Das Haus der Vergessenen - Wes Craven (1991)

Moderator: jogiwan

Antworten
untot
Beiträge: 6900
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Das Haus der Vergessenen - Wes Craven (1991)

Beitrag von untot »

Bild

Originaltitel: The People Under the Stairs

Herstellungsland: USA

Erscheinungsjahr: 1991

Regie: Wes Craven

Darsteller: Brandon Quintin Adams, Everett McGill, Wendy Robie, A.J. Langer, Ving Rhames, Sean Whalen,
Bill Cobbs, Kelly Jo Minter, Jeremy Roberts, Conni Marie Brazelton, Joshua Cox, John Hostetter...

Inhalt:
Um Geld für seine kranke Mutter zu besorgen lässt sich der arme, schwarze Junge Fool überreden an einem Einbruch in das gruselig wirkende Haus eines Nachbarn, teilzunehmen.
In das Haus eingedrungen, entwickelt sich der Beutezug aber zu einem wahren Albtraum.
Die Hausbesitzer sind offensichtlich mordlustige Psychopathen, das Paar hat ihr Haus zu einer wahren Festung umgebaut, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt.
Fool muss sich erst mal verstecken und lernt dabei die kleine Alice kennen...

Fazit:
Dieser Streifen entführt einen in eine genial abartige Welt, einen Mikrokosmos hinter den Mauern dieses Hauses.
"Das Haus der Vergessenen" ist spannend, psychopatisch, schwarzhumorig, sadistisch und vor allem erfrischend anders, hebt er sich doch aus dem ganzen "Einheitsbrei" der Horrorindustrie eindeutig hervor.
Kurz, ein Film mit Klasse, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte!

8/10
Bild
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39052
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven

Beitrag von jogiwan »

Temporeiche Geisterbahnfahrt in die Abgründe des White-Trash in Form einer degenerierten Familie mit dunklem Geheimnis im Keller, zwischen den Wänden, sowieso und überhaupt. Was als Coming-of-Age-Drama beginnt wird recht rasch zur schwarzhumorigen Horrorsause und weil ständig was passiert, kommt der geneigte Zuschauer auch erst gar nicht in die Lage, sich Gedanken darüber zu machen, dass die ganze Sache keinerlei Logik-Prüfung standhalten würde. Da rummst es an allen Ecken und wenn nichts mehr geht, wird ein neues As aus dem Ärmel gezaubert, damit die Sache nicht ins Stocken gerät. Liebenswertes Genre-Kino mit lustigen Einfällen und einem Herrn Craven kann man ja sowieso nicht böse sein. Spaßig!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
Arkadin
Beiträge: 11121
Registriert: Do 15. Apr 2010, 21:31
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven

Beitrag von Arkadin »

Den mochte ich damals. Aber generell finde ich die Craven-Sachen, die er in den 90ern gemacht hat unterschätzt. "Vampire in Brooklyn" z.B. ist auch nicht so schlecht, wie er immer gemacht wird - der sitzt nur eben zwischen zwei Stühlen. Ähnlich wie "Haus der Vergessenen", der sich auch nicht so recht in eine Schublade stecken lässt. Müsste man mal wieder gucken. Allein schon wegen Everett McGill und Wendy Robie. :)
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich sehe niemals, noch höre ich oder spreche Böses...“ (Überlebenstaktik im Hause Robeson)

Zwischen seiner TV-Arbeit „Night Visions“ und der Wiederaufnahme seines Serienkillers und „Traummanns“ Freddy Krueger in „Freddy’s New Nightmare“ drehte US-Horror-Regisseur Wes Craven im Jahre 1991 den Horrorfilm „Das Haus der Vergessenen“, sein erster Film jener Dekade. Das Drehbuch stammt ebenfalls aus seiner Feder.

Ghettokid „Fool“ (Brandon Quintin Adams, „Moonwalker“) ist verzweifelt: Seine Familie ist verarmt und seine Mutter benötigt dringend Geld, um sich eine lebenswichtige Operation leisten zu können. Zusammen mit zwei befreundeten älteren Kleinkriminellen dringt er in das Haus der seltsamen Familie Robeson ein, von der man sagt, dass diese einen Goldschatz horten würde und die zudem das Viertel systematisch ausbeutet. Im Haus angelangt jedoch segnen Fools Freunde schnell das Zeitliche und muss nun auch er selbst um sein junges Leben bangen, denn die Familie entpuppt als inzestiöses und mörderisches Geschwisterpaar, das im Keller des Hauses von der Außenwelt isoliert Kinder und Jugendliche gefangen hält, die im Laufe der Jahre kannibalistische Neigungen entwickelt haben. Außerdem lernt er das Mädchen Alice (A.J. Langer, „Flucht aus L.A.“) kennen, die angebliche Tochter des Paars (Wendy Robie, „.Dentist II - Zahnarzt des Schreckens“ und Everett McGill, „Werwolf von Tarker Mills“). Zusammen versuchen die beiden, ihrer Situation zu entkommen und der sich des Zugriffs des sadistischen Paares entziehende Roach (Sean Whalen, „Batmans Rückkehr“), der zwischen den Wänden des architektonischen Kuriosums lebt, hilft ihnen dabei…

Wes Cravens „Das Haus der Vergessenen“ ist eine hysterische, überzeichnete, schwarzhumorige Parabel auf den mit geistiger wie ökonomischer Gesundheit nicht mehr viel gemein habenden Zustand der besitzenden Klasse, ihr sinnloses Anhäufen von Reichtum, ihr krampfhaftes Festhalten an vermeintlich traditionell gewachsenen Verhältnissen, deren bizarre Entstellungen sie selbst nicht mehr wahrzunehmen in der Lage sind und die fatalen Auswirkungen auf die elementaren Grundbedürfnisse der Bevölkerung wie gesundheitliche Absicherung und bezahlbaren, menschenwürdigen Wohnraum. Zu diesem Zwecke wurde eine Familie erdacht, die sich nach außen hin das Gesicht konservativer Durchschnittsamerikaner gibt, sich mit ihrem wahren Handeln und ihren eigentlichen Interessen aber weitestmöglich abschottet von Bevölkerung und staatlichem Einfluss. Stilistisch bewegt sich Craven damit zwischen zahlreiche Genremotive abdeckendem Horror, der mit tief verwurzelten Ängsten spielt, jedoch jeweils auch aus zahlreichen anderen Produktionen bekannt sein sollte, und einem sich an den Erzählstrukturen des Mainstreams orientierenden, alptraummärchenhaften Kinder-/Außenseiter-Fantasy-Abenteuer, das indes in wenig kindgerechter Form dargereicht wird, aber die Überwindung von Rassengrenzen sowie von Ekel und Scheu gegenüber andersartigen Wesen aufgreift.

Dabei setzt Craven auf ein beinahe irrsinniges Tempo, das einhergeht mit dem Overacting insbesondere der erwachsenen Darsteller und bei rasanten Hatzen durch Kellergänge kaum Zeit zum Luftholen lässt. Einige visuelle Härten und grauenerregende Masken garantieren Schreckspitzen und werden in ihrer Konsequenz lediglich durch den satirisch-humoristischen Unterton in ihrer Wirkung relativiert. So hält sich der Verstörungsgrad in Grenzen, während die wenig ambivalenten Charakterisierungen und die Thematik zweier (dann doch gar nicht so) hilfloser Kinder gegen eine übermächtige, von der gefühlskalten Erwachsenenwelt ausgehenden Gefahr dem Märchenhaften Vorschub leistet. Das Ende ist dann irgendwo zwischen spielbergesker kitschiger Sozialromantik und abstrahierter, allgemein verständlicher und – wie letztlich der ganze Film – auf emotionaler Ebene funktionierender Beschreibung der potentiellen Macht eines solidarischen Einstehens für seine Rechte anzusiedeln.

„Das Haus der Vergessenen“ ist von Anfang bis Ende „typisch US-amerikanisch“ und mag auf den ersten Blick etwas oberflächlich erscheinen mit seiner wenig subtilen Art, gesellschaftliche Missstände aufzugreifen um dem Zuschauer in der beschriebenen Form um die Ohren zu hauen, ist für den wahren Mainstream und dessen Sehgewohnheiten aber zu schwer verdaulich und bietet unabhängig davon aber unterhaltsame, laut polternde Genrekost, passable Schauspieler, bizarr-morbide Kulissen und einem Inszenierungsstil, der sich durchaus angenehm an große Kinder bzw. das Kind im Manne richtet. Sicherlich kein Craven-Klassiker, aber ein sympathischer, recht gelungener Film. Dass man des Öfteren an den in der Wand lebenden Herrn Riebmann wird denken müssen, konnte der gute Wes seinerzeit natürlich nicht ahnen...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39052
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven

Beitrag von jogiwan »

Gottchen, der war indiziert? ;)
schnittberichte.com hat geschrieben: "Das Haus der Vergessenen" ist nicht mehr indiziert - Wes Cravens Horrorfilm nach 25 Jahren vom Index

Wes Cravens Das Haus der Vergessenen (Original: The People Under the Stairs, 1991) kam ungekürzt und um 2,5 Minuten zensierte FSK 16-Fassung auf VHS heraus (Schnittbericht). 1993 wurde er von der BPjS indiziert.

Universal veröffentlichte den Horrorfilm 2005 als deutsche DVD-Premiere, 2014 brachte ihn Koch Media auch auf Blu-ray auf den Markt. Nach 25 Jahren der Indizierung ist Das Haus der Vergessenen jetzt gestrichen worden und darf ungeschnitten der FSK vorgelegt werden.
quelle: schnittberichte.com
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39052
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven (1991)

Beitrag von jogiwan »

Jetzt neu mit zeitgemäßer Freigabe-Entscheidung:
schnittberichte.com hat geschrieben: Das Haus der Vergessenen erhielt uncut eine FSK 16

Wes Cravens Das Haus der Vergessenen (Original: The People Under the Stairs, 1991) kam ungekürzt und um 2,5 Minuten zensierte FSK 16-Fassung auf VHS heraus (Schnittbericht). 1993 wurde er von der BPjS indiziert.

Universal veröffentlichte den Horrorfilm 2005 als deutsche DVD-Premiere, 2014 brachte ihn Koch Media auch auf Blu-ray auf den Markt. Nach 25 Jahren der Indizierung ist Das Haus der Vergessenen im Januar 2018 gestrichen worden, die FSK gab ihn nun ab 16 Jahren frei.

Bild
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven (1991)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 31.07.2018 bei 8-Films als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

Bild

Extras:
* 32-seitiges Booklet von Mike Blankenburg
* Making Of
* Diverse Trailer
* TV-Spots
* Slideshow

Bemerkung:
Limitiert auf 333 Stück

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=88676
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Haus der Vergessenen - Wes Craven (1991)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 06.12.2018 noch einmal bei Koch Media als Blu-ray/Doppel-DVD-Kombination im Mediabook:

Bild

Extras:
Trailer, Audiokommentar mit Wes Craven, Audiokommentar mit Brandon Adams, A.J. Langer, Sean Whalen und Yan Birch, Making of, Bildergalerie u.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=89303
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten