Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von horror1966 »

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Alyce - Außer Kontrolle
(Alyce)
mit Jade Dornfeld, Tamara Feldman, James Duval, Eddie Rouse, Larry Cedar, Yorgo Constantine, Megan Gallagher, Rena Owen, Tracey Walter, Bret Roberts, Max Williams, Whitney Anderson
Regie: Jay Lee
Drehbuch: Jay Lee
Kamera: Jay Lee
Musik: Billy WhiteAcre
Keine Jugendfreigabe
USA / 2011


Nach einer Partynacht im Drogenrausch stößt Alyce (Jade Dornfeld) unabsichtlich ihre beste Freundin Carrol (Tamara Feldman aus HATCHET) vom Hausdach. Zwar überlebt Carrol mit schwersten Verletzungen aber kann nicht mehr sprechen. Fortan wird Alyce von schrecklichen Schuldgefühlen und bizarren Visionen heimgesucht. Sie flüchtet sich in eine Welt aus Sex, Drogen und Gewalt und verliert jeglichen Boden unter ihren Füßen: Gefangen in einem düsteren Wahn, beginnt Alyce zu töten und von Mal zu Mal scheint es ihr mehr Spaß zu machen. Sie hinterlässt ein grausame blutige Spur.


Was soll man zu einem Film sagen, in dem einmal mehr eine Menge an Potential verschenkt wurde, sa das man als Zuschauer letztendlich doch mit einem äußerst zwiespältigem und eher unbefriedigendem Gefühl zurückgelassen wird. So ergeht es einem bei "Alyce - Außer Kontrolle", der einem als knallharter Horror-Thriller angekündigt wird, im Endeffekt aber doch viel eher eine gewöhnungsbedürftige Mischung aus Drama-und Thriller darstellt. Bei einer Laufzeit von gut 90 Minuten werden dabei auch noch gut 75 Minuten regelrecht verschenkt, indem Regisseur Jay Lee (Zombie Strippers) seine Geschichte mit streckenweise ziemlich wirren Bildschnitten angereichert hat, die einem die eigentliche Thematik des Filmes nicht unbedingt sehr nahe gebracht wird. Schuldgefühle durch Drogen zu verarbeiten ist dabei nicht unbedingt ein innovativer Theman-Ansatz, haben doch etliche Filme der vergangenen Jahre eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das am Ende selten etwas Gescheites dabei herauskommt, da die Macher anscheinend nicht wirklich dazu in der Lage sind, sich mit dem Thema wirklich eindringlich auseinanderzusetzen.

Jay Lee macht da leider keine Ausnahme, versucht seinem Werk aber zumindest etwas Pep zu verleihen, indem er immer wieder schwarzhumorige Elemente eingebaut hat, die sich insbesondere in einigen Dialogen erkennen lassen. Besonders hervorstechend ist hierbei der recht gelungene Showdown des Geschehens, in dem vor allem Hauotdarstellerin Jade Dornfeld eine gute Performance an den Tag legt, was im Endeffekt eine kleine Entschädigung für die zuvor herrschende Langeweile ist, die doch in etlichen Passagen stark zum Ausdruck kommt. So ist es beispielsweise auch kaum nachzuvollziehen, das der Betrachter über eine Stunde lang eher wirre und teils unzusammenhängende Bilder zu sehen bekommt, die im wahrsten Sinne des Wortes wie ein schlechter Trip erscheinen. Nun könnte man zwar argumentieren, das dadurch der Drogen-Absturz der jungen Alyce besonders gut zum Ausdruck kommt, doch ehrlich gesagt wäre an dieser Stelle etwas weniger weitaus mehr gewesen. Phasenweise ist es nämlich schon fast etwas ermüdend den streckenweise bizarren Bildern zu folgen, die wie Video-Clips aneinandergereiht sind und einem manchmal schon in den Augen schmerzen.

Auch die Story an sich verliert dadurch etwas an Struktur, was man durchaus hätte vermeiden können. Und dann wäre da auch noch die Sache mit der gnadenlosen Härte, die recht großspurig in Vorankündigungen versprochen wurde und die erst in den letzten gut 15 Minuten in Erscheinung tritt. Zugegebenermaßen wird man ohne jegliche Vorwarnung mit einem Härtegrad konfrontiert der sich wirklich sehen lassen kann und das Geschehen offenbart einige richtig derbe Szenen, doch warum muss es diese nicht mehr für möglich gehaltene Wendung in so geballter Form sein? Der Film an sich wird dadurch leider nicht sonderlich aufgewertet, obwohl einige Gorehounds das eventuell vollkommen anders beurteilen werden. Brachial und wuchtig schlägt einem dabei eine Brutalität entgegen die zwar einerseits nett anzusehen ist, die Geschichte letztendlich aber nicht wirklich retten kann. Zu unausgegoren und unrund erscheinen einem die gesamten Abläufe, zudem erscheinen die Ereignisse auch nicht gerade sehr glaubwürdig. Zu überspitzt wird Vieles dargestellt und auch das Verhalten einiger Charakter sorgt nicht gerade für ein Höchstmaß an Authenzität, wobei die meisten der Figuren auch nur sehr oberflächlich vorgestellt werden, wodurch man kaum eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann.

Insgesamt gesehen kann der Film leider nicht das halten, was man sich vielleicht von ihm verspricht, lediglich die Darstellung von Jade Dornfield kann man größtenteils als gelungen bezeichnen. Ansonsten bietet der Film einige gute Ansätze, die jedoch leider nicht konsequent ausgearbeitet werden oder aber zu überspitzt ins Bild gerückt wurden. Auch das wirklich harte-und extrem schwarzhumorige Finale kann die zuvor offensichtlich in Erscheinung tretenden Defizite nicht übertünchen, so das sich nicht mehr als ein maximal durchschnittlicher Gesamteindruck ergibt. Es wird aber dennoch ganz sicher viele Leute geben, die diesem Werk ein weitaus besseres Zeugnis ausstellen, denn wie immer liegt alles im Auge des jeweiligen Betrachters. Meine persönlichen Erwartungen konnte "Alyce - Außer Kontrolle" aber nicht erfüllen, denn dafür erscheint das Gesamtbild ganz einfach viel zu unausgeglichen.


Fazit:


Und wieder einmal ist es mehr als schade, das eine interessante Thematik nur halbherzig umgesetzt wurde. Dabei hätte man hier viel mehr herausholen können, wenn man die ersten gut 75 Minuten nicht so derbe verschenkt hätte. Statt Innovation bekommt man jegliche Klischees serviert und wild-wirre Visionen tragen auch nicht dazu bei, den Unterhaltungswert in die Höhe schießen zu lassen. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt der Film leider nicht, wird aber dennoch ganz bestimmt eine eigene Fan-Base finden, die ihn weitaus höher einstuft, obwohl sich mir die Gründe dafür nicht wirklich offenbart haben.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten


5/10
Big Brother is watching you
purgatorio
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von purgatorio »

ALYCE – Außer Kontrolle (ALYCE, USA 2011, Regie: Jay Lee)

ALYCE erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich über längere Zeit von ihrer alten Clique trennte um sich ein eigenes Leben aufzubauen - Wohnung, geile Einrichtung, Job. Als sie sich dann doch zu einer Club-Tour überreden lässt kochen alte Gefühle für ihre beste Freundin wieder hoch. Schwieriger werden die verzweifelten Annäherungsversuche jedoch, nachdem Alyce ihre Freundin im Drogenrausch versehentlich vom Dach stößt…

ALYCE ist ein sehr ruhiger Film, der sein bedrohliches Potenzial unterschwellig ausbaut. Kleine Gesten, nur kurze Momente, eine Bemerkung – nur Details im Verhalten von Alyce weichen von der Norm ab – wobei der Film sehr schnell die Frage nach der sog. „Norm“ aufwirft. Ein Feuerwerk von Stereotypen erleichtert hierfür die Auswahl. Der mit Steroiden vollgepumpte Bodybuilder, die zickige, arrogante Tussi in der Clique, die Freunde ausspannt. Schmierige Drogendealer. Die fiesen Unterdrücker auf Arbeit… In dieser Scheinwelt passt sich Alyce gut an, lebt und überlebt, findet ihren Weg. Umso heftiger tritt der Film dem Rezipienten dann jedoch mit Anlauf ins Gesicht! Ein eiskalter Blutrausch in fast beispielloser Härte rundet den inneren Verfall einer einsamen Frau ab.

ALYCE ist ein ruhiger, sensibler Film, der sich viel Zeit nimmt. Er reift, wie der Wein es tun würde, den die Protagonistinnen sinn- und haltlos in sich hinein kippen. Der kontrastreiche Schnitt, der inhaltlich und optisch plötzlich ganz andere Richtungen schlägt, wirkt hier sehr lange nach: 7-8/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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purgatorio
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von purgatorio »

ALYCE – AUSSER KONTROLLE (ALYCE, USA 2011, Regie: Jay Lee)

Monotonie und Trostlosigkeit entfremden Alyce mehr und mehr von ihrer Umwelt. Eine lange Partynacht mit alten Freunden soll Ablenkung und Abhilfe schaffen – Alkohol und Drogen im Exzess! Doch die alte Clique entpuppt sich als intrigante Endtäuschung, weshalb Alyce mit ihrer besten Freundin allein weiterfeiert. Versehentlich, im Spiel und im Rausch, stößt Alyce ihre Freundin Carrol jedoch vom Dach! Der Verlust reißt ihr endgültig den Boden unter den Füßen fort…

Jade Dornfeld spielt die Alyce großartig und entführt den Betrachter in entschleunigten und kleinen Schritten in eine anonyme, endindividualisierte, kalte und raue Stadtlandschaft. Der Mensch passt sich hier der Urbanität an und zerbricht mangels zwischenmenschlicher Nähe an ihr. Bindungsangst und –unfähigkeit potenzieren die Kälte und Einsamkeit und auch der exzessive Drogenrausch bleibt temporär wirksam und insgesamt endtäuschend.

Alyce verliert den Kontakt zur Menschlichkeit absolut glaubwürdig, wenn auch sehr schleichend. Sicherlich, bei der Erstsichtung dürften die ersten 50 Min. in ihrer behäbigen Erzählweise dem Betrachter übel aufstoßen. Die Zweitsichtung entpuppt sich hier als wesentlich homogener – die ersten 20 Min. erscheinen dennoch etwas überlang gedehnt. Insgesamt schockt der heftige Kontrast zum finalen, extremen und expliziten Gewaltausbruch dadurch aber umso mehr. Und Alyce, dir ihr laienhaftes Handwerk in bemerkenswerte Gefasstheit durchführt, wird entweder als bemittleidenswerter Außenseiter oder als kaltes Monster wahrgenommen.

Ein sehr ambivalentes Werk mit diversen Schwächen, welches Neugierigen aber dennoch empfohlen sei! 6-7/10
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von buxtebrawler »

Klingt dann doch interessant, jetzt habt ihr mich tatsächlich neugierig gemacht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von Reinifilm »

Hier gehe ich auch eher mit Purgschi mit... "Alyce" hat zwar seine Schwächen, sticht aber dennoch aus dem üblichen B-Brei angenehm hervor und erinnert in seiner Kälte an einige Werke aus den 80ern. Die teilweise ziemlich vernichtenden Kritiken zu dem Film sind für mich eindeutig überzogen.

Aber das "Alyce" dem Bux gefällt, glaube ich irgendwie nicht... :mrgreen:
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von buxtebrawler »

Reinifilm hat geschrieben:Aber das "Alyce" dem Bux gefällt, glaube ich irgendwie nicht... :mrgreen:
Weshalb nicht?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von Reinifilm »

buxtebrawler hat geschrieben:
Reinifilm hat geschrieben:Aber das "Alyce" dem Bux gefällt, glaube ich irgendwie nicht... :mrgreen:
Weshalb nicht?
Wie gesagt - der Film hat auch so seine Schwächen, insbesondere die Erzählweise ist recht holprig - ich glaube da bist du bei der Bewertung etwas strenger als ich. :D
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von buxtebrawler »

Reinifilm hat geschrieben:Wie gesagt - der Film hat auch so seine Schwächen, insbesondere die Erzählweise ist recht holprig - ich glaube da bist du bei der Bewertung etwas strenger als ich. :D
Schauen wir mal ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von purgatorio »

ich bin auf dein Urteil gespannt, Bux! :nick:
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Re: Alyce - Außer Kontrolle - Jay Lee

Beitrag von jogiwan »

Zwar erinnert "Alyce" wirklich etwas an Werke aus den Achtzigern, aber richtig begeistern konnte mich das teils dramatische, teils brutale Werk von Jay Lee leider nicht. Die bereits erwähnte holprige Erzählweise und der Look würden ja noch gehen, aber inhaltlich fand ich den eher unterkühlten Horrorstreifen doch sehr, sehr, sehr unglaubwürdig und das Gelaber der Darsteller auf Dauer auch ziemlich nervig. Die "Muschifotzefickificki"-Dialoge sind ja leider wieder einmal komplett daneben und die Charaktere inklusive dem Mauerblümchen, dem Drogendealer, dem bösen Vermieter und der noch böseren Chefin sind allesamt so gestaltet, als wären sie gerade einer Kiste mit schlechten Klischees entsprungen. Lustig auch die Darstellung des öden Bürojobs von jemandem, der wohl von der Materie so gar keine Ahnung hat. Ich nehm Jay Lee sämtliche Figuren und seine Geschichte aus aufgestauter Wut, Schuldkomplex, Identitäts-Neid und drogenbedingten Amoklauf ja einfach so gar nicht ab und da hilft es dann auch nichts, dass der Rest auf technischer Seite durchaus passabel ausgefallen ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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