Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Moderator: jogiwan

Antworten
untot
Beiträge: 6900
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von untot »

Bild

Originaltitel: River's Edge

Herstellungsland: USA

Erscheinungsjahr: 1986

Regie: Tim Hunter

Darsteller: Crispin Glover, Keanu Reeves, Ione Skye, Daniel Roebuck, Dennis Hopper, Joshua John Miller,
Roxana Zal, Josh Richman, Phil Brock, Tom Bower, Constance Forslund, Leo Rossi...

Inhalt:
Eine Kleinstadt in Oregon.
Mit schnellem Sex, Alkohol und Dope versuchen Samson und seine Freunde Matt und Layne Abwechslung in ihr trostloses Leben zu bringen.
Als Samson scheinbar grundlos seine Freundin tötet, halten es die Kids für ihre Pflicht, ihn vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren.
Sie beseitigen die Leiche und verstecken den Täter bei Feck (Dennis Hopper), einem kaputten Ex-Rocker, der in einer heruntergekommenen Villa haust.
Eines Abends gehen Feck und Samson zum Ort des Verbrechens...

Fazit:
"Das Messer am Ufer" ist eine kleine Perle, des 80er Jahre Independentkinos, zum Sound der damaligen Metalbands unter anderem auch SLAYER, inzenierte Tim Hunter diese düstere Story, nach einer angeblich wahren Begebenheit.
Mit den damals noch blutjungen Crispin Glover und Keanu Reeves, auch Dennis Hopper, der hier einmal mehr, in seiner typischen Art den Psychopaten verkörpert, hat einen wirklich großartigen Auftritt!
Keine leicht verdauliche Filmkost, aber hier sollte man wirklich einen Blick riskieren, es lohnt sich!

8/10
Zuletzt geändert von untot am Do 20. Jan 2011, 23:43, insgesamt 2-mal geändert.
Bild
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von dr. freudstein »

Oh, mit SLAYER :o ist zwar ne Metal Band und nicht Matal, aber :lol:
Heute scheint ja DENNIS HOPPER Tag zu sein, der Film klingt interessant.
untot
Beiträge: 6900
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von untot »

Oh :oops: berichtigt! :)

Ja, der Film ist auch gut, is mir wegen Deinem Thread und wegen Hopper eingefallen, wollt mir den grad angucken, Tape kaputtgegengen, geht mir echt pausenlos so, es lebe die DVD, weg mit diesem VHS-Schrott! :x
Bild
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von buxtebrawler »

Kenn ich gar nicht, klingt aber sehr vielversprechend - 80er, Slayer, Rocker, Hopper... danke für den Tipp! Die DVD scheint OOP, aber noch zum fairen Kurs zu haben.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
untot
Beiträge: 6900
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von untot »

Auch wegen Deinem 80er Fetisch hab ich den eingestellt Bux, die DVD ist wirklich erschwinglich, wird umgehend geordert! :D
Bild
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich hab’ ’ne eigene Theorie entwickelt: Man baut Scheiße – ok, es ist geschehen – und dann stirbt man... Hast du noch’n Bier für mich?“

Das Drama „Das Messer am Ufer“ von US-Regisseur Tim Hunter zeichnet ein Bild einer emotional verkümmerten Kleinstadtjugend, die dem Mord an einer ihrer Freundinnen – begangen aus den eigenen Reihen! – mit erschreckender Gleichgültigkeit gegenübersteht, und zwar sowohl seitens des Täters als auch der gemeinsamen Freunde. Einer Gleichgültigkeit, die sich bis zu diesem Zeitpunkt durch ihr ganzes Leben zu ziehen scheint, das in angespannten familiären Verhältnissen und einem tristen, freudlosen Umfeld lediglich mit Alkohol, Drogen und Thrash Metal erträglich wird. Die Polizei zu rufen, ist lange Zeit keine Option, der von Layne vehement eingeforderte Zusammenhalt aber auch nicht so wirklich, so dass man der Situation recht ratlos gegenübersteht. Schließlich kommt man auf die Idee, den Täter „Samson“ bei einem durchgeknallten, sich ebenfalls wegen Mordes vor der Polizei versteckenden, einbeinigen Ex-Biker und Drogendealer unterzubringen… Dieser nennt sich Feck und wird von niemand Geringerem als Dennis Hopper verkörpert. Feck öffnet grundsätzlich nur mit Pistole im Anschlag die Tür und führt eine tiefgehende Beziehung zu einer Gummipuppe. Hopper mimt diesen schrägen Charakter grandios. Allein schon für diese Performance lohnt sich das Anschauen dieses Films, der für seine Entstehungszeit Mitte der 1980er recht ungewöhnlicher Natur ist. Eine Jugend, die sich mit ihrer Situation anscheinend abgefunden und irgendwie arrangiert hat, ohne die große Rebellion zu verspüren oder sich selbst zu reflektieren und in ihrem eigenen Moloch vor sich hinvegetiert. Dabei bedient sich der Film eher leiserer Töne, übertriebenes „White Trash“-Gepöbel bleibt ebenso aus wie andere Klischees, so dass man sich als Zuschauer den geistigen und moralischen Zustand der Clique erst nach und nach vergegenwärtigt. Das führt zu einem gewissen Realismus, der sich durch die Hintertür einschleicht und behutsam, aber konsequent seine unheilvolle Wirkung entfacht. Dazu bei trägt die besondere Atmosphäre des Films, die sich malerischer, jahreszeitbedingt sonniger Bilder bedient, die eine trügerische Idylle schaffen. Gleichzeitig erkennt man dadurch all die ungenutzten Möglichkeit der Jugendlichen, die Unfähigkeit, aus ihrer Situation das Beste zu machen und zu versuchen, z.B. einen netten Sommer miteinander zu verbringen. Unterbrochen und abgeschwächt wird dieser Effekt leider regelmäßig durch Crispin Glover, dessen Rolle als Layne zu meinem Unverständnis komödiantisch ausgelegt wurde und der sich daher in Overacting ergibt. Ansonsten ist aber, was die glaubwürdigen Rollen und ihre sie ausfüllenden Schauspieler mit u.a. dem junge Keanu Reeves, Ione Skye und Daniel Roebuck betrifft, alles im grünen Bereich. Besonders Roebuck als gefühlskalter Mörder gefällt mir in der Entwicklung, die er im Laufe der Handlung vom schweigsamen, bemitleidenswerten Fettklops zur wahnsinnigen Nervensäge, die man spätestens dann am liebsten verprügeln würde, offenbart. Die Dialoge zwischen ihm und Feck, am Flussufer sitzend, sind überaus gelungen; diese Momente zählen sicherlich zu den stärksten des Films. Etwas Hoffnung, den emotionalen Zustand zumindest zweier Protagonisten betreffend, flammt im Rahmen einer kleinen, eingeschobenen Romanze auf, durch die sich Matt und seine Freundin weiterzuentwickeln scheinen. Schöne Gossenromantik, die womöglich Erinnerungen an die eigene nicht ganz geradlinige Jugend aufkommen lässt. Was die Handlung betrifft, die durchaus die eine oder andere Überraschung parat hat und allein schon durch ihre Absurdität den ungläubigen Zuschauer fesselt, möchte ich nicht mehr verraten. Letztlich scheint es sich um einen Film zu handeln, der bestimmt intensiver gestaltet hätte werden können und dessen humoristische Einlagen mir etwas zuviel des Guten sind, der aber trotzdem auf relativ subtile Weise eine gewisse Nachhaltigkeit beim Zuschauer erzielt.

Ich möchte nur hoffen, dass die durch T-Shirts und Musik aus dem Autoradio (Slayer) ausgedrückten musikalischen Vorlieben der Jungs nicht als Symptom für die „Verkommenheit“ der Jugend herhalten sollten...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
untot
Beiträge: 6900
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von untot »

Schönes Review Bux! :thup:
Bild
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von buxtebrawler »

untot hat geschrieben:Schönes Review Bux! :thup:
Danke, auch für den Filmtipp noch mal :)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 40041
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Das Messer am Ufer - Tim Hunter

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 29.03.2019 bei Camera Obscura als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

Bild

Extras:
- Audiokommentar von Regisseur Tim Hunter
- Featurette mit Darsteller Daniel Roebuck
- Featurette mit Kameramann Frederick Elmes
- Englischer und deutscher Trailer
- Fotogalerie
- Buchteil mit Essay von Prof. Dr. Marcus Stiglegger

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=92522

Hier würde mich der Audiokommentar ja wirklich mal interessieren...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten