Musik für melancholische Menschen

Moderator: jogiwan

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Dick Cockboner
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Dick Cockboner »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: So 2. Jul 2023, 21:49 @ Dick Cockboner & Reinifilm
So ganz verstanden habt ihr das Konzept dieses Freds offensichtlich nicht! :lol:
Doch, doch...alles verstanden :pfeif: ...aber einfach nur ignoriert :kicher:
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Reinifilm
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Reinifilm »

Dick Cockboner hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 20:39
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: So 2. Jul 2023, 21:49 @ Dick Cockboner & Reinifilm
So ganz verstanden habt ihr das Konzept dieses Freds offensichtlich nicht! :lol:
Doch, doch...alles verstanden :pfeif: ...aber einfach nur ignoriert :kicher:
In der Tat… :kicher:
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Adalmar hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 11:57 ... Mich würde vor allem interessieren, ob es noch mehr Deutschsprachiges aus der Zeit in diesem Genre gibt.
Gibt es! Einfach immer mal wieder hier reinschauen, das Ganze ist ja als längerfristiges Projekt angelegt.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Maulwurf
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Maulwurf »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 5. Jul 2023, 14:37
Adalmar hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 11:57 ... Mich würde vor allem interessieren, ob es noch mehr Deutschsprachiges aus der Zeit in diesem Genre gibt.
Gibt es! Einfach immer mal wieder hier reinschauen, das Ganze ist ja als längerfristiges Projekt angelegt.
:thup: :thup: :thup:
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Cyan Revue - Four Wounds LP 1986
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Wir verweilen in der Stadt der Anwohnerparkzonen und nervtötenden Großveranstaltungen. 1983 war die Welt zum Glück noch in Ordnung und so erschien als erste Veröffentlichung des neuen Labels "Weird System" eine Momentaufnahme der lokalen Punk-Szene namens "Waterkant Hits". Mit einem Track hier vertreten die obskure Band Oxenschwanz, die ansonsten nie aus dem Quark kam, aber eine der Keimzellen für Cyan Revue darstellte. Diese waren deutlich produktiver und brachten es immerhin zu einer Mini-LP und zwei kompletten Alben. Die mittlere der drei Veröffentlichungen will ich heute empfehlen. Das Cover ist allerdings eine fiese Angelegenheit, befindet sich im Zentrum der Vorderseite doch ein kleines Stück Schleifpapier! Ich erinnere mich gut an ein Gespräch mit dem Macher des Bremer Labels "Überschall", wo er von einem Besuch beim Vertrieb "EFA" erzählte, in dessen Lager diverse unverkäufliche Exemplare standen, da die Hüllen sich beim Transport gegenseitig zerstört hatten.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Girls Under Glass – Humus LP 1988
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Das Label "Überschall" stellt eine wunderbare Überleitung zur folgenden Band dar, denn genau diese Firma suchten die Hamburger sich für ihre erste Vinylproduktion aus. In den Neunzigern als Szenekonstante mit regelmäßigen Veröffentlichungen relativ bekannt geworden, hatte ich persönlich mit dieser Musik so meine Probleme ob der Electro-Lastigkeit. Auf dem Debutalbum lässt sich die Entwicklung bereits erahnen, andererseits ist es noch typisch Achtziger genug um mir zu munden. Die Erstauflage hat übrigens ein deutlich schöneres Artwork als die CD-Reissue von 1991. Ich besitze auch noch ein DIN A 1-Promoplakat zum Original als kleinen Gimmick. :smile:
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Maulwurf
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Maulwurf »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Sa 1. Jul 2023, 13:20 @ bux
Es ist ja das Phänomen aller Musikrichtungen, dass es immer weitere Verschachtelungen und Unterstile gibt. Neueste mir bekannte Erfindung "Cold Oi" aus Frankreich. Ich persönlich finde solche Etiketten eher überflüssig.

@ Maulwurf
Welche Nürnberger Bands waren das? Mir fällt da auf Anhieb gar keine ein. Bestimmt kann ich auch noch was dazulernen.
:offtopic:
Ich habe jetzt längere Zeit in meinem Gedächtnis kramen müssen, aber da gibt es tatsächlich noch Erinnerungen. :opa:

DIE "bekannte" Punkband aus Nürnberg war auf jeden Fall mal AMF, die Anti-Müsli-Fraktion. Gesehen habe ich sie nie, aber die haben lange Zeit einen Kultstatus innegehabt (wobei ich auch erst 1980 in die Stadt gekommen bin, was es da vorher im Bereich Subkultur gab kann ich überhaupt nicht sagen).
Aber die Punkzeit war bald vorbei, und im Bereich Wave und Ableger gab es so einiges. MATERIALPECH - Erinnern kann ich mich an eine Zwei-Mann-Combo bestehend aus Stehbass und Casio. Etwas, was auch nur in der ersten Hälfte der 80er für volle Kneipen sorgen konnte. Dabei aber eine durchaus ernstzunehmende Postpunk-Band.



Gegen Mitte der 80er gab es ein Krach-Fun-Projekt zweier Brüder, die SQUARE JERKS, die als Punkband begannen, ein Ableger sich dann aber bei LAIBACH orientierte und in meiner Erinnerung einen denkwürdigen martialischen Auftritt mit tosenden Trommeln und Dritte-Reich-Attitüde hinlegten. DEATH IN JUNE auf fränkisch würde ich mal sagen, aber ich glaube die waren gar nicht schlecht.

Deutlich harmonischer waren TROST & ZUSPRUCH, deren Basser dann später bei THROW THAT BEAT.. gespielt hat. Rückblickend würde ich sagen, dass die stilistisch in die Richtung späte IDEAL gingen, da müsste ich allerdings mal in das Tape reinhören, das vor ein paar Tagen in einer Umzugskiste wieder aufgetaucht ist. Übrigens unmöglich den Bandnamen zu googlen ...

Wenn wir schon von Harmonie reden, kommen wir schnell zu den SEVEN HAIL MARYS. Lange bevor die Jungs(!) begannen die Metalschiene zu fahren die sie heute so fahren, lange vorher hatten sie eine tolle Sängerin und haben düsteren Gothic Metal gemacht. Doom gab es damals noch nicht, aber eigentlich ging das schwer in genau diese Richtung. Das allererste Album erschien im Selbstverlag und schlummert ein Stockwerk tiefer den Schlaf der Gerechten. Sollte ich auch mal wieder hören. Die Band, die Robert und Oliver vorher hatten, da weiß ich den Namen nicht mehr, aber ich habe Roberts Gitarrenstil immer bewundert (und er, habe ich Jahre später erfahren, hat meinen bewundert). Death Rock dürfte da das richtige Etikett gewesen sein ...

Wir waren Final Judgement, ein klassischer JOY DIVISION-Klon dieser Zeit, wobei ich auch gerne (und erfolglos) BAUHAUS versucht habe gitarristisch zu kopieren. Zwei kleinere und zwei größere Auftritte haben gereicht, um bis weit in die 90er hinein immer noch auf die Band angesprochen zu werden. Nach dem Split machte unser Bassist zusammen mit einem Sequencer geniale dunkle Elektronik-Mucke (Ob ich das Tape noch habe? Hoffentlich ...), ist dann aber live auch schnell wieder zu einer Band übergegangen, die ich rückblickend als Gothic Rock betrachten würde. Name? Keine Ahnung mehr ...

Es gab noch mehr Bands. 1985 ist ein örtliches Label auf die Idee gekommen, Nürnberger Subkultur-Künstler auf einer LP zu versammeln. Das Ergebnis hiess Die Welt ist klein, wurde von den beteiligten Musikern im Selbstvertreib verklopft, und keiner wollte das Teil haben. Jede Band hat 40 oder 50 Stück bekommen, der Erlös des Verkaufs blieb dann bei der Band. Ich hatte 10 Exemplare, die bis auf eines beim letzten Umzug 2020 komplett in die Tonne gewandert sind. Nach 35 Jahren Staubfängerei. Ein paar Wochen später erreicht mich via Discogs eine Nachricht von einem Ami, der deutsche Undergroundmusik sammelt und genau dieses Album händeringend suchte. Da hatten andere wohl auch schon die Mülleimer gefüllt gehabt. Auf dem Album waren Künstler wie Duke Meyer oder die Stumpf AG, die eine Zeitlang in der Region durchaus einen Namen hatten. Nun ja, ein Exemplar habe ich, das heißt ich habe einen Schallplattenbeitrag meiner eigenen Band, und das kann mir dann, neben Lederjacke und Gitarre, in den Sarg gelegt werden. Allmählich wird es voll da drin ...
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

@ Maulwurf

Vielen Dank für diesen überaus interessanten Ausflug! (Fast) alles sagte mir absolut nix!! Immer wieder erstaunlich aus heutiger Sicht, wie schlecht vernetzt die Szene damals war. Seven Hail Marys ist sogleich auf meine Suchliste gewandert.
Den Sampler hätte ich mir auch gerne mal angehört, schade, dass du die Restbestände entsorgt hast. Apropos entsorgt ... ein Freund hat vor langer Zeit mal diverse Cover von Kassetten, die ich nicht aufheben wollte, für mich gescannt. Schau mal, was ich in meinem Archiv gefunden habe. :mrgreen:
Die tatsächliche Aufnahme war mir die Sache jedoch nicht wert und ich besitze sie nicht mehr. Nach meiner Erinnerung typischer Live-Schrott-Sound mit musikalisch langweiligem Deutsch-Punk oder auch Deutsch-Oi! Dachte nämlich, das wäre eine Skin-Band gewesen, jedenfalls bekam ich das Tape damals aus der Ecke.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Blue Kremlin K7 1986
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Hier wie gewünscht eine Band mit deutschen Texten! Man orientiert sich deutlich an X Mal Deutschland, mit denen gemeinsam auch Konzerte bestritten wurden, bleibt jedoch trotzdem eigenständig genug, um interessant zu sein. Eine meiner persönlichen Lieblingsveröffentlichungen der Achtziger-Szene!
Und warum als Kassette? Bei +- vierzig Minuten hätte das doch auch eine schöne LP ergeben?! Damals wurde von der Independent-Musikszene bewusst versucht, als Gegengewicht zu den kommerziellen Industrielabels eine Kultur zu etablieren, in der statt der teuren LP-Produktionen, sowohl für Band/Label als auch Käufer, preisgünstigere Produkte von mehr Gruppen realisiert werden konnten. Hat leider nicht so richtig geklappt.
So gibt es heute ein schönes Sammlerstück, das durch liebevolle Aufmachung besticht, wie übrigens alle Kassetten des Labels "IndepenDance". 2009 erschienen die gesammelten Werke der Band in den USA (!) auf CD, alles leider längst vergriffen. YT sei dank könnt ihr euch das trotzdem anhören.
Kleiner Fun-Fact: Der Sohn eines ehemaligen Bandmitglieds ist inzwischen selbst als Musiker in der Hamburger Szene aktiv. So schließt sich der Kreis.
Und da es sich um eine der wenigen Underground-Bands der Achtziger handelt, von denen sogar ein echter Videoclip existiert, verlinke ich auch den. Damit hier keine Missverständnisse entstehen, bei den Musikern handelt es sich selbstverständlich nicht um die schemenhaften Gestalten, die in irgendwelchen Kellergewölben rumkriechen, sondern um die Bewohner des Altenheims.

Videoclip "Fallbeil":
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Jayhawks - The Joy of Love 12" 1987 + The Truth 12" 1987/88
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Zeit, dass es hier mal weitergeht!
Wir haben Hamburg inzwischen verlassen und sind rund 120 Kilometer nach Westen gereist. Dort war ein gewisser Benno Blittersdorf über viele Jahre fester Bestandteil des musikalischen Undergrounds. Bereits Ende der Siebziger unternahm er vorsichtige Schritte als Gastschreiber beim allerersten Bremer Fanzine Schunt und als Musiker bei der kurzlebigen Formation Blitzableiter. Kurz danach folgte sein eigenes Print-Produkt namens Endlösung (später El) und Anfang der Achtziger die Band Shadocks, die vor allem von ihrer charismatischen Sängerin lebte. Mit der zweiten Sängerin wurde es dann leider zu seicht und belanglos. (The) Jayhawks machten Mitter des Jahrzehnts einen anderen Sound, man lehnte sich unüberhörbar an Sisters of Mercy an. Neben Benno waren hier weitere alte Bremer Szeneleute involviert, z.B. Mathe, vorher unter anderem bei Arts und ebenfalls Shadocks. Auch in diesem Zusammenhang zitiere ich gerne ein Gespräch mit dem Macher des Überschall-Labels. Auf meine ketzerische Frage, warum zwei EPs in nicht mal einem Jahr und keine richtige LP stattdessen, erhielt ich die Erklärung, man hätte auf die Club-DJs geschielt und da wären Maxis geeigneter. Vielleicht auch deshalb die obskure Modern Talking(!!)-Coverversion. In der Gothic-Disco kommt sowas möglicherweise ganz charmant, zuhause nervt es eher. Trotzdem sind mir beide Platten eine schöne Erinnerung an die heimische Szene, gerade weil ich die Band seinerzeit live verpasste. Im Gegensatz zu den Shadocks, da war ich bei einigen Konzerten zugegen.
P.S. 2023 erschien als Hommage an ein bereits in den Neunzigern verstorbenes Mitglied eine Zusammenstellung mit Studioaufnahmen, die zeitlich vor den EPs datieren. Leider in einer unsinnigen Limitierung.


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