Das total verrückte Ferien-Camp - Ken Wiederhorn (1984)

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Das total verrückte Ferien-Camp - Ken Wiederhorn (1984)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Meatballs Part II

Herstellungsland: USA / 1984

Regie: Ken Wiederhorn

Darsteller(innen): Richard Mulligan, Hamilton Camp, John Mengatti, Kim Richards, Archie Hahn, Misty Rowe, Ralph Seymour, Tammy Taylor, John Larroquette, Paul Reubens, Jason Hervey, David Hollander u. A.
Giddym (Richard Mulligan) der Besitzer des Feriencamps Sasquatch, versucht, sein Camp am Leben zu halten, während sein Rivale vom anderen Ende des Sees ihn vertreiben will, damit er sein Geschäft vergrößern kann. Im Feriencamp tobt derweil das Chaos, da die Jungs auf Teufel komm raus entjungfert werden wollen, die Mädchen aber mehr auf Romantik stehen. (Pressetext)
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Re: Das total verrückte Ferien-Camp - Ken Wiederhorn (1984)

Beitrag von buxtebrawler »

„Großer Gott, genau so'n Camp kam in ‘nem Film vor: Freitag der 13.!“

Im Jahre 1979 definierte US-Regisseur Ivan Reitmann mit „„Babyspeck und Fleischklößchen“ alias „Meatballs“ das uramerikanische Subgenre der Ferienlager-Komödie und zog einige Nachahmer nach sich. Eine offizielle Fortsetzung ließ jedoch bis 1984 auf sich warten: „Das total verrückte Ferien-Camp“ alias „Meatballs Part II“ entstand unter der Regie Ken Wiederhorns, der 1977 mit dem Nazi-Zombie-Heuler „Shock Waves“, zwei Jahre später mit dem „Animal House“-Rip-Off „King Frat“ und anschließend dem Semi-Slasher „Die Augen eines Fremden“ auf sich aufmerksam gemacht hatte.

„Ich dulde kein Gerede über Pimmelchen!“

Das von Besitzer Giddy (Richard Mulligan, „Der rosarote Panther wird gejagt“) betriebene Feriencamp „Sasquash“ ist von der Schließung bedroht, seit Militärcamp-Betreiber Hershey (prädestinierter Name: Hamilton Camp, „Der Teufels-Schrei“) das gesamte Gebiet aufkaufen will, um sein „Camp Patton“ auszuweiten. Giddy schlägt vor, den traditionellen Boxkampf Ende des Sommers über die zukünftigen Gebietsansprüche entscheiden zu lassen. Der juvenile Delinquent Flash (John Mengatti, „Hadleys letzter Kampf“) aus der Stadt muss derweil als Bewährungsauflage als „ASK“ („Aufseher für schwererziehbare Kinder“) in Giddys Camp, wo die naive Cheryl (Kim Richards, „Assault - Anschlag bei Nacht“) ein Auge auf ihn wirft – und er auf sie. Als auch noch ein außerirdisches Elternpaar seinen Sohn Armefett (Felix Silla, „Sssssnake Kobra“) ins Camp abschiebt, freunden sich Flashs Schützlinge mit dem fremden Besucher an. Und dann ist da auch noch Jeremy O. (uncredited), der zum Camp dazustößt, weil sein Auto eine Panne hat. Als er von der ungewissen Zukunft des Camps erfährt, verbündet er sich mit Flash und Armefett gegen Hershey und dessen finstere Absichten…

Mit seinem gut ins Bein gehenden Rock’n’Roll-Song im Vorspann beginnt „Meatballs Part II“ eigentlich recht lässig, die extrahohe Fistelstimme des Busfahrers Albert (Paul Reubens, „Freitag, der 713.“) ist jedoch bereits ein erstes Indiz für das bisweilen recht flache Humorverständnis des Films. Die exemplarisch herausgepickten Eltern-Kind-Verabschiedungen angesichts des bevorstehenden Ferienlageraufenthalts punkten hingegen mit Dialogwitz und Hersheys Drillcamp kann als Karikatur aufs Militär durchgewunken werden. Die mehrmalige Bezugnahme auf die „Freitag der 13.“-Camp-Slasher-Reihe durch die Kampierenden ist ein Indikator für Wiederhorns Affinität zum Horror-Genre (im Lagerkino läuft zudem „Shock Waves“) und beweist, wie sehr diese Filme zum Populärkulturgut geworden waren. Anstelle eines maskierten Killers bekommt man es hier jedoch mit einem „niedlichen“, schüchternen Außerirdischen im Ostfriesennerz mit großen Kulleraugen zu tun. Es wirkt fast so, als habe man versucht, auf der „E.T.“-Welle um freundliche Außerirdische mitzureiten. Ca. 20 Minuten sind vergangen, wenn die Alien-Eltern ihren Sohn ins Ferienlager abschieben, wo er von den jüngsten Bewohnern auf dem Klo entdeckt wird.

In zunächst vom extraterrestrischen Besucher getrennt zu betrachtenden Handlungssträngen lässt sich Flash von Giddy (im Deutschen mit Homer-Simpson-Stimme!) zum Kampf gegen den stotternden Boxer Boomer (Joe Nipote, „Der Kuß des Fremden“) überreden, während sich die Mädelsclique um Cheryl Pimmelfotos ansieht und es sich aufgrund Cheryls Unaufgeklärt- und Unerfahrenheit zum Ziel setzt, dass sie vor Ferienende einen echten Penis zu Gesicht bekommt – wobei sie die Rechnung jedoch ohne die sexualfeindliche Aufseherin gemacht haben. So bleibt „Meatballs Part II“ ähnlich wie sein Vorgänger recht züchtig, Oben-ohne- oder gar Softsex-Szenen gibt es keine. Ein recht witzig anzusehender Streich um vertauschte Hüttennummern bringt sowohl Boomer als auch den Aufseher um den Stich, was zudem allegorisch für den Film ist: Alberei schlägt Sex. Wie sich Cheryl und Flash näherkommen ist eigentlich ganz süß, wird aber leider abrupt abgebrochen. Dass Flash schließlich um die „Seemeisterschaft“ boxen wird, ist ebenso vorhersehbar wie der Slapstick und Klamauk, aus denen sich der Humor des Films zu immer größeren Teilen speist. Die obligatorische Aerobic-Szene erinnert daran, dass man sich im Jahre 1984 befindet.

Für fragwürdige Abwechslung sorgt Armefett (im Original „Meathead“), der durch feste Materie hindurchgehen kann und sich mit den Jünglingen sowie mit Flash anfreundet, um – natürlich – Flash im finalen Boxkampf gegen „Henry, das Monster“ beizustehen: Als Flash zu verlieren droht, reanimiert Armefett ihn und verleiht ihm Flügel. Oh je… Damit verabschiedet man sich endgültig in Richtung Kinderfilm, nachdem man zuvor zumindest über weite Strecken allen Albernheiten zum Trotz immerhin eine nette Ferienlageratmosphäre inklusive einiger hübscher Nachtaufnahmen durchschimmern hatte lassen. Nach einem allumfassenden Happy End und dem im Abspann erneut aufgegriffenen Titelsong hat dieser Spuk ein Ende, den man sich eigentlich auf der Suche nach etwas Zerstreuung an einem Sonntagnachmittag schon einmal drücken kann, der durch sein infantiles Science-Fiction-Crossover aber leider doch ein hartes Brot wird…
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