"Dark Star" von John Carpenter ist in vielerlei Hinsicht ein Maßstäbe-setzender Sci-Fi-Klassiker, der nicht ohne Grund bis heute gern zitiert wird (und das, wo doch bereits "Dark Star" gerne Genre-Highlights zitierte). Es handelt sich um einen Studentenfilm in seiner simpelsten und - vielleicht auch naiven - Form, der dennoch im Nachhinein Auszeichnungen für seine Effekte abgreifen konnte.
Eindeutig erkennbarer Low-Budget-Trash reicht hier der Geburtsstunde zukünftiger Größen die Hand. Die Jungen Wilden des New Hollywood, Carpenter, O'Bannon, Lucas, Coppola und Spielberg (alle gingen aus derselben Filmschule hervor), werden alle in Zukunft in Idee und Umsetzung Meisterwerke hervorbringen. „Dark Star“ ist einer (!) dieser Startpunkte und filmhistorisch elementar wichtig (in diesem Film taucht beispielsweise erstmals der Begriff „Alien“ auf, ins Deutsche hier noch als „Exot“ übertragen. Erst Ridley Scotts „Alien“ [aus der Feder von Dan O’Bannon!] wird diese Bezeichnung für einen Außerirdischen prägen).
„Dark Star“ ist ebenso Parodie und Komödie wie ernstzunehmende Science Fiction. Speziell die Auseinandersetzung mit der intelligenten Bombe Nummer 20 schrieb Filmgeschichte:
„(…)
Doolittle: Intuition ist kein Beweis. Was für konkrete Beweise hast du für deine Existenz?
Bombe #20: Hm, … nun … Ich denke, also bin ich.
(…)“
Kern der philosophischen Betrachtung der eigenen Existenz ist, dass sich Bombe schlichtweg verarscht fühlte und nun durch eigenen Willen entschied zu detonieren. Dem Willen von Vorgesetzten will sie sich nicht beugen. Viel eher neigt sie nach reiflicher Überlegung dazu die Existenz ihrer Vorgesetzten einfach zu leugnen und sich in der Bestimmung des eigenen Daseins zu ergehen:
Bombe #20: „… Ich muss weiter darüber nachdenken … Falsche Daten können Verwirrung stiften … Das einzige, was existiert, bin ich selbst … Am Anfang war Finsternis. Und die Finsternis war ohne Gestalt und leer. Und außer der Finsternis gab es noch mich. Und ich schwebte über der Finsternis und ich sah, daß ich allein war …
Es werde Licht!“
Dieser eigene, freie Wille, den die Bombe entwickelt, steht für die Umwälzung die das golden age Hollywoods in dieser Zeit erfährt und in noch größerem Maße durch die Jungen Wilden in ganz naher Zukunft erfahren wird. „Dark Star“ ist quasi prophetisch und greift bei allen Albernheiten den Anbruch völlig neuer Sehgewohnheiten und diverser Umwälzungen im Filmgeschäft vorweg.
buxtebrawler hat geschrieben:
Quintessenz von „Dark Star“ ist letztlich, dass eine der „intelligenten Bomben“ droht, das eigene Schiff in seine Einzelteile zu zerlegen und die Besatzung in Kommunikation mit ihr treten muss, um das Unheil abzuwenden. Das ist einerseits eine gelungene Parodie auf den eigenwilligen Bordcomputer aus Kubricks „2001“, andererseits aber natürlich unheimlich naiver Quatsch.
„(…) unheimlich naiver Quatsch.“ – Bux, mein Freund, dieser Nebensatz wird der Essenz des Films nicht gerecht. Man kann ihn mögen, man kann ihn ablehnen – aber Unsinn ist es nicht!