DAS GEISTERHAUS / THE HOUSE THAT WOULD NOT DIE (1970) [TV]
mit Barbara Stanwyck, Richard Egan, Michael Anderson Jr., Doreen Lang, Mabel Albertson und Kitty Winn
eine Produktion der Aaron Spelling Productions | für ABC
ein Film von John Llewellyn Moxey
»Ich glaube wir sollten in diesem Haus doch keine spiritistische Sitzung abhalten!«
»Die Heizung funktioniert, erfrieren werden wir nicht.« Das bestimmt nicht, denkt man sich als Zuschauer, denn es werden vermutlich weitaus grauenvollere Dinge auf die neuen Bewohner dieser vier Wände zukommen. Die anfängliche Begeisterung über das schöne Interieur und das Ambiente werden von den zwei neuen Bewohnerinnen zwar anfangs euphorisch in den Fokus gerückt, jedoch mag sich dieses Gefühl nicht im Entferntesten auf den skeptischen Zuschauer übertragen, was gleich eine der besonderen Stärken dieses Films ausmacht. Er lebt im besonderen Maße von seiner beklemmenden und mysteriösen Atmosphäre, die teilweise so dicht wird, dass sie quasi alle Beteiligten im Würgegriff hält. Dementsprechend geschieht der Einstieg auch ziemlich schnell und man befindet sich mit Hilfe einiger bewährter Griffe unmittelbar im Geschehen. Die erste Nacht ist bereits durchzogen mit beunruhigenden Geräuschen, Schritten und Stimmen, Miss Stanwyck findet sich in einem bizarren Traum wieder und die Nacht wird plötzlich von einem entsetzlichen Schrei zum Tag gemacht.
Klassische Stilmittel und ein straffer Spannungsaufbau sorgen für permanente Aufmerksamkeit und die nötigen Informationen zum Verständnis werden ganz knapp und präzise geliefert, als plötzlich gefühlt scharenweise Nachbarn auftauchen, die das sagenumwobene Haus charakterisieren und somit die zu konstruierende Atmosphäre anheizen. Die verstorbene Besitzerin des Hauses lebte anscheinend wie eine Einsiedlerin und alle wollen das Spukhaus einmal von innen sehen und berichten bei dieser Gelegenheit von einigen alt hergebrachten Mythen. Aufgrund der begrenzten Spieldauer von nur gut siebzig Minuten wird dementsprechend ein schnelles Tempo vorgelegt, das die Atmosphäre ungemein begünstigt, die spätestens in der ersten Séance einen unbehaglichen Höhepunkt erlebt. Dabei kommen recht einfache, aber wirkungsvolle Mittel zum Tragen, die vor allem im akustischen Bereich zu vernehmen sind. Ein heulender Wind durchzieht das komplette Haus, dessen Eiseskälte man förmlich spüren kann, Personen reagieren heftig und und lange Zeit unverständlich, man hat das Gefühl es sei eine unsichtbare Person zugegen, von der eine latente Gefahr ausgeht.
"Das Geisterhaus" entwickelt sich zielsicher zu einem angenehmen Grusler, wenngleich man nicht vergessen darf, dass man es lediglich mit einem TV-Beitrag zu tun hat. Diese Silhouette ist von Anfang bis Ende auch stets offensichtlich, was man insbesondere in der Ausstattung sehen kann, aber die Regie hat aus den verfügbaren Mitteln das Optimum herausschlagen können. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Barbara Stanwyck das Szenario nicht nur anführt, sondern auch mit Eleganz und Ausstrahlung anreichert. Dieser Schuss Star-Bonus steht der Produktion natürlich sehr gut und lässt schon alleine deswegen nie den Eindruck von Belanglosigkeit aufkommen. Überhaupt hinterlässt das recht übersichtlich gehaltene Ensemble einen guten und größtenteils bleibenden Eindruck, vor allem ist hier Richard Egan zu nennen, der sowohl eine solide, als auch unheimliche Vorstellung hinterlassen kann. Erstmalig ist Kitty Winn zu sehen, die Jahre später mit den Filmen "Der Exorzist" und "Exorzist II - Der Ketzer" große Bekanntheit erlangen sollte. Überhaupt sind hier große Parallelen zu der Rolle der Sharon aus diesen beiden späteren Produktionen zu erkennen, weil sie eine ähnlich empfundene Tragik, Zerrissenheit und Fragilität transportiert.
Die Geschichte um das geerbte Haus samt Gespenst ist im Grunde genommen eher herkömmlich und wirkt im Endeffekt wenig ausgefeilt. Umso erfreulicher ist die wirklich ansprechende Umsetzung die genügend Grusel und mysteriöse Spannung fabrizieren kann, um einen interessanten und teilweise sogar packenden Verlauf zu garantieren. Das Finale fällt im Gesamteindruck leider etwas ab, denn es wirkt recht hastig konstruiert. Außerdem kommt das unbestimmte Gefühl auf, dass einige Fragen unbeantwortet geblieben sind, vielleicht hätte man auch gerne noch eine Art Prognose für den weiteren Verbleib der Personen angeboten bekommen. Nichtsdestotrotz bleibt nach diesem schnellen Ende der positive Gesamteindruck bestehen, dass man es für TV-Verhältnisse mit einem überdurchschnittlichen Beitrag zu tun hatte, der von John Llewellyn Moxey sehr klassisch umgesetzt wurde und immer wieder mit beeindruckenden Sequenzen überzeugen konnte. Recht gelungen!