Maulwurfs Hör-Bar

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Cernunnos Woods
Awaken the empire of Dark Wood

CD - 1996

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Discogs schreibt zu CERNUNNOS WOODS: Combining primitive ritualistic sounds and orchestral atmospheres overlaid with vocal narrations. Und das trifft die Sache ganz genau. Eine ganz andere und eigene Art Ambient, die nicht den düsteren Fluss eines RAISON D'ÊTRE besitzt oder die feingesponnenen Klanglandschaften von ARCANA. Stattdessen reisen wir mit den keltischen Kriegern durch dunkle Wälder, hören den geflüsterten Geschichten des Druiden zu, und leben zu den Klängen von Kriegstrommeln und -hörnern. Anders, definitiv anders, und auf eine ganz eigene und unbestimmte Art faszinierend und mystisch.

Dass der Mann hinter CERNUNNOS WOODS, wenn man ein wenig nachforscht, möglicherweise einen an der Waffel hat, als Druide verkleidet durch die nordamerikanischen Wälder rennt und davon träumt, das mächtige Albion wieder auferstehen zu lassen? Pff, da gibt es Schlimmere! Ich finde die Welt, so wie sie jetzt ist, mindestens genauso verabscheuungswürdig (wobei mir klar ist, dass das in hohem Maße steigerungsfähig ist!) sehe aber für mich persönlich keine Möglichkeit, aus der Tretmühle raus zu kommen. Der Mann hat wenigstens den Mut zu seinen Träumen zu stehen. Und solange er niemandem schadet. Vielleicht sollten wir alle viel mehr durch die Wälder rennen und sie mit Zähnen und Klauen, mit Trommeln, Hörnern und Schwertern verteidigen :basi:


Cernunnos Woods - The song of Taliesin
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Chameleons
Script of the bridge

LP - 1983

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Mitte der 80er hatte ich einen guten Freund, nennen wir ihn J. Gemeinsam sind wir am Wochenende in die Clubs und Discos in und um Nürnberg gefahren. Musik hören, Cocktails trinken, tanzen, sich gut fühlen. J. hatte sich einen biederen und saubequemen Buick gekauft, eine Wolke von Auto, und wenn es am frühen Morgen dann zurück ging, dann lief meistens dieses Album hier. Man war müde, man war glücklich, man hatte getanzt und geschwitzt, hinter einem lag die Erinnerung an einen wunderbaren Abend, und während J. sehr sicher und ruhig durch die Nacht fuhr, ertönten meistens die CHAMELEONS.

In his Autumn 'fore the Winter
Comes Mans' last mad surge of youth.
What on earth are you talking about?


Ich habe die Platte vorher schon gekannt und geliebt, aber die Erinnerungen an diese Fahrten, die uns immerhin bis Frankfurt brachten, werden mich nie verlassen. Script of the bridge ist bis heute perfekter, melancholischer, verträumt-zupackender Gitarren-Wave, wie es ihn nur ein einziges Mal gab, und wie er für entspannte Heimfahrten nicht besser sein könnte. Andere Bands waren schrammeliger oder härter oder weinerlicher, die CHAMELEONS hatten die perfekte Balance raus, zumindest auf diesem Album. Und die Magie ist auch 40 Jahre später noch da, und mir ist, als ob ich mit J. am Steuer von Schwabach nach Nürnberg fahre und Zeit und Raum sich einfach *puff* sanft auflösen. Auflösen in diesen Gitarren und Harmonien und Träumen ...

Sorry, aber ich liebe diese Platte, und sie gehört definitiv zu den ganz ganz wenigen Platten, die ich gerne in meinem Sarg hätte. Was für ein Lied wählt man von einem Album aus, das aus zwölf absoluten Lieblingsstücken besteht? Gleich die ganze Platte? Thursday's child habe ich glaube ich immer am meisten geliebt ...


The Chameleons - Ausnahmsweise tatsächlich das ganze Album ...
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karlAbundzu
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von karlAbundzu »

Genau zu der LP habe ich auch sehr persönliche Geschichten im Kopf. Die mit erstem Ausgehen, guten Freund mit exzellenten Musik Geschmack und live erlebtes zu tun haben.
Der Sänger ist ja immer noch unterwegs, im Januar in Bremen als The Chameleons, vor ein paar Jahren sah ich sie unter Chameleon VOX, war gut.
Unbestreitbar eins der besten Gitarren Dark Wave Werke.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Blap
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Blap »

Kenne das Album nicht. Das Cover hätte ich jetzt eher in die Neoprog-Schublade gepackt. 🙂
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Chameleons
What does anything mean? Basically

LP - 1985

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Ob das Debutalbum Script of the bridge damals wirklich erfolgreich war kann ich nicht beurteilen, laut der Wikipedia aber offensichtlich eher nicht so. Für das zweite Album blieb die Band aber ihrem Stil treu: Melancholische Songs mit einem wunderbaren Gitarrensound, basierend auf viel Hall, und darüber die schöne Stimme von Bassist Mark Burgess. Auf Nummer Sicher gehend, so sollte man meinen, aber irgendwie fehlt etwas. Die Magie des ersten Albums ist irgendwie nicht mehr da! Die Songs scheinen oft fast ein wenig hektisch, sie entführen nicht mehr in dieses traurige Gitarrenland, gleich hinter dem genialen Riff links, und kein einziges der Lieder setzt sich im Kopf fest. Alle Songs plätschern so durch, sie gefallen, sie machen Freude, aber wie sie in das eine Ohr hineinrauschen, so rauschen sie aus dem anderen Ohr auch gleich wieder raus. Die Hooklines fehlen, und mit ihnen auch dieses zwingende des ersten Albums.

Geht das nur mir so? What does anything mean? Basically fand ich noch nie großartig, und gestern Abend, nach vielen Jahren, war es immmer noch nicht großartig. Hintergrundmusik ohne größeren Nährwert. Das Attribut Nett fällt mir dazu ein. Die Band war bemüht ...


The Chameleons - Intrigue in Tangiers
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Ein Nachtrag zu Nick Cave, der wohl offensichtlich gerade auf Tournee ist. Hier ein interessanter Bericht über das Konzert in Zürich vor wenigen Tagen: https://www.srf.ch/radio-srf-3/live-im- ... ntensitaet
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Chameleons
Here today ... Gone tomorrow

CD - 1992

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So ganz klar ist mir nicht, was diese CD für einen Zweck hat. Die meisten Songs sind von den ersten drei Alben, aber eingespielt in a) einer Piccadilly Radio Session 1985, und b) in einer Capital Radio Session 1982. Vor allem letztere sind deutlich rauer eingespielt, was ihnen sehr gut bekommt. Dazu die allererste Single In shreds von 1982, ein wenig unveröffentlichtes Material, und mit Bobby Moore's wine ein Song, der laut Discogs zu einem komplett anderen Stück, nämlich Mad dog vom dritten Album, umgeschrieben wurde. Klingt erstmal ein wenig nach Vertragserfüllung wenn nicht genügend neues Zeugs da ist.
Aber wie gesagt, die raue und stellenweise härtere Gangart tut den Songs gut, und ich frage mich sehr sehr ernsthaft, was mir das zweite Album getan hat, dass ich es so niedermache. Auf Here today ... Gone tomorrow hat es genau den Sound, für den die CHAMELEONS so geliebt werden. Melancholischer Rock mit Wave-Einschüben und einer richtig schönen Stimme.

Also gut, das zweite Album kommt noch mal auf den Plattenteller. Bis dahin ist der rockigere Sound der passende Stoff ...


The Chameleons - Dear dead days
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