Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 8906
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

26.8.2022 Schlachthof Arena
Hannes & Acki/ Los Fastidios
Als bereits am Nachmittag laute Gitarrenmusik auf meinem Balkon rüberwehte, dachte ich noch, nah, so laut werden die auf der kleinen Open Air Bühne doch nicht sein. Dann setze Gesang ein, und es waren die Toten Hosen. Mir völlig neu, daß man Soundcheck ein Tag vorher macht.
Nun ein bisschen vor 20 Uhr aufgeschlagen, noch den endlich nicht mehr so proppenheißen Abend im angeschlossenen Biergarten (die Hosen waren zum Glück schon fertig) genießen. Beim leckeren Flötzinger direkt verquatscht und die Hälfte der Vorband verpasst. Zwei Altpunks, die auf Akkustilgitarre und großer Mandoline Deutschpunk Hits coverten. Mit ordentlich Spaß und Herzblut. Gute Einstimmung.
Dann noch einige alte Freunde getroffen, schön.
Dann Los Fastidios. Die ich eigentlich kaum kannte, wurde aber von geschmackssicheren Freunden empfohlen, und das ganze wurde im Rahmen der Boots Nights veranstaltet. Sehr nette Menschen holen da Ska - und Punkbands. Wollte ich schon viel häufiger hin .
Und die italienische Band war sehr gut drauf. Die 30 Jahre unterwegs merkt man ihnen nicht an mit ihrer Frische und Lust zu spielen. Es gab Streetpunk und Ska, mal einzeln, mal gemixt, insgesamt mehr Ska, vor allem nachdem Elisa Dixan mit auf die Bühne kam und mit ihrer zauberhaften Stimme den Sound veredelte. Wir haben ordentlich gefeiert, getanzt, getrunken und auch ich konnte ein Teil ihrer Hits mitsingen. Themen auch mal Liebe, insgesamt aber Politik. Der größte Hit, der immer noch in meinem Kopf rumspukt, Antifa Hooligan. Nun, das ich das Wort Hooligan mal mit Inbrunst mitbrülle, hätte ich auch nicht gedacht.
Die Arena ist hübsch stufig gebaut, und hat unten eine freie Fläche, aber nicht so Recht eine Bühne, sehr fanfreundlich, so dass nach dem Konzert noch ein kurzer Austausch mit dem Sänger möglich war. Die haben ja immer nix zu tun im Gegensatz zu den mitmusikern, die ja abbauen müssen.
Sehr gelungener Abend, der dann noch lange nicht zu Ende war.


jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
McBrewer
Beiträge: 3826
Registriert: Do 24. Dez 2009, 20:29
Wohnort: VORHARZHÖLLE
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

DIE ÄRZTE / MUFF POTTER / SDP 27.08.2022 Berlin/Tempelhoffeld
302414652_10218906880257306_3971495483251734017_n.jpg
302414652_10218906880257306_3971495483251734017_n.jpg (695.65 KiB) 430 mal betrachtet
Ursprünglich war der Plan vor gut einem Jahr angesetzt, das ein Arbeitskollege & ich & noch zwei weitere Bekannte zusammen ein Wochenende in Berlin feiern und neben Brauereibesichtigung dann auch eines der Tempelhof Konzerte der "Ärzte Berlin Tour 2022" mitnehmen.
Ein Coronajahr später sah die Sache ganz anderes aus: krankheitsbedingt bestand auf einmal die Frage, ob ich alle vier Tickets für das Samstagskonzert übernehmen wolle. Ohne groß Nachzudenken sagte ich dem zu um danach das Ursprüngliche Hostel zu stornieren bzw. von zwei tage Berlin auf einen Tag zusammen zu kürzen, was aber angesichts derweilen Übernachtungslage in Berlin gar nicht so einfach war.
Mit meiner Frau & unserer 11 Jährigen Tochter hatte ich aber auch zwei begeisterte Konzertgänger gefunden. Nur die Vierte Karte lies & lies sich so recht kurzfristig nicht an die Konzertgänger bringen.
Man kann die Leute ja nun nicht Ihr (Konzert-)Glück aufzwingen.
Nachdem aber nun das geplante Freitagskonzert auf dem Tempelhof (Un-)wetterungsbedingt abgesagt werden musste, verfolgte ich schon gespannt die Vorhersagen.
Das recht heruntergekommene Hostel für eine Nacht lag recht weit im Osten/Marzahn, aber wir beschlossen trotzdem das Auto dort stehen zu lassen & uns als tapfere Provinzler via Öffis & Handyapp nach Tempelhof durch zu kämpfen. Was auch recht gut klappte, vor Ort strömten schon tausende Ärzte & Musikfans auf das Areal. Wir versuchten noch einmal intensiv, unsere übrige vierte Karte los zu werden, was aber an einem ÜBERANGEBOT (es gab dort Hunderte zu Verkaufende Tickets) misslang.
Mit MUFF POTTER spielte auch schon die erste Vorband auf, deren Alternativrock ich aber leider eher beiläufig hin nahm *sorry*
Ersteinmal stärkten wir uns noch mit Überteuerten & schon lauwarmen Asia Fast food und Pommes Rot, sowie Bier zu 5,50€ zzgl 2 Euro Becherpfand ("Ist das noch Punkrock?") und suchten uns einen stressfreien Platz mit weiter Dicht auf die Bühne & einem der zwei Videoleinwänden.
Dann startet auch schon die mir bis dato unbekannten SDP (obwohl es die ja schon über 20 Jahre & etliche Alben gibt), deren leidenschaftlicher Crossover aus Rock, Hip-Hop & Humorvollen Pop sofort in Ohr & Bein ging. Und mit "Die Nacht von Freitag auf Montag" erinnerte mich auch noch an einen Song der beiden Berliner, den ich dann doch schon einmal gehört hatte. Fazit: positive Neuentdeckung !

Kurz nach Acht war es dann endlich soweit: die (anscheinend) beste Band der Welt stimmte mit "Guten Abend" die Ärzte Setliste an, während meine Augen ein wenig bedenklich zum bedeckten Himmel wanderten, aus dem sich aber den ganzen Konzertabend nur ein paar dünne Tropfen quälten, die dann über der Menschenmasse quasi verdampfte.
"Himmelblau" gab dann den Musikalischen Einstieg, "Fiasko" folgte auch bald, das aktuelle "Noise" natürlich. Überhaupt überraschte es mich, wieviel Songs der Berliner ich doch (noch) kenne, hörte ich doch damals (vor 20 Jahren) eher eine Band aus Frankfurt. Aber irgendwie hatte ich dann doch viel mehr nützliches Punkrock Wissen angeeignet, so das ich "Punkbabies", "Anneliese Schmidt" & "Zitroneneis" mit summen konnte :wink:
Zu "Ich, am Strand", meiner Tochter & mir persönlichem Lieblingslied, tanzten wir auch heftig mit. Und mit "Dinge von denen", gespielt von Rod an der E-Orgel, habe ich einen unterschätzten neuen Ohrwurm.
Im zweiten Zugabe-block verließ uns dann aber nach und nach unsere Beinkraft & mit Rücksicht auf unseren Nachwuchs und dem geahnten Andrang an der S-Bahn Station setzten wir schon zu den Klängen von "Schrei nach Liebe" & "Junge" unseren Heimweg an.
Keine schlechte Idee, setzte dann doch noch langsam Regen ein, während "Zu Spät" ertönte, als sich die S-Bahntüren schlossen. Das Konzert war aus, wir waren müde, aber glücklich & nach einer guten dreiviertel Stunde fahrt & umsteigen, in den Betten. Kann ich also auch dieses Konzerthighlight als erledigt & gelungen abhaken :prost:
302068139_10218906881057326_2545308511472779400_n.jpg
302068139_10218906881057326_2545308511472779400_n.jpg (138.82 KiB) 430 mal betrachtet
Bild
Benutzeravatar
FarfallaInsanguinata
Beiträge: 2344
Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

@karl
Danke für den Bericht!
Leider kann ich nicht ständig nach Bremen fahren, so habe ich mich gestern mit Freunden getroffen und Freitag gepasst.
"Los Fastidios" kenne ich natürlich seit den 90ern. Mir sind sie etwas zu plakativ links, ich vertrete eher die Einstellung "Skinhead und Absage an alle politischen Ideologien". Trotzdem ist ein Konzert mit der Band eine feine Sache.
Diktatur der Toleranz
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38557
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

Dr. Monkula hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 17:01 (...) damals war ich davor, mal wieder im Ramones Museum Berlin....Atmo auftanken, was genau gegenüber vom Veranstaltungsort war....Welches Dank Corona und weil Politik Kultur und Kunst am Arsch vorbei gehen....NICHT mehr gibt, GRRRRRRRR ! Hat Ja nur viele Touris gezogen und war eine wichtige Pop-Kultur Location in Berlin und nach dem Umzug von Mitte fand ich das Museum Mega Top dort, Allein nur der eine Raum, Allein für "Rock´n´Roll Highschool" war Hamma !!! Dickes FUCK YOU nochmal, das Es das Museum erstmal NICHT mehr gibt !!!!!!!!
Dass es das Ramones-Museum nicht mehr gibt, habe ich erst durch deinen Beitrag erfahren. Wirklich sehr schade. Ich war leider nie da. :(

@karl: Elisa singt die Los-Fastidios-Ska-Songs echt klasse. Schön, dass dir das Konzert gefallen hat.
@McBrewer: Schöner Bericht vom Ärzte-Gig! Freut mich, dass es doch noch geklappt hat. Würde ich mir vielleicht bei Gelegenheit auch mal angucken.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38557
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

12.08.2022, Indra, Hamburg:
D.R.I.


Bild

Einen Tag vor meinem ersten Erholungsurlaub des Jahres (endlich!) ging’s noch mal in den Indra-Club auf den Kiez, um nach etlichen Jahren tatsächlich mal wieder die texanische HC-Punk- und Crossover-Legende D.R.I. zu sehen, die sich ihrer 40th Anniversary Tour befand. Eine Vorband zu finden war offenbar nicht so einfach, sogar uns (DMF) hatte man angefragt – doch unabhängig von meinen Plänen herrschte bei uns noch Urlaubssaison. Dann eben ohne! D.R.I. hatten, so erfuhr ich am Einlass, zwei verschiedene, von einer Pause unterbrochene Sets geplant, was sich schon mal vielversprechend anhörte. Im anheimelnden Biergarten hatte die Band ihren Merchstand aufgebaut, hinter dem bis kurz vorm Gig Shouter Kurt Brecht persönlich die Waren feilbot.

Das Publikum im ordentlich gefüllten, aber nicht ausverkauften Indra war die erwartete Mischung aus HC-Volk, Headbangern und Punks, die dem kleineren bewegungswütigen Teil großzügig die Fläche vor der Bühne überließ. D.R.I. spielten eine ziemlich geile Mischung aus den kurzen eruptiven HC-Songs der Frühphase über den spritzigen, flotten HC-/Metal-Crossover (den sie miterfanden) bis hin zum Mut-zum-Midtempo-Sound, der in den 1990ern Hits wie „Acid Rain“ hervorbrachte. Die Herren im mittlerweile gesetzteren Alter agierten routiniert, aber nicht gelangweilt. Gitarrist Spike Cassidy ließ sich für seine Soli von den Langhaarigen feiern, und wie locker Drummer Rob Rampy die treibenden Beats aus dem Handgelenk schüttelt, ist nach wie vor aller Ehren wert.

Zwischendurch kam es zu einem kuriosen Vorfall: Jemand aus meinem Bekanntenkreis schnappte sich überraschend den Papiermülleimer der Herrentoilette und entleerte ihn mitten im Set auf der Bühne. Beifall- oder Unmutsbekundung? Das wusste er wohl selbst nicht so genau, die verdutzte Band jedenfalls fasste diese Aktion tendenziell eher als Affront auf. „Ok, I see: Now it’s a gig against the crowd!”, und dieser beflügele ihn besonders, ließ Kurt wissen – und trat weiterhin, nun zwischen etlichen Zellstoffknüllen, kräftig Arsch. Auch ich ließ mich zu manch Tänzchen hinreißen, schwitzte an diesem heißen Augusttag wie die Sau und fragte mich nach jedem Song, wann denn wohl die versprochene Pause kommen würde. Pustekuchen! D.R.I. zockten durch und beendeten den Gig erst nach gefühlt 35 Songs. Besonders freute ich mich über meine Favoriten „Couch Slouch“, „Manifest Destiny“, „5 Year Plan“ und „Thrashard“, die allesamt in einem wuchtigen, aber crunchigen Sound dargeboten wurden. Von mir aus hätte seitens des Publikums gern noch mehr ausgerastet werden dürfen, andererseits konnte ich so unfallfrei die Bewegungsfreiheit vor der Bühne genießen.

Anschließend ging’s noch auf ‘nen Absacker und ‘ne kräftige Dosis Sauerstoff in den Biergarten (und kurz ins Semtex), diesmal aber ohne es zu übertreiben. Fazit: D.R.I. waren genau das Richtige, um sich nach einer stressigen Zeit und unmittelbar vorm Urlaub noch mal schön die Ohren durchblasen zu lassen, bevor’s für zwei Wochen an den Ostseestrand ging und fast nur noch die BEACH BOYS aus der Konserve aufspielten.

Bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/12-08-20 ... urg-d-r-i/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 8906
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Ach, die sind auch noch unterwegs.
Auf Vinyl mochte ich tatsächlich nur die erste, live war aber immer gut.
Aber 35 Songs im frühen Stil würde ja auch nur 35 Minuten bedeuten.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
fritzcarraldo
Beiträge: 3260
Registriert: Sa 22. Okt 2016, 22:39
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von fritzcarraldo »

karlAbundzu hat geschrieben: Sa 27. Aug 2022, 17:53 26.8.2022 Schlachthof Arena
Hannes & Acki/ Los Fastidios.
Beim leckeren Flötzinger direkt verquatscht und die Hälfte der Vorband verpasst. Zwei Altpunks, die auf Akkustilgitarre und großer Mandoline Deutschpunk Hits coverten. Mit ordentlich Spaß und Herzblut. Gute Einstimmung.
Dann noch einige alte Freunde getroffen, schön.
Dann Los Fastidios. Die ich eigentlich kaum kannte, wurde aber von geschmackssicheren Freunden empfohlen.....
Und die italienische Band war sehr gut drauf. Die 30 Jahre unterwegs merkt man ihnen nicht an mit ihrer Frische und Lust zu spielen. Es gab Streetpunk und Ska, mal einzeln, mal gemixt, insgesamt mehr Ska...........
Die Arena ist hübsch stufig gebaut, und hat unten eine freie Fläche, aber nicht so Recht eine Bühne, sehr fanfreundlich, so dass nach dem Konzert noch ein kurzer Austausch mit dem Sänger möglich war. Die haben ja immer nix zu tun im Gegensatz zu den mitmusikern, die ja abbauen müssen.
Sehr gelungener Abend, der dann noch lange nicht zu Ende war.
Oh. Da war ich auch. Toller Abend. Tolle Mucke. Tolle Leute. Viel Bier. Kann mal so machen.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

https://www.latenight-der-fussball-talk.de
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38557
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

09.09.2022, Goldener Salon, Hamburg:
ORÄNGÄTTÄNG + SHITSHOW + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS


Bild

„Lobusch goes Hafenklang“, lautete das Motto: Ein paar im selbstverwalteten Wohn-/Veranstaltungs-/Proberaum-Komplex in der Lobuschstraße probende Bands sollten unentgeltlich im zum Hafenklang gehörenden Goldenen Salon auftreten, um das Minus, das die Covid-19-Pandemie-bedingten Schließungsphasen in die Kasse gerissen hatten, etwas abzufedern. Zusammen mit der Lobusch-Hausband JAUCHENPUMPE sollten’s derer vier werden, krankheitsbedingt blieben die o.g. drei übrig. Zusätzlich wurde eine liebevoll gestaltete Tombola mit etlichen kuriosen bis verdammt töften Gewinnen anberaumt, die auf viel Zuspruch stieß; diverse Merch-Stände rundeten das Ambiente ab. Jede Band durfte sich ‘ne XXL-Pizza beim Bringdienst aussuchen und bekam Freibier sowie zusätzliche Getränkemarken. Eigentlich alles knorke, bis auf den Umstand, dass unser Basser Holler sich die Seuche eingefangen hatte und wir daher ohne ihn auftreten mussten…

Schon am Nachmittag hatten sich meine Bandkollegen zusammen mit Teilen der Veranstalter auf den Weg gemacht, um das Equipment rüberzuwuchten und aufzubauen. Eisenkarl bastelte das Schlagzeug zurecht und trommelte sich sowie das Instrument so lange warm, bis der Sound stimmte. Ich stieß etwas später direkt von der Lohnarbeit kommend hinzu und musste diese erst mal mit ein paar Bierchen abschütteln. Der Einlass war mit 19:00 Uhr relativ früh terminiert und wurde offenbar ernstgenommen, denn überraschend schnell füllten sich der direkt an der Elbe gelegene Vorplatz und der Club.

Damit Drummer Vic, den sich SHITSHOW und ORÄNGÄTTÄNG teilen, nicht zwischen seinen Gigs pausieren muss und wir nicht als letzte Band ranmüssen, machten wir um Punkt 21:00 Uhr den Anfang. Unabhängig von Hollers Ausfall hatten wir geplant, mit unserem ehemaligen Drummer Dr. Tentakel, der in den verdienten Ruhestand gegangen war, die ersten zwei Songs zu zocken, damit er sich noch einmal vor einheimischem Publikum verabschieden kann. Für „Tales of Terror“ und „Elbdisharmonie“ wechselte also Eisenkarl an den Bass, danach wieder an die Drums und wir spielten ohne Bass weiter. Dieses Kuddelmuddel versuchte ich den Anwesenden von der Bühne aus zu erklären. Tatsächlich klappte es wie intendiert: Tentakel zockte noch mal die alten Schoten und heimste sichtlich gerührt Szenenapplaus ein. Danke, Doc!

Um den fehlenden Bass zu kompensieren, improvisierten wir im Anschluss ein wenig: Wir doppelten die tiefen Gitarrenfrequenzen, um akustisch so etwas wie einen Tieftonteppich zu suggerieren, Bass-Intro-Parts spielte Kai auf der Klampfe, Soloparts und Background-Gesang entfielen zwangsläufig. Gemessen an den Umständen funktionierte das passabel, wenn ich auch die Bühne als unangenehm leer empfand. Dass unser erst zweiter Gig seit der langen Zwangspause in einem derart gut gefüllten Saal stattfand, machte mich auch glatt wieder ein bisschen nervös. Ich kam mir jedenfalls hüftsteifer als zuletzt vor, versemmelte den letzten „Montag, der 13.“-Refrain und verschüttete ein Bier, woraufhin mir jemand tatsächlich einen Putzlappen auf die Bühne warf. Dafür stießen wir mit unserem herben Sound auf offene Ohren, erhielten Zuspruch (sowie Beleidigungen aus dem engeren Bekanntenkreis :D) und spielten zum Dank am Ende auch ohne Holler „ACAB“, jene hektisch gesungene Nummer seiner derzeit inaktiven Band PROJEKT PULVERTOASTMANN, die keinerlei Luftholen gestattet. Alles in allem dürften wir uns recht achtbar aus der Affäre gezogen haben. Krischan drehte freundlicherweise ein Video von uns und packte es auf YouTube, wo es gleich mal mit ‘ner Altersprüfung versehen wurde…



Bühne frei für Hamburgs derzeit heißesten Scheiß: Über die aus den Trümmern von SORT OF SOBER entstandenen SHITSHOW spricht man nur in Superlativen, umso gespannter war ich auf den Auftritt. Das Quartett aus Marta (ex-SORT OF SOBER, Bass), Vic (u.a. ORÄNGÄTTÄNG, Drums), Krischan (ex-SORT OF SOBER/ORÄNGÄTTÄNG, Gitarre) und Julia (Gesang) spielt ziemlich mitreißenden Punkrock der ‘77er-Schule mit ordentlich Dampf unterm Kessel, Rotz in der Stimme und Hitfaktor, sodass es nicht zuletzt aufgrund der entfesselten Bühnenshow wenig verwunderlich war, dass vor der Bühne kollektiv am Rad gedreht und ekstatisch getanzt wurde. Das eigene Material wurde mit Coverversionen von DEAD MOON und NEW ORDER (ja, „Blue Monday“!) angereichert. Die meisten Songs sind knackig kurz und bilden fettfreie Filetstücke des Rotzlöffelpunks. Bitte dranbleiben, nicht auswimpen und nicht schon nach der zweiten 7“ wieder auflösen! Die pressfrische Debüt-7“ hatte ich mir ungehört schon vorher eingesteckt und es nicht bereut. Coolste Sau des Abends war in jedem Falle Gitarrist Krischan, der von der Bühne aus verkünden konnte, bei der Tombola eine Lederjacke und damit einen der Hauptgewinne eingesackt zu haben, den er dann auch gleich stolz auf der Bühne trug.

ORÄNGÄTTÄNG sind diejenigen dieses Abends, die schon am längsten existieren, sodass die meisten gewusst haben dürften, was sie erwartet: Wie vom Affen gebissener HC-Punk mit Schrammel-Ecken und T(h)rash-Kanten, englischen Texten und seit einiger Zeit gern auch Crossdressing (das ist keine Salatsoße, sondern bedeutet, dass die drei Herren sich in Damenkleidung/-perücken/-schminke präsentieren) sowie diesmal auch einer Extraportion Bühnennebel. Dieser muss mitverantwortlich sein für die nebulösen Erinnerungen, die ich an den Gig habe… Dem Trio gelang es, das Stimmungslevel hochzuhalten, hin und wieder ließ auch ich mich in den Tanzmob schubsen. Details zum Auftritt bitte woanders erfragen; ich erinnere mich neben der exaltierten Bühnenshow noch an einen gut durchpeitschenden Sound, durch den jedoch gerade zum Ende hin der Gesang immer schwerer durchkam – was sich beim SCHLEIMKEIM-Cover natürlich relativierte, das hat jede und jeder mitgesungen. ORÄNGÄTTÄNG sind live ‘ne sichere Bank und Stimmungsgarant!

Ich blieb noch, bis es kein Bier mehr gab, und wankte dann mit meiner Liebsten nach Hause. Das war die bis jetzt vielleicht beste Party des Jahres – danke allen, die sie ermöglicht haben! Es freut mich insbesondere, dass derart viele dem Aufruf gefolgt sind und sich bei Eintritt auf Spendenbasis solidarisch mit der Lobusch und dem Ethos dahinter gezeigt haben.

Wir spielen nächste Woche Donnerstag. 22.09. noch im Viertelzimmer Münzviertel zusammen mit SOCIAL EXPERIMENT aus Schottland, bevor wir unsere Live-Aktivitäten in Hamburg für den Rest des Jahres wieder zurückschrauben.

Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/09-09-20 ... erfuckers/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38557
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

16.09.2022: Hamburger Hafengeburtstag/Affengeburtstag

Bild

Bild

Erster Hafengeburtstag seit 2019, vom Mai in den September verlegt. Also lecker Spätsommer? Nix da: Hamburger Schietwetter! Zudem abgespecktes Programm, weil ohne die famose Jolly-Roger-Bühne. Dass ich mich am Freitag trotzdem auf den Weg durch den Regen machte, lag zum einen am DIY-Alternativprogramm auf der „Hafengeburtstag von unten“- alias Affengeburtstag-Bühne vorm Störtebeker und zum anderen daran, dass sich mir die Gelegenheit bot, gratis dann doch mal wieder EXTRABREIT zu sehen. Die spielen zwar, so glaube ich zumindest, immer mal wieder auf Stadtteilfesten und sowat, habe sie dort selbst mal gesehen – doch das ist gefühlt hundert Jahre her. In den letzten Jahren waren mir EXTRABREIT medial immer mal wieder über den Weg gelaufen, wenn ich mich mit ‘80er-Retrospektiven und artverwandten Formaten beschäftigt hatte. In diesem Kontext hatte ich auch meine Plattensammlung ein wenig erweitert und so letztlich richtig Bock bekommen, mir die Hagener aus heutiger Perspektive endlich mal wieder live zu geben, zumal sie auch studiotechnisch weiter aktiv sind, vor zwei Jahren das Album „Auf Ex! (weiter breiter)“ veröffentlicht haben. Als ich hörte, dass sie auf der Bühne des Radiosenders Rock-Antenne zocken würden, wusste ich, was zu tun war.

Also Landungsbrücken raus, einmal über die gesamte Veranstaltungsmeile latschen, die gegenüber 2019 noch mal gestiegenen Preise an den kommerziellen Verzehrbuden bestaunen und bei den Anarchos nahe der Balduintreppe ‘nen köstlichsten Veggie-Döner inhalieren. Und natürlich die Rock-Antenne-Bühne suchen, die ich in all den Jahren zuvor geflissentlich ignoriert hatte. Diese befand sich am anderen Ende der Meile, wo ich dann auch überraschend auf Kai Motherfucker samt Nachwuchs traf, die lässig an Balustrade lehnten, während OHRENFEINDT gerade schweinerockten. Nach zwei Sterni trennten sich unsere Wege jedoch schon wieder und ich ging hoch vors Störtebeker. Dort war ‘ne Menge los, CRACKMEIER waren just durch und INFERNO PERSONALE aus Bremen gerade beim Soundcheck. Die Band ist mit Mitgliedern aus Kolumbien, Argentinien, Italien und Deutschland international besetzt und hat letztes Jahr ihr Demotape veröffentlicht. Voll auf die Zwölf gab’s dann krachenden D-Beat-HC-Punk mit dem für diese Bühne anscheinend üblichen geil schrotenden Gitarrensound und reichlich Tempo, dazu zum Namen passendes infernales Gebrüll am Mikro. Die Klampfe hatte immer mal wieder winzig kurze Aussetzer, was am etwas zu locker sitzenden Kabel zu liegen schien, aber überhaupt nicht ins Gewicht fiel. Großartiger Gig, der leider schon nach maximal 20 Minuten vorüber war.

Während sich im Hintergrund ein Arbeiterliederchor (!) langsam mit der Bühne vertraut machte, verabschiedete ich mich langsam in Richtung Rock-Antenne-Bühne, denn um 22:00 Uhr sollten EXTRABREIT anfangen. Fünf Minuten vorher war ich vor Ort, konnte mich problemlos ziemlich weit nach vorne durchschlängeln und traf dort auf eine Gruppe Punks, die bereits vor mir dorthin aufgebrochen war. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, ich hatte ‘nen Vorratssterni in der Hand und pinkeln konnte man links von der Bühne ans Elbufer. Eigentlich gute Voraussetzungen, hätte nur nicht offenbar gerade erst der todlangeweile Soundcheck durch die Bühnencrew begonnen, der sich endlos zu ziehen schien. In dieser Zeit hätten INFERNO PERSONALE ihr Set locker noch zweimal spielen können und tatsächlich verpasste ich in dieser Zeit nicht nur besagten Chor, sondern leider auch die HARBOUR REBELS.

Als es endlich, endlich losging, war ich längst betrunken und in einer Scheißegalstimmung, die mich das teure Bierstandpils kaufen ließ. Die Gruppe Punks war schon längst wieder abgezogen, als EXTRABREIT mit dem gleichnamigen Song eine Art Best-of-Set eröffneten, aus dem ich längst nicht alle Nummern kannte. Weiter ging’s mit „Her mit den Abenteuern“, „Geisterbahn fahrn“ und „Glück und Geld“, bevor mit „Kleptomanie“ eine meiner Lieblingsnummern folgte (obwohl ich schon Schweißausbrüche bekomme, wenn ich ‘ne einzelne Zwiebel im Supermarkt mitgehen lasse, weil ich keinen Bock habe, ein ganzes Netz zu kaufen…). Zwei Songs später der große Klassiker „Polizisten“, inhaltlich eine der stärksten EXTRABREIT-Nummern. Allerspätestens jetzt war mir auch alles egal, euphorisiert vertrank ich mein letztes Geld und lauschte andächtig mehreren mal rockigeren, mal tanzbareren, mal bluesigeren Songs, die mir nicht sonderlich geläufig waren, bis mich das HILDEGARD-KNEF-Cover „Für mich soll's rote Rosen regnen“ ins Jahr 1992 zurückversetzte, als das Stück im Radio rauf und runter lief und ich zwölfjähriger Bengel einen Narren an ihm gefressen hatte. Die ja irgendwie melancholische Stimmung des Songs verdoppelte sich durch den nostalgischen Effekt, den er in mir auslöste.

Weiteren Anlass zum Feiern boten neben dem HANS-ALBERS-Cover „Flieger, grüß mir die Sonne“, ohne das bis heute vermutlich keine NDW-Party auskommt, das vielleicht punkigste EXTRABREIT-Stück „3-D“, mit dem ich gar nicht unbedingt gerechnet hatte, und natürlich „Hart wie Marmelade“. Tschüs, das war’s, die Band verließ die Bühne. Es folgte das übliche Spiel: Zugaberufe, die nach ‘ner Zigarettenlänge erhört wurden, woraufhin Sänger Kai Havaii endlich von den kleinen Mädchen aus der Vorstadt berichten konnte, die heute Nasenringe aus Phosphor tragen. Für den Rausschmeißer, das eingedeutschte LOU-REED-Vehikel „Junge, wir können so heiß sein“, betrat ein befreundeter Musiker die Bühne, der an der Mundharmonika unterstützte. So wurde die Stimmung, die bei den vorausgegangenen Songs tatsächlich zu Pogo und ähnlichem Ausdruckstanz geführt hatte, wieder ein gutes Stück weit heruntergekocht, bevor man das Publikum in die Nacht entließ.

EXTRABREIT machten einen musikalisch topfitten Eindruck und Kai Havaii scheint derselbe drahtige Typ wie eh und je zu sein. Klar war das ein professionell und vermutlich entsprechend routiniert durchgeführtes Rockkonzert mit Ü40-Zielgruppe. Punk- und NDW-Klänge, textliche Provokationen und organisiertes Chaos sind längst im gesellschaftlich weitestgehend akzeptierten, eingängigen Stil der Band aufgegangen, den sie selbst schlicht als Deutschrock bezeichnet (und entweder bewusst ignoriert oder nicht mitbekommen hat, welche Konnotation dieser Begriff zuweilen annimmt, sobald er mit bestimmten Bands assoziiert wird). Spaß gemacht hat’s aber allemal, die Band wirkt sympathisch, hat ihre großen Hits und ein abwechslungsreiches Programm vorzuweisen. Für umme kann man das auf jeden Fall mal mitnehmen. Man verwies noch auf ein Konzert in der Markthalle, das offenbar am 30. Dezember stattfindet und Teil einer traditionellen „Weihnachts-Blitztournee“ ist.

Extrabreit schlenderte ich zurück zur Affengeburtstagsbühne und feierte noch die Bremer(innen) CATAPHILES ab, die sich den Gitarristen mit INFERNO PERSONALE teilen: Wavelastiger Post-/Goth-Punk mit, wie ich in dem Moment fand, geilen ‘80er-Synthie-Melodien, halligem Gesang sowie einer Nebelmaschine, die die halbe Straße einhüllte. Die Band ist noch jung, in Kürze soll wohl ein Album auf Sabotage Records kommen. Mal die Augen nach offenhalten.

Gegen 1:00 Uhr war fürs Erste Feierabend, ab Samstagnachmittag spielten noch Bands wie KONG FUSS, THRASHING PUMPGUNS, ECHOES, STRACH und KID KNORKE & BETTY BLUESCREEN – doch da musste ich passen. Schön, dass diese Bühne wieder eine echte Alternative zum offiziellen und „kommerziellen“ (relativiert sich, weil die Gigs alle gratis sind) Hafengeburtstagsprogramm bot. Vielleicht schaffe ich’s nächstes Mal auch wieder, mehr davon zu sehen.

Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/16-09-20 ... eburtstag/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Dick Cockboner
Beiträge: 2508
Registriert: Sa 30. Mai 2015, 18:30
Wohnort: Downtown Uranus

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Dick Cockboner »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 17:17 obwohl ich schon Schweißausbrüche bekomme, wenn ich ‘ne einzelne Zwiebel im Supermarkt mitgehen lasse, weil ich keinen Bock habe, ein ganzes Netz zu kaufen…
Haltet den Zwiebeldieb!!! :kicher:
...ansonsten klingt das Alles nach "Viel Spaß gehabt!"
Bild
Antworten