Dark Water - Walter Salles (2005)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Dark Water - Walter Salles (2005)

Beitrag von horror1966 »

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Dark Water - Dunkle Wasser
(Dark Water)
mit Jennifer Connelly, John C. Reilly, Tim Roth, Dougray Scott, Pete Postlethwaite, Camryn Manheim, Ariel Gade, Perla Haney-Jardine, Debra Monk, Linda Emond, Bill Buell, J.R. Horne, Elina Löwensohn, Warren Belle
Regie: Walter Salles
Drehbuch: Koji Suzuki / Hideo Nakata
Kamera: Alfonso Beato
Musik: Angelo Badalamenti
FSK 16
USA / 2005

Dahlia Williams will nach der Trennung von ihrem Ehemann Kyle zusammen mit ihrer fnfjhrigen Tochter Cecilia ein neues Leben beginnen. Dabei soll ihr ein neuer Job und eine neue Wohnung auf Roosevelt Island, einer kleinen Insel im East River vor Manhattan helfen. Doch leider ist die Wohnung im neunten Stock nicht nur sehr heruntergekommen und beengend, sondern entpuppt sich nach und nach als schreckliche Falle. Vor allem ein mysteriser dunkler Wasserfleck an der Schlafzimmerdecke wirkt auf Dahlias angeschlagene Psyche immer bedrohlicher. Seltsame Gerusche aus der Wohnung ber ihr, ein undurchsichtiger und wenig hilfreicher Hausmeister, ein geschwtziger Wohnungsvermittler und berhaupt die gesamte, sehr bedrckende Aura des Hochhauses lassen Dahlia immer tiefer in eine gefhrliche Paranoia abdriften....


"Dark Water" zählt zu den unzähligen US-Remakes, die seit "Ring" im Prinzip so ziemlich jeder Asia-Grusler nach sich gezogen hat. Sind die meisten US-Versionen dabei doch zumeist nur ein lauer Aufguss der Originale, so zählt dieser Film definitiv zu den absolut sehenswerten Vertretern des Remake-Wahns. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, das diese Version des Stoffes das Original von Hideo Nakata übertrifft, da sie filmisch gesehen ganz einfach besser-und flüssiger in Szene gesetzt wurde. Zudem entpuppt sich die geschichte nicht als reiner Gruselfilm, sondern trägt doch ganz offensichtliche Züge eines Horror-Dramas, das mit einer glänzend aufgelegten Jennifer Connelly in der Hauptrolle absolut perfekt besetzt ist. Ihre Interpretation der jungen Mutter ist einer von vielen Höhepunkten dieses Werkes, authentisch-und sehr ausdrucksstark vermittelt sie dem Zuschauer den Eindruck einer jungen Frau, die langsam an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln droht. Dabei ist es ihrer starken Mimik zu verdanken, das beim Zuschauer schon fast eine Art Samariter-Effekt auftritt, denn ganz unweigerlich möchte man der jungen Frau zur Hilfe eilen.

Doch es ist längst nicht nur die Hauptfigur, die diesen Film von vielen anderen Remakes abhebt, denn neben einem sehr gelungenen Spannungsaufbau ist es vor allem die von Beginn an extrem düstere Atmosphäre, die einem eine fast ganzzeitig vorhandene Gänsehaut verpasst. Der perfekte Schauplatz des heruntergekommenen Wohn-Komplexes ist dabei nur ein Mosaikstein in einem düsteren Szenario, das von ständigem Dauerregen begleitet wird. Blasse Farben tun dann das Übrige, um ein fast depressives Gefühl im Betrachter hervorzurufen, dessen man sich den ganzen Film über beim besten Willen nicht entziehen kann. So haftet den Ereignissen dann auch eine sehr schwermütige Note bei, die sich fast wie ein zentnerschwerer bleierner Mantel über die eigenen Schultern legt. Von dieser last fast zerdrückt taucht man immer tiefer in die Geschehnisse ein und gerät dabei ohne es eigentlich zu wollen in sogartigen rausch depremierend unterkühlter Bilder, die im Prinzip lediglich Tristesse-und Trostlosigkeit in Reinkultur offenbaren.

In diesem deprimierenden Szenario etwas Positives wie einen Lichtschein zu erhaschen ist gar nicht einmal so leicht, denn in jeder einzelnen Passage der Geschichte ist die vorhandene Trübsal zu spüren, die die Ereignisse begleitet. Ohne es eigentlich zu wollen wird man so selbst ziemlich schnell zu einem Spielball der vorherrschenden Grundstimmung, die einem merklich auf das Gemüt schlägt. Zusätzlich wird man auch immer wieder mit geschickt eingesetzten Schockmomenten konfrontiert, die das Geschehen noch zusätzlich intensivieren. Der ständig eingeblendete-und von grauen Wolken verhangene Himmel lässt dabei das Gefühl entstehen, das man sich selbst in den am Zage spielenden Szenen wie in der Nacht fühlt, das stark vorherrschende grau in grau der trostlosen Bilder unterstützt dabei den Eindruck, das hier anscheinend niemals die Sonne scheinen kann. Unwillkürlich stellt man sich dabei die Frage, wie man überhaupt an einem solch trostlosen Platz leben kann, der doch wirklich so gar nichts anbietet, was man auch nur im Entferntesten als lebenswert bezeichnen könnte.

Durch diese Emotionen geprägt verfolgt man diese Geschichte aus einer ganz anderen Sichtweise als ein normaler Zuschauer. Man wird förmlich zu einem Teil der Ereignisse, die man meiner Meinung nach viel intensiver nachempfinden kann. Erst kurz vor dem Ende scheint sich der schleier der Tristesse dann etwas zu lüften und kurzzeitig kann man sogar die Hoffnung hegen, das die Geschehnisse einen sogar mit einem positiven Gefühl aus der Geschichte entlassen. In diesem Moment belügt man sich jedoch selbst, weiss man doch ganz genau, das noch etwas hinterherkommen wird. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das dieser Umstand auch wirklich eintrifft, alles andere hätte die Geschichte aber auch ins Lächerliche gezogen. "Dark Water" ist ganz einfach kein Film, in den man einen positiven Showdown einbaut, dieses Werk muss einen förmlich mit einem deprimierenden Gefühl zurücklassen. Insgesamt gesehen hat Regisseur Walter Salles alles richtig gemacht und somit wohl einen der von der Grundstimmung her gesehenen trostlosesten Gruselfilme der letzten Jahre kreiert, der auch noch lange nach dem Ende eine sehr nachhaltige Wirkung beim Zuschauer hinterlässt.


Fazit:


Man kann sich durchaus über die ständigen US-Remakes der asiatischen Gruselfilme aufregen, aber "Dark Water" zählt ganz eindeutig zu den besten Vertretern seiner Art, der in meinen Augen sogar das Original in den Schatten stellt. Spannend, atmosphärisch und mit einer grandiosen Jennifer Connelly in der Hauptrolle ist dieser Film weitaus mehr als eine einmalige Sichtung wert und fasziniert einen dabei immer wieder aufs Neue.


8,5/10
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buxtebrawler
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Re: Dark Water - Walter Salles

Beitrag von buxtebrawler »

Na, diesen Film hab ich aber etwas anders in Erinnerung. Hast du wirklich keine kritikwürdigen Punkte entdeckt?

Hier mein FTB-Eintrag:

Japan-Regisseur Hideo Nakatas „Dark Water“ aus dem Jahre 2002 ist ein absolut solider, von „Ring“, bei dem er ebenfalls die Regie führte, inspirierter Geistergrusler, der verstärkt auf sentimentale Momente denn auf Schockszenen setzt. Wie so oft dachte man sich in Hollywood, USA, dass man mit einem Remake für das ignorante US-Publikum etwas vom Kuchen abbekommen könnte und drehte 2005 eine im Grunde vollkommen überflüssige Neuauflage. Als Regisseur verpflichtete man den Brasilianer Walter Salles, dessen Name mir vorher nichts sagte, doch die Hauptrolle fiel Jennifer Connelly zuteil – was den Film letztlich dann doch für mich interessant machte, freute ich mich doch auf ein Wiedersehen mit dieser Ikone aus alten Kultfilmen wie „Phenomena“ oder „Die Reise ins Labyrinth“.

Anderenfalls hätte ich wohl von vornherein auf eine Sichtung verzichtet, so aber ließ ich mich dann doch noch einmal auf ein düsteres Großstadtmärchen, das viel mehr im Mystery-Thriller-Bereich zuhause ist als im Horrorgenre, ein, mit entsprechend gedämpften Erwartungen. Eine geschiedene, junge Mutter (Jennifer Connelly) bezieht aus finanziellen Gründen mit ihrer kleinen Tochter Ceci (Ariel Gade) ein heruntergekommenes Appartement am Stadtrand, das ein dunkles Geheimnis birgt, so dass sich schon bald die mysteriösen Ereignisse mehren, bis sie zu einer handfesten Bedrohung werden. Entwickelt Ceci aufgrund der schwierigen familiären Umstände harmlose Marotten oder sind fremde Mächte am Werke, die von ihr Besitz zu ergreifen versuchen? Was hat es mit dem Wasserschaden in der Wohnung darüber auf sich? Welches Unglück ist passiert und in welchem Zusammenhang steht es mit dem grantigen Hausmeister und schließlich mit der gestressten Mutter und ihrer Tochter?

Auch das Remake bemüht sich, eine besondere Atmosphäre zu erschaffen, die Melancholie einer verregneten Großstadt, Ausdruck von Einsamkeit und Anonymität, vom Verlorensein im großen Ganzen. Das gelingt nicht schlecht in einer farblichen Tristesse, die ein unwirtliches Ambiente schafft. Wie das Original schreibt Salles’ Film Sentimentalität groß und verzichtet weitestgehend auf horrortypische Schockmomente. Im Endeffekt sieht das dann aber so aus, dass man mit der Erwartungshaltung des Zuschauers an der Grenze des Zumutbaren spielt: Viele Szenen werden so aufgebaut, dass man sich auf eine erschreckende Begebenheit einstellt, die letztlich fast immer ausbleibt, was zunächst recht beruhigend wirken mag, sich aber bald abnutzt und eine inhaltliche Leere zurücklässt. Das Sentimentale verfällt dabei zudem gern ins Schwülstige, was alles wiederum überhaupt nicht mit den karikierend überzeichneten, bisweilen fast komödiantischen Nebenrollen korrespondiert, als wolle man dem Zuschauer selbst tiefergehende Gefühle nicht wirklich zumuten. Das ist inkonsequent und macht „Dark Water“ zu einem irgendwie zu seichten, wenig memorablen Filmerlebnis.

Die Connelly als Mutter am Rande der Überforderung und manchmal gar fast im abgemergelten Junkie-Look ist gewöhnungsbedürftig, die kleine Gade hingegen ist ein wirklich süßes und talentiertes Kind. Die Stärken des Films liegen darin, zumindest zeitweise den besonderen Zauber von Mutter-Kind-Beziehungen vor der eingangs beschriebenen ungemütlichen Kulisse durchklingen zu lassen, was unterm Strich aber nicht für einen guten Film reicht. Das bedeutet, dass Salles’ Neuinterpretation letztendlich in etwa so ausgefallen ist, wie ich es erwartet bzw. befürchtet hatte und einmal mehr beweist, dass gerade in atmosphärischen Fragen die Japaner in ihren Mystery-Gruslern eindeutig die Nase vorn haben.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: Dark Water - Walter Salles

Beitrag von Adalmar »

Da ich auf Jennifer Connelly stehe, ist der Film für mich grundsätzlich sehenswert, aber ansonsten gebe ich Nakatas Original definitiv den Vorzug. Die Geschichte hat für mich was sehr Japanisches. Nicht dass es diese Hochhaus-Anonymität in anderen Ländern nicht gäbe, aber bestimmte japanische Bilderwelten, die auch diesen Film prägen, sind für mich schwer daraus wegzudenken. Z. B. die beliebten "Hello Kitty"-Utensilien kriegen hier in ihrer ganzen Niedlichkeit schon was sehr Gruseliges.
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Il Grande Silenzio
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Re: Dark Water - Walter Salles

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Ich kenne das Original nicht, nach diversen "Ich bin ein totes Kind und wandle umher..." hat mich dieses Remake nicht mehr vom Hocker gehauen.

Leider ist "Dark Water" nicht annhähernd so gruselig wie zB "The Ring", die Story ist einfach zu flach und ohne Überraschungen. Wirklich gruselige Schockmomente fehlen, i-wie hat man das alles schon (besser) gesehen.

Das es in New York so eine Art Regenzeit gibt, wusste ich auch noch nicht.

Jennifer Connelly spielt wie immer überzeugend, kann den Plot aber auch nicht retten.

Leidlich spannender Durchschnittsgrusler nach Schema F 4/10
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Adalmar
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Adalmar »

Hättest du mal das Original geguckt. Für mich ein Film, der nur in einer japanischen Umgebung so richtig funktioniert. Ich kenne Japan nicht aus eigener Erfahrung, aber das Szenario hatte für mich wohl mehr oder weniger subjektiv was "typisch Japanisches" wie viele J-Horror-Produktionen.
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Il Grande Silenzio
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Adalmar hat geschrieben:Hättest du mal das Original geguckt. Für mich ein Film, der nur in einer japanischen Umgebung so richtig funktioniert. Ich kenne Japan nicht aus eigener Erfahrung, aber das Szenario hatte für mich wohl mehr oder weniger subjektiv was "typisch Japanisches" wie viele J-Horror-Produktionen.
Die DVD hatte ich mal günstig gebraucht in der Videothek gekauft und seit Jahren rumliegen, nun konnte ich mich aufraffen, ihn zu sehen.

Wie meinst du das mit "japanischer Umgebung"? Ich war mal in Japan, daher auch mein Faible für Kaijus. Der Film könnte aber ja in jedem Hochhaus-Ghetto funktionieren, wenn er denn einen spannenden Plot hätte.

Ein guter Indikator für Grusler ist meine Freundin, die äußerst schreckhaft ist. Bei "Dark Water" hat sie nicht einmal gezuckt. :thdown: :mrgreen:
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Adalmar
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Adalmar »

Theoretiker hat geschrieben:Wie meinst du das mit "japanischer Umgebung"?
Das ist nicht so leicht zu erklären. J-Horror-Filme haben für mich oft eine ganz eigentümliche Atmosphäre. Da kommt, glaube ich, sehr vieles zusammen. Nicht nur die Schauplätze, sondern auch die Art, wie sie kameratechnisch eingefangen werden. Bis zu einem gewissen Punkt sicher auch eine gewisse Fremdheit, die die Schauplätze ausstrahlen, z. B. die anders eingerichteten Wohnungen.
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Arkadin
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Re: Dark Water - Walter Salles

Beitrag von Arkadin »

Das US-Remake kenne ich nicht, aber das Original finde ich großartig. Allerdings würde ich das dann auch weniger bei "Horror", sondern eher bei "Drama mit übernatürlichem Anstrich" einordnen.
Früher war mehr Lametta
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purgatorio
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Re: Dark Water - Walter Salles

Beitrag von purgatorio »

DARK WATER – DUNKLE WASSER (DARK WATER, USA 2005, Regie: Walter Salles)

Offenbar wieder ein unnötiges Remake eines Japano-Gruslers. Sicherlich, die tragische Komponente ist vorhanden, aber alles in allem bietet der Film nur wenig. Zumal die gesamte Story irgendwie auch reichlich unspektakulär ist. 4-5/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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