Der Leuchtturm - Vojtech Jasný (1972)

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florianignaz
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Der Leuchtturm - Vojtech Jasný (1972)

Beitrag von florianignaz »

𝘋𝘪𝘦𝘴𝘦 𝘍𝘪𝘭𝘮-𝘙𝘦𝘻𝘦𝘯𝘴𝘪𝘰𝘯 𝘴𝘤𝘩𝘳𝘪𝘦𝘣 𝘪𝘤𝘩 𝘷𝘦𝘳𝘨𝘢𝘯𝘨𝘦𝘯𝘦𝘴 𝘑𝘢𝘩𝘳 𝘮𝘪𝘵 𝘥𝘦𝘮 𝘡𝘪𝘦𝘭, 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘬𝘭𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘭𝘰𝘨 ü𝘣𝘦𝘳 𝘪𝘯 𝘝𝘦𝘳𝘨𝘦𝘴𝘴𝘦𝘯𝘩𝘦𝘪𝘵 𝘨𝘦𝘳𝘢𝘵𝘦𝘯𝘦 𝘞𝘦𝘳𝘬𝘦 ö𝘴𝘵𝘦𝘳𝘳𝘦𝘪𝘤𝘩𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘳 𝘍𝘪𝘭𝘮𝘬𝘶𝘯𝘴𝘵 𝘭𝘰𝘴𝘻𝘶𝘵𝘳𝘦𝘵𝘦𝘯. 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘓𝘪𝘴𝘵𝘦 𝘢𝘯 𝘪𝘯-𝘍𝘳𝘢𝘨𝘦-𝘬𝘰𝘮𝘮𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘍𝘪𝘭𝘮𝘦𝘯 𝘪𝘴𝘵 𝘭𝘢𝘯𝘨 𝘶𝘯𝘥 𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘢𝘣𝘦 𝘯𝘰𝘤𝘩 𝘴𝘰 𝘮𝘢𝘯𝘤𝘩𝘦 𝘕𝘰𝘵𝘪𝘻𝘦𝘯 𝘩𝘦𝘳𝘶𝘮𝘭𝘪𝘦𝘨𝘦𝘯, 𝘴𝘰𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘦𝘴 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩𝘢𝘶𝘴 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘣𝘢𝘳 𝘸ä𝘳𝘦 (𝘸𝘪𝘦 𝘦𝘪𝘨𝘦𝘯𝘵𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘶𝘳𝘴𝘱𝘳ü𝘯𝘨𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘨𝘦𝘱𝘭𝘢𝘯𝘵), 𝘢𝘭𝘭𝘦 2-3 𝘞𝘰𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘳 𝘞𝘦𝘳𝘬𝘦 𝘦𝘵𝘸𝘢𝘴 𝘯ä𝘩𝘦𝘳 𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘭𝘦𝘶𝘤𝘩𝘵𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘸𝘪𝘦𝘥𝘦𝘳 𝘴𝘪𝘤𝘩𝘵𝘣𝘢𝘳𝘦𝘳 𝘻𝘶 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘦𝘯. 𝘍ü𝘳 𝘷𝘪𝘦𝘭𝘦 𝘥𝘦𝘳 𝘪𝘯 𝘉𝘦𝘵𝘳𝘢𝘤𝘩𝘵 𝘨𝘦𝘻𝘰𝘨𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘍𝘪𝘭𝘮𝘦 𝘧𝘪𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘵𝘢𝘵𝘴ä𝘤𝘩𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘣𝘪𝘴 𝘩𝘦𝘶𝘵𝘦 𝘬𝘢𝘶𝘮 𝘐𝘯𝘧𝘰𝘳𝘮𝘢𝘵𝘪𝘰𝘯𝘦𝘯 𝘪𝘮 𝘕𝘦𝘵𝘻.
𝘈𝘣𝘦𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘡𝘦𝘪𝘵 𝘶𝘯𝘥 𝘕𝘦𝘳𝘷𝘦𝘯 𝘸𝘢𝘳𝘦𝘯 𝘥𝘢𝘮𝘢𝘭𝘴 𝘧ü𝘳 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘴 𝘗𝘳𝘰𝘫𝘦𝘬𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘢 𝘶𝘯𝘥 𝘦𝘴 𝘸𝘶𝘳𝘥𝘦 𝘥𝘢𝘩𝘦𝘳 𝘢𝘶𝘧 𝘌𝘪𝘴 𝘨𝘦𝘭𝘦𝘨𝘵. 𝘕𝘶𝘳 𝘥𝘦𝘳 𝘧𝘰𝘭𝘨𝘦𝘯𝘥𝘦 𝘉𝘦𝘪𝘵𝘳𝘢𝘨 𝘩𝘢𝘵 𝘦𝘴 (𝘧𝘢𝘴𝘵) 𝘪𝘯 𝘦𝘪𝘯 𝘌𝘯𝘥𝘴𝘵𝘢𝘥𝘪𝘶𝘮 𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘢𝘧𝘧𝘵:

(Bildquelle: 𝙑𝙤𝙟𝙩ě𝙘𝙝 𝙅𝙖𝙨𝙣ý - 𝙁𝙞𝙡𝙢𝙤𝙫ý 𝙗á𝙨𝙣í𝙠 𝙫 𝙚𝙭𝙞𝙡𝙪, mit freundlicher Genehmigung des Autoren 𝘑𝘪ří 𝘝𝘰𝘳áč)
Veröffentlichung ursprünglich geplant: 13. Jänner 2022
vojtech.jpg
vojtech.jpg (1.16 MiB) 209 mal betrachtet

𝗗𝗲𝗿 𝗟𝗲𝘂𝗰𝗵𝘁𝘁𝘂𝗿𝗺 (𝟭𝟵𝟳𝟮)
von 𝘝𝘰𝘫𝘵ě𝘤𝘩 𝘑𝘢𝘴𝘯ý

𝗞𝘂𝗿𝘇𝘇𝘂𝘀𝗮𝗺𝗺𝗲𝗻𝗳𝗮𝘀𝘀𝘂𝗻𝗴:
𝘋𝘦𝘳 𝘸𝘦𝘨𝘦𝘯 𝘛𝘰𝘵𝘴𝘤𝘩𝘭𝘢𝘨𝘴 𝘷𝘦𝘳𝘶𝘳𝘵𝘦𝘪𝘭𝘵𝘦 𝘔𝘢𝘵𝘳𝘰𝘴𝘦 𝘊𝘩𝘮𝘢𝘳𝘢 (𝘨𝘦𝘴𝘱𝘪𝘦𝘭𝘵 𝘷𝘰𝘯 𝘏𝘢𝘯𝘴 𝘊𝘩𝘳𝘪𝘴𝘵𝘪𝘢𝘯 𝘉𝘭𝘦𝘤𝘩) 𝘦𝘳𝘩ä𝘭𝘵 𝘥𝘪𝘦 𝘎𝘦𝘭𝘦𝘨𝘦𝘯𝘩𝘦𝘪𝘵, 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘛𝘦𝘪𝘭 𝘴𝘦𝘪𝘯𝘦𝘳 𝘚𝘵𝘳𝘢𝘧𝘦 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩 𝘥𝘦𝘯 𝘋𝘪𝘦𝘯𝘴𝘵 𝘢𝘭𝘴 𝘓𝘦𝘶𝘤𝘩𝘵𝘵𝘶𝘳𝘮𝘸ä𝘳𝘵𝘦𝘳 𝘦𝘪𝘯𝘻𝘶𝘭ö𝘴𝘦𝘯. 𝘉𝘦𝘸ä𝘩𝘳𝘵 𝘦𝘳 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘧ü𝘳 2 𝘑𝘢𝘩𝘳𝘦 𝘪𝘴𝘵 𝘦𝘳 𝘧𝘳𝘦𝘪. 𝘋𝘰𝘤𝘩 𝘯𝘰𝘤𝘩 𝘯𝘪𝘦𝘮𝘢𝘯𝘥 𝘷𝘦𝘳𝘮𝘰𝘤𝘩𝘵𝘦 𝘦𝘴, 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘯𝘶𝘳 𝘦𝘪𝘯 𝘑𝘢𝘩𝘳 𝘥𝘦𝘳 𝘐𝘴𝘰𝘭𝘢𝘵𝘪𝘰𝘯 𝘢𝘶𝘧 𝘥𝘦𝘳 𝘐𝘯𝘴𝘦𝘭 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩𝘻𝘶𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦𝘯.

𝗗𝗲𝗿 𝗲𝗻𝘁𝘄𝘂𝗿𝘇𝗲𝗹𝘁𝗲 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵
Matte Bilder von Sandbänken und ruhigen Wellen. Man beobachtet eine weitflächige, einsame Leere, die nur von einer Nebelwand begrenzt wird. Ein Mann jagt einer Ratte hinterher, die sich kurz zuvor an Land gerettet hat. Ein Eindringling in der von stillem Meeresrauschen geprägten, zivilisationsfernen Umgebung. Doch sie entschwindet ihm wieder und wieder, versteckt sich zwischen Rohren und Fässern, ist zu klein und listig, um sich fangen zu lassen. Kurze Zeit später sitzen Mann und Ratte gemeinsam an den Stufen zu seiner Behausung. Eine Freundschaft hat sich entwickelt. Die Ratte steht ihm als einziger Kumpane in der Isolation bei. In ferner Aussicht steht die Freiheit. Als symbolische Fessel befindet sich ein Leuchtturm am Ufer des Strandes, der von dem Gefangenen gewartet und behütet werden muss. Diese existentiell anmutenden Eindrücke prägen den von 𝘝𝘰𝘫𝘵ě𝘤𝘩 𝘑𝘢𝘴𝘯ý inszenierten Film 𝗗𝗲𝗿 𝗟𝗲𝘂𝗰𝗵𝘁𝘁𝘂𝗿𝗺, der 1972 als Ko-Produktion zwischen ORF und ZDF entstand und von der Wiener Neue-Thalia-Film gedreht wurde.

Der in Tschechien auch als 𝗠𝗮𝗷á𝗸 bekannte Film ist ein außergewöhnliches Exil-Drama, das von einem Trio emigrierter Tschechoslowaken hergestellt wurde. Regisseur 𝘝𝘰𝘫𝘵ě𝘤𝘩 𝘑𝘢𝘴𝘯ý, Autor 𝘓𝘢𝘥𝘪𝘴𝘭𝘢𝘷 𝘔ň𝘢č𝘬𝘰 und der Kameramann 𝘐𝘨𝘰𝘳 𝘓𝘶𝘵𝘩𝘦𝘳 verließen ihr Heimatland nach den mit der Niederschlagung des Prager Frühlings verbundenen, politischen Unruhen. Sie lebten fortan wie der Strafgefangene 𝘊𝘩𝘮𝘢𝘳𝘢 im Exil. Die Problematik des entwurzelten Mannes, die in 𝘔ň𝘢č𝘬𝘰𝘴 Erzählung ein zentrales Thema darstellt, lässt sich auch auf das Schicksal der Schaffenden abbilden. Die lebendige, wechselseitig von orangen und blauen Eindrücken geprägte Bildsprache von 𝘓𝘶𝘵𝘩𝘦𝘳 (unter anderem Kameramann bei Werken von 𝘝𝘰𝘭𝘬𝘦𝘳 𝘚𝘤𝘩𝘭ö𝘯𝘥𝘰𝘳𝘧𝘧 & 𝘔𝘪𝘤𝘩𝘢𝘦𝘭 𝘝𝘦𝘳𝘩𝘰𝘦𝘷𝘦𝘯) hinterlässt viele bleibenden Impressionen. Die Dreharbeiten fanden in Eliat, Israel statt. 𝘑𝘢𝘴𝘯ý (bekannt für 𝗔ž 𝗽ř𝗶𝗷𝗱𝗲 𝗸𝗼𝗰𝗼𝘂𝗿 – 𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗞𝗮𝘁𝗲𝗿 𝗸𝗼𝗺𝗺𝘁) wählte die Ufer und anliegenden Wüsten des roten Meers als Schauplatz aus.

Ein heute leider völlig vergessenes Werk, das während der Aufbruchsstimmung der „𝘕𝘦𝘶𝘦𝘯 𝘞𝘦𝘭𝘭𝘦“ des österreichischen Films entstand und wohl nur wegen seines Stellenwerts als Fernsehfilm nicht mehr Beachtung fand. 𝗗𝗲𝗿 𝗟𝗲𝘂𝗰𝗵𝘁𝘁𝘂𝗿𝗺, der in seiner Konklusion sogar das Medium des Fernsehens in seiner Sensationsgier scharf verurteilt, unterscheidet sich inhaltlich, sowie stilistisch deutlich von damaligen (Großteils anspruchslosen) österreichischen Kinofilmen. Umso erschreckender ist es, dass dieser Film in keiner mir bekannten Auseinandersetzung mit dem 𝘕𝘦𝘶𝘦𝘯 Ö𝘴𝘵𝘦𝘳𝘳𝘦𝘪𝘤𝘩𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘍𝘪𝘭𝘮 auch nur eine Erwähnung findet. Der Film genießt dank Ruf des Regisseurs weiterhin etwas Popularität in Tschechien, aber scheint in deutschsprachigen Ländern komplett in Vergessenheit geraten zu sein.

𝗠𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗪𝗲𝗿𝘁𝘂𝗻𝗴: 𝟰 𝘃𝗼𝗻 𝟱 𝗦𝘁𝗲𝗿𝗻𝗲𝗻

𝗧𝗶𝘁𝗲𝗹: Der Leuchtturm
𝗣𝗿𝗼𝗱𝘂𝗸𝘁𝗶𝗼𝗻: Neue Thalia Film, im Auftrag von ORF/ZDF
𝗥𝗲𝗴𝗶𝗲: Vojtěch Jasný
𝗕𝘂𝗰𝗵: Ladislav Mňačko
𝗞𝗮𝗺𝗲𝗿𝗮: Igor Luther
𝗠𝘂𝘀𝗶𝗸: Peter Zwetkoff
𝗦𝗰𝗵𝗻𝗶𝘁𝘁: Dagmar Hirtz
𝗖𝗮𝘀𝘁: Hans Christian Blech, Yosef Shiloach, Gabi Eldor, Shmuel Wolf, Itzik Weiss
Österreich/Deutschland, 1972, 82 min.
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