Das Grauen kommt um 10 - Fred Walton (1979)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Re: Das Grauen kommt um 10 - Fred Walton

Beitrag von horror1966 »

Captain Blitz hat geschrieben:
Kommt von Explosive Media und wohl erst am 13.06., laut OFDB und Amazon.

Stimmt definitiv, mein Händler hat heute extra dort angerufen und diese Info bekommen.
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horror1966
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Re: Das Grauen kommt um 10 - Fred Walton

Beitrag von horror1966 »

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Das Grauen kommt um 10
(When a Stranger Calls)
mit Carol Kane, Rutanya Alda, Carmen Argenziano, Kirsten Larkin, William Boyett, Charles Durning, Ron O'Neal, Rachel Roberts, Tony Beckley, Colleen Dewhurst, Michael Champion, Joseph Reale, Ed Wright, Louise Wright
Regie: Fred Walton
Drehbuch: Fred Walton / Steve Feke
Kamera: Donald Peterman
Musik. Dana Kaproff
FSK 16
USA / 1979

Die Highschool-Babysitterin Jill wird eines Abends während ihres Dienstes, von einem Anrufer terrorisiert. Entnervt bittet sie die Polizei, den Anrufer festzustellen, als er sich schon wieder meldet und ihr die berühmte Frage "Haben sie schon nach den Kindern gesehen?" stellt. Tatsächlich findet sie die Kinder ermordet auf und erfährt kurz darauf, das die Anrufe aus demselben Haus kommen. Knapp kann sie dem Killer entkommen, dieser wandert ins Gefängnis. Sieben Jahre später jedoch kommt er wieder frei und die Anrufe bei Jill, jetzt selbst Mutter, beginnen wieder…


Was lange währt wird endlich gut, diesen Spruch kann man bei der vorliegenden Veröffentlichung wirklich anwenden. Mit "When a Stranger Calls" wie der Film im Original heißt erhält nun endlich nach geschlagenen 35 Jahren ein Klassiker des Psycho-Thrillers bei uns seine Premiere auf DVD-und Blu-ray, was eigentlich schon sehr lange überfällig war. Trotz seiner sicherlich vorhandenen Klasse stößt dieses Werk nicht bei allen Leuten auf ungeteilte Freude, denn so manch einer sagt der Geschichte doch diverse Längen nach, die ich persönlich aber definitiv nicht entdecken kann. Sicher, "Das Grauen kommt um 10" hat seine absoluten Stärken-und Höhepunkt im ersten-und letzten Filmdrittel, wobei insbesondere die ersten gut 25 Minuten an Intensität und Spannung wohl schwerlich zu überbieten sind. In dieser Zeitspanne baut Regisseur Fred Walton nämlich einen dermaßen straff gezogenen Spannungsbogen auf, das man selbst heute nach weit über drei Jahrzehnten immer noch echte Schweißausbrüche bekommen kann. Und das obwohl man lediglich mit einer einzigen Person konfrontiert wird, die hier jedoch ein psychisches Schreckens-Szenario über sich ergehen lassen muss, das dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dabei steht der äußerst subtil aufkommende Horror ganz eindeutig im Vordergrund und dem Betrachter präsentiert sich eine extrem angespannte Situation, in die man sich unglaublich gut einfühlen kann und so jederzeit die gleichen furchtbaren Momente erlebt wie Babysitter Jill.

Die beklemmende Atmosphäre der Ausgangslage legt sich wie eine zentnerschwere Last auf die eigenen Schultern und nicht selten überkommt einen dabei das Gefühl, das man unter der nervlichen Anspannung fast zusammenbrechen könnte. Vor allem der Moment der Erkenntnis, das sich der Täter im gleichen Haus befinden muss ist trotz Kenntnis der Inhaltsangabe ein echter Schockmoment und an dieser Stelle der Geschichte merkt man dann auch spätestens, wie tief man selbst in die bedrohliche Situation eingetaucht ist und wie sehr sie einem doch zu schaffen macht. Allein die bloße Vorstellung sich mit einem Psychophaten in einem Haus zu befinden sorgt für höchste Intensität, wobei die gelungene Umsetzung des Ganzen ihr Übriges tut, um die Ereignisse glaubhaft-und authentisch erscheinen zu lassen. Danach gibt es dann den berühmt-berüchtigten Schnitt in der Story die gleichzeitig einen Zeitsprung von 7 Jahren macht und erst dann wieder ansetzt, als der verurteilte Mörder aus der psychiatrischen Anstalt fliehen kann, in die er damals eingeliefert wurde. Es offenbart sich nun ein längerer Mittelteil, in dem man ausschließlich mit Privatdetektiv John Clifford (Charles Durning) und seiner Suche nach dem Entflohenen konfrontiert wird, was für manch einen einen unnötigen Stil-und Spannungseinbruch darstellt weshalb dieser Mittelteil auch leider viel zu oft als große Schwäche dieses Filmes angesehen wird. Dabei halte ich das für vollkommen übertrieben-und ungerechtfertigt, denn die Suche des ehemaligen Polizisten gestaltet sich viel interessanter, als manche Kritik es eventuell vermuten lässt.

Dem Zuschauer zeigen sich dabei ebenso die Sichtweise des Jägers, sowie auch die des Gejagten und beide Seiten werfen dabei äußerst spannende Facetten auf, denn rein psychologisch gesehen sind beide Blickwinkel extrem gut in Szene gesetzt worden. Gleichzeitig beleuchtet die Geschichte dabei auch noch zusätzlich soziale Probleme, spielt spielen sich die entsprechenden Passagen doch im Obdachlosen-Milieu ab. Zwar hegt man keinerlei Mitleid mit dem psychopathischen Mörder, doch seine Figur steht doch gleichzeitig stellvertretend für die von der Gesellschaft Ausgestoßenen und zeigt dabei einen eindringlichen Einblick all derer, die im normalen Leben keine Chance mehr erlangen können. So bietet der Film also auch durchaus sozialkritische Ansätze und sind ein nicht unwichtiger Bestandteil in einem äußerst überzeugendem Gesamtpaket, das dann im letzten Drittel zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurückkehrt. Nun steht nämlich die damalige Babysitterin Jill ungewollt wieder im Fokus der Geschehnisse, die mittlerweile selbst zweifache Mutter geworden ist. Ein Anruf in einem Restaurant löst traumatische Erinnerungen in ihr aus, denn eine wohlbekannte Stimme hat wieder einmal die Frage gestellt: !Haben sie nach den Kindern gesehen"? Schlagartig ist die grandiose Grundstimmung vom Anfang wieder vorhanden und es entwickelt sich ein ähnliches Szenario, in dem die gute Jill dieses Mal aber noch mehr im Mittelpunkt steht als ihr lieb sein kann.

Letztendlich ist "Das Grauen kommt um 10" viel mehr als nur ein handelsüblicher Psycho-Thriller, denn die Geschichte enthält ebenso Anleihen vom klassischen Krimi und offeriert im oft gescholtenen Mittelteil sogar Züge, die an ein sozialkritisches Drama erinnern. Manch einem mag diese Kombination vielleicht nicht gänzlich zusagen, doch gerade darin sehe ich persönlich die ganz große Stärke eines Werkes, das sich so extrem wohlwollend von etlichen Nachahmern abhebt. Fred Walton hat hier einen wirklich zeitlosen Klassiker auf den Weg gebracht, dem auch das Rad der Zeit nicht schaden konnte. Ob nun vor 35 Jahren oder in der heutigen Zeit, die Story nimmt einen immer wieder aufs Neue für sich ein und man wird regelrecht von der dichten Grundstimmung ummantelt, die sich insbesondere im ersten-und im letzten Teil entfachen kann. Nun endlich hat es das Werk auch bei uns den Weg auf eine DVD gefunden, wofür man Explosive Media nur ein dickes Lob aussprechen kann, zudem auch die vorhandene Qualität der silbernen Scheibe überzeugen kann. Wem schon das Remake "Unbekannter Anrufer" gefallen hat der kommt an diesem brillanten Original keinesfalls vorbei, das in meinen Augen immer noch zwei Klassen über der Neuauflage angesiedelt ist.


Fazit:


Unendlich lange musste man sich gedulden bis nun endlich die lang erhoffte Veröffentlichung dieses zeitlosen Klassikers wahr geworden ist. "Das Grauen kommt um 10" ist definitiv ein Film, der auch im Laufe der Jahre rein gar nichts von seiner unglaublichen Faszination eingebüßt hat und auch heute noch tadellos funktioniert.


9/10
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jogiwan
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Re: Das Grauen kommt um 10 - Fred Walton (1979)

Beitrag von jogiwan »

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Die Babysitterin Jill (Carol Kane) wird eines Abends von Dr. Mandrakis (Carmen Argenziano) engagiert um nach dessen Kindern zu sehen, während sich dieser mit seiner Gattin (Rutanya Alda) einen schönen Abend machen möchte. Als wiederholt das Telefon klingelt und ein mysteriöser Anrufer sie nach den Kindern fragt, glaubt die Schülerin zuerst an einen Scherz ihrer Freundin, doch schon wenig später fühlt sie sich bedroht und informiert die Polizei, die Jill rät Ruhe zu bewahren. Doch die Anrufe des Stalkers gehen weiter und als die Telefongesellschaft diese zurückverfolgt, wird entdeckt, dass diese von einem anderen Anschluss aus demselben Haus kommen und ein Psychopath die Kinder im Schlaf ermordet hat, der wenig später von der Polizei gefasst wird.

Sieben Jahre später kann der als Curt Duncan (Tony Beckley) identifizierte und für unzurechnungsfähig erklärte Kindsmörder jedoch aus der geschlossenen Anstalt entfliehen und der Polizist Clifford (Charles Durning), der den Engländer seinerzeit festnehmen konnte und mittlerweile als Privatdetektiv seine Brötchen verdient wird von Dr. Mandrakis engagiert, um Duncan zu finden und dafür zu sorgen, dass sich dieser nie wieder an Kinder vergreifen kann. Dieser nutzt auch seine alten Kontakte aus Polizeizeiten und überprüft kleinere Delikte, Anzeigen und Übergriffe und kommt Duncan wenig später auch tatsächlich in der Obdachlosenszene in Los Angeles auf die Spur.

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Dieser hat mit Tracy (Colleen Dewhurst) auch rasch ein neues Stalking-Opfer gefunden und versucht auf eher plumpe Weise die Mittvierzigerin in einer heruntergekommenen Bar anzusprechen und wird wenig später verprügelt, als er die abweisend verhaltende Tracy wiederholt an der Bar belästigt. Doch Duncan gibt nicht auf und folgt der Frau bis zu ihrer Wohnung. Als Tracy den verletzten Duncan vor ihrer Türe sieht, hat sie Mitleid und um den Mann loszuwerden verspricht sie, mit ihn einmal auf einen Drink zu gehen, ohne zu ahnen, welcher Gefahr sie sich damit aussetzt. Als Clifford der Frau von dem Verbrecher erzählt willigt diese ein den Lockvogel zu spielen und fast gelingt es dem Privatdetektiv den Verbrecher zu stellen, als dieser in die Wohnung einbricht und Tracy bedroht.

Dennoch verliert sich wenig später seine Spur im nächtlichen Los Angeles und auch ein weiterer Versuch Duncan in einer Notschlafstelle zu erwischen schlägt fehl. Clifford macht sich weiter auf die Suche und dennoch scheint der Psychopath wie vom Erdboden verschluckt. Durch einen kleinen Zeitungsbericht über ihre karitative Tätigkeit wird Duncan jedoch neuerlich auf die Jill aufmerksam, die mittlerweile verheiratet ist und selbst zwei kleine Kinder hat und am Stadtrand in einem Haus lebt. Als Jill eines Abends mit ihrem Mann dessen Beförderung feiert und dafür auch eine Babysitterin engagiert, erhält sie im Restaurant überraschend einen Anruf mit der derselben Botschaft, die sie bereits sieben Jahre zuvor in Angst und Schrecken versetzt hat…

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Es gibt wohl nur ganz wenige Filme, bei denen einige Szenen oder einzelne Momente ausreichen um einen bestimmten Streifen nachhaltig im Gedächtnis des Zuschauers so zu verankern, dass man ihn so schnell nicht mehr vergessen kann. Im Falle von Fred Waltons 1979 gedrehten Thriller „Das Grauen kommt um 10“ sind es die ersten zwanzig Minuten in denen ein unbekannter Anrufer eine Babysitterin terrorisiert, die dafür gesorgt haben, dass der Streifen Kultstatus erlangt hat und sich auch heute noch immer großer Beliebtheit erfreut. Der Beginn und auch das Ende mit Carol Kane sind auch wahnsinnig spannend ausgefallen und basierend auf einer urbanen Legende über den Babysitter und dem Killer im eigenen Haus wird hier wirklich mit einfachen Mitteln das Maximum herausgeholt.

Leider gibt es in „When a Stranger calls“ aber auch noch einen ausgedehnten Mittelteil, der die Suche eines Privatdetektivs nach dem entflohenen Psychopathen beschreibt und rückblickend auch immer wieder die Geschehnisse des Beginns aufgreift, ehe am Ende erneut die mittlerweile erwachsene Jill ins Spiel kommt und der Streifen mit einer Variation des Beginns neuerlich ordentlich Fahrt aufnimmt. Und obwohl es am Ende noch einen netten Schocker gibt, kann dieser Mittelteil in Punkte Suspense auch nicht ansatzweise mit dem Beginn mithalten, was zur Folge hat, das der Streifen so wirkt, als würde ihm nach dem ersten Drittel schon die Puste ausgehen und es ist auch wenig verwunderlich, dass auch vermarktungstechnisch auch nur die Sache mit dem Babysitter Erwähnung findet.

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Zwar ist „When a Stranger calls“ schon auch noch immer ein überdurchschnittlicher Thriller aus dem Spannungsfeld von Slasher, Psychothriller und Drama, aber insgesamt gesehen wirkt der Streifen trotz toller Sequenzen einfach zu unausgewogen und der starke Auftakt und das Ende können nicht über den doch etwas zu lang Mittelteil hinwegtäuschen, in dem „Kommissar Zufall“ etwas überstrapaziert wird. Wenn man John Carpenters thematisch sehr ähnlich gelagerten Streifen „Halloween“ als Vergleich nimmt, in dessen Fahrwasser auch „Das Grauen kommt um 10“ entstanden ist, merkt man auch, dass viel mehr möglich gewesen wäre, wenn man sich weniger auf eine erwachsenere Zielgruppe und mehr auf die Figuren konzentriert hätte, mit dem Zuschauer auch am meisten am Herzen liegen. Und da punktet Carol Kane als Jill einfach mehr als ein behäbiger Privatdetektiv und Colleen Dewhurst als trinkfeste und gestalkte Mittvierzigerin.

Dennoch hat auch Fred Walton das Potential seiner Figuren zweifelsfrei erkannt und mit „Stimme der Dunkelheit“ im Jahr 1993 einen Quasi-Nachfolger als TV-Film gedreht hat, in der Carol Kane und Charles Durning wieder in ihren Rollen auftauchen und sich Scream-Queen Jill Schoelen als Babysitterin einem mysteriösen Eindringling gegenüber sieht und nun ebenfalls ganz oben auf meiner Liste steht. Im Jahre 2006 wurde mit „Unbekannter Anrufer“ unter der Regie von Simon West dann auch noch ein etwas zu braves Remake gedreht, das zwar wesentlich bekannter scheint, jedoch nicht die Intensität von „Das Grauen kommt um 10“ erreicht und sich auch eher an ein jugendliches Publikum richtet, welches die Originalvorlage nicht kennt.

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Aber natürlich überwiegt ja jetzt ohnehin die Freude, dass es dieser bislang nur auf VHS veröffentlichte Streifen, dessen Free-TV-Ausstrahlungen auch schon wieder lange her sind, endlich auf DVD und Blu-Ray geschafft hat und Fred Waltons Streifen auch neu in HD abgetastet wurde. Die Bildqualität bietet auch in der DVD-Variante keinen Anlass zur Kritik und auch wenn der Ton der deutschen Synchro etwas dumpf erscheint, kann man fast rundum zufrieden sein. Als Beigabe gibt es neben Trailern und Bildergalerie, die auf DVD und Blu-Ray ident sind noch ein kleines Booklet mit Artwork zum Film und einem kurzen und mit „Im Schatten eines Klassikers“ betitelten und kurzen Text von Nando Rohner, in dem ebenfalls der Bezug zu „Halloween“ hergestellt wird.

Unterm Strich bleibt ein durchwegs gelungener, aber nicht gänzlich geglückter Thriller, der wohl als eine Art „erwachsene“ Variante bzw. Ergänzung von „Halloween“ gedacht war und auch einen fulminanten und hochspannenden Auftakt bietet, der unbestritten zu den ganz großen Momenten der Thriller-Kinogeschichte gezählt werden kann. Danach geht es spannungstechnisch leider erst einmal ziemlich bergab und es folgt ein eher höhepunktsloser Mittelteil, bevor Fred Walton am Ende mit einem Schocker-Finale noch einmal so richtig aufdreht. Der besagte Mittelteil kann nicht einmal ansatzweise mithalten und irgendwie ist es schade, dass man das Spannungslevel nicht durchgehend halten konnte um durchgängig etwas ganz Großes zu schaffen. So bleibt ein lediglich überdurchschnittlicher Thriller mit Stärken und Schwächen und eine VÖ, auf die viele Fans – inklusive meiner Wenigkeit – schon viel zu lange warten mussten.

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it´s fun to stay at the YMCA!!!



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