Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von Blap »

Ich muss mir die Scheibe endlich vornehmen, sie steht seit dem Erscheinungstag im Regal. Bisher war auf Camera Obscura stets Verlass, was für die Auswahl der Filme und die technischen Qualitäten der DVDs gilt.

Auf "Wild Beasts" freue ich mich ganz besonders, Tierhorror geht immer.
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jogiwan
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von jogiwan »

@ Blapschzilla: auf deine Meinung bin ich schon arg gespannt! :D
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Blap
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von Blap »

Ist der Ruf erst ruiniert, tiersnufft es sich ganz ungeniert...

:twisted:
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jogiwan
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von jogiwan »

Blap hat geschrieben:Ist der Ruf erst ruiniert, tiersnufft es sich ganz ungeniert...

:twisted:
ich quäle prinzipiell nur Menschen! :jogi:
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Blap
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von Blap »

Ich mache da keinen Unterschied. :opa:
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Paco
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von Paco »

Passend zur Weihnachtszeit habe ich bei einem Kumpel die Camara Obscura-DVD geschaut und war gespannt, wie ich den Film nach knapp 20 Jahren, als ich ihn zum ersten Mal sichtete, heute finden würde.

Zum Thema "Tiersnuff" muss ich sagen, dass ich die von Jogiwan beanstandeten Szenen ebenfalls abscheulich und unnötig fand. Allerdings hatte dies für mich durchaus auch etwas Positives: Vor 20 Jahren habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, als ich die Tiersnuff-Szenen sah. Heute stören sie mich enorm, und ich glaube, das geht vielen Menschen so. Für mich zeigt das - und jetzt kommen wir zum Positiven -, dass sich in der Gesellschaft bezüglich Tierschutz/-verständnis in den letzten Jahren doch etwas getan hat!

Zurück zum Film: Insgesamt ist Wild Beasts ziemlich professionell gemacht, bei den schauspielerischen Leistungen sind die Tiere allerdings ziemlich weit vone, während die menschlichen Darsteller allesamt im Bereich zwischen "blass" und "nervig" rangieren.

Die DVD hat eine hervorragende Bildqualität und ist lämger/härter als die alte VHS.

P.S. Eines habe ich nicht so ganz kapiert: Warum knabbert der Kommissar den gesamten FIlm über irgendwelches Zeug aus einer Tüte?
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jogiwan
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von jogiwan »

Rupert Berner (John Aldrich) ist ein ambitionierter Tierarzt, arbeitet im Frankfurter Zoo und ist mit der hübschen Reporterin Laura (Lorraine De Selle) befreundet. Als Laura eines Abends einem Kongress von Tierforschern beiwohnt, wird Berner von Inspektor Braun (Ugo Bologna) zu einem bizarren Tatort in der Innenstadt gerufen, an dem ein Liebespaar von tausenden von Ratten förmlich zerfleischt wurde. Obwohl die Fakten klar sind, kann sich Berner das aggressive Verhalten der ansonsten scheuen Tiere nicht erklären und nimmt vor Ort eine Blutprobe.

Als er diese in seinem Labor auswerten möchte, entdeckt der schockierte Arzt, dass durch einen Kurzschluss die Käfige der Zootiere geöffnet, drei Pfleger getötet wurden und die aufgebrachten Tiere geflohen sind. Diese machen nun die Innenstadt unsicher und fallen über die arglosen Bewohner der hessischen Finanzmetropole her, während die Polizei machtlos agiert. Als sich jedoch die übel zugerichteten Leichen stapeln, entdeckt Berner tatsächlich den Grund für das ungewohnt aggressive Verhalten, nur um wenig später festzustellen, dass die Bedrohung weit größer ist, als ursprünglich angenommen…

Mit Tierschutz und italienischen Filmen ist es ja immer so eine Sache und Themen wie „Tier-Snuff“ in Kannibalen-Filmen und den sogenannten „Mondos“ sorgen ja seit jeher für hitzige Diskussionen zwischen Filmfreunden und Tierschützern. Das jedenfalls bei diesem Reizthema auch die Wogen hochgehen ist nachvollziehbar und ich verstehe jeden, der für sich entscheidet, diese Filme aus diesen Gründen zu meiden. Andererseits ist diese Diskussion zum Teil auch etwas verlogen, da tagtäglich Millionen Tiere auf der Schlachtbank enden und zu Lebensmittel verwurstet und Kleidung verarbeitet werden und auch der Kreislauf der Natur wenig Rücksicht auch schwächere Tiere in der Nahrungsmittelkette nimmt.

Aber auch wenn ich „Tier-Snuff“ in „Cannibal Holocaust“ als provokantes, aber andererseits zweifelsfrei auch effektives Stil-Mittel von Filmen aus der Zeit akzeptieren kann, so fällt es mir im Gegensatz bei Franco Prosperis „Wild Beasts“ doch etwas schwerer, die gezeigten Tierquälereien kommentarlos hinzunehmen. Diese wären zum größten Teil auch gar nicht notwendig und sind der eigentliche Geschichte des Streifens, der dann auch von der „Umkehrung darwinistischer Machtverhältnissen“ handelt, auch gar nicht zuträglich. Für mich ist es ja verwunderlich, dass in den meisten Kritiken im Netz, dieser Aspekt vollkommen ausgeklammert zu sein scheint und bis auf Ausnahme von Marcus Stigglegger, der dieses im Booklet als „mittlerweile überwundene Unart des Genrekinos“ bezeichnet, kaum bis gar keine Erwähnung findet.

Dabei wäre die eigentliche Intention des Filmes ja auch gar nicht so schlecht und aus den interessanten Themen Umweltverschmutzung und Tierschutz hätte man auch durchaus einen guten Unterhaltungsfilm zaubern können, ohne dass man unnötige Tiertötungen so derart plakativ hätte einbauen müssen, die ihre ursprünglichen Bestrebungen dann auch vollkommen ad absurdum führen. Auch der semi-dokumentarische Stil der Inszenierung und die Frankfurter Locations sind sehr atmosphärisch und wissen eigentlich sehr gut zu gefallen, werden aber durch die beschriebenen Szenen größtenteils zunichte gemacht und so richtige Freude wollte sich trotz Italo-Leidenschaft nicht einstelle.

Was mir an dem Streifen ebenfalls nicht sonderlich gefallen hat ist die Tatsache, dass der Zuschauer in dem etwas trashigen Werk (Stichwort „Flughafel“ und "Elefanten! Elefanten!") auf eigentliche Sympathieträger verzichten muss. Tierarzt Berner glänzt neben seinem eindrucksvollen Pornoschnauzinger vor allem durch seltsame Berufsansichten, während der weibliche Hauptpart der Reporterin Laura und zugleich optischer Aufputz mit seltsamer Synchronstimme vollends blass bleibt. Ziemlich ärgerlich wird es dann bei deren Tochter Suzy, die als Ballett-tanzende und etwas vernachlässigte Terrorbratze auch erschreckender und vestörender agiert, als es die wilden Tiere jemals tun könnten und bei der man – leider vergeblich – nur noch darauf wartet, dass sich eines der Raubtiere über sie hermachen möge.

Bekanntestes Gesicht bei den Darsteller dürfte für den italophilen Zuschauer wohl die französische Darstellerin Lorraine De Selle sein, die ja mit Filmen wie „Der Schlitzer“, „Die Rache der Kannibalen“ und „Laura – eine Frau geht durch die Hölle“ schon ausreichend mit den Abgründen des italienischen Genre-Kinos in Berührung gekommen ist. Für John Aldrich als Tierarzt Berner war es hingegen wohl der einzige Ausflug in schauspielerische Gefilde, während Ugo Bologna ja auch in anderen geschmackvollen Werken wie „Großangriff der Zombies“ und „Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“ in Erscheinung getreten ist.

Woran es aber im gegensatz zum polarisierenden Film wieder einmal nichts zu meckern gibt, ist die wunderbare Veröffentlichungspolitik von „Camera Obscura“, die den bisherigen Filmen um nichts nachsteht. Die Scheibe aus der „Italo Genre Cinema Collection“ hat ja nicht nur eine geschmackvolle Verpackung, sondern glänzt auch durch tolle Bild- und Tonqualität in sämtlichen Tonspuren. Auch das eigens angefertigte Bonusmaterial ist überzeugend, auch wenn das Interview mit Prosperi eher die Diskussionen über Tierschutz in seinen Werken eher anheizen wird. Abgerundet wird der Silberling dann noch mit einem Booklet samt Text vom geschätzten Marcus Stiglegger, dem Trailer zum Film, sowie einer Bildergalerie.

Unterm Strich bleibt ein sehr zwiespältiger Film, der mit Frankfurt als Location zwar zweifellos seine Momente hat, der aber mit vielen seiner tierquälerischen und Tiertötungs- Szenen, die nicht einmal notwendig wären, für mein Empfinden weit über das Ziel eines simplen „Unterhaltungs-Horrorfilm“ hinausschießt. Wer diese Tatsache ausblenden kann, bekommt mit „Wild Beasts“ sicherlich einen der besseren Vertreter von Tierhorrorfilmen serviert, bei allen anderen wird die Sichtung des 1982 gedrehten Streifens sicherlich, Befremden, Wut und Zorn hervorrufen. Ich bin an dieser Stelle jedenfalls froh, dass die fortschreitende Entwicklung von CGI, sowie die von Tierschutz-Gesetzen solche Szenen nicht mehr notwendig machten, bzw. ohnehin verbieten. Ich kann und will mich daher auch an solchen Filmen nicht erfreuen und so landet bei dem nächsten Prosperi-Filmabend als bessere Alternative doch lieber wieder der großartige „Mondo Candido“ im Player.
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Adalmar
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von Adalmar »

Kurzkommentar:

Aufgrund der Erfahrungen mit "wilden Tieren", die er während der Mondos gemacht hatte, konnte Prosperi hier einen Dreh mit verschiedensten Tieren wie Tigern, Löwen, Elefanten, Gnus und vielen anderen organisieren, wie es in der Geschichte des Tierhorrors wohl einmalig sein dürfte und heute hoffentlich aus Tierschutzgründen nicht mehr gemacht wird, denn auch wenn ich nicht alles glaube, was Jacopetti und Prosperi so nachgesagt wird, hatten die Tiere bei den Dreharbeiten sicher nicht allzu viel Spaß, da sie sich unter anderem in völlig ungewohnten Umgebungen bewegen mussten. Aber andererseits klingt Prosperi im Interview nicht wie jemand, dem das Wohl der Tiere völlig egal wäre. Die angezündeten Ratten seien künstlich gewesen, die Glasscheiben, durch die Tiere springen, aus ungefährlichem Filmglas usw. Ob das alles so genau stimmt, kann ich natürlich nicht nachprüfen. Jedenfalls ist der Umgang mit den Tieren ein zentrales Thema, wenn er sich über den Film äußert. Von den Darstellern her hätte man einiges besser machen können; während Lorraine de Selle durchaus in Ordnung geht, konnte ich mit dem schnauzbärtigen, wuschelköpfigen John Aldrich wenig anfangen. Hier ließ man sich wohl auch von der Frage nach Berührungsängsten mit Tieren leiten, denn Aldrich kommt des öfteren in direkten Kontakt mit den "wilden Bestien". Der Film hat eine schöne Schlusspointe, indem er andeutet, dass die Tiergefahr nicht die einzige bleibt. Eine Pointe, die man hätte unkommentiert hätte ausspielen können, die aber leider durch beschwichtigende Erklärungen gleich wieder abgefangen wird. Abgesehen davon, dass ich so einen Dreh nicht mehr befürworten würde, ist der Film durchaus sehenswert und wurde zudem von Camera Obscura in einer großartigen Version auf DVD rausgebracht.

7/10
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Blap
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von Blap »

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Italian Genre Cinema Collection No. 7 von Camera Obscura


Wild Beasts (Italien 1984, Originaltitel: Wild beasts - Belve feroci)

Neulich in Frankfurt...

Der Tierarzt Rupert Berner (John Aldrich) wird von seinem Kumpel Inspektor Nat Braun (Ugo Bologna) kontaktiert, aufgeregt berichtet der Kriminalbeamte von extrem aggressiven Ratten. In grosser Menge sind die Nager aus der Kanalisation gequollen, haben bereits ein Pärchen beim Liebesspiel im Auto überrascht, von den jungen Leuten blieb lediglich ein trauriges Häuflein angefressenes Mettgut übrig. Zunächst kann die Plage eingedämmt werden, per Flammenwerfer drängt man das ausser Kontrolle geratene Rattenpack zurück. Tatsächlich soll der bizarre Vorfall nur Auftakt zu einer Nacht des Schreckens sein, einst friedliche Zootiere drehen völlig durch und bahnen sich ihren Weg in die Strassen der unvorbereiteten Großstadt. Tiger, Löwen und Geparden verwandeln Frankfurt am Main in die Hölle auf Erde, sogar die ansonsten gemütlichen Elefanten haben sich in gnadenlose Bestien verwandelt! Mit Unterstützung der Biologin Laura Schwarz (Lorraine De Selle) sucht Rupert nach Antworten, was hat zu dieser dramatischen Verhaltensveränderung der Tiere geführt...???

Franco Prosperi wurde durch seine gemeisamen Arbeiten mit Gualtiero Jacopetti bekannt, Titel wie "Mondo Cane" (1962), "Africa Addio" (1966) und "Addio zio Tom" (Addio Onkel Tom, 1971) sprechen für sich. "Wild Beasts" war die letzte Regiearbeit Prosperis, der Streifen greift die Thematik Umweltzerstörung auf, hier und da ist der erhobene Zeigefinger unvermeidlich, baut aber vor allem auf immer wieder eingestreute Momente reisserischer Natur (im wahrsten Sinne). Zu den Stärken des Films zählen jedoch nicht nur diverse Panschereien, es wäre unfair "Wild Beasts" darauf zu reduzieren, Prosperi gelingt annährend lückenlos der Aufbau einer packenden und bedrohlichen Atmosphäre. Frankfurt am Main bietet sich als erfrischende Abwechslung geradezu an, der Großteil des Materials wurde zwar nicht dort gedreht, das Gesamtbild überzeugt dennoch, kommt ohne "optische Brüche" daher. Pegelschwankungen sind eher im Bereich der Tierszenen auszumachen. Manche Momente punkten mit wohldosierter Schockwirkung, betrachtet das Mahl der Löwen als treffendes Beispiel, andere Vorfälle gleiten in unfreiwillige Albernheiten ab, schaut euch die zu Würgern mutierten Elefanten an. Die Unstetigkeit in diesem zentralen Bereich des Werkes trägt erheblich zu dessen Reiz bei. Gipfel der Freude erklimmt die grandios gefilmte und atmosphärisch sehr dichte "Gepard jagt eine junge VW-Fahrerin durch die nächtliche Stadt" Szene, in der hervorragende Arbeit mit dem Tier und hinter der Kamera, auf eine durchgedrehte Autoraserei mit tragischem Ausgang prallen. Zugegeben, die Erklärung für das Verhalten der Tiere kommt wenig kreativ aus der Kiste, mutiger wäre der Verzicht darauf gewesen, zum Finale klascht uns Prosperi erfreulichweise ein fieses kleines Ausrufzeichen um die Ohren (obschon nicht mit der von mir ersehnten Boshaftigkeit und Konsequenz).

Über die Darsteller gibt es nicht viel zu berichten, die wahren Stars sind die griffigen Tiere und die gelungene Atmosphäre. Ganz ohne Würdigung soll das zweibeinige Ensemble nicht bleiben, los geht es mit John "Schnauzbart" Aldrich, dessen (mir bekannte) Filmkarriere sich auf "Wild Beasts" beschränkt. Aldrich macht seine Sache gut, kommt wie eine sympathischere Ausgabe von Tom "Magnum" Selleck rüber, geht mit den wilden Bestien immer wieder auf Tuchfühlung. Tierarzt Berner ringt mit Leidenschaft und vollem Einsatz um eine Lösung, will die Tiere (abgesehen von den gern zum Untier gestempelten Ratten) keinesfalls mit roher Gewalt zur Aufgabe bewegen. Ugo Bologna fungiert als austauschbar bleibender Sidekick. Mit Lorraine De Selle ist sogar ein weibliches Sternchen des italienischen Genrekinos an Bord, mir ist die attraktive Dame aus den Bruno Mattei Frauenknastknüllern "Laura - Eine Frau geht durch die Hölle" (Violenza in un carcere femminile, 1982) und "Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus" (Emanuelle fuga dall'inferno) in sehr guter Erinnerung, unter Matteis fachmännischer Anleitung drangsalierte sie dort Laura Gemser. Bekannter dürfte ihr Auftritt in "Die Rache der Kannibalen" (Cannibal ferox, 1981) von Umberto Lenzi sein, ein echtes Qualitätswerk mit schmackhafter Fleischeinlage (!keine Ironie!). Ein Mädchen namens Louisa Lloyd spielt De Selles Töchterlein, ihr Part wurde erstaunlich mutig und selbständig angelegt, eine angenehm "unnervige" Kinderrolle. Die übrigen Akteure müssen nicht aufgezählt werden, der Fan des italienischen Genrekinos wird das eine oder andere Gesicht erkennen.

Wenn im Zoo die muter blinkende Schalttafel der modernen Technikzentrale in Rauch aufgeht... Wenn ein grosses Passagierflugzeug unfreiwillig im Umspannwerk des lokalen Energieversorgers parkt... Dann wird es Zeit die Stadt auf schnellstem Wege zu verlassen! Schreibt euch das hinter die Löffel! Franco Prosperi erfindet den Tierhorror mit "Wild Beasts" nicht neu, er gibt dem Fan dieser Gangart einen sehr unterhaltsamen Streifen an die Hand, ein echter Geheimtipp für Filmfreunde die sich nicht auf Standardwerke wie z. B. Alfred Hitchcocks "Die Vögel" (The Birds, 1963) oder Steven Spielbergs "Der weiße Hai" (Jaws, 1975) beschränken möchten (ich beschränke mich bewusst auf die Nennung dieser Titel, fraglos bietet das Genre noch viele andere unsterbliche Klassiker, liebenswerte Perlen und unverzichtbare Schätzchen)!

Camera Obscura hat "Wild Beasts" im Rahmen der hauseigenen Italian Genre Cinema Collection veröffentlicht, erneut stellt der Anbieter seine Spitzenstellung auf dem Sektor niveauvoller Nischenlabel eindrucksvoll unter Beweis! Der Film liegt in sehr schöner Qualität vor, viel mehr ist auf dem Datenträger DVD kaum möglich! Damit ist längst nicht alles über die Qualität dieser Veröffentlichung gesagt! Selbst auf "Nebensächlichkeiten" wie die Gestaltung des DVD-Menüs wurde grosser Wert gelegt, es kommt kreativ gestaltet und optisch ansprechend auf den Bildschirm, gute Bedienbarkeit inklusive. Überdies bietet das Bonusmaterial Anlass zu grosser Freude, der italienische Trailer und eine Bildergalerie sind nette Beigaben zwecks Abrundung, Glanzlichter werden in Form der Beiträge "Prosperi Uncaged" und "Bruschini Goes Wild" aufgetischt. In der ihm gewidmeten Featurette plaudert Prosperi äusserst launig aus dem Nähkästchen, die knappe halbe Stunde verfliegt in gefühlten Sekunden. Alles mag ich dem alten Herrn nicht abnehmen, seine offensichtlich sehr muntere Phantasie geht vermutlich ein wenig mit ihm durch (was den Unterhaltungswert des Interviews nicht beschädigt, eher das Gegenteil tritt ein). "Bruschini Goes Wild" lässt den leider inzwischen verstorbenen Experten und Filmliebhaber Antonio Bruschini zu Wort kommen, ergänzt durch einen berührenden Nachruf von Federico Caddeo. Dickes Digi samt Schuber bilden die übliche Verpackung, den letzen Schliff erhält das Paket durch das beigefügte Booklet, in dem Marcus Stiglegger sein Fachwissen über den Bereich Tierhorror mit dem Leser teilt. Stigleggers Ausführungen sind wissenschaftlicher angelegt als Beiträge -der von mir sehr geschätzen- Autoren Christian Kessler oder Pelle Felsch, gleiten aber nie in Dampfbügelei und aufgeblasene Grütze pseudointellektueller Art ab. Klartext: Sie sind ebenso angenehm zu lesen wie die Ergüsse der genannten Herren.

Fazit: "Wild Beasts" bietet dem wohlgesonnenen Filmfreund gute Unterhaltung, ergo ziehe ich dicke 7/10 (mit steigender Tendenz). Camera Obscura verdient für die hochwertige Veröffentlichung die Höchstnote, vielen Dank für diese prachtvolle Collection!

Lieblingszitat:

"Ratten! Ratten! Tu doch was!"
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horror1966
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Re: Wild Beasts - Franco Prosperi (IGCC #7) (1982)

Beitrag von horror1966 »

Wild Beasts
(Wild Beasts - Belve feroci)
mit Lorraine De Selle, John Aldrich, Ugo Bologna, Louisa Lloyd, John Stacy, Enzo Pezzu, Monica Nickel, Stefania Pinna, Simonetta Pinna, Alessandra Svampa, Frederico Volocia, Alessandro Freyberger
Regie: Franco Prosperi
Drehbuch: Franco Prosperi
Kamera: Guglielmo Mancori
Musik: Daniele Patucchi
ungeprüft
Italien / 1984

Rupert Berner, Tierarzt im Zoo, wird von der Polizei zu Rate gezogen, als Tausende von Ratten Menschen angreifen. Kurz darauf drehen die Tiere im Zoo durch, viele können sich aus ihren Käfigen befreien. In der Stadt wimmelt es von Raubtieren, Elefanten und anderen wildgewordenen Bestien, die die Stadt verwüsten.


Franco Prosperis Tierhorror aus dem Jahr 1984 versetzt den Zuschauer durchaus in ziemlich zwiespältige Gefühle. Einerseits kommt man nicht daran vorbei, hier einen wirklich gelungenen Beitrag des Genres zu erkennen, bei dem andererseits Tierschützer auf die Barrikaden gehen dürften. Regt man sich ansonsten doch recht oft über den dargestellten Tier-Snuff in Kannibalen-Filmen auf, so stellt sich auch in vorliegender Geschichte die berechtigte Frage, ob diverse Passagen denn unbedingt nötig waren, um einen noch höheren Härtegrad zu erreichen, der zumindest so manchen Gorehound befriedigen dürfte. Wenn man den Film einmal ohne jegliche moralische Bedenken betrachtet, dann offenbart sich ein Szenario, das durchgehend spannend-und sehr interessant in Szene gesetzt wurde. Es ist schon ein wenig furchteinflössend, wenn man etliche ausgewachsene Raubkatzen durch eine nächtliche Metropole laufen sieht, denen dabei mehrere menschen zum Opfer fallen. Diese Szenen sind dann auch teilweise äußerst reißerisch-und vor allem blutig umgesetzt worden, so das der Film die Bezeichnung Tierhorror auch wirklich verdient. Alles wirkt sehr realistisch und man bekommt nicht unbedingt das Gefühl vermittelt, das es sich hier um einen reinen Fake handeln würde, was dann auch für die Kehrseite der Medaille nicht gerade unwesentlich erscheint.

Damit möchte ich die Szenen ansprechen, in denen Tiere über ihre Artgenossen herfallen, denn hier kommt dann letztendlich die Frage auf ob diese Passagen denn unbedingt nötig waren und die Geschichte nicht auch ohne sie ausgekommen wäre. Zwei Einstellungen fallen hier besonders ins Auge, zum einen wird eine Katze von unzähligen Ratten regelrecht zerfetzt und andererseits beziehe ich mich auf die Szenen in einem Schlachthof, als Rinder, Pferde und Schweine von Tigern und anderen Raubkatzen bestialisch getötet werden. Hier handelt es sich recht augenscheinlich um keine gestellten Bilder, denn so überzeugend wirkt kein Fake und gerade dadurch hinterlässt das Ganze doch einen äußerst schalen Beigeschmack, den man auch als Zuschauer die ganze Zeit über nicht mehr los wird. Nun beinhaltet "Wild Beasts" ja auch einen sozialkritischen Ansatz, wird doch insbesondere durch etliche verbale Äußerungen immer daraufhin gewiesen, das der mensch die Natur und ihre Schätze für sich ausbeutet und sich die natur eines Tages dafür rächen wird. So erhält das Geschehen dann auch eine leichte Note des Öko-Horrors, was von Prosperi anscheinend auch vollkommen beabsichtigt war.

Im Grunde genommen ist das ein durchaus löblicher Ansatz, zudem dieser ja auch eine Menge Wahrheit beinhaltet. Warum werden dann aber Tiere aufeinander gehetzt und töten sich gegenseitig, durch diesen Umstand wird doch der gelungene Ansatz gleich wieder zu nichte gemacht und die Ereignisse nehmen sich ihre eigentliche Stärke. Dies sind natürlich alles Argumente für Tierschützer um einen Film zu boykottieren und aus menschlicher Sicht kann man das sogar teilweise nachvollziehen. Dennoch sollte man dabei nicht vergessen, das dieses Werk auf seine Art und Weise ganz hervorragend funktioniert. Schiebt man die angesprochenen Passagen einmal zur Seite, dann bekommt man es nämlich mit einem erstklassigen Genre-Beitrag zu tun, der zwar durchaus einige moralische Bedenken aufwirft, aber vom reinen Unterhaltungswert in der obersten Liga anzusiedeln ist. Zum einen wurde die Story extrem spannend inzeniert und außerdem verfügt sie über eine grandios bedrohliche Grundstimmung, die einem phasenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Allein der Gedanke das ein solches Szenario theoretisch jederzeit passieren könnte, lässt einen regelrecht erschauern. Der Aspekt, das sich alles auch noch in einer deutschen Großstadt abspielt tut sein Übriges dazu, das man auf keinen fall in der haut der Menschen sein möchte, die hier den Tieren zum Opfer fallen. Was ein wenig unglaubwürdig erscheint ist der Einsatz der Rettungskräfte, denn obwohl sich unzählige Raubtiere frei in der Stadt bewegen sind die Straßen fast menschenleer und Einsatzkommandos bekommt man so gut wie gar nicht zu sehen. Wenn dann einmal ein kleiner Trupp auf wilde Bestien trifft, ist es insbesondere die Figur des Tierarztes Rupert Berner, die relativ wenig Glaubwürdigkeit ausstrahlt. Denn ist die Situation auch noch so gefährlich versucht der gute Mann doch ständig mit Tigern oder wild gewordenen Eisbären zu sprechen um sie zu besänftigen. das er den Tieren dabei auch körperlich extrem nahe kommt und sie sogar streichelt ist wohl nicht gerade eine äußerst authentische Darstellung des Verhaltens, wenn man sich wirklich in der hier gezeigten Lage befinden würde.

Wie dem aber auch sei, Franco Prosperi hat mit "Wild Beasts" auf jeden Fall einen sehr gelungenen Vertreter des Tierhorrors geschaffen, der jedoch phasenweise einen kontroversen Eindruck hinterlässt. Ein leicht sozialkritischer Ansatz wird leider nicht weiter herausgearbeitet, so das man in diesem Punkt mit zwiespältigen gefühlen zurückgelassen wird. Durch zwei meiner Meinung nach überflüssigen Passagen wird aber eher ungewollt wiederum die ganze Grausamkeit und Gleichgültigkeit der menschlichen Natur erkennbar, indem man Tiere in realen Szenen aufeinander loslässt, nur um einen noch höheren Härtegrad zu erzielen. Wenn man denn so will, haben sich die macher des Werkes so auch auf eine gewisse Art und Weise selbst bloßgestellt. Doch ganz egal wie man zu diesem Film stehen sollte, vom reinen Unterhaltungswert her ist er eine echte Granate, die jedoch auch durchaus nachdenklich stimmt. Freunde des Sub-Genres werden definitiv auf ihre Kosten kommen und eine Sichtung ganz bestimmt nicht bereuen.


Fazit:


Trotz allen Bedenken bekommt man es mit einem wirklich überzeugendem Genre--Beitrag zu tun, der aber auch auf die ein-oder andere Passage hätte verzichten können, ohne dabei an Klasse zu verlieren. Auf jeden Fall aber wird "Wild Beasts" die Meinungen in 2 Lager spalten, was hauptsächlich an den 2 genannten Sequenzen liegen wird die weiter oben erwähnt wurden. Harte und sehr kurzweilige Unterhaltung bekommt man definitiv geboten, wie man den Film dann letztendlich einstuft, bleibt einem jeden selbst überlassen.


8/10
Big Brother is watching you
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