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Darsteller: Mia Wasikowska, Charlie Hunnam, Jessica Chastain, Tom Hiddleston
Story:
Nachdem die Amerikanerin Edith Cushing (Mia Wasikowska) ihre Mutter bereits früh verloren hat, lebt sie mit ihrem Vater, dem reichen Unternehmer Carter (Jim Beaver), und versucht sich als Autorin. Als der verarmte englische Adlige Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) und seine Schwester Lucille (Jessica Chastain) bei ihrem Vater vorstellig werden um von diesem Geld für ein Projekt zu leihen, ist Edith schnell fasziniert von dem Aristokraten, der um sie wirbt. Doch die Sharpes scheinen ein düsteres Geheimnis zu wahren... (quelle: ofdb.de)
Wunderbar schwelgerischer „Haunted-House“-Geisterfilm, der sich hemmungslos in seinen fast schon verkitschten Settings und Figuren ergeht und sich dem Zuschauer als optischer Augenschmaus präsentiert. „Too much of a good thing is wonderful“ sagte schon Liberace und bei dem Streifen musste ich auch ständig an diesen Spruch denken, wenn das zehn-stufige Gothic-Horror-Romantik-Level auf 11 oder 12 gedreht wird und del Toro seine drei Hauptdarsteller stets auf die schönste Weise in einer ebenfalls sehr passablen Geschichte über Unschuld, Geister und Intrigen präsentiert. Der eigentliche Star ist aber ohnehin das bescheidene und etwas baufällige Häuschen in England, in dem sich der Großteil der gruseligen Geschichte abspielt und das sich wie eine Kathedrale aus der kargen und winterlichen Landschaft erhebt. Doch auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass alles schon irgendwo bereits gesehen zu haben, ist der bedächtig erzählte „Crimson Peak“ einfach so zauberhaft anzuschauen, dass man sich gerne in den schönen Bildern ergeht und so harmlos wie vielleicht erwartet ist der Streifen ebenfalls nicht. Vielleicht ist das alles ja fast schon etwas „too much“, vielleicht aber auch nur „Style over Substance“ in seiner schönsten Weise und manchmal darf es halt auch mal ein bissl mehr sein. Guillermo del Toros „Crimson Peak“ ist dann wohl nicht nur die Erfüllung eines lang gehegten Traums für den sympathischen Regisseur, sondern auch ein Geschenk für alle Genre-Fans, die sich nach hektischem Horror, billigem Found-Footage und harter Zombie-Action wieder einmal nach einem wunderschönen Gruselfilm der alten Schule sehnen.
Auf der einen Seite bietet Crimson Peak eine überwältigende Optik, gute Schauspieler und prächtige Kostüme, die den Zuschauer bei Laune halten und in vergangenen Zeiten schwelgen lassen, andererseits aber schwankt die etwas kraftlose Story unentschlossen zwischen Geister-, Historien- und Liebesfilm und bietet auch wenig Überraschungen.
Für Freunde altmodischer Gruselgeschichten aber auf jeden Fall ein Muss.
Unbedingt bei absoluter Dunkelheit ansehen!
Ein Geisterfilm. Oder viel mehr: Ein Film mit Geistern, den die Geister stehen hier nicht im Mittelpunkt und sind genau betrachtet auch keine Monster im Sinne, dass sie Angst und Schrecken verbreiten wollen (sie tun es ob ihres fürchterlichen Aussehens trotzdem). Trotzdem sind sie real und nicht, wie in den Geschichten der Hauptrolle Metaphern für eine Vergangenheit (aber das ist von ihr auch nur eine Schutzbehauptung). Eher sind die in ihrer Bedeutung Erzählfragmente aus der Vergangenheit, die real geworden sind.
Zurück zur Story, ein Geschwisterpaar reist um die Welt, um Geld zu sammeln. Dies brauchen sie einerseits, um eine Tonabbaumaschine zu finanzieren, andererseits, um ihr altes verfallenes Haus instand zu halten. So landen sie auch in Boston, und der Bruder und eine aufgeklärte moderne Tochter eines Bauunternehmers verlieben sich.
Old School – mäßig hier die Rollenverteilung: die im Niedergang begriffene europäische Familie versucht sich in die Moderne zu retten, ist aber so mit ihrer Vergangenheit verstrickt, dass dies nicht recht gelingen will. Auf der anderen Seite, die us-amerikanische gebildete und emanzipierte Frau mit einem unternehmerischen Selfmade-Mann, der durch Leistung nach oben kam. Einerseits emanzipiert, andererseits mit einem Fuß in der Romantik und fasziniert von dem für sie exotischen Briten (Tom Hiddleston, wer wäre da nicht fasziniert).
Also eine Geschichte voller Geheimnisse, Todesfälle (sehr blutige) und unglaublicher Geschehnisse.
Del Toro erzählt hier im besten Sinne, er lässt der Geschichte Zeit, lässt sie sich entwickeln und zieht das Tempo an, wenn es nötig ist.
Inspiriert wurde er auf der ästhetischen Ebene von Altem. Er hat ja eh einen sehr eigenen Hang zum Artifiziellen, hier wird es gepaart mit den Farben eines Bavas, und mit klassischem Geisterfilmen wie THE HAUNTING. Und das funktioniert ausgesprochen gut, das immer wieder auftretende rot in England, woher fast nur angedeutet im Ring von dem Bruder. Die Kontinente verbindenden Schmetterlinge, die ich zum ersten Mal so deutlich als Todessymbol (oder viel mehr als „schnell vergänglich“-Symbol wie bei den Boxhamsters: „Ich wollt ich wär ein Schmetterling, dem geht’s doch wirklich gut, der denkt im Sommer nur an Mädchen und im Winter ist er tot) sah. Allein das Haus ist ein Bild von einem Bild. Von Dach mit riesengroßem Loch, über die Dachkammer, ehemaliges Kinderzimmer, dann Werkstatt, bis in den blutroten Keller, darunter der rote Boden, in dem das Haus versinkt.
Erzählt wird auch die Umbruchsituation zwischen alte und modernen, wie das eine noch im andern hängt und das andere sich im neuen versucht. Doch ist dies in seiner überdeutlichen Ausformulierung (Auto, moderner Arzt, Dampfmaschine, schwarze Romantik) eher ein erzählerisches und ästhetisches Moment, als wirklich ein inhaltlicher Punkt.
Insgesamt ist es natürlich auch eine Verbeugung vor dem „Haunted House“-Movies, ohne eben nur ein solcher zu sein. Er erzählt auf originelle Weise seine Geschichte und hat mich begeistert.
Del Toro steht inzwischen für eine eigene Ästhetik, so wie Burton oder Lynch. Oder halt Bava.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.