Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Moderator: jogiwan
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Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Originaltitel: Rope
Herstellungsland: USA / 1948
Regie: Alfred Hitchcock
Darsteller: James Stewart, John Dall, Farley Granger, Cedric Hardwicke, Constance Collier, Douglas Dick, Edith Evanson, Dick Hogan, Joan Chandler, Alfred Hitchcock
Story:
Zwei Studenten erwürgen einen Kommilitonen, um zu beweisen, daß es den perfekten Mord geben kann. Sie deponieren die Leiche in einer Truhe und laden anschließend einige Gäste zu einer Cocktailparty ein, die zu Ehren des Toten ausgerichtet ist. Alle Anwesenden sind Freunde oder Verwandte, darunter auch der Uni-Professor der drei Studenten, der mittels seiner Theorien erst für die mörderische Idee verantwortlich war. Während sie auf der Leichentruhe einige Leckerbissen servieren, dreht sich das Gespräch bald um den erwarteten Toten. Doch dann wird einer der beiden nervös...
Quelle: ofdb.de
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Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Hier haben wir nun Hitchcock's ersten Farbfilm aus dem Jahre 1948, der auf einem Bühnenstück von Patrick Hamilton basiert. Die eigentliche Inspiration zu diesem Film soll aber von dem 1924 geschehenen Mord an Bobby Franks ausgegangen sein, der von den beiden Studenten Leopold und Loeb ausgeführt wurde, die einen Mord als Kunst angesehen haben. So verhält es sich auch im vorliegenden Film, der von Hitchcock auch ganz bewust wie ein Bühnenstück inszeniert wurde. Mit dieser Maßnahme wollte der Meister des Suspense das Theater wieder etwas wachküssen. So spielt sich auch der gesamte Film in einem einzigen Raum ab, wodurch dem Zuschauer auch das Gefühl vermittelt wird, das dieses Werk in einer einzigen Einstellung gedreht wurde. Und gerade der eher bühnenhafte Eindruck wird durch die im Hintergrund starre Silhoutte der Skyline von New York verstärkt, man hört zwar ganz eindeutig Straßengeräusche wie zum Beispiel hupende Autos, sieht aber ganz klar, das sich beispielsweise die Wolken nicht weiterbewegen, sondern immer an der gleichen Stelle sind.
Doch es sind gerade diese Kleinigkeiten, die diesem Werk eine ganz persönliche und aussergewöhnliche Note verleihen und dafür sorgen, das sich eine sehr beklemmende Grundstimmung entfalten kann. Diese bühnenstückartige Inszenierung bildet einen Spannungsbogen, wie er besser und intensiver nicht sein könnte. Praktisch minütlich wird die Spannung immer mehr gesteigert und durch das entstehende psychische Kräftemessen zwischen den beiden Studenten und ihrem ehemaligen Lehrer verdichtet sich die von Haus aus schon extrem dichte Atmosphäre noch einmal zusätzlich.
"Cocktail für eine Leiche" ist in meinen Augen ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Film allein durch die vorhandenen Dialoge ein so ungeheuer starkes Maß an Spannung aufbauen kann, das dem Zuschauer phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Wie gebannt sitzt man vor dem Bildschirm und verfolgt das Katz-und Mausspiel, das sich zwischen den Protagonisten abspielt. Ganz besonders James Stewart weiß in seiner Rolle als ehemaliger Lehrer zu brillieren, obwohl Hitchcock eigentlich Cary Grant für diese Rolle vorgesehen hatte. Doch Stewart zeigt hier einmal mehr, was für ein fantastischer und ausdrucksstarker Darsteller er war und gerade seine Dialoge mit den beiden Mördern sind das absolute Highlight dieses fantastischen Thrillers, der den Zuschauer durch seine Schlichtheit und Intensität vollkommen begeistert und fesselt.
Ein weiteres Mal hat es Hitchcock hier geschafft, mit aus heutiger Sicht minimalen Mitteln etwas wirklich Großes zu schaffen. Und ganz nebenbei hat es sich der Meister auch nicht nehmen lassen, in der Eröffnungs-Sequenz mit einem Cameo-Auftritt zu glänzen, als er mit einer Frau die Straße langgeht.
Fazit:
Mit "Cocktail für eine Leiche" bekommt es der Zuschauer mit einem weiteren Meisterwerk aus der schier unerschöpflichen Hitchcock-Schmiede zu tun. Ein Thriller, der mit minimalem Aufwand maximale Spannung erzeugt und so für ein extrem intensives und eindringliches Filmerlebnis garantiert. Excellente Darsteller, die insbesondere durch erstklassige Dialoge brillieren tun ihr Übriges dazu, um hier ein Gesamtpaket zu präsentieren, an dem kein Freund des Spannungs-Thrillers vorbeikommt.
9/10
Doch es sind gerade diese Kleinigkeiten, die diesem Werk eine ganz persönliche und aussergewöhnliche Note verleihen und dafür sorgen, das sich eine sehr beklemmende Grundstimmung entfalten kann. Diese bühnenstückartige Inszenierung bildet einen Spannungsbogen, wie er besser und intensiver nicht sein könnte. Praktisch minütlich wird die Spannung immer mehr gesteigert und durch das entstehende psychische Kräftemessen zwischen den beiden Studenten und ihrem ehemaligen Lehrer verdichtet sich die von Haus aus schon extrem dichte Atmosphäre noch einmal zusätzlich.
"Cocktail für eine Leiche" ist in meinen Augen ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Film allein durch die vorhandenen Dialoge ein so ungeheuer starkes Maß an Spannung aufbauen kann, das dem Zuschauer phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Wie gebannt sitzt man vor dem Bildschirm und verfolgt das Katz-und Mausspiel, das sich zwischen den Protagonisten abspielt. Ganz besonders James Stewart weiß in seiner Rolle als ehemaliger Lehrer zu brillieren, obwohl Hitchcock eigentlich Cary Grant für diese Rolle vorgesehen hatte. Doch Stewart zeigt hier einmal mehr, was für ein fantastischer und ausdrucksstarker Darsteller er war und gerade seine Dialoge mit den beiden Mördern sind das absolute Highlight dieses fantastischen Thrillers, der den Zuschauer durch seine Schlichtheit und Intensität vollkommen begeistert und fesselt.
Ein weiteres Mal hat es Hitchcock hier geschafft, mit aus heutiger Sicht minimalen Mitteln etwas wirklich Großes zu schaffen. Und ganz nebenbei hat es sich der Meister auch nicht nehmen lassen, in der Eröffnungs-Sequenz mit einem Cameo-Auftritt zu glänzen, als er mit einer Frau die Straße langgeht.
Fazit:
Mit "Cocktail für eine Leiche" bekommt es der Zuschauer mit einem weiteren Meisterwerk aus der schier unerschöpflichen Hitchcock-Schmiede zu tun. Ein Thriller, der mit minimalem Aufwand maximale Spannung erzeugt und so für ein extrem intensives und eindringliches Filmerlebnis garantiert. Excellente Darsteller, die insbesondere durch erstklassige Dialoge brillieren tun ihr Übriges dazu, um hier ein Gesamtpaket zu präsentieren, an dem kein Freund des Spannungs-Thrillers vorbeikommt.
9/10
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Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Hier muss der Korinthenkacker korrigierend eingreifen . Der Eindruck einer einzigen Einstellung entsteht nicht durch die Location, sondern dadurch, dass er scheinbar komplett ohne Schnitte auskommt. Um das Problem der endlichen Filmrollen zu lösen, zoomt die Kamera z.B. kurz vor dem Rollenwechsel ran, um anschließend aus gleicher Position wieder aufzuziehen.horror1966 hat geschrieben:So spielt sich auch der gesamte Film in einem einzigen Raum ab, wodurch dem Zuschauer auch das Gefühl vermittelt wird, das dieses Werk in einer einzigen Einstellung gedreht wurde.
Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Ein Korinthenkacker bist Du deswegen aber noch lange net, Slim.Slim Naughton hat geschrieben:Hier muss der Korinthenkacker korrigierend eingreifen . Der Eindruck einer einzigen Einstellung entsteht nicht durch die Location, sondern dadurch, dass er scheinbar komplett ohne Schnitte auskommt. Um das Problem der endlichen Filmrollen zu lösen, zoomt die Kamera z.B. kurz vor dem Rollenwechsel ran, um anschließend aus gleicher Position wieder aufzuziehen.
Ganz im Gegenteil: Jegliche Info / Anmerkung ist jederzeit gern gesehen.
Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Das stimmt. Nach 10 Minuten (eine Rolle) wird es immer kurz schwarz, weil man den Rücken eines Darstellers sieht oder jemand an der Kamera vorbeihuscht. Mehr konnte man damals nicht an einem Stück filmen.Slim Naughton hat geschrieben: Der Eindruck einer einzigen Einstellung entsteht nicht durch die Location, sondern dadurch, dass er scheinbar komplett ohne Schnitte auskommt. Um das Problem der endlichen Filmrollen zu lösen, zoomt die Kamera z.B. kurz vor dem Rollenwechsel ran, um anschließend aus gleicher Position wieder aufzuziehen.
"Rope". Interessantes Experiment. Hitchcock selber mochte den Film nicht besonders. Immerhin hat er danach dann aber noch einmal bei dem (meiner Meinung nach stark unterschätzten) "Sklavin des Herzens" mit den langen Einstellungen experimentiert. Aber natürlich nicht in solch extremen Maße, wie bei "Rope".
Ich mag "Rope", zähle ihn aber nicht zu den besten Hitchcocks. Für Filmfans und Filmtechnikbegeisterte ein trotzdem absolutes Muß.
Früher war mehr Lametta
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Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
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Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
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Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
Gestern wanderte die Blu-ray in den Player. Eines der bisher eher selten geschauten Werke des Meisters.
Ein schönes und kurzweiliges Kammerspiel, ein gelungenes Experiment bezüglich Kamera und Schnitt. Nicht zu vergessen, eine Warnung vor den Allmachtsphantasien elitärer Irrer! Vor allem ist mir das sehr, sehr gute Spiel von James Stewart ins Auge gefallen, dessen größter Fan ich "eigentlich" nie war. Feine Mimik, immer die perfekt zum Moment passende Körperhaltung, bis -wortwörtlich- in die Fingerspitzen punktgenau!
Ein schönes und kurzweiliges Kammerspiel, ein gelungenes Experiment bezüglich Kamera und Schnitt. Nicht zu vergessen, eine Warnung vor den Allmachtsphantasien elitärer Irrer! Vor allem ist mir das sehr, sehr gute Spiel von James Stewart ins Auge gefallen, dessen größter Fan ich "eigentlich" nie war. Feine Mimik, immer die perfekt zum Moment passende Körperhaltung, bis -wortwörtlich- in die Fingerspitzen punktgenau!
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Re: Cocktail für eine Leiche - Alfred Hitchcock
2013 schrieb ich: "Füge allerdings noch hinzu, dass ich James Stewart extrem ekelhaft finde."
Entsetzliche Fehleinschätzung. Ich bitte um Entschuldigung.
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