Contagion - Steven Soderbergh (2011)
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Contagion - Steven Soderbergh (2011)
Contagion
Contagion
(Contagion)
mit Gwyneth Paltrow, Tien You Chui, Josie Ho, Daria Strokous, Matt Damon, Griffin Kane, Laurence Fishburne, Yoshiaki Kobayashi, John Hawkes, Jude Law, Teri McEvoy, Sue Redman, Teri Campbell, Stef Tovar
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Kamera: Steven Soderbergh
Musik: Cliff Martinez
FSK 12
USA / Vereinigte Arabische Emirate / 2011
Vogel- und Schweinegrippe sind vorbeigegangen, ohne großen Schaden anzurichten. Da greift eine neue Pandemie um sich. Eines der ersten Todesopfer ist die amerikanische Angestellte eines international agierenden Konzerns Beth Emhoff, die kurz nachdem sie von einer Dienstreise aus Hongkong zurückgekommen ist, zusammenbricht. Die Zahl der Todesfälle auf der ganzen Welt nimmt exponentiell zu. Die US-Stelle für Seuchenbekämpfung lässt fieberhaft nach dem Auslöser und einem Serum forschen, errichtet Quarantäne-Stationen in Sporthallen. Doch der Virus lässt sich nicht unter Kontrolle halten.
Nun gibt es ja mittlerweile unzählige Katastrophen-Thriller, die sich mit der Viren-Thematik auseinandersetzen. Dadurch könnte man dann auch recht schnell zu der vorgefassten Meinung gelangen, das "Contagion" nichts sonderlich Neues darstellt, doch genau bei diesem Aspekt würde sich der Zuschauer gründlich irren. Das Werk von Steven Soderbergh unterscheidet sich nämlich ganz erheblich von anderen Genre-Vertretern, was in erster Linie schon einmal dem Doku-ähnlichen Erzählstil geschuldet ist. Für den Betrachter erweckt das Szenario nämlich vielmehr ganzzeitig den Eindruck eines Live-Reportes, als das sich das Gefühl breit machen würde, das man es mit einem Spielfilm zu tun hat. Ein anderer und sehr wesentlicher Unterschied besteht in der Tatsache, das es hier keine offensichtlichen Hauptfiguren gibt und so keine Einzelpersonen besonders tiefgehend beleuchtet werden. Es gibt nicht ein besonders bedauernswertes Opfer und auch keinen einzigen Helden in der Story, was dem ganzen einen unglaublich realistischen Anstrich verleiht. Komischerweise wird dieser Gesichtspunkt von einigen Leuten als Schwäche angesehen, doch meiner Meinung handelt es sich um die ganz besondere Stärke eines Filmes, der an Authenzität kaum zu überbieten ist. Der ansonsten oft aufkommende Helden-Pathos entfällt ebenso wie das oft aufkommende Mitleid für bestimmte Figuren.
"Contagion" zeichnet vielmehr ein mögliches Schreckens-Szenario und zeigt dabei auch eindrucksvoll die Hilflosigkeit der Menschheit, wenn ein nicht bekanntes Virus auftritt, für das es keinerlei Impfstoff gibt, so das man die Seuche weltweit nicht unter Kontrolle bringen kann. Die einzelnen Phasen werden dabei absolut hervorragend herausgearbeitet, so das man sich selbst unglaublich intensiv mit den Ereignissen auseinandersetzen-und identifizieren kann. Das dargestellte Szenario fährt einem dabei mächtig unter die haut, handelt es sich doch um eine Situation, die auch jederzeit wirklich eintreten könnte. Eigentlich möchte man sich das gar nicht vorstellen, kann sich aber der Wirkung des Filmes keinesfalls entziehen. Auch das Verhalten der Menschen wird sehr realistisch-und glaubhaft in Szene gesetzt, die aufkommende Panik und Verzweiflung der Menschen ist vollkommen nachvollziehbar und man stellt sich ganz automatisch die Frage, wie man selbst als Betroffener reagieren würde. Denn immerhin geht es um nichts anderes als das nackte Überleben, wodurch zwangsläufig auch der angeborene Egoismus durchkommt und Handlungsweisen nach sich zieht, die man im Normalfall höchstwahrscheinlich nie ausüben würde.
Der erschreckend realistische Eindruck den "Contagion" hinterlässt, unterscheidet den Film ganz erheblich von Hollywood-Filmen a la "Outbreak". Damit will ich keinesfalls sagen, das der genannte Film schlecht ist, denn eher das Gegenteil ist der Fall. Dort gibt es jedoch die oben angesprochenen Zutaten, die ganz einfach mehr zum Helden-Spielfilm tendieren, als das sie den glaubwürdigen Eindruck des Geschehens unterstreichen würden. Steven Soderbergh hat wirklich alles richtig gemacht und ein absolut schockierendes Schreckens-Szenario ins Bild gesetzt, das durch den größtenteils dokumentarischen Anstrich ganz besonders im Kopf des Betrachters hängen bleibt und einem phasenweise wirklich schweissnasse Hände beschert. Trotz nicht vorhandener haupt-Charaktere beinhaltet der Film einen herausragenden Cast, Matt Damon, Laurence Fishburne oder auch Gwyneth Paltrow sind nur einige Beispiele für die hochkarätige Besetzungsliste. Das gezeigte Schauspiel unterstreicht die glaubwürdige Note der Geschichte noch einmal zusätzlich, denn sämtliche Akteure liefern eine perfekte Performance ab, die das gewonnene Gesamtbild noch einmal aufwertet.
Insgesamt gesehen kann man nur eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Film aussprechen, der einen extrem nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Die Umsetzung der Ereignisse kann man dabei wirklich schon fast als perfekt bezeichnen. Die unglaublich authentische Darstellung einer hoffentlich nie eintreffenden Situation ist dabei so dermaßen intensiv, das einem schon ein gehöriger Schock in die Glieder fährt, den man nicht so schnell wieder los wird. Äußerst gut agierende Darsteller und eine extrem beklemmende Atmosphäre runden das Ganze perfekt ab und sorgen für ein Film-Erlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.
Fazit:
"Contagion" hebt sich sehr wohlwollend von ähnlichen Genre-Kollegen ab, legt der Film doch weitaus mehr das Hauptaugenmerk auf die vorhandene Gesamtsituation, als das man den Focus auf bestimmte Personen legen würde. Dadurch erscheint die Geschichte absolut packend-und realistisch und erzeugt zudem noch eine viel stärkere Wirkung als jeder andere thematisch ähnlich gelagerte Film.
9/10
Contagion
(Contagion)
mit Gwyneth Paltrow, Tien You Chui, Josie Ho, Daria Strokous, Matt Damon, Griffin Kane, Laurence Fishburne, Yoshiaki Kobayashi, John Hawkes, Jude Law, Teri McEvoy, Sue Redman, Teri Campbell, Stef Tovar
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Kamera: Steven Soderbergh
Musik: Cliff Martinez
FSK 12
USA / Vereinigte Arabische Emirate / 2011
Vogel- und Schweinegrippe sind vorbeigegangen, ohne großen Schaden anzurichten. Da greift eine neue Pandemie um sich. Eines der ersten Todesopfer ist die amerikanische Angestellte eines international agierenden Konzerns Beth Emhoff, die kurz nachdem sie von einer Dienstreise aus Hongkong zurückgekommen ist, zusammenbricht. Die Zahl der Todesfälle auf der ganzen Welt nimmt exponentiell zu. Die US-Stelle für Seuchenbekämpfung lässt fieberhaft nach dem Auslöser und einem Serum forschen, errichtet Quarantäne-Stationen in Sporthallen. Doch der Virus lässt sich nicht unter Kontrolle halten.
Nun gibt es ja mittlerweile unzählige Katastrophen-Thriller, die sich mit der Viren-Thematik auseinandersetzen. Dadurch könnte man dann auch recht schnell zu der vorgefassten Meinung gelangen, das "Contagion" nichts sonderlich Neues darstellt, doch genau bei diesem Aspekt würde sich der Zuschauer gründlich irren. Das Werk von Steven Soderbergh unterscheidet sich nämlich ganz erheblich von anderen Genre-Vertretern, was in erster Linie schon einmal dem Doku-ähnlichen Erzählstil geschuldet ist. Für den Betrachter erweckt das Szenario nämlich vielmehr ganzzeitig den Eindruck eines Live-Reportes, als das sich das Gefühl breit machen würde, das man es mit einem Spielfilm zu tun hat. Ein anderer und sehr wesentlicher Unterschied besteht in der Tatsache, das es hier keine offensichtlichen Hauptfiguren gibt und so keine Einzelpersonen besonders tiefgehend beleuchtet werden. Es gibt nicht ein besonders bedauernswertes Opfer und auch keinen einzigen Helden in der Story, was dem ganzen einen unglaublich realistischen Anstrich verleiht. Komischerweise wird dieser Gesichtspunkt von einigen Leuten als Schwäche angesehen, doch meiner Meinung handelt es sich um die ganz besondere Stärke eines Filmes, der an Authenzität kaum zu überbieten ist. Der ansonsten oft aufkommende Helden-Pathos entfällt ebenso wie das oft aufkommende Mitleid für bestimmte Figuren.
"Contagion" zeichnet vielmehr ein mögliches Schreckens-Szenario und zeigt dabei auch eindrucksvoll die Hilflosigkeit der Menschheit, wenn ein nicht bekanntes Virus auftritt, für das es keinerlei Impfstoff gibt, so das man die Seuche weltweit nicht unter Kontrolle bringen kann. Die einzelnen Phasen werden dabei absolut hervorragend herausgearbeitet, so das man sich selbst unglaublich intensiv mit den Ereignissen auseinandersetzen-und identifizieren kann. Das dargestellte Szenario fährt einem dabei mächtig unter die haut, handelt es sich doch um eine Situation, die auch jederzeit wirklich eintreten könnte. Eigentlich möchte man sich das gar nicht vorstellen, kann sich aber der Wirkung des Filmes keinesfalls entziehen. Auch das Verhalten der Menschen wird sehr realistisch-und glaubhaft in Szene gesetzt, die aufkommende Panik und Verzweiflung der Menschen ist vollkommen nachvollziehbar und man stellt sich ganz automatisch die Frage, wie man selbst als Betroffener reagieren würde. Denn immerhin geht es um nichts anderes als das nackte Überleben, wodurch zwangsläufig auch der angeborene Egoismus durchkommt und Handlungsweisen nach sich zieht, die man im Normalfall höchstwahrscheinlich nie ausüben würde.
Der erschreckend realistische Eindruck den "Contagion" hinterlässt, unterscheidet den Film ganz erheblich von Hollywood-Filmen a la "Outbreak". Damit will ich keinesfalls sagen, das der genannte Film schlecht ist, denn eher das Gegenteil ist der Fall. Dort gibt es jedoch die oben angesprochenen Zutaten, die ganz einfach mehr zum Helden-Spielfilm tendieren, als das sie den glaubwürdigen Eindruck des Geschehens unterstreichen würden. Steven Soderbergh hat wirklich alles richtig gemacht und ein absolut schockierendes Schreckens-Szenario ins Bild gesetzt, das durch den größtenteils dokumentarischen Anstrich ganz besonders im Kopf des Betrachters hängen bleibt und einem phasenweise wirklich schweissnasse Hände beschert. Trotz nicht vorhandener haupt-Charaktere beinhaltet der Film einen herausragenden Cast, Matt Damon, Laurence Fishburne oder auch Gwyneth Paltrow sind nur einige Beispiele für die hochkarätige Besetzungsliste. Das gezeigte Schauspiel unterstreicht die glaubwürdige Note der Geschichte noch einmal zusätzlich, denn sämtliche Akteure liefern eine perfekte Performance ab, die das gewonnene Gesamtbild noch einmal aufwertet.
Insgesamt gesehen kann man nur eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Film aussprechen, der einen extrem nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Die Umsetzung der Ereignisse kann man dabei wirklich schon fast als perfekt bezeichnen. Die unglaublich authentische Darstellung einer hoffentlich nie eintreffenden Situation ist dabei so dermaßen intensiv, das einem schon ein gehöriger Schock in die Glieder fährt, den man nicht so schnell wieder los wird. Äußerst gut agierende Darsteller und eine extrem beklemmende Atmosphäre runden das Ganze perfekt ab und sorgen für ein Film-Erlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.
Fazit:
"Contagion" hebt sich sehr wohlwollend von ähnlichen Genre-Kollegen ab, legt der Film doch weitaus mehr das Hauptaugenmerk auf die vorhandene Gesamtsituation, als das man den Focus auf bestimmte Personen legen würde. Dadurch erscheint die Geschichte absolut packend-und realistisch und erzeugt zudem noch eine viel stärkere Wirkung als jeder andere thematisch ähnlich gelagerte Film.
9/10
Big Brother is watching you
-
- Beiträge: 15635
- Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
- Wohnort: Dresden
Re: Contagion - Steven Soderbergh
CONTAGION (CONTAGION, USA, Vereinigte Arabische Emirate 2011, Regie: Steven Soderbergh)
Die globale Vernetzung führt zur pandemischen Verbreitung eines neuartigen Virus. Stellvertretend stehen uns allerhand Hollywoodgrößen zur Seite und illustrieren unterschiedliche Bevölkerungs- und Berufsgruppen im Angesicht der Katastrophe. Der Film geht dabei sehr dokumentarisch vor, was in nüchterner und distanziert-sachlicher Erzählweise dem Betrachter sicherlich sehr nahe geht.
Das apokalyptische Element der Katastrophe taucht immer wieder am Rande auf, hätte für meinen Geschmack aber ruhig intensiver erarbeitet werden können. Wie weit gehen Menschen um an Nahrungsmittel, Trinkwasser und Medikamente zu kommen? Diese Fragen werden regelmäßig angeschnitten, aber auch unbefriedigend vertieft.
Probleme habe ich mit diversen Phasen des Finales. Beispielsweise ist mir die Sache um Jude Law nicht ausreichend aufgelöst, auch ist mir das Ende der jungen WHO-Angestellten in China zu sehr Klischee.
CONTAGION ist sicherlich intensiv – wenn auch nicht durchgehend – und weiß natürlich durch seine Aktualität und Glaubwürdigkeit zu fesseln. Dennoch hätten auch die Spannung und das Erzähltempo etwas mehr pfiff vertragen können. 7/10
Die globale Vernetzung führt zur pandemischen Verbreitung eines neuartigen Virus. Stellvertretend stehen uns allerhand Hollywoodgrößen zur Seite und illustrieren unterschiedliche Bevölkerungs- und Berufsgruppen im Angesicht der Katastrophe. Der Film geht dabei sehr dokumentarisch vor, was in nüchterner und distanziert-sachlicher Erzählweise dem Betrachter sicherlich sehr nahe geht.
Das apokalyptische Element der Katastrophe taucht immer wieder am Rande auf, hätte für meinen Geschmack aber ruhig intensiver erarbeitet werden können. Wie weit gehen Menschen um an Nahrungsmittel, Trinkwasser und Medikamente zu kommen? Diese Fragen werden regelmäßig angeschnitten, aber auch unbefriedigend vertieft.
Probleme habe ich mit diversen Phasen des Finales. Beispielsweise ist mir die Sache um Jude Law nicht ausreichend aufgelöst, auch ist mir das Ende der jungen WHO-Angestellten in China zu sehr Klischee.
CONTAGION ist sicherlich intensiv – wenn auch nicht durchgehend – und weiß natürlich durch seine Aktualität und Glaubwürdigkeit zu fesseln. Dennoch hätten auch die Spannung und das Erzähltempo etwas mehr pfiff vertragen können. 7/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Re: Contagion - Steven Soderbergh
Nach der Rückkehr von einer Geschäftsreise in China zeigt Beth die Symptome einer Grippe und wird in ein Krankenhaus eingeliefert, wo sie wenig später verstirbt. Da sich die Symptome auch in anderen Städten wiederholen, greift die Seuchenbehörde den Fall auf und Wissenschaftler versuchen zwischen Alarmierung und Abwarten einen besonnenen Weg zu finden. Doch bald wird klar, dass das neuartige Virus nicht nur leicht verbreitet, sondern auch eine hohe Sterblichkeit verursacht. Zur Suche nach der Ursache und einem Impfstoff gibt es aber bald die Angst, die auch die Gesellschaft verändert und in Zeiten der Krise nicht nur das Gute im Menschen fördern.
„Contagion“ ist der Streifen zur Corona-Krise und obwohl er bereits 2011 entstanden ist, zeichnet er ein sehr realistisches Pandemie-Szenario mit Ursprung im asiatischen Raum, bei dem sogar der vermutliche Verursacher mit der aktuellen Lage identisch ist. Doch Soderbergh hat keinen herkömmlichen Katastrophenfilm gedreht, sondern analysiert in nüchternen, fast schon dokumentarisch erscheinenden Bildern und unterschiedlichster Charaktere aus allen Schichten das Bild der Katastrophe und die Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das dabei auch nicht jeder Handlungsfaden zu Ende verfolgt, sondern nur angerissen wird, ist dabei nur konsequent und Soderbergh wertet auch nicht, sondern zeigt Menschlichkeit genauso wie Unmenschlichkeit, ohne dabei die nüchterne Distanz zu verlieren. Hier geht es nicht um Emotionen, sondern um das Handeln, dass in Zeiten der Krise von uns allen gefragt ist. Teilweise läuft es einem dann doch eiskalt den Rücken herunten, wenn sich auf einmal Elemente aus einem fiktiven Film, in der Realität bereits wiederholt haben. Zurück bleiben Beklommenheit und die Einsicht, dass nun jeder von uns gefragt ist, das Beste in dieser Situation zu machen und daheim zu bleiben um sich und seine Lieben zu schützen.
„Contagion“ ist der Streifen zur Corona-Krise und obwohl er bereits 2011 entstanden ist, zeichnet er ein sehr realistisches Pandemie-Szenario mit Ursprung im asiatischen Raum, bei dem sogar der vermutliche Verursacher mit der aktuellen Lage identisch ist. Doch Soderbergh hat keinen herkömmlichen Katastrophenfilm gedreht, sondern analysiert in nüchternen, fast schon dokumentarisch erscheinenden Bildern und unterschiedlichster Charaktere aus allen Schichten das Bild der Katastrophe und die Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das dabei auch nicht jeder Handlungsfaden zu Ende verfolgt, sondern nur angerissen wird, ist dabei nur konsequent und Soderbergh wertet auch nicht, sondern zeigt Menschlichkeit genauso wie Unmenschlichkeit, ohne dabei die nüchterne Distanz zu verlieren. Hier geht es nicht um Emotionen, sondern um das Handeln, dass in Zeiten der Krise von uns allen gefragt ist. Teilweise läuft es einem dann doch eiskalt den Rücken herunten, wenn sich auf einmal Elemente aus einem fiktiven Film, in der Realität bereits wiederholt haben. Zurück bleiben Beklommenheit und die Einsicht, dass nun jeder von uns gefragt ist, das Beste in dieser Situation zu machen und daheim zu bleiben um sich und seine Lieben zu schützen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Contagion - Steven Soderbergh (2011)
Ich hab ja irgendwie noch nie einen Streifen geguckt, der irgendwie näher am Puls der Zeit war als "Contagion" am 17.03.2020 - dem zweiten Tag der Covid-19-Maßnahmen in Ösien. Jetzt hab ich den nochmal geschaut und es ist eigentlich faszinierend zu sehen, wie punktgenau über weite Teile dieser Streifen realitätsnah bleibt. Schön auch zu sehen, dass uns das letzte Drittel des Streifens vorerst erspart geblieben ist - ich hoffe inständig, das bleibt auch so.
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Re: Contagion - Steven Soderbergh (2011)
„Entschuldige bitte die Panik...“
Zwischen seinen Kinofilmen „Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls“ und „Haywire“ erschien US-Regisseur Steven Soderberghs vielbeachtetes Pandemiedrama „Contagion“ aus dem Jahre 2011, für das er ein Drehbuch Scott Z. Burns‘ verfilmte.
„Dieser Grippequatsch ist ziemlich gruselig!“
Beth (Gwyneth Paltrow, „Sieben“) kehrt nach einem Geschäftstermin in die USA zu Ihrem Mann (Matt Damon, „Departed – Unter Feinden“) zurück und stirbt nur einen Tag später nach unvermittelten Krampfanfällen überraschend. Ihr gemeinsamer Sohn folgt seiner Mutter. Sie war, ohne es zu bemerken, in Fernost mit einem neuartigen, hochansteckenden Virus infiziert worden, das sich nun weltweit rasant ausbreitet. Während Blogger Alan Krumwiede (Jude Law, „Aviator“) Parallelen zu anderen ungewöhnlichen Todesfällen nach zunächst harmlos erscheinenden grippeartigen Symptomen recherchiert, sind Dr. Elliot Carver (Laurence Fishburne, „Nightmare 3 – Freddy Krueger lebt“) und sein Team von der US-Seuchenbekämpfungsbehörde alarmiert. WHO-Mitglied Dr. Leonoara Orantes (Marion Cotillard, „Big Fish“) reist nach Hongkong, um Ursachenforschung zu betreiben, doch die Zeit arbeitet gegen die Menschen und Panik macht sich breit…
Mehrere Städtenamen werden mit ihren jeweiligen Einwohnerzahlen eingeblendet, der Auftakt ist eine Art Collage der verschiedenen Schauplätze. Der Film beginnt ungewöhnlicherweise mit „Tag 2“, der jeweilige Handlungsort wird ebenfalls eingeblendet. So bleibt der Überblick über die globalen Ereignisse gewährleistet und wird zugleich ein betont sachlicher Erzählstil etabliert, der auch nicht davor Halt macht, einen in der Pathologie aufgesägten Kopf zu zeigen. Teile von Fledermaus- und Schweineviren werden entdeckt und die Tote entpuppt sich als Fremdgängerin zu Lebzeiten. Es dauert nicht lange und Verschwörungstheorien verbreiten sich im Internet, während die WHO-Doktorin in ein asiatisches Dorf entführt wird, wodurch man zu erreichen sucht, dass den Menschen dort priorisiert geholfen wird. Blogger Krumwiede will sich auf seine Recherchen hin selbst mit Forsythie heilen, Hamsterkäufe werden zum Volkssport, die Gesellschaft verroht, Gewalt und Plünderungen sind die Folge. Erst nach Millionen Toten wird eine Ausgangssperre verhängt.
Blogger Krumwiede changiert zwischen kritischer Begleitung, mit der er auch mal richtig liegt (Dr. Cheever bringt seine Freunde in Sicherheit und hält der Öffentlichkeit gegenüber tatsächlich Informationen zurück, zudem weist Krumwiede auf die Probleme beschleunigter Impfstoffzulassungen hin), aber eben auch Verschwörungsgeschwurbel und Scharlatanerie. Um Dr. Orantes zu befreien, werden ihre Entführer mit Placebos abgespeist. Hier wird sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, unterschiedliche Menschen reagieren mit unterschiedlichem Fehlverhalten oder zumindest moralisch fragwürdigen Entscheidungen auf die extremen Umstände. Es ist äußerst angenehm, wie es Soderbergh und Burns umgehen, sich auf Einzelschicksale zu fokussieren, eine Romanze einzuflechten oder gar eine einzelne Heldenfigur pathetisch zu porträtieren. Im Gegensatz zu anderen Katastrophenfilmen gelingt es Soderbergh, in nüchternem Erzählstil einen globalen Eindruck zu vermitteln. Daraus resultiert – auch in wissenschaftlicher Hinsicht – aller kühlen Distanziertheit zum Trotz ein hohes Maß an beunruhigender Authentizität, wozu auch die pulsierende elektronische Filmmusik passt.
Die Drehbuchidee basiert auf der SARS-Pandemie, die Anfang des Jahrtausends ja nie so richtig im Westen der Welt angekommen war – zumindest keinen Vergleich zur Covid-19-Pandemie darstellte –, aber offenbar dazu geführt hatte, Szenarien wie die daraufhin im Film gezeigten gedanklich einmal durchzuspielen. Dadurch wirkt der starbesetzte „Contagion“ retrospektiv erstaunlich vorausschauend. Auch hier entstammt das Virus der Tierhaltung, wobei Soderbergh gern verdeutlichen hätten können, welches Problem gerade die Massentierhaltung hinsichtlich der Entstehung und Verbreitung von Seuchen ist. Zugegeben, hier wird die Geschichte einer Pandemie auf rund 100 Minuten verdichtet, sodass einige Abstriche gemacht werden müssen.
Geschickt reicht Soderbergh den Tag 1 – der Film begann ja mit Tag 2 – erst am Schluss nach – die Kirsche auf der Sahnehaube eines ebenso spannenden wie klugen und lehrreichen Hollywood-Spektakels, das sich angenehm von typischen Katastrophenfilmen unterscheidet und mit Covid-19 in weiten Teilen von der Realität eingeholt wurde.
Zwischen seinen Kinofilmen „Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls“ und „Haywire“ erschien US-Regisseur Steven Soderberghs vielbeachtetes Pandemiedrama „Contagion“ aus dem Jahre 2011, für das er ein Drehbuch Scott Z. Burns‘ verfilmte.
„Dieser Grippequatsch ist ziemlich gruselig!“
Beth (Gwyneth Paltrow, „Sieben“) kehrt nach einem Geschäftstermin in die USA zu Ihrem Mann (Matt Damon, „Departed – Unter Feinden“) zurück und stirbt nur einen Tag später nach unvermittelten Krampfanfällen überraschend. Ihr gemeinsamer Sohn folgt seiner Mutter. Sie war, ohne es zu bemerken, in Fernost mit einem neuartigen, hochansteckenden Virus infiziert worden, das sich nun weltweit rasant ausbreitet. Während Blogger Alan Krumwiede (Jude Law, „Aviator“) Parallelen zu anderen ungewöhnlichen Todesfällen nach zunächst harmlos erscheinenden grippeartigen Symptomen recherchiert, sind Dr. Elliot Carver (Laurence Fishburne, „Nightmare 3 – Freddy Krueger lebt“) und sein Team von der US-Seuchenbekämpfungsbehörde alarmiert. WHO-Mitglied Dr. Leonoara Orantes (Marion Cotillard, „Big Fish“) reist nach Hongkong, um Ursachenforschung zu betreiben, doch die Zeit arbeitet gegen die Menschen und Panik macht sich breit…
Mehrere Städtenamen werden mit ihren jeweiligen Einwohnerzahlen eingeblendet, der Auftakt ist eine Art Collage der verschiedenen Schauplätze. Der Film beginnt ungewöhnlicherweise mit „Tag 2“, der jeweilige Handlungsort wird ebenfalls eingeblendet. So bleibt der Überblick über die globalen Ereignisse gewährleistet und wird zugleich ein betont sachlicher Erzählstil etabliert, der auch nicht davor Halt macht, einen in der Pathologie aufgesägten Kopf zu zeigen. Teile von Fledermaus- und Schweineviren werden entdeckt und die Tote entpuppt sich als Fremdgängerin zu Lebzeiten. Es dauert nicht lange und Verschwörungstheorien verbreiten sich im Internet, während die WHO-Doktorin in ein asiatisches Dorf entführt wird, wodurch man zu erreichen sucht, dass den Menschen dort priorisiert geholfen wird. Blogger Krumwiede will sich auf seine Recherchen hin selbst mit Forsythie heilen, Hamsterkäufe werden zum Volkssport, die Gesellschaft verroht, Gewalt und Plünderungen sind die Folge. Erst nach Millionen Toten wird eine Ausgangssperre verhängt.
Blogger Krumwiede changiert zwischen kritischer Begleitung, mit der er auch mal richtig liegt (Dr. Cheever bringt seine Freunde in Sicherheit und hält der Öffentlichkeit gegenüber tatsächlich Informationen zurück, zudem weist Krumwiede auf die Probleme beschleunigter Impfstoffzulassungen hin), aber eben auch Verschwörungsgeschwurbel und Scharlatanerie. Um Dr. Orantes zu befreien, werden ihre Entführer mit Placebos abgespeist. Hier wird sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, unterschiedliche Menschen reagieren mit unterschiedlichem Fehlverhalten oder zumindest moralisch fragwürdigen Entscheidungen auf die extremen Umstände. Es ist äußerst angenehm, wie es Soderbergh und Burns umgehen, sich auf Einzelschicksale zu fokussieren, eine Romanze einzuflechten oder gar eine einzelne Heldenfigur pathetisch zu porträtieren. Im Gegensatz zu anderen Katastrophenfilmen gelingt es Soderbergh, in nüchternem Erzählstil einen globalen Eindruck zu vermitteln. Daraus resultiert – auch in wissenschaftlicher Hinsicht – aller kühlen Distanziertheit zum Trotz ein hohes Maß an beunruhigender Authentizität, wozu auch die pulsierende elektronische Filmmusik passt.
Die Drehbuchidee basiert auf der SARS-Pandemie, die Anfang des Jahrtausends ja nie so richtig im Westen der Welt angekommen war – zumindest keinen Vergleich zur Covid-19-Pandemie darstellte –, aber offenbar dazu geführt hatte, Szenarien wie die daraufhin im Film gezeigten gedanklich einmal durchzuspielen. Dadurch wirkt der starbesetzte „Contagion“ retrospektiv erstaunlich vorausschauend. Auch hier entstammt das Virus der Tierhaltung, wobei Soderbergh gern verdeutlichen hätten können, welches Problem gerade die Massentierhaltung hinsichtlich der Entstehung und Verbreitung von Seuchen ist. Zugegeben, hier wird die Geschichte einer Pandemie auf rund 100 Minuten verdichtet, sodass einige Abstriche gemacht werden müssen.
Geschickt reicht Soderbergh den Tag 1 – der Film begann ja mit Tag 2 – erst am Schluss nach – die Kirsche auf der Sahnehaube eines ebenso spannenden wie klugen und lehrreichen Hollywood-Spektakels, das sich angenehm von typischen Katastrophenfilmen unterscheidet und mit Covid-19 in weiten Teilen von der Realität eingeholt wurde.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Contagion - Steven Soderbergh (2011)
Erscheint voraussichtlich am 05.12.2024 bei Warner als Ultra-HD-Blu-ray/Blu-ray-Kombination:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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