Ärger im Paradies - Ernst Lubitsch (1932)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Ärger im Paradies - Ernst Lubitsch (1932)

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USA 1932

OT: Trouble in Paradise

R: Ernst Lubitsch

D: Miriam Hopkins, Kay Francis, Herbert Marshal

Die Gewohnheitsdiebe Gaston und Lily bestehlen sich in Venedig durch Zufall gegenseitig und verlieben sich ineinander. Fortan arbeiten sie zusammen und berauben erfolgreich die feine Gesellschaft. Eines Abends in der Pariser Oper haben sie es auf die wohlhabende Witwe Mariette Colet abgesehen und Gaston stiehlt ihre juwelenbesetzte Handtasche. Als Mariette eine hohe Belohnung auf die Tasche aussetzt, bringt Gaston sie zurück und überredet sie mit viel Charme und einigen Lügen, ihn als Privatsekretär einzustellen.
Als erste Amtshandlung verschafft er seiner Komplizin Lily eine Anstellung im Hause Colet. Beide hoffen noch viel mehr Geld als nur die Belohnung abzustauben. Doch mit der Zeit entwickelt Gaston tiefere Gefühle für Mariette und das bleibt nicht das Einzige, was den Schwindel verkompliziert. (OFDB)

Lutitschs Komödie wurde in Deutschland 1933 schon vor dem Kinostart verboten, in den USA kam die Verbannung erst 1934, als der Hays Code verbindlich wurde. Hochstapler und Diebe, die ihrer Arbeit gerne nachgehen? Schon das wäre für puritanische Zensoren zu viel gewesen, aber das dann auch noch überall Doppelbetten herumstehen und ein "Bitte nicht stören"-Schild an die Hoteltür gehängt wird? No way für die nächsten Jahrzehnte! Und dann werden nicht einmal Schusswaffen mit ins Bett genommen!

Dabei tun Lily und Gaston doch gar nichts unmoralisches, bestenfalls etwas amoralisches. Sie nehmen von den Reichen - und geben es sich selbst. So sind die Reichen etwas weniger reich und verholfen dafür anderen Menschen (zweien, um genau zu sein) zu mehr Wohlbefinden. Sie sind gebildet und haben gute Umgangsformen - jeder Trump-Wähler würde sie schon deshalb hassen. Und die reiche Witwe Colet profitiert sogar noch von ihrem falschen Privatsekretär, denn er ist es, der aufdeckt, dass der Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens Adolph J. Giron schon seit Jahren Geld in die eigene Tasche abgezweigt hat. Was für ein stilloser Mensch!

So kommt es für Lily auch einem Verrat ihrer Werte gleich, als Gaston in die Gefahr gerät, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und Madame Colet zu heiraten. Schließlich liebt sie ihn doch, weil er ein Dieb ist. Gaston an eine andere Frau zu verlieren, ist eine Sache, aber an die ehrliche Arbeit zu verlieren, wäre unverzeihlich. Das alles wird von Lubitsch in spritzige Dialoge gekleidet, und macht auch 90 Jahre später Laune. Lediglich die Scharmützel zwischen dem britischen Major und dem in Venedig bestohlenen Filiba, die sich ihrerseits um Madame Colet bemühen, erweisen sich als nervig.

My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
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