Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

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Moderator: jogiwan

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Grinder
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Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Grinder »

Bild

Originaltitel: El hombre gue mato a Billy el Nino
Land: Italien / Spanien
Jahr: 1967
Laufzeit: 85 min (Kino)
Regie: Julio Buchs
Cast: Peter Lee Lawrence, Fausto Tozzi, Dyanik Zurakowska, Gloria Milland, Luis Induni, u.a

Inhalt: Ein junger Mann tötet einen Nachbarn, der seine Mutter vergewaltigen wollte, wird daraufhin von der Sippe verfolgt und gerät gezwungenermaßen in die Rolle eines Revolverhelden. (Quelle:Zweitausendeins)

Der megarare Streifen erscheint am 15.05.15 via Wild Coyote (Explosive Media) auf dvd.
Lief in Deutschland bisher nur im Kino.
PLL mimt Billy the kid in diesem unterhaltsamen und dramatischen Italowestern.
Zusätzlichen Unterhaltungswert bietet die deutsche Synchro.

Mehr infos:
http://www.alive-ag.de/index.php?page=a ... Nr=6415833

Englischer trailer:
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Grinder
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Grinder »

Ich schon wieder ;)

Momentan erörtert man in welcher Form man den Film veröffentlichen möchte und dabei ist eure geschätzte Meinung gefragt.

Damit auch diejenigen, die den Film noch nicht kennen im Bilde sind, versuche ich die Situation zu erläutern.

Grob gesagt existieren 2 Fassungen des Films:
1. „Kurzfassung“ mit ca. 85min PAL, z.B. die deutsche und englische Version
2. „Langfassung“ mit ca. 97min PAL, z.B. die spanische dvd

Es besteht jedoch die Problematik, dass die spanische Langfassung nicht im Originalformat von 2,35:1 verfügbar ist. Daher wurde die spanische dvd auch im falschen Format von 1,85:1 veröffentlicht.

Um den Film jetzt erstmals im Originalformat bringen zu können, arbeitet Wild Coyote an einem neuen Master, welches auf der deutschen Kinofassung basiert.
Man möchte jedoch auch zusätzlich die Szenen der Langfassung in irgendeiner Form auf der dvd berücksichtigen.
Auf Grund des falschen Formats macht es jedoch keinen Sinn diese zu integrieren, sondern es bestehen folgende Möglichkeiten und damit auch die erste Fragestellung an euch:

- Sollen die Szenen als Bonus aufgeführt werden?
oder
- Soll die spanische Fassung trotz des falschen Formats zusätzlich komplett mit auf die dvd?

(Voraussgesetzt natürlich, dass das Ganze bei Berücksichtigung beider Fassungen auch qualitativ auf eine dvd9 passt.)

Die zweite Frage stellt sich bezüglich des Tons bzw. evtl. Untertitel:

Die deutsche Synchronisation, welche zwar durchaus ihren Unterhaltungswert hat, lässt den eigentlich dramatischen Film eher flapsig mit den damals typischen Sprüchen erscheinen.
Daher hat Herr Bruckner überlegt, alternativ Untertitel auf Basis des spanischen O-Tons bzw. der recht genauen englischen Synchronisation zu erstellen. Wäre dies eine gute Option? ;)

Wäre folgender Vorschlag OK, oder hättet ihr andere Vorstellungen bezüglich einer „perfekten“ Veröffentlichung:

Hauptfassung: Deutsche Kinofassung Format 2,35:1 (Ton: deutsch, englisch)

Bonus: Langfassung Format 1,85:1 (Ton: spanisch, Untertitel: deutsch, englisch)

Wäre nett, ein paar Meinungen und/oder Vorschläge zu hören, die ich dann kurzfristig an Herrn Bruckner weiterleiten würde.

Danke schon mal im Voraus.
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Die Kroete
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Die Kroete »

Falls es nicht gelingt, weil es zu mühselig oder zu teuer ist oder egal warum, die deutsche Sprache auf die Langfassung zu transferieren, reicht es mir wenn nur die Zusatzszenen einzel als Bonus mit drauf kommen. :opa:
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Arkadin
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Arkadin »

Grinder hat geschrieben:I
Wäre folgender Vorschlag OK, oder hättet ihr andere Vorstellungen bezüglich einer „perfekten“ Veröffentlichung:

Hauptfassung: Deutsche Kinofassung Format 2,35:1 (Ton: deutsch, englisch)

Bonus: Langfassung Format 1,85:1 (Ton: spanisch, Untertitel: deutsch, englisch)
Klingt doch gut. :thup:
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purgatorio
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von purgatorio »

Arkadin hat geschrieben:
Grinder hat geschrieben:I
Wäre folgender Vorschlag OK, oder hättet ihr andere Vorstellungen bezüglich einer „perfekten“ Veröffentlichung:

Hauptfassung: Deutsche Kinofassung Format 2,35:1 (Ton: deutsch, englisch)

Bonus: Langfassung Format 1,85:1 (Ton: spanisch, Untertitel: deutsch, englisch)
Klingt doch gut. :thup:
unterschreibe ich so! Scheint mir die sinnvollste Variante zu sein. Alle entfallenen Szenen aus der Langfassung als Bonus wäre mir als Konsument etwas zu mühseelig. Alle einzeln - dann würde mir die notwendige Klickerei auf die Nerven gehen / Alle als Block - dann würde ich bemängeln, dass ich sie (falls ich mal eine bestimmte suchen sollte) nicht einzeln anwählen kann. Gehuppt wie gesprungen - Fassung vollständig mit Untertiteln (deutsch wäre schön, halte ich aber bei vorhandener englischer Untertitelung nicht zwingend für ein Muss) ist da wohl die beste Lösung :nick:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Die Kroete
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Die Kroete »

Ich mach dazu mal einen ganz anderen Vorschlag:

Man verzichtet komplett auf die spanische Fassung und macht stattdessen einen anderen Bonusfilm drauf, nämlich "Lo chiamavano King" von Renato Savino, im original (gibts nicht anders) und mit deutschen UTs. Dann hat "Wild Coyote" wenigstens eine Top-DVD im Mai veröffentlicht. Wenn man schon den hier, zusammen mit diesen beiden anderen Gurken (100.000 Dollar für Ringo, Buckaroo) bringen will/muß. :mrgreen:
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Grinder
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Grinder »

Danke schon mal vorab für eure Meinungen.
@Die Kröte: Kann mir nicht vorstellen, dass dein Vorschlag angenommen wird :mrgreen:
Denke, mit "Heiligenbild", "Ringo" und "Buccaroo" veröffentlicht Wild Coyote im Mai gleich drei richtige IW Raritäten. Dass diese nicht unbedingt die Speerspitze des Genres darstellen, sollte jedem klar sein. Gurken sind das aber bestimmt nicht, selbst Dean Reed hat ja scheinbar seine Fans ;)
Bezüglich King...eine Fassung mit deutschen UT gibt es doch schon länger....PM schreiben kann helfen ;)
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Grinder
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Grinder »

So, hier das Ergebnis der Umfrage aus 2 Foren:

Insgesamt gab es (immerhin) 19 Rückmeldungen (Beitrag im Forum oder per PM)

Eindeutig ist der Wunsch nach der zusätzlichen Langfassung.

Frage 1

17 User wünschen sich die spanische 1,85:1 Langfassung zusätzlich
1 User wünscht sich die Szenen der Langfassung in die 2.35:1 Version zu integrieren
1 User findet es OK, die zusätzlichen Szenen der Langfassung "lediglich" als Bonus dabei zu haben



Von den 17 Usern, die sich zusätzlich die spanische Fassung wünschen, gibt es folgende Vorstellungen zum Ton und UT:

Frage 2

12 User bevorzugen: 2.35:1 Kinofassung Ton deutsch, englisch
und
1,85:1 Langfassung Ton spanisch mit deutschen und englischen UT

5 User bevorzugen: 2.35:1 Kinofassung deutsch englisch
und
1,85:1 Langfassung Ton spanisch mit deutschen und englischen UT.
Zusätzlich die deutsche Synchro für die Langfassung. Fehlstellen OmUT


Mal schauen, was sich machen lässt. Die Infos sind jedenfalls so weitergegeben worden.
Danke nochmal an Alle! :D :D
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Grinder
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von Grinder »

Wild Coyote dvd:
BildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBild

Im Vergleich die beste der drei Wild Coyote Abtastungen. Bildtechnisch nicht nur auf Grund des richtigen Formats der spanischen dvd haushoch überlegen.
Ich weiß nicht, was letztendlich der Grund war "nur" die Bonusszenen der Langversion zu berücksichtigen an Stelle der kompletten Version, aber nun gut....es wird wohl einen trifftigen Grund geben. Jedenfalls kann man die deutsche Kinoversion in deutsch, englisch oder spanisch geniessen.
Das einzige, was man bemängeln könnte ist, dass man die spanischen Bonusszenen nur deutsch untertitelt hat und nicht auch noch englisch.
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sid.vicious
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Re: Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild - Julio Buchs (1967)

Beitrag von sid.vicious »

Originaltitel: El hombre gue mato a Billy el Nino
Regisseur: Julio Buchs
Kamera: Miguel Fernández Mila, Domenico Scala
Musik: Gianni Ferrio
Drehbuch: Julio Buchs, Federico De Urrutia, Lucio Fulci, José Mallorquí, Carlo Veo
252px-El_hombre_que_mató_a_Billy_el_Niño_poster.jpg
252px-El_hombre_que_mató_a_Billy_el_Niño_poster.jpg (28.35 KiB) 778 mal betrachtet
Billy Bonney kann zwar die Vergewaltigung seiner Mutter vereiteln, tötet dabei allerdings den Peiniger, Tom MacGregor. Der überaus gute Leumund der MacGregors und ihr Einfluss auf die Gerichtsbarkeit zwingen Billy seinen Heimatort postwendend zu verlassen. Doch Peter MacGregor und seine Bluthunde spüren den (in die Rolle des vorsätzlichen Killers gezwungenen) jungen Mann schon bald auf, sodass Billy erneut aus Notwehr töten muss. Der Tod wird fortan zu Billys treuem Begleiter und Bonney wächst unaufhaltsam in die Rolle eines unbesiegbaren Revolverhelden. Als er in die Dienste des Ranchers John Tunstall tritt und später Gefühle für dessen Tochter, Helen, entwickelt, scheint sich für den jungen Mann, der das gesamte Leben noch vor sich hat, dasselbe zu normalisieren. Doch die Vergangenheit soll Billy schon bald wieder einholen und ihn erneut zu dem zwingen, was ihn zu einem gesuchten Outlaw machte: Zu töten!

Billy the Kid! Nahezu jede/r kennt den Namen des wahrscheinlich ersten pin-up-boys aus dem Wilden Westen. Billy the Kid - der Mann, der Junge, das Kind für alle Fälle. Held wie Desperado, Hallodri wie Irrwisch, Killer wie Schürzenjäger. Dem nach seinem frühen Tod zum Säulenheiligen der Balladen avancierten Henry McCarty oder William H. Bonney oder wie auch immer man Billy nennen mag, wurde im Folgejahr, 1881, seines Ablebens bereits die erste Biografie gewidmet. Dessen Verfasser gab protzend an „Der Mann, der Billy the Kid erschoss“ zu sein, doch anstelle von Pat Floyd Garrett zeichnet Ashmun Upton, ein Journalist aus der Schule des New Yorker Herald sowie ein guter Freund Garretts, verantwortlich. Die Biografie zeichnet Patsy in verführerisch schillernden und Billy in den düstersten Farben. Leider prägte dieses zweifelhafte, phasenweise schlecht recherchierte und mit Scharlatanerie (Upton war entgegen seiner Behauptung niemals Logiergast bei Billys Mutter) verseuchte Werk für lange Zeit die allgemeinen Vorstellungen von diesen beiden Personen.

Aufgrund seiner ihm nachgesagten und von mir bereits angerissenen Vielseitigkeit wurde Billy the Kid zu einem Tausendsassa der Lichtspiele und deren Regisseure huldigten nahezu jede ihm (von Journalisten wie Literaten) zugeschobene Eigenschaft. Folglich bietet seine Filmografie ein opulentes (die Figur, Billy the Kid wurde freilich auch von der „Son of…- Welle“ erfasst) überwiegend von der Historie divergierendes Œuvre. Ein Genrevertreter, der zumindest phasenweise bemüht ist, Film und Historie in Einklang zu bringen, ist „El Hombre que mató a Billy el Niño“ („Der Mann, der Billy the Kid getötet hat“), in Deutschland auf den phantasiereichen und ikongrafisch nicht uninteressanten Titel „Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild“ getauft.

„Ganz so wild ist der Westen nicht mehr.“ (Pat Garrett)

Kurz nach unserem Filmeintritt erfahren wir, gemäß einer kurzen Aufklärung seitens Pat Garrett, dass wir uns in der Zeit nach Billys Tod befinden, sodass uns der Regisseur, Julio Buchs, zu einem Trip in die Vergangenheit einlädt, um Billys Geschichte und die Umstände die zu seiner Ermordung führten zu erfahren. Da der bundesrepublikanischen Kinoversion satte 16 Minuten Laufzeit geraubt wurden, legt die Handlung ein Höllentempo vor. Dieserhalb und desterwegen wird dem Kern des Films, Billy the Kid, eine eher oberflächige Behandlung zugestanden und seine Neurose, deren Ursprung freilich dem zwangsläufigen Verlassen der Mutter geschuldet ist, sowie seine Übergangsriten (Billys Weg vom verängstigtem Jugendlichen zum Revolverhelden / Billys Weg vom Verlorenen zum Hoffenden) kommen in deutlich abgeschwächter Form beim Rezipienten an, was diesem (dem Rezipienten) die affektive Teilnahme am Geschehen erschwert.

Ferner schadet die Abwesenheit von mindestens zwei Filmszenen (1. Mark Travis oder Travers, Maurice, Rex, Herida und Horns treffen auf Billy / 2. Billy triff mit dem Gouverneur respektive mit dem General Wallace zusammen) gar dem allgemeinen Filmverständnis. Erste Szene beziehungsweise seine genannten Figuren repräsentieren einen Zusammenschluss von bezahlten Revolverhelden, die im Dienste von Jackson Murphy stehen, dessen Privatbesitz schützen und - wenn erforderlich - illegale Methoden (Mord inklusive) anwenden, um diesen (den Privatbesitz) zu vermehren. Seit dem Shelby County War bezeichnet man solch dubiose Gestalten als Regulatoren. Eine Spezies, der übrigens auch der wahre Billy angehörte. Er (Billy) jagte und tötete im Zuge des Lincoln County War gemeinsam mit weiteren Regulatoren die Mörder von John Tunstall, was innert „Sein Steckbrief ist kein Heiligenbild“ Film ja auch gezeigt wird. Zur zweiten erwähnten Szene sei ergänzend gesagt, dass der wahre Gouverneur Wallace einen nicht unbedeutenden Platz in der Literatur einnimmt, denn er ist der Autor von „Ben Hur“. Resümierend ist festzuhalten, dass der Cinerama-Verleih anhand seiner Kürzungen einen ganz gewaltigen Mist angerichtet hat und diesem, im Original überaus ordentlich inszeniertem Western, mehr Schaden als Nutzen zugefügte.

Julio Buchs, der 1969 mit „Um sie war der Hauch des Todes“ nicht nur persönliches Glanzstück, sondern gar einen der besten Italo-Western überhaupt inszenieren sollte, hat mit Peter Lee Lawrence für Rolle des Billy the Kid eine vorzügliche Wahl getroffen. PLL war zum Entstehungszeitpunkt des Films 23 Jahre alt, sah allerdings bedeutend jünger aus, sodass er der Rolle definitiv gerecht wird. Es ist die Rolle respektive die Geschichte eines jungen Burschen, der in Notwehr einen Menschen tötet und damit einen Impuls auslöst, der sich auf den symbolischen ersten Dominostein überträgt, welcher seine Standfestigkeit verliert und im Zuge dessen eine Kettenreaktion (ein Mord folgt dem nächsten) sowie einhergehende Bewegung (die Flucht) auslöst und schlussendlich im Stillstand (Billys Tod) enden muss.

„Ich habe ihn nicht getötet, aber es war sein Schicksal jung zu sterben.“ (Pat Garrett)

In der Tat skizziert Buchs Pat Garrett als einen sauberen Charakter. Seine Zeichnung divergiert also vom historischen Meuchelmörder Pat Garrett. Doch will der Regisseur weniger der Historie als viel eher der Legendenbildung einen Streich spielen. „El Hombre que mató a Billy el Niño“, zu Deutsch „Der Mann, der Billy the Kid getötet hat“, verweist unverkennbar auf „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“. Ford ließ innert seines Films die Lüge zur Realität werden, Stoddard sei derjenige, der mit Liberty Valance den Mann erschoss, der den alten, den unzivilisierten Westen allegorisierte. Jene Lüge ist den Töchtern und Söhnen der Eroberer zum Heiligtum geworden und es gilt die Legende zu bewahren, ja, zu schützen, da sie einen entscheidenden Zeitpunkt, den der endgültigen Zivilisierung des einst so wilden Westens reflektiert. An eben diesem Punkt setzt Buchs an. Er räumt mit der allgemeinen Ansicht, Pat Garrett sei der Heroe, der den rücksichtslosen und überwiegend verhassten Revolverhelden, Billy the Kid, der Schädling im Triebwerk der Zivilisierung, erschossen hat, auf, verkündet den Nachkommen der einstigen Pioniere die Wahrheit und zerstört jählings die Legende vom dem (!) Mann, der Billy the Kid getötet hat.

Fazit: Ob freudestrahlend, sarkastisch oder kaltblütig. Ob Draufgänger, Rebell oder Psychopath. All diese Billys zogen erfolgshungrig in die Welt der Lichtspiele und evozierten beim Zuschauer Empfindungen, die zwischen Bewunderung, Sympathie und Abneigung chargier(t)en. Der deutschdemokratische TV-Titel von King Vidors 1930er William H. Bonney-Verfilmung bringt die Beschaffenheit der populärsten aller Westernfiguren kurz wie knackig auf den inflationär zitierten Punkt: „Billy the Kid - geächtet, gefürchtet, geliebt“. Julio Buchs (wie vornehmlich Peter Lee Lawrence) ist es gelungen, diese drei Eigenschaften erfolgreich unter einen Hut zu bekommen und einhergehend ein Western-Vehikel zu kreieren, das sich - besonders (!) in seiner ungekürzten Originalversion - im oberen Drittel der zahlreichen, mal poppig („Young Guns“), mal genial („Pat Garrett jagt Billy the Kid“), mal asozial („Dreckiger, kleiner Billy“) gefärbten, lichtspielerischen Billy the Kid-Adaptionen ansiedelt.
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