Das Grauen kam um Mitternacht - Bernard L. Kowalski (1958)

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buxtebrawler
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Das Grauen kam um Mitternacht - Bernard L. Kowalski (1958)

Beitrag von buxtebrawler »

Bild

Originaltitel: Night of the Blood Beast

Herstellungsland: USA / 1958

Regie: Bernard L. Kowalski

Darsteller: John Baer, Angela Greene, Ed Nelson, Georgianna Carter, Michael Emmet, Tyler McVey, Ross Sturlin
Kurz nach dem Raketenstart von Major John Corcoran wird dessen Schiff von einem Einschlag beschädigt und kehrt unverrichteter Dinge per Crash zur Erde zurück. Als sein Team das Raumschiff bergen will, ist nicht viel davon übrig, doch Corcoran ist weder tot noch lebendig - stattdessen leben in seinem Blut jetzt offenbar amöbenhafte Kreaturen. Und dann ist da noch ein außerirdischer Besucher, der mit dem Schiff zur Erde gekommen ist und nun Einlaß in die Labore begehrt - das Alien steht offenbar mit Corcoran in Verbindung...
Quelle: www.ofdb.de

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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dr. freudstein
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Re: Das Grauen kam um Mitternacht - Bernard L. Kowalski (1958)

Beitrag von dr. freudstein »

ah geil, den Film brauche ich auch noch, klingt interessant und ausserdem hab ich ein Bild gemalt bekommen, wo mein Kopf mit ins Motiv eingearbeitet wurde :lol:
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buxtebrawler
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Re: Das Grauen kam um Mitternacht - Bernard L. Kowalski (1958)

Beitrag von buxtebrawler »

„Schnell sind wir bei der Hand, wenn es gilt, etwas zu zerstören!“

„Night of the Blood Beast“ aus dem Jahre 1958 ist eine dieser „American International Pictures“-Produktionen der Corman-Brüder Gene (hier erstmals offiziell als Produzent genannt) und Roger, die im Double Feature mit einem weiteren Reißer im Autokino liefen und über ein karges Budget verfügten, ein klassischer B-Science-Fiction-Horror-Movie also. Mit der Regie betraute man Bernard L. Kowalski („Die letzte Mahnung war aus Blei“). Das gezeichnete Plakatmotiv, in dem eine riesige Bestienpranke einen abgerissenen Kopf hält, sieht großartig aus und dürfte manch Neugierigen ins Kino gelockt haben, hat aber nicht das Geringste mit dem Film zu tun. Ebenso wenig mit dem ursprünglichen Film zu tun hat die deutsche Kinofassung des „Mercator Filmverleihs“ um Bodo Gaus, der sie nicht wie manch anderen Importfilm mit einem Pro- und/oder Epilog verlängerte, sondern kräftig die Schere ansetzte und das zusammengestauchte Resultat mit einer Art Kurzfassung eines ganz anderen Kreaturenspektakels, nämlich „Attack of the Giant Leeches“, anreicherte. Auf die Idee brachte ihn vermutlich der identische Hauptdarsteller.

Major John Corcoran (Michael Emmet, „Immer jagte er Blondinen“) stürzt auf der Rückkehr von einer Raumfahrtexpedition mit seiner Rakete ab. Seine Kollegen von der Raumfahrtbehörde bergen ihn und wähnen ihn tot. Doch Corcoran weist keine Anzeichen einer Leichenstarre auf und findet tatsächlich ins Leben zurück. Es stellt sich heraus, dass er nicht allein aus dem All zurückkam, sondern eine außerirdische Kreatur mitbrachte, die zwar Menschen tötet, jedoch von Corcoran verteidigt wird – er steht unter telepathischem Einfluss des Extraterrestrischen...

Nach 15 Minuten bietet der Schwarzweiß-Film die erste Monster-Attacke, die jedoch lediglich in Form von Schatten zu sehen ist. Bis zum ersten richtigen Auftritt der Lebensform muss der Zuschauer eine knappe halbe Stunde warten. Die Zeit wird überbrückt mit dem durchaus gelungenen Herbeiführen düsterer, klaustrophobischer Stimmung im Inneren der Forschungsstation, wo sich die Männer und Frauen aufhalten. Unterm Mikroskop sind putzig animierte Blutkörperchen zu sehen, Corcoran weist so etwas wie Bisswunden auf, passable todernst spielende Schauspieler machen Lust auf große, gar schreckliche zu lüftende Geheimnisse. Doch noch knapp 40 Minuten schlägt die Stunde Bodo Gaus’ und statt die visionäre Idee der US-Fassung zu zeigen, dass Corcoran außerirdische Embryonen in seinem Körper trägt (lange Jahre vor „Alien“, in den 1950ern, wird ein für die US-Raumfahrtbehörde arbeitender Mann von einem Alien schwanger – und das auch noch vorehelich! Skandal!), lässt er Corcoran zu einer ausgedehnten Rückblende ausholen, die dieser damit begründet, dass seine Kollegen noch an der Existenz außerirdischen Lebens zweifeln. Man bekommt nun also einen hektischen Zusammenschnitt aus „Attack of the Giant Leeches“, dem jeglicher Bezug zur eigentlichen Handlung fehlt und den Corcoran spielenden Michael Emmet zu allem Überfluss in der Rolle eines unsympathischen Feiglings und Schwerenöters zeigt, die vollkommen von seiner Rolle als Corcoran divergiert. Danke, Bodo, dafür sollte man dir posthum beide Hände abhacken!

Zurück in der Forschungsstation bzw. an den von Filmemachern seinerzeit so gern frequentierten Bronson-Höhlen darf man sich dann aber wieder am gemessen an den „Leeches“ ganz gut aussehenden Man-in-Suit-Monster erfreuen (übrigens ein wiederverwerteter Strahlenschutzanzug aus „Teenage Cave Man“). Dass diese eher plumpe Erscheinung allerdings Teil einer technisch ach so fortschrittlichen Zivilisation sein soll, fällt indes zu glauben schwer und so entsteht ein extremer Kontrast, als das zerlumpte, schwerfällige Etwas im Finale mit ganz normaler Stimme in unserer Sprache sich zu erklären beginnt: Die von ihm Getöteten würden in ihm weiterleben und im Zuge des Fortschritts solle man sich doch ebenfalls von ihm töten lassen, um Unsterblichkeit zu erlangen und seiner Zivilisation zu erlauben, die Erde zu besiedeln (oder so ähnlich). Das wirkt nicht nur arg trashig, sondern wird auch dem bisherigen Verlauf des Films nicht ganz gerecht, der in erster Linie Kritik an den spontanen Tötungsvorhaben der Männer äußerte, die Corcoran stets zu verhindern suchte – man solle nicht blind und wild drauflosschießen, sondern den Dialog suchen, immerhin handele es sich um einen intelligenten, weit gereisten Besucher. Diese fortschrittliche Herangehensweise innerhalb eines Science-Fiction-Films, wie sie beispielsweise schon fünf Jahre zuvor ein Jack Arnold in „Gefahr aus dem Weltall“ demonstrierte, wird davon konterkariert, das Wesen tatsächlich zu einem mit sinistren Absichten zu erklären, das es zu bekämpfen gilt. Mit der durch die Absorption einhergehenden Zerstörung individuellen Lebens erinnert der Film an „Die Dämonischen“ und positioniert sich letztlich irgendwo zwischen den Stühlen des typischen Paranoia-Kinos der 1950er und -60er. Wohlwollend könnte man die These aufstellen, „Night of the Blood Beast“ kritisiere die inneramerikanische Aggression gegen alles Fremde sowie die finsteren Pläne möglicher Invasoren gleichermaßen, realistischer ist aber vermutlich die Einschätzung als nicht ganz durchdachte Schnellproduktion, die manch Genretypisches aufgriff und neu zusammensetzte. Dass man dabei mitunter aber angenehme Eigenkreativität mitbrachte, habe ich bereits erwähnt und die schöne Kameraarbeit, die ein paar kleinere Fahrten unternimmt und spannende Perspektiven bietet, trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei, diesen Film zu einem soliden, charmanten Science-Fiction-Abenteuer, das ein typisches Kind seiner Zeit ist, zu machen. Meine Benotung (5/10) bezieht sich auf die deutsche Fassung...
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Re: Das Grauen kam um Mitternacht - Bernard L. Kowalski (1958)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 30.04.2021 bei Aberle Media noch einmal auf DVD:

Bild

Extras:
Trailer, US Fassung

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=108248

Wird auch Teil der voraussichtlich am 25.06.2021 ebd. erscheinenden "Roger Corman Edition"-5-DVD-Box sein:

Bild

Enthält:
Der kleine Horrorladen, 74 Min.
Das Grauen kam um Mitternacht, 67 Min.
The Terror - Schloß des Schreckens, 82 Min.
Das Vermächtnis des Prof. Boni, 64 Min. inkl. erstmals in einer kolorierten Fassung!
Das Raubtier, 80 Min.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=109664
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