Deliria-Italiano

Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia



Originaltitel: Bring me the Head of Alfredo Garcia

Herstellungsland: USA / 1974

Regie: Sam Peckinpah

Darsteller: Warren Oates, Isela Vega, Robert Webber, Gig Young, Helmut Dantine

Story:

Der mexikanische Großgrundbesitzer El Jeffe bietet eine beträchtliche Summe auf den Kopf des Mannes, der seine Tochter geschwängert hat und schon bald durchstreifen seine Männer das Land um nach dem besagten Alfredo Garcia zu suchen. Als auch der abgehalfterte Bar-Pianist Benny davon erfährt, sieht der ewige Verlieren endlich seine große Stunde gekommen, da seine Freundin Elita Garcia sehr gut kannte, der jedoch bereits vor Tagen mit dem Auto tödlich verunglückt ist. Gemeinsam mit seiner Freundin unternimmt Benny eine Reise, die in durch das heruntergekommene Land an das Grab des Verunglückten und moralisch an seine Grenzen führen wird.

Wichtel-Spezial*

Ich könnte an dieser Stelle jetzt hundert Dinge aufzählen, die mir an diesem Film so überhaupt nicht gefallen haben und nur eines, was mir daran gefallen hat, nämlich der erlösende Abspann. Schon klar, dass Sam Packinpah hier einen Film für ein männliches Zielpublikum gedreht hat, der als Abgesang auf die Menschlichkeit bewusst ohne Sympathieträger auskommen muss und eine Welt voller verkommener Subjekte im bettelarmen Mexiko portraitiert, die dann aus Gier und der Hoffnung nach einem besseren Leben geradewegs in ihr Verderben laufen. Doch ich fühlte mich von der Mischung aus Roadmovie und Western-artigen 1-Cent-Drama ja mal so überhaupt nicht angesprochen und bin eher entsetzt, dass man so etwas dem Zuschauer in der Form verkaufen möchte. Die Figuren sind völlig eindimensional und die ganze Geschichte natürlich so jenseitig, dass sie natürlich auch nur in Mexiko passieren kann, wo ein Menschenleben und Frauenwürde noch weniger wert sind als ein Stamperl schwarz gebrannter Tequila. Klar auch, dass hier die Spirale der Gewalt natürlich niemals von Vernunft durchbrochen werden kann und am Ende selbst das unschuldigste Wesen noch Rachegedanken äußert. Wer gerne einfach denkt und sich mit solchen Filmen gerne sein pessimistisches Weltbild zementieren und Kopf kurzfristig mit negativen Dingen vollstopfen möchte kann das gerne tun – ich bin da hingegen gerne raus. Wenn ich mich als Zuschauer unbedingt schlecht fühlen möchte, mache ich das lieber mit Leuten wie Lars von Trier, die schaffen das auch ohne Machete bzw. Holzhammer wesentlich nachhaltiger.

*vielen Dank!

Sehr interessant. Ich war ja ehrlich sehr gespannt, wie Du den finden würdest, gerade angesichts der Western-Elemente und dem übergroßen Peckinpah-Machismo. Dass der jetzt so brutal durchfällt, hatte ich zwar nicht erwartet, aber ist anhand Deiner Argumentation absolut nachvollziehbar.

Mir gefiel der in der Tat sehr viel besser, aber ich habe auch eine Faible für diese Art von Filmen und Peckinpah im Besonderen. Ich weiß jetzt nicht, was das über mich aussagt. Wahrscheinlich nichts Gutes, von wegen Kompensation und so.

Ich schrieb vor ungefähr einem Jahr, nachdem ich den Film dann zum dritten Mal gesehen hatte:

Wunderbares, karges Meisterwerk von Herrn Peckinpah mit einem großartigen Warren Oates in der Hauptrolle. Desillusionierend, dreckig, rau. Die Szene in der Oates seine Sackratten knackt muss man mal gesehen haben, um es zu glauben. Oder wenn er und seine Geliebte aus dem Bett fallen. Oder Robert Webber ein Animiermädchen K.O. haut. Oder, oder, oder... Ein echtes Kleinod. Aber sicherlich KEIN Gute-Laune-Film. Hier ist die Verzweiflung zum Greifen nahe, der Staub und Dreck förmlich zu schmecken.

Arkadin hat geschrieben:Sehr interessant. Ich war ja ehrlich sehr gespannt, wie Du den finden würdest, gerade angesichts der Western-Elemente und dem übergroßen Peckinpah-Machismo. Dass der jetzt so brutal durchfällt, hatte ich zwar nicht erwartet, aber ist anhand Deiner Argumentation absolut nachvollziehbar.

Ach, so brutal ist mein Verriß doch gar nicht. Ich hab ja auch eine Nacht darüber geschlafen und nicht gleich gestern abend noch meine Gedanken zu Papier gebracht - sonst hätte ich wohl wieder Probleme mit dem werten supervillainschi bekommen. Die Ironie ist ja, dass ich gerade den hier - schon aufgrund des blumigen Titels - immer mal sehen wollte und ich den auch durchaus im Fokus hatte. Vielen Dank daher auch für die Wichtelgabe - dass er nun doch nicht nach meinem Geschmack ist, ist ja auch nur mein Problem!

Bring mir den Kopf von jogiwan - Das Blap™ (2018)

Geschmackloser Schocker aus der untersten Schublade. Statt auf Handlung und Charaktere, setzt dieses primitive Machwerk auf blutige Schauwerte jenseits der Grenze des Erträglichen.

Wir raten ab!

Vor zwanzig Jahren das erste & einzige Mal gesehen, dank eines sehr geschätzten Forianers ( ) durfte ich eine HQ Neubwertung wagen & Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia schneidet bei mir deutlich besser ab als damals.
Die ZDF Aufnahme von einst hatte mich sehr runter gezogen. Nun, mit Schmetterlinge im Bauch und einem leckeren Getränk im Glas, dazu einen ordentlichen - moralischen - Abstand zum Gesehenen...da entwickelt sich doch so etwas wie - bitter böse- Unterhaltung während der Sichtung.
Es gibt so unfassbar viele Szenen im Film, die so unerwartet brutal & garstig um die Ecke kommen, das es schon weh tut. Aber halt auch überrascht.
Neben Pat Garrett & Billy the Kid, The Wild Bunch, Steiner und Getaway zählt daher auch der Alfredo zu meinen Lieblingen von Onkel Sam