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Regie: Joe Dante, Carl Gottlieb, Peter Horton, John Landis, Robert K. Weiss
Darsteller: Arsenio Hall, Donald F. Muhich, Monique Gabrielle, Lou Jacobi, Erica Yohn, Debby Davison, Rob Krausz, Phil Hartman, Corey Burton, Michelle Pfeiffer, Peter Horton, Griffin Dunne u. A.
Ein amerikanischer Fernsehsender zeigt den 50er Jahre Film "Amazonen auf dem Mond", in dem Erdastronauten auf der dunklen Seite des Mondes in die Fänge männerhassender Amazonen gelangen. Der Film wird laut Moderation ohne Unterbrechung gesendet. Und dies ist nicht einmal gelogen, zwar wird der gezeigte Film ständig durch andere Sendungen, Werbebeiträge, Filmvorschauen und ähnliches unterbrochen, der Film läuft in der Zwischenzeit aber ungeniert weiter, so dass sich der TV-Zuschauer nach den Zwischensequenzen immer in neuen Situationen des Science Fiction-Filmes zurechtfinden muss.
„Amazonen auf dem Mond“ ist die Quasi-Fortsetzung der Zucker/Abrahams/Zucker-Produktion „Kentucky Fried Movie“, die 1987, also zehn Jahre später, erschien. Die Produzenten waren diesmal andere, die Regie teilte sich John Landis („Michael Jackson’s Thriller“) mit Joe Dante („Das Tier“, „Gremlins“, „Meine teuflischen Nachbarn“), Carl Gottlieb („Caveman“), Peter Horton („Mississippi – Fluss der Hoffnung“) und Robert K. Weiss, doch das Konzept blieb weitestgehend dasselbe: Ein aneinandergereihtes Sketch-Feuerwerk. Nahm „Kentucky Fried Movie“ noch nahezu gleichberechtigt die TV- und Kinolandschaft aus Korn, beschränkt man sich nun aufs Fernsehen. Dafür gibt es so etwas wie eine Rahmenhandlung: In Art eines „Running Gags“ taucht immer wieder ein Rentner in Unterwäsche auf, der sich aus Versehen ins TV-Programm gezappt hat. Aufhänger des Films ist die 50ies-Science-Fiction-B-Movie-Parodie auf Filme wie „Cat-Women of the Moon“, „Bestie des Grauens“ oder „In den Krallen der Venus“, die hier den passenden Titel „Amazonen auf dem Mond“ verpasst bekam.
Diese alten Heuler wurden offensichtlich sehr genau beobachtet, denn die Parodie trifft den Nagel auf den Kopf. Doch nicht genug, dass man dem TV-Publikum der 1980er diese olle Kamelle vorsetzt, die Ausstrahlung hat zudem mit technischen Problemen zu kämpfen und wird immer wieder durch Werbung unterbrochen, die den Zuschauer zum Umschalten animiert – wobei er auf allerlei weitere Absonderlichkeiten stößt wie die von Henry Silva („Der Teufel führt Regie“) moderierte Mystery-Serie mit dem treffenden Titel „Bullshit or not?“, die „The Invisible Man“-Parodie „Son of Invisible Man“, bei der der Unsichtbare peinlicherweise gar nicht unsichtbar ist oder seelenlose Schwarze, die den Republikanern verfallen oder wie Don Simmons flache Liebesschnulzen für ein anspruchsloses weißes Publikum trällern – und Blues-Legende B.B. King dazu animieren, zur Hilfe für diese bemitleidenswerten Mitmenschen aufzurufen.
Das sind die Höhepunkte, die mir spontan einfallen, wenn ich an „Amazonen auf dem Mond“ denke, der mir sogar noch etwas besser als „Kentucky Fried Movie“ gefällt. Er ist noch kurzweiliger konsumierbar, da kein Sketch bzw. keine Parodie so raumfüllend ausfiel wie die Eastern-Verballhornung im Original, im Gegenteil: Die Szenen des titelgebenden, fiktiven 50ies-B-Movies hätten gern länger ausfallen dürfen. Generell habe ich den Eindruck, dass die wirklich flachen Witzchen seltener geworden sind und häufig makabrem oder bissigem Humor weichen, wie beispielsweise im Falle der Literaturkritikerrunde, die einen ihrer Zuschauer durch einen Verriss seines Lebens ins Grab bringt, die Beerdigung aber zu einer Comedy-Nummer ausartet. Doch auch nackte Haut – nicht nur bei „Son of Invisible Man“ – wird wieder gern gezeigt, z.B. wenn ein Nacktmodell auch den Alltag vorzugsweise ohne Kleidung bestreitet. Für die Besetzung konnte man neben den bereits genannten Silva und King u.a. auf Michelle Pfeiffer („Scarface“) zurückgreifen, Regisseur Peter Horton beteiligt sich ebenso wie Tittenfilm-Ikone Russ Meyer.
Fazit: Leicht gesteigertes Niveau, ebenso kultverdächtig wie sein Vorgänger, so temporeich, dass lange, bevor etwas langatmig werden könnte, bereits „weitergezappt“ wird und so abwechslungsreich, dass es schwer sein dürfte, konsequent an sämtlichen Geschmäckern vorbeizuzielen. Eine quietschvergnügte Mediensatire, sicherlich massenkompatibel, aber frech und respektlos genug, um nicht in die Belanglosigkeit abzurutschen. Auch hier möchte ich gern wieder den Vergleich mit einem guten, alten „Mad“-Heft anbringen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Erscheint voraussichtlich am 27.07.2018 bei Turbine Medien auf Blu-ray im "FuturePak"-MetalPak:
Extras:
- Videokommentar
- Audiokommentar
- Wir brauchen mehr Sketche! Interview mit Carl Gottlieb* (ca.19 Min.)
- Ein Kameramann auf dem Mond! Interview mit Daniel Pearl* (ca.19 Min.)
- entfernte Szenen* (ca. 19 Min.)
- verpatzte Szenen* (ca. 6 Min.)
- Textloser Abspann
- diverse Kino-Trailer
Erscheint voraussichtlich am 25.06.2021 noch einmal bei Turbine Medien auf Blu-ray:
Extras:
- Videokommentar
- Audiokommentar
- Wir brauchen mehr Sketche! Interview mit Carl Gottlieb* (ca.19 Min.)
- Ein Kameramann auf dem Mond! Interview mit Daniel Pearl* (ca.19 Min.)
- entfernte Szenen* (ca. 19 Min.)
- verpatzte Szenen* (ca. 6 Min.)
- Textloser Abspann
- diverse Kino-Trailer
Im amerikanischen TV irgendwann in den 1980er-Jahren läuft ein Sci-Fi-Streifen aus den 1950ern mit
dem Titel "Amazon Women On The Moon". Handlung und Titel erinnern nicht von ungefähr an "Cat Women On The Moon".
Der Streifen wird immer wieder für Werbung und Clips unterbrochen. In diesen Clips wird so ziemlich alles
auf's Korn genommen, was der amerikanischen Fernsehlandschaft jener Zeit heilig war.
Zudem beamt sich ein von seiner Frau gelangweilter Fernsehrentner per Knopfdruck in
diverse Filmclips hinein und betreibt so seine ganz eigene Art von Realitätsflucht.
Die von verschiedenen Regisseuren gedrehten Clips (John Landis, Joe Dante, Peter Horton,...)
nehmen dabei respektlos die amerikanische Populärkultur auf's Korn und
verbinden platte Albernheiten mit schwarzem Humor auf recht unterhaltsame Weise.
Natürlich kommt einem der Vorgänger "Kentucky Fried Movie" in den Sinn, aber auch
Monthy Python lugen um die Ecke.
Schöner Film, angenehm gealtert.
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“