitet man sich noch in der heutigen Zeit, während selbst Skeptiker für seine Kameraarbeit meist voll des Lobes sind. Wie dem auch sei, ich konnte mich bisher (meist) mit den Werken des 1999 verstorbenen Filmemachers anfreunden.

Möchte man für "Die Mörderbestien" eine Schublade aufziehen, so wird wohl Einigkeit über die Aufschrift "Horror" vorherrschen. Der Streifen kommt mit einer märchenhaften, verträumten Atmosphäre daher, ab und an kann D'Amato sich nicht beherrschen, streut kleine Ausbrüche in Form von Mettgut und Gegeifer ein. Diese Momente wirken -trotz ihrer grotesk anmutenden Ausführung- nicht wie krampfhaft erzwungene Fremdkörper, vielleicht fügen sie sich gerade aufgrund ihrer Obskurität vortrefflich ein. Der Plot bietet jede Menge Raum für ausufernde Diskussionen. Ist das alles nur an den Haaren herbeigezogener Mumpitz, oder vielmehr eine vielschichtige Erzählung, die sich nur dem aufmerksamen und aufgeschlossenen Filmfreund erschliesst? Ehrlich, ich bin mir da selbst nicht so ganz sicher, die Wahrheit (sofern es eine solche überhaupt gibt) liegt wohl irgendwo zwischen Genie und Stumpfsinn. Mich hat der Film von der ersten Sekunde an eingefangen, der großartige Score von Berto Pisano trägt einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, auch wenn die Grenze zum Kitsch hin und wieder spürbar überschritten wird (oder genau deswegen).

Die Besetzungsliste lässt sofort aufhorchen, steht doch der klangvolle Name Klaus Kinski an vorderster Stelle. Es ist kein Geheimnis, Kinksi konnte Kohle stets gut gebrauchen, spielte oft mit gelangweilter Routine seinen Stiefel runter. Tatsächlich wirkt er in der Rolle des Dr. Sturges nicht sonderlich motiviert, umso erstaunlicher mutet seine "treffsichere Präsenz" an, die seine Darbietung in einem absolut gelungen Licht erstrahlen lässt. Ein derart ausgeprägte und verblümte Unverschämtheit, kann sich nur ein echter Könner leisten, um nicht das abgegriffene Wort "Genie" ins Spiel zu bringen. Ewa Aulin ist die nahezu perfekte Besetzung für die Rolle der Greta von Holstein. Ihre puppenhafte Schönheit mutet gleichermaßen harmlos wie unheimlich an, schutzsuchend wie bedrohlich. Die zweite Schönheit namens Angela Bo hat kein leichtes Spiel, löst ihre Aufgabe aber mehr als zufriedenstellend. Sergio Doria wirkt recht unscheinbar, oft regelrecht blass. Auch dies entpuppt sich letztlich als gute Wahl, unterstreicht von Ravensbrücks Hilflosigkeit, lässt ihn zum Spielball der Ereignisse werden. Attilio Dottesio sehen wir als leitenden Ermittler, sein Gesicht wird jeder Freund des italienischen Genrekinos kennen. Es wäre schändlich den grossartigen Luciano Rossi nicht zu erwähnen, obschon er in der obigen Inhaltsangabe keine Erwähnung findet. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, ich wiederhole mich gern, der Film bietet weitaus mehr als man auf den ersten Blick vermuten mag.

"Die Mörderbestien" kein völlig durchgedrehter Trip, aber dennoch weit, weit entfernt von der üblichen -von mir sehr geliebten- Gruselkost der siebziger Jahre. Ist D'Amato ein cleverer Scharlatan, der mit wenig Einsatz zum Ziel (Geld) kommen möchte, oder steckt in diesem Streifen wirklich Herzblut und sogar Anspruch, offenbart sich dem zugeneigten Betrachter ein echtes Kleinod? Egal welches Zahnrad den Takt in diesem Getriebe vorgab, mein Herz hat der Flick ohne Gegenwehr erobert. Der Horrorfilm der siebziger Jahre hat bei mir stets ein leichtes Spiel. Ob solides Handwerk von Hammer und/oder Amicus, ob knuffig-herzliche Mondsucht von und mit Paul Naschy, egal ob aus Großbritannien, Spanien oder Italien stammend (um die wichtigsten Säulen zu nennen), wie trist wäre die Filmwelt ohne diese Schätzchen! Mein altes Herz überspringt vor Freude ein paar Schläge, allein der Gedanke an meine Lieblinge bereitet mir grösste Wonne, jagt mir wohlige Schauer über den Rücken.

Mir liegt die DVD aus dem Hause X-Rated vor, die sich in mittelprächtiger Verfassung präsentiert, aber immerhin die ungekürzte Fassung an Bord hat (im Gegensatz zu diversen Kaufhaus-DVDs). Leider befindet sich nur die deutsche Synchronisation auf der Scheibe, die dem Film nicht gerecht wird. Der italienische Originalton mit Untertiteln wäre mir in diesem Fall lieber. Zusätzlich stört ein leichtes Brummen, mit dem man sich aber abfinden kann. Als Verpackung dient eine -für das Label typische- grosse Hartbox, welche mit unterschiedlichen Covermotiven angeboten wurde. Die DVD geht als brauchbarer Kompromiß durch, eine verbesserte Neuauflage würde ich zu schätzen wissen.

7/10 (gut) + viele Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!

Lieblingszitat:

"Ich liebe das Landleben"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
dr. freudstein
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von dr. freudstein »

Sicher kommt der Film sehr gemählich rüber, aber soll wohl auch märchenhafte Atmossphäre aufkommen lassen.
Durchaus gelungen, aber wirklich etwas wirr. Nun, der Joe D'Amatao, damals noch unter Aristide Massaccesi agierend hatte sicher nie ein gutes Gespür für gute Drehbücher. Vieles sicher dem Mangel an finanziellen Mitteln und dem schnellen Abdrehen der Filme zuzuschreiben, doch genau das liegt ihm, dennoch ein stilvolles Werk hervorzubringen.

Habe mich auch über vieles gewundert, z.B. warum die Katze plötzlich doch eingemauert war und dann quicklebendig flüchten kann. Daß die Greta ab und zu ihr wahres Antlitz zeigt (ziemlich schlecht gemachte Matschfresse) liegt wohl in ihrer Kunst je nach Belieben ihren verstorbenen und den lebenden Körper zu präsentieren. Da ich mich noch bester Gesundheit erfreue (na ja, einiges liegt doch im Argen, reicht aber nicht zum Sterben), obliegt mir diese Kunst nicht, aber ich beneide sie darum. Wie gern würde ich bei einigen Gelegenheiten.... :engel:

Jedenfalls sehr schöne Kulissen und angenehme 70er Jahre Ästhetik. Soundtrack weiß zum Teil auch zu gefallen. Alles in allem gute Mischung aus Horror, Grusel, Gothik.

Klaus Kinski kann einen auch selten enttäuschen, aber auch hier durft er ja kaum spielen. Wahrscheinlich ist er auch schon zu teuer oder zu anstrengend geworden, so daß man ihn bzw. seinen Namen wenigstens als Aufhänger mal kurz mit einbringen wollte.

Ich sah den Film aus der Metal Klaus Kinski Edition Box

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Einziger Wermutstropfen also (cut), ansonsten ziehe ich 7/10.
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DrDjangoMD
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von DrDjangoMD »

Sehr richtig, lieber Doc 1. Ich finde Mörderbestien ist ein Film, der einfach jedem gefallen wird. Die Trashfans werden sich an dem absurden Handlungsverlauf freuen (ehrlich gesagt: Ich hab jetzt wo ich den Film mind. fünfmal gesehen habe noch immer keine Ahnung was da genau abgegangen ist) und die "seriöseren" Zuseher werden auch zugeben müssen, dass der Film eine dichte Atmosphäre besitzt und die darstellerischen Leistungen für einen D'Amato-Trasher auch recht ansehnlich sind (Warum bekommt Luciano Rossi eigentlich nur Nebenrollen? In jedem Film, in dem er auftritt liefert er die denkwürdigste Performance).
Also in meinem Rating schafft er:
Filmtechnisch: 6/10
Trash: 8/10

Ich hab ihn komischerweise aus der "Italowestern Holzbox", da ist eigentlich das selbe drin wie in der Kinski-Box, nur statt "Drei Amen für den Satan" bekommt man "Dartana [sic!] - Noch warm und schon Sand drauf" und "Drei gegen Sacramento", was insofern komisch ist, da das Cover von "Drei Amen für den Satan das Titelbild der ganzen Box ist :doof: ...Gott, mit dieser Box stimmt so vieles nicht, aber ich sollte mich nicht beschweren, sie bescherte mir "Mörderbestien". :nick:
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buxtebrawler
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Re: Die Mörderbestien - Joe D'Amato

Beitrag von buxtebrawler »

Atmo, Kulissen etc. :thup:
Handlung :thdown:

5/10
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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