Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Do 26. Okt 2023, 04:37 @bux
Tröste dich, ich habe die REJECTS bis heute nicht live gesehen!
Sie waren ein extrem großer Einfluss mit "Oi! The Album" und "Greatest Hits 1 &2". Das bleibt unbestritten!
Damals gab es ja diverse Tour-Ankündigungen des Packages REJECTS und UPSTARTS, was ein absoluter Overkill zu der Zeit gewesen wäre, aber nie Realität wurde. "Greatest Hits 3" war bereits ein langweiliges Live-Album, wie die Entsprechung der UPSTARTS 1981.
Tatsächlich fand das erste Konzert in erreichbarer deutscher Nähe erst 1987 (!) im Schlachthof zu Bremen statt und ich hätte seinerzeit keinen Gedanken daran verschwendet dort freiwillig aufzutauchen. Unter dem Etikett "10 Jahre Punk" war die Band auf jenem Festival völlig fehl am Platz und wurde in dem begleitenden Heft, das mir immer noch vorliegt, peinlicherweise sogar falsch geschrieben. Sowieso war 1987 eine extrem ungesunde Zeit für die Punk- und Oi!-Szene in Bremen, zutiefst verfeindet war eine Kommunikation zwischen den Polen ASL (= Anti Skin Liga) und Skins überhaupt nicht mehr möglich. Dass in jenem Beiheft die ASL abgefeiert wurde, ist bei einer der einflussreichsten Bands für den Skinhead-Kult, die dort live auftrat, eine absolute Ironie.
Für Glatzen aus Bremen war ein Besuch des Konzerts dank körperlicher Gewalt, die den Einlass verhinderte, schlicht unmöglich. Ich kenne einige Hamburger, die dort waren, entweder, weil ihre Haare lang genug waren oder sie sich erfolgreich verkleideten. Mir war das schlicht zu blöde.
Soweit ein kurzer Ausflug in die glorifizierten Achtziger.
Klar war die Band wichtig, mir persönlich machten jedoch andere Formationen wie BUSINESS und vor allem 4 SKINS schnell mehr Spaß.
Freut mich, dass du Spaß im Monkeys hattest, mir war das nicht wichtig.
Das Rejects- und auch das Upstarts-Livealbum gefallen mir!

Hm, 1987 war nun aber auch wirklich nicht gerade die Hochzeit der Band. Habe mich inzwischen mal durch alle Alben mind. einmal per Streaming durchgehört. ASL-Geschichten habe ich schon ein paar gehört, offenbar ein unschönes Kapitel aus der Zeit verfeindeter Jugendsubkulturen. Wenn ich hier ab und zu den Anschein erwecke, die '80er zu glorifizieren, meine ich damit keinesfalls das totale Subkultur-Gegeneinander. Das ist mir ein Graus und hat sich glücklicherweise auch ziemlich gewandelt.

Mir war das Konzert überaus wichtig und es scheint auch länger nachzuwirken. Ein Kandidat für die Liste der für mich relevantesten Konzerte des Jahres. Übrigens, auf ein paar m.E. wirklich gute Songs nach der "Greatest Hits"-Phase bin ich beim Durchhören durchaus gestoßen, herausgeschrieben habe ich mir:

Power & Glory
On The Streets Again (das kannte ich aber vorher schon)
Nobody Knows
I Love Being Me
That Thing We Do
Learning to Fly (Tom-Petty-Cover :mrgreen: )
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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fritzcarraldo
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von fritzcarraldo »

Da das neulich hier schon Thema war, mal ein kurzer Bericht dazu.

EPW - Wrestling / Schuppen 2 / Bremen
Slamoween
images-2.jpeg
images-2.jpeg (14.34 KiB) 420 mal betrachtet
Männer in Glitzerspandexhosen, die sich im Ring hin und her schmeißen, dass die Schwarte krachte.
Ich war ja jetzt schon bei einigen Semi Pro Wrestling Veranstaltungen, da diese mittlerweile viel mehr Spaß machen als die überteuerten Großveranstaltungen, aber was da gestern im Schuppen 2 in der Bremer Überseestadt abging, war schon unfassbar. Da wurde von Anfang an gezeigt wo der Wrestler den Most draufschmiert! Nach einem Pre-Show-Kampf traten sogleich zwei Local Heroes (Bad Bones und Bobby Gunns) in den Ring wollte ich gerade schreiben, aber das stimmt nicht. Denn sie wämmsten sich sofort in den Stühlen neben uns. Da wurde dann schon das erste Bier verschüttet.
Und so ging es dann lustig weiter. Es wurde gepöbelt und gekämpft. Es gab dann noch einen Tag Team Fight, eine Dreier Runde und den EPW Titel Kampf mit so illustren Kämpfern wie den "Draufgängern" , dem Team "Rott und Flott", Mike Schwartz, Ceritus, The Rotation (beste High Flying Moves!) und dem Titelverteidiger Carnage.
Zwischendurch gab es dann Fotos mit diesen Helden, Autogramme und einiges an Merch zu kaufen.
Leider war der ganze Abend mit aktueller Mucke untermalt. Bei den letzten Veranstaltungen der EPW gab es auch immer mal wieder feinsten Eurotrash der 90er, was wir irgendwie passender fanden. Aber man kann nicht alles haben.
Toller Abend.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Dick Cockboner »

fritzcarraldo hat geschrieben: So 29. Okt 2023, 08:07 Da das neulich hier schon Thema war, mal ein kurzer Bericht dazu.

EPW - Wrestling / Schuppen 2 / Bremen
Slamoween

images-2.jpeg
Männer in Glitzerspandexhosen, die sich im Ring hin und her schmeißen, dass die Schwarte krachte.
Ich war ja jetzt schon bei einigen Semi Pro Wrestling Veranstaltungen, da diese mittlerweile viel mehr Spaß machen als die überteuerten Großveranstaltungen, aber was da gestern im Schuppen 2 in der Bremer Überseestadt abging, war schon unfassbar. Da wurde von Anfang an gezeigt wo der Wrestler den Most draufschmiert! Nach einem Pre-Show-Kampf traten sogleich zwei Local Heroes (Bad Bones und Bobby Gunns) in den Ring wollte ich gerade schreiben, aber das stimmt nicht. Denn sie wämmsten sich sofort in den Stühlen neben uns. Da wurde dann schon das erste Bier verschüttet.
Und so ging es dann lustig weiter. Es wurde gepöbelt und gekämpft. Es gab dann noch einen Tag Team Fight, eine Dreier Runde und den EPW Titel Kampf mit so illustren Kämpfern wie den "Draufgängern" , dem Team "Rott und Flott", Mike Schwartz, Ceritus, The Rotation (beste High Flying Moves!) und dem Titelverteidiger Carnage.
Zwischendurch gab es dann Fotos mit diesen Helden, Autogramme und einiges an Merch zu kaufen.
Leider war der ganze Abend mit aktueller Mucke untermalt. Bei den letzten Veranstaltungen der EPW gab es auch immer mal wieder feinsten Eurotrash der 90er, was wir irgendwie passender fanden. Aber man kann nicht alles haben.
Toller Abend.
:thup: :prost:
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McBrewer
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

Leider schaffe ich es ja nicht immer alle (besser geht sagt: überhaupt) meine ganzen Konzert & Festival besuche hier einzutragen bzw zu berichten. Zorrie.
Nun geht es aber 2023, nach der bekannten Durststrecke 2020/2021, erstmals auf meinen 20 Konzertbesuche/Jahr zu. Grund genug, das letzte Konzertwochenende Revue passieren zu lassen:

28.10.2023 Leipzig, Conne Island: Kvelertak / Cancer Bats

Leipzig ist ja vom Vorharz aus immer recht bequem & schnell mit dem Auto - Autobahn zu erreichen, da bietet es sich eigentlich auch an, wieder nach dem Konzert nach Hause zu fahren. Aber dieses mal stand nach langer Zeit mal wieder ein Treffen mit den Dresdner Freunden, langjährige Bekannte aus den With Full Force Jahren 2000 - 2013, auf dem Schichtplan. Das durfte natürlich mit dem ein oder anderen Kaltgetränk gefeiert werden, daher dort bei unserem Freund ein Fussboden/Couch-Platz angefragt & genehmigt wurde.
Auf der Fahrt dorthin, kurz vor Leipzig, ist dann unsere kleine Konzertreisegruppe aus drei Leuten dann doch in einen kleinen Stau geraten.
Kein Problem: dank Musik aus den Boxen waren wir alle bester Laune.
Offtopic:
Ich nutzte dies, um den letzten Tonträger den ich bekommen hatte, vorzuspielen: die Woche zuvor in Bayreuth hatte mich in der Fußgängerzone ein junger Mann auf Englisch mit den Worten "You are an Heavy Metal Fan?" angesprochen.
Klar hatte er mich da schon an der Angel und bot mir eine CD "seiner" Band aus Estland an, :!: CALIFORNIA CONDOR :!: , könne ich gegen ein paar Taler haben...per Handel hatte er mir 7 Taler aus dem Buckel geleiert. Ich dachte was Gutes getan zu haben...
nun im Auto nach Leipzig dann holte ich die CD hervor, sofort erkannte unser Flo (The Lord of Thrash & Sänger bei CAN CALYX ;) ) die Band und erzählte mir, das selbige ihre CDs schon ( u.a. sehr aggressiv) in Berlin und Magdeburg vor dem Hbf an die Leute brachten. Das machte die Band jetzt nicht sonderlich sympathisch & selbst die Musik, ein über-produzierter Mix aus Hardrock-Melodic Metal & Hip-Hop, überzeugte nicht wirklich.

Nun, später dann vor den Konzert Venue in Leipzig standen drei Leute, um wieder "ihre" Band aus Estland an die Leute zu verteilen. Ich erkannte natürlich gleich den "CALIFORNIA CONDOR" Schriftzug , also haargenau die gleiche, die ich selbst vor ein paar Tagen erworben hatte. Überraschenderweise war da nicht der Typ, der mir in Bayreuth die CD andrehte. Angesichts dieser Fülle an Zufällen recherchierte ich später im www und fand tatsächlich ähnliche Berichte zu besagter Estnischen Combo. Vielleicht ist ja dem ein oder anderen hier schon sowas ähnlich passiert?
:offtopic:

Aber weiter im Konzertgeschehen: das "Conne Island" im Szeneviertel Connewitz ist mir schon seit über zwanzig Jahren bekannt und dort finden immer erstklassige Konzerte statt. Nun war das zu besuchende KVELERTAK ein paar tage zuvor ausverkauft gemeldet wurden.
Dementsprechend voll war es schon pünktlich gegen 18 Uhr. Das Event sollte auch pünktlich starten, da am Abend in den Räumlichkeiten nach dem Konzert noch eine "Disco" angesetzt war.
So kam ich leider erst im letzten drittel des Konzertauftrittes der Kanadier Cancer Bats. Was eigentlich sehr schade war, da dieser Metal-lastige HardCore doch sehr ins Ohr & Tanzbein ging. Später erfuhr ich noch, das die Band auch unter dem Namen Bat Sabbath Cover von, natürlich Black Sabbath, in Kanada rocken. Eine grandiose Coverversion zu Beastie Boys "Sabotage" war dann auch der passende Abschluss ihres Gigs.
Kurz vor 20 Uhr dann eröffnete auch der Headliner KVELERTAK .
Dem wilden Mix aus Punk-BlackMetal-RockNroll, bin ich schon seit Anfang der 2010er verfallen. Und ich hatte ja befürchtet das das Ausscheiden von Alt-Sänger Erlend Hjelvik 2018 der Todesstoß sein könnte. Dieses Bewahrheitete sich gottseidank nicht, da Neu-Fronter Ivar Nikolaisen eine..wenn nicht sogar die perfekte Rampensau für die Norweger ist. An dieser Stelle sei auch gleich mal seine Altband THE GOOD, THE BAD AND THE ZUGLY empfohlen.
Nun konnte ich mich 2020 schon von seinen Livequalitäten (nicht überraschend: das einzige Rockkonzert das ich 2020 beiwohnen durfte) überzeugen.
Und auch nun drei Jahre & Corona später rockt der quirlige Mann wie Axl Rose zu besten Guns`N`Roses Zeiten die Bühne und lässt sich auch ein dutzend mal ins verschwitzte Publikum fallen & auf Händen tragen.
Wobei ich zugeben muss, das die Songs der neuen/Aktuellen Platte "Endling" noch nicht ganz so gut im Ohr sitzen & vornehmlich die alten Klassiker mit Höhepunkt "Mjød" abgefeiert wurden.
Vollkommen verschwitz stolperte dann unsere kleine Konzertgruppe gegen halb Zehn in den jungen Abend.

Nej: man wollte jetzt natürlich noch nicht nach Hause gehen. Erst einmal gab es anatolische Spezialitäten zur Stärkung zwischen die Zähne und dann sollte es über einen dunklen Hinterhof, an dunklen Gestalten vorbei, in den Leipziger Underground zu einem Oi-Konzert gehen. Warum auch nicht?
Eigentlich war das Konzert auch schon überfüllt, aber gutes Zureden unserer Begleitung auf die Türsteher ermöglichte dann doch den erhofften Eintritt.
Dort warteten schon etliche Flaschen eines Sachsen-Gebräu auf uns, während auf der kleinen Bühne Enraged Minority aus Freiburg ihren PunkRock zelebrierten.
Gute zehn Songs & eine schnelle Umbaupause inklusive diverse Kaltgetränke später enterte dann auch die sehnlichst erwartete Englische Oi-Combo aus England die Bühne: THE OPPRESSED .
*ascheaufmeinhaupt* Anfangs konnte ich die Skinheads nicht verorten, erkannte dann aber nach wenigen Songs mir bekannte Titel aus diversen Oi(Tribut-)Samplern die ich Anfang der 2000er gerne & vornehmlich sehr laut hörte: "Ultra Violence" und "Work Together". Augenscheinlich sind von der Ur-Besetzung nur noch der Sänger & Gitarrist mit dabei, Tieftöner & Taktgeber sahen doch nach U30. Was natürlich an der Qualität der Musik nichts änderte & das überwiegende Skinhead Publikum tanzte ausgelassen (friedlich) vor der Bühne .
Und so endete auch dieses zweite Konzert ausgelassen & mit einer Taxifahrt zur Schlafstätte weit nach Mitternacht.
Fazit: Konzerte in Leipzig sind immer für eine Überraschung, und mindestens zwei Konzerte, gut :prost:
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

11.11.2023, El Dorado (Gaußplatz), Hamburg:
INBREEDING CLAN + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS


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Von INBREEDING CLAN hatte ich schon länger nichts mehr gehört, bis im Sommer die Anfrage kam, ob wir ‘nen kleinen Soli-Gig mit ihnen in der Gaußplatzkneipe zocken würden, um ein paar Penunsen für einen alten, von Lukaschenkos Regime drangsalierten Kumpel in Belarus zu sammeln. Klar hatten wir das. Als Termin wurde ein Samstagabend mit Schnapszahl eingetütet. Kurioserweise hatten wir zuletzt an einem 12.12. zusammengespielt, nämlich im Jahre 2015, um unseren damaligen Basser Stef (R.I.P.) gen Frankreich zu verabschieden.

Mit dem Bollerwagen karrten wir unsere Plünnen in die ofenbeheizte, muggelige Kneipe, Aufbau und Soundcheck mit Technikchef und Mischer Wurzel waren weitestgehend entspannt. Nach und nach trudelte der CLAN ein und die ersten Bierchen kreisten. Auch mit Gästen füllte sich das Etablissement langsam, aber sicher, was gar nicht so selbstverständlich war, da am selben Abend mindestens vier weitere Punkkonzerte in Hamburg stattfanden. Als INBREEDING CLAN gegen 20:30 Uhr ihr Scum-Rock-Fass aufmachten und zu derangierten Südstaaten-Hillbillys mutierten, waren jedenfalls genügend neugierige Augenpaare auf die Performance gerichtet, die Sänger Flo beim Grimassieren, Tanzen, Stampfen und ungesund klingenden Krächzen der aus dem Leben eines Inzucht-Clans gegriffenen Texte beobachteten, begleitet von einer bewusst zurückgenommenen Instrumentierung und gelegentlichen Backing Vocals. In seinen Ansagen schimpfte Flo auf JOHNNY CASH, um dann später doch „Ghostriders in the Sky“ zu covern, mal verrutschte er in der Setlist oder verballhornte den KKK, bevor „Riding with the Clan“ angestimmt wurde. Auch das GG-ALLIN-Cover „Fuck Off, I Murder“ wurde im CLAN-Sound kredenzt. Fanden sie seinerzeit in der Lobusch kein Ende, boten sie diesmal ein kompaktes Set von ca. 45 Minuten, während derer sie den Gaußplatz in die subtropischen Sümpfe Louisianas verwandelten. INBREEDING CLAN sind so was wie ein sich stets irgendwie neben der Spur bewegendes Gesamtkunstwerk. Ich find’s großartig. Sollen endlich mal ‘ne Platte aufnehmen!

Wir bildeten anschließend einen musikalischen Kontrast, profitierten aber wie der CLAN von einem anscheinend ziemlich geilen P.A.-Sound, der zudem so gut mit dem Bühnensound abgestimmt worden war, dass ich keinerlei Monitor brauchte, um mich selbst shouten zu hören. Für so etwas lohnt es sich dann eben doch, auch in einem vergleichsweise kleinen Raum alle Instrumente einzeln abzunehmen. Unser Set hatten wir ein wenig umgestellt, das von Basser Holler mitgebrachte PROJEKT-PULVERTOASTMANN-Cover „ACAB“ deutlich vorgezogen und das ebenfalls anwesende Geburtstagskind Snorre – Sänger des Originals – mit sanftem Druck dazu überredet, die Nummer mit mir zusammen zu schmettern. Bezeichnenderweise entfiel uns beiden im Eifer des Gefechts die dritte Strophe, sodass wir zusagten, sie später nachzureichen… Die Stimmung war prächtig, vor der Bühne einige Bewegung und unsere Live-Premiere „Wænde“ funzte überraschend fehlerarm. „Cop Killing Day“ widmeten wir wie immer Stef, der die Nummer von SCHÖNES GLATTES FELL nach deren Auflösung im Entwurfsstadium zu uns mitgebracht hatte. Nach 15 Songs gab’s dann noch mal „ACAB“ im Duett mit Snorre, diesmal inklusive abwechselnd gesungener dritter Strophe, und weil man uns weiter nötigte, einfach noch mal „Blutgrätsche“. Feierabend!

Nachdem zuvor bereits der Hut rumgegangen war, wurde nun noch eine restaurierte E-Gitarre, die INBREEDING CLAN zur Verfügung gestellt hatten, für den guten Zweck versteigert, sodass insgesamt anscheinend tatsächlich ein hübsches Sümmchen zusammenkam. Ich hielt mich noch ‘ne Weile am Veltins fest und ging, als ich Gesichter nur noch verschwommen wahrzunehmen begann. Ein gelungener Abend! Danke an alle, die sich eingebracht oder beteiligt haben, insbesondere die Kollegen von INBREEDING CLAN und das Gaußplatz-Team um Wurzel & Co.!

Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/11-11-20 ... erfuckers/
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

18.11.23, Karo Bremen

Unser kurzes Experiment in Sachen Film und Musik hatte sein vorerst letzten Abend, erst zeigten wir Switchblade Sisters (mehr dazu im Filmfäden) und dann gab es ein Konzert der The Naggs aus Düsseldorf.

Die sind ja auch schon länger unterwegs, waren mal zu dritt, es gab ein paar Instrumentenwechsel, nun sind sie zu fünft, und spielen 76er Punk mit starken 60s EInschlag. Da wird sich gerne mal bei den Undertones und den Ramones bedient, doch kommen immer eigene Melodien dazu, durch zwei Gitarren gibt es einen heftigen Sound, und die Frauen machen richtig Spaß und sind super sympatisch.
Unbedingte Empfehlung, falls die bei euch mal in der Nähe sind.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

10.12.2023, Bambi Galore, Hamburg:
CHRIS HOLMES + HARSH


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Blind in Billstedt

In letzter Zeit habe ich irgendwie dann doch (wieder) Spaß an den alten Gassenhauern der US-Sleaze-Show-Metaller W.A.S.P. gefunden, vor allem, seit ich mir kürzlich das „Live at the Lyceum, London“-Video mit einer frühen Liveshow aus der Mitte der glorreichen ‘80er angesehen habe. Die Band existiert noch immer, wenngleich es sich seit geraumer Zeit eher um ein Soloprojekt das Bandkopfs Blackie Lawless handeln dürfte. Auf ein Konzert des unlängst zum „wiedergeborenen Christen“ mutierten Lawless, sprich: auf Playback in irgendwelchen Kackläden, habe ich trotzdem keinen Bock. Manchmal schätze ich die Encyclopaedia Metallum doch sehr für ihre ebenso einfachen wie präzisen Angaben. So findet sich bei W.A.S.P. der Eintrag: „Sex, Party (early); Society, Anti-religion (mid); Christianity, Politics (later)” – das fasst das Œuvre der Band gut zusammen. Eine Show des ehemaligen Gitarristen Chris Holmes, mittlerweile sein Soloprojekt betreibend und auch schon 65 Lenze zählend, reizte mich da schon eher, zumal mir setlist.fm im Vorfeld verriet, dass er üblicherweise eine ganze Reihe alter W.A.S.P.-Kracher zockt. Als ich sah, dass er an einem Sonntag im gemütlichen Billstedter Metal-Club gastieren würde, besorgte ich mir ein Ticket für ‘nen fairen Zwanni und war gespannt, was mich erwarten würde.

An diesem feuchten Adventsabend schienen sich zunächst einmal nicht allzu viele Freundinnen und Freunde der verzerrten E-Gitarre aufzuraffen und so war es beim Opener HARSH aus Frankreich noch sehr übersichtlich. Vor über’n Daumen gepeilt 20 Nasen (inkl. meinem Bandkollegen Holler und meiner Wenigkeit) erfüllten sich meine Befürchtungen: Vier Poser, von denen insbesondere der Frontmann das Haupthaar „schön“ hatte, zockten schlüpferstürmenden Glam-Hardrock/-Metal, von dem ungefähr die Hälfte von Skid Row, Guns N‘ Roses und wat weiß ich wem zusammengeklaut klang. Trotz Vorband-Status lieferten sich beide Klampfen zwischendurch ein Solo-Battle und zusammen mit jemandem, der sich später als Chris Holmes‘ Sänger und Bassist herausstellen sollte, als Gast-Duettpartner coverte man MICHAEL SEMBELLOs ‘80er-Pop-Klassiker „Maniac“. Gegen Ende des Sets wanderte das HARSH-Frisurenwunder mit seiner Klampfe durchs Publikum und gab sich als Plüschrocker zum Anfassen. Der Gig war insofern ok, als man sich nicht die Ohren zuhalten musste; außerdem dürfte sich heutzutage kaum noch jemand aus geschäftlichen Gründen diesem einst kommerziell so einträchtigen Stil verschreiben, sondern mit einer gewissen ehrlichen Leidenschaft agieren – nur macht das die Mucke leider nicht besser. Not my cup of pee. Umso überraschter war ich vom letzten Song, einem besonders auf der Gitarre und an den Drums sehr kompetent gezockten „Johnny B. Goode“-Cover. Gut, auch daraus haben JUDAS PRIEST in den ‘80ern noch etwas Eigenes gemacht, ein versöhnlicher Abschluss war’s dennoch.

CHRIS HOLMES stieg direkt mit dem W.A.S.P.-Klassiker „On Your Knees“ ein, wie alle Songs seiner ehemaligen Band gesungen von seinem Bassisten (der mit dem „Maniac“-Gastspiel zuvor). Der hat diese Blackie-Lawless-eigene Mischung aus dreckig und klagend zwar nun nicht gerade in der Stimme, ist aber ein wirklich guter, melodischer Sänger, der in den Refrains von Holmes‘ Geknurre unterstützt wird. Beinahe müßig zu erwähnen, dass ich – wie auch bei allen weiteren herrlich eingängigen Refrains des Sets – frohlockend mitsang. Schon nach den ersten drei Songs gönnte sich Holmes‘ einen kleinen Gitarrensolo-Slot, ohne es dabei mit dem Gegniedel zu übertreiben. Die Stimmung stieg und auch vor der Bühne verdoppelte sich die Anzahl der Gäste rasch. Trotz Miniclub und eher spärlichem Sonntagspublikum wirkten Holmes & Co. motiviert – und lieferten ab: Zu geilen Eigenkompositionen wie „The Devil Made Me Do It“ oder „Born Work Die“, von Holmes mit schön dreckiger, rauer Stimme dargeboten, gesellten sich W.A.S.P.-Hits aus der „Sex, Party (early)“-Phase von „L.O.V.E. Machine“ und „Sleeping (in the Fire)“ über „Blind in Texas“, bei dem ich endgültig beschloss, mich zu betrinken (Holmes hingegen hielt sich an einer Wasserflasche gütlich), bis hin zu „Wild Child“ und „Animal (Fuck Like a Beast)“. Das hielt die Party am Laufen und war tatsächlich der große Spaß, den ich mir erhofft hatte. Nur „I Wanna Be Somebody“, einen der größten W.A.S.P.-Hits, hatte ich am Schluss noch erwartet, doch der blieb aus. Möglicherweise ist der gar nicht von Holmes komponiert…? Stattdessen gab’s NEIL YOUNGs „Rockin' in the Free World“ als perfekt in die Zeit passenden Abschluss, dem, so meine ich mich zu erinnern, auch ein paar deutliche Worte an die Diktatoren dieser Welt vorausgingen und für den sich Mitglieder von HARSH noch einmal auf der kleinen Bühne einfanden, um mitzuträllern. In dieser Form bleibt uns der dichttätowierte Hüne, der einst wenig vorteilhaft betrunken und dekadent im Swimmingpool innerhalb der „The Decline of the Western Civilization, Part II: The Metal Years“-Doku porträtiert wurde, hoffentlich noch lang erhalten – denn mit dem weltfremd wirkenden L.A.-Rockstar von damals scheint der mittlerweile in Frankreich lebende Holmes nicht mehr viel gemein zu haben - außer dem Gespür für geile Riffs und Licks sowie ins Ohr gehende Singalongs.

P.S.: Den Dokumentarfilm „Mean Man – The Story of Chris Holmes” muss ich mir mal vormerken…

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

15.12.23, 20 Uhr
Kulturzentrum Schlachthof
Jens Wawrczeck liest Die Vögel

Wawrczek, bekannt als Peter Shaw, ist großer Hitchcock - Fan und hat sich vorgenommen, die literarischen Vorlagen von Hitchcock - Filmen, zu Gehör zu bringen. Hier auf der Bühne Daphne du Mauriers Die Vögel. Zum Glück ja auch ein kürzeres Werk, so dass es komplett auf die Bühne passt.
Es unterscheidet sich ja auch erheblich von der Verfilmung, spielt in Cornwall, und wir haben es auch nur mit einer Familie zu tun, Mann, Frau, zwei Kinder in einem kleinen Cottage in Cornwall. Und zwei Nächte in diesem Cottage aus der Sicht von Nat.
Doch zuvor gibt es eine kleine Einführung von Wawrczeck, mit seinem persönlichen Zugang zu Hitchcock. Neben ihn auf der Bühne steht ein Musiker mit einem Theremin.
Dann gibt es ein paar kurze Ausschnitte aus dem Film, was mich ein wenig wundert, da es ja gerade nicht um den Film geht.
Wawrczek liest bzw. spricht sehr engagiert im Stehen, nimmt die Stimme und Haltung Nats toll ein, und bei den wenigen Dialogen moduliert er gut seine Stimme.
Den Schrecken der Angriffe und auch die bedrohliche Stimmung im Eingesperrt sein kam mir wirklich nah.
Der Musiker macht immer mal wieder gute Untermalung aber auch ab und an Geräusche wie dem Flügelschlagen oder Meeresbrandung.
Das hat mich wirklich sehr gut unterhalten.
Bei seinem Verkaufstisch, wo er eifrig signierte, sah ich, daß er schon einige andere Werke zu Hörbüchern machte. So wie Marnie, Fenster zum Hof, Immer Ärger mit Harry, Berüchtigt.....
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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22.12.2023, Indra, Hamburg:
St. Pauli Punk Festival #3 mit PSYCH OUT + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS + G31 + BULLSHIT BOY


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Diese Veranstaltung stand unter keinem wirklichen guten Stern. Während die ersten beiden von Bitzcore-Juergen durchgeführten Ausgaben mit großen Namen oder einer kultigen Oldie-Punk-Fraktion auftrumpfen konnten, wirkte das Indra diesmal leicht überdimensioniert. Der Vorverkauf war schleppend und als kurzfristig auch noch ASTRA ZOMBIES und – noch kurzfristiger – RESTMENSCH absagten und auch BULLSHIT BOY von der krass grassierenden Krankheitswelle erwischt wurden, stand das Ding sogar komplett auf der Kippe. Als Hoffnungsschimmer erwies sich, dass PSYCH OUT von einem Tag auf den anderen als Ersatz gewonnen werden konnten und BULLSHIT BOY sich bereiterklärten, statt als Trio kurzerhand als Duo aufzutreten. Die Parole lautete also: Durchziehen!

Beim Ausloten, wer wann spielen soll, erinnerten wir uns an unseren Schwur, uns nicht mehr bis nach hinten durchreichen zu lassen und verteidigten damit zumindest den dritten Slot. Eine Premiere für uns war, wie alle Bands dieses Abends über Kemper-Amps zu zocken, den Gitarren- und Basssound also aus fertigen Simulations-Presets auszuwählen, statt den erprobten Klang am eigenen Verstärker einzustellen. Dieser wurde dann auch nicht wie üblich über Bühnenboxen abgenommen, wir hatten also lediglich Monitore auf der Bühne. Einer der Gründe hierfür war, dass alle Auftritte auf 24 Spuren mitgeschnitten und den Bands anschließend zur Verfügung gestellt wurden. Eigentlich sollte nur die erste Band ‘nen richtigen Soundcheck machen und die anderen lediglich ‘nen Line-Check direkt vorm jeweiligen Gig bekommen. Da die erste Band aber nur aus zwei Leuten (Gitarre/Schlagzeug) bestand, ging der Plan nicht ganz auf.

Egal, die für diesen Abend zum Duo geschrumpften BULLSHIT BOY machten vor mittlerweile dann doch gar nicht so rar erschienenem Publikum den Anfang und mussten auf ihre Bassistin verzichten. Sängerin/Gitarristin Sabine und Drummer Carsten begannen mit ‘ner coolen Instrumental-Surfnummer, dem das punk’n’rollige „The World is on Fire“ folgte. Mit ‘nem Song über (keine) Mandelhörnchen auf Helgoland kann ich persönlich nun weniger anfangen, mit dem BLONDIE-Cover „One Way or Another“ dafür schon mehr, ebenso mit dem schön aggressiven „The Pressure is on“ von der noch zu veröffentlichenden Single. Der größte Hit war vermutlich „Pretty Boy“ und am Schluss gab’s mit „Bodies“ von den SEX PISTOLS ‘ne weitere Coverversion. Der Mix aus deutsch- und englischsprachigen Punkrocks-Songs machte Laune, war ein guter Opener – wenn auch die Abwesenheit des Basses sich in einem zeitweise etwas dünnen Sound bemerkbar machte. Aber wat willste machen?

G31 um Sängerin Mitra und „Mind The Gap“-Fanziner Captain haben bereits ihr zweites Album „Die Insel der versunkenen Arschlöcher“ veröffentlicht, flogen bisher aber weitestgehend unter meinem Radar. Gesehen hatte ich sie bisher nur einmal kurz bei der Jede-Band-spielt-nur-Fünf-Minuten-Sause im Störtebeker und das ist schon wieder verdammt lange her. Damals konnten sie mich nicht überzeugen, was sich heute Abend ändern sollte. Mittlerweile hat sich die Band um Peter von u.a. ANTIKÖRPER, LEISTUNGSGRUPPE MAULICH und zahlreichen weiteren HH-Punkbands verstärkt und zockt mit zwei Klampfen schöne Pogoriffs und eingängige Licks, die die Rhythmussektion gut nach vorne peitscht. Mitra legt mit ihrem kräftigen Organ melodischen Gesang zwischen klar und rotzig darauf, der durchdachte, deutschsprachige Texte mit durchaus klischeefreien, originellen Ansätzen formuliert, bewegt sich dazu zum Tanz auffordernd bis lasziv und kokettiert mit ihrem selbstbewussten weiblichen Charme. G31 brachten gut Stimmung in die Bude und haben mich sehr positiv überrascht, wenn auch Monitorprobleme der Band zu schaffen machten und der Bass bis zum Schluss leider viel zu leise war.

Nun galt es, meine nicht mehr ganz nüchternen Bandkollegen zusammenzutrommeln, den Umbau möglichst rasch hinter uns zu bringen und Mischer Andy möglichst noch ‘nen Soundcheck unterzujubeln. Das klappte so semi, denn während des Gigs in ungewohntem Bühnenaufbau (s.o.) stellte sich bald heraus, dass ich anscheinend der Einzige war, der mit seinem Monitorsound wirklich gut klarkam. Die Konsequenz waren über den Gig verteilte verpatzte Einsätze und Asynchronitäten, die uns sicherlich weit mehr auffielen als denjenigen, die vor der Bühne für Bewegung sorgten; immerhin waren wir angetrunken genug, uns davon nicht verunsichern zu lassen. Während „Wænde“ bei seiner Premiere auf dem Gaußplatz noch gut flutschte, verkackten wir ihn diesmal doch ziemlich. Nachdem wir ihn direkt nach dem Einstieg abbrechen mussten, höre ich mich auf der Aufnahme sagen: „So, das war das Intro. Jetzt kommt der eigentliche Song. Kurze Trinkpause. Prost.“ Einfach das Beste daraus machen! Bei „Elbdisharmonie“ schleuderte ich versehentlich mein Mikro von der Bühne, „Spaltaxt“ klang etwas arg schräg usw… Besser liefen da „Blutgrätsche“, den wir bei G31-Peter kürzlich für einen geplanten HH-Punk-Sampler im Studio aufgenommen haben und bei dem er uns auf der Bühne gesanglich unterstützte, sowie die ebenfalls recht neue Nummer „Phoenix aus der Flasche“. Die im unmittelbaren Anschluss – und damit als Abschluss – geplante Livepremiere eines brandneuen Songs sparten wir uns daher besser und räumten die Bühne für PSYCH OUT. Auch wenn die Leute offenbar ihren Spaß hatten, als Fazit für uns nehmen wir mit: Kemper-Amps einmal und nie wieder, und wenn wir schon keine Bühnensound-Boxen haben, müssen wir uns die Zeit für ‘nen ordentlichen Monitor-Soundcheck nehmen.

Völlig wumpe war all dies PSYCH OUT um HH-Punk-Urgestein Holli, Stoffel von YACØPSÆ (und seit einiger Zeit auch RAZORS) sowie den rauschebärtigen Shouter Lars, die knapp 20 Songs in gefühlt genauso vielen Minuten durchschrubbten, bei denen es Lars eher selten auf der Bühne hielt. Auch diese Band kannte ich eigenartigerweise bisher lediglich vom Fünf-Minuten-Gig im Störtebeker anno schießmichtot. Ultrapräzise ballernder Fast- und Oldestschool-US-Hardcore erfreute Kenner(innen) und Genießer(innen) der groben Kelle, die fortgeschrittene Stunde hingegen schien den/die eine(n) oder andere(n) Besucher(in) vertrieben zu haben; die Reihen hatten sich jedenfalls leider gelichtet. Songs wie „Take This Shit And Burn It Down“, „Fuck Your Scene”, „Humanity/Bullshit” oder das HASS-Cover „Ihr Helden” waren für mich der perfekte Abschluss des Abends, der noch bei ein, zwei Bierchen im Backstage-Bereich ausklang.

Danke an alle, die den Abend unter (in erster Linie krankheitsbedingt) widrigen Umständen doch noch zu 'ner geilen Party gemacht haben sowie an Dr. Martin für die Fotos unseres Gigs! Und ‘n Extraküsschen aufs Nüsschen an unseren Ex-Drummer Dr. Tentakel, der unser Merch betreute!

Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/22-12-20 ... lshit-boy/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Ich ging dann mal spontan zu einem kleinen Festival, die Boots nights im Schlachthof Bremen gibt es wohl schon 27 Jahre. Schwerpunkt Ska und Street Punk. Meist zwei Bands im Keller und seit einiger Zeit auch mal draussen.
Ab und an wird sich selbst mit einem größeren Line Up in der größeren Halle gefeiert. Gut für alte Leute, Sitzgelegenheiten mit Blick auf die Bühne.
Diesmal fünf Gruppen.
Es fing an mit:
Rolando Random & the young Soul Rebels
Two tone ska, mit über 20 jähriger Bühnenerfahrung. Sänger mit Bremen Bezug: Tatort. Schön mit 3 Bläsern. Irgendwie fehlte mir was. Sängerin und Keyboarder wohl krank. Sänger mit richtigen Spirit, aber erreichten mich nicht recht, erst bei den letzten beiden Stücken, ein instrumental und Mood for Riot.
Opener um 19 ist auch unglücklich, Leute kommen erst nach und nach rein, begrüßen sich, suchen Platz. Schafften sie gut, kamen gut an.

Dann
Die Kramps
Rockabilly Blues country im Geist der Namensgeber. Kaputte 50er. Reißen! Abschluss Nummer klar: surfin bird, eher HC Krach denn Cramps. Nächstes Mal lieber im kleinen Schuppen. Toll.

Blechreiz
Alteingesessene Two tone skas aus Berlin, technisch auf den Punkt. Aber irgendwie springt es auch nicht über. Die alten Männer wirken fast wie eine Parodie oder besser wie eine Erinnerung an wildere Zeiten. Wie ich sie wohl vor 35 Jahren sah. Wie mir wer bestätigte. Den Leuten gefiels.

The Courettes
Dänisch Brasilianisches Ehepaar, sie Gitarre und Gesang, er Schlagzeuger, unterstützt von einem coolen Bassisten.
Krachiger 50er Rock mit 60s Pop Anleihen. Rau, schnell, intensiv mit einer charmanten Frontfrau mit unglaublicher Ausstrahlung. Liefern ab, da gingen auch (oder gerade) die alten Skinheads mit. Hat mich weggeblasen, so dass ich gen Ende meinen bequemen Platz verliess, um auch in die Nähe der Bühne zu kommen. Wahnsinn aus der Garage.
Die gesamte Kapelle nachher an ihrem Merch getroffen, nett und unkompliziert. Und hartes Programm: Hawaii, Berlin, Bremen in vier Tagen. Heute Hamburg....

Docta Rude meets the clerks
Clerks, Ska aus Köln, wieder mit klasse Bläsersatz, fingen ohne den Docta an, zwei tolle Stücke. Dann kam der Doc mit einem Gitarristen dazu und dann wurde mal richtig abgeliefert. Dr. Rude ist wohl eine holländische Skalegende, ich kenne mich da nicht so aus, aber hier wurde nochmals ordentlich abgefeiert . Herrlich.

In der ansonsten leider geschlossenen Kneipe gab es dann noch feierei mit Sound System, für mich war es aber gut.

Schönes Fest an guten Ort. Die Bands hatten Platz für ihren Merch, es gab einen äußerst gut sortierten Plattendealer, Preise bei Eintritt und Getränken gut. Die Stimmung nett und friedlich. Waren ja auch meist gesetzteres Publikum.

Nachteil bei so Festivals mit festem Ende: die kurze Spielzeit der einzelnen Gruppen.

Guter Abend.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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