Death Valley - Dick Richards (1982)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Death Valley - Dick Richards (1982)

Beitrag von Blap »

Death Valley

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BD+DVD Combo: Shout! Factory (USA)



Death Valley (USA 1982, Originaltitel: Death Valley)

Geschlitze im Tal des Todes

Billy (Peter Billingsley) leidet unter der Trennung seiner Eltern. In seiner Heimatstadt New York verabschiedet sich der kleine Junge tränenreich vom geliebten Vater (Edward Herrmann), fliegt wenig später mit seiner Mutter Sally (Catherine Hicks) in den Südwesten der USA. Während eines gemeinsamen Urlaubs soll Billy sich an Mike (Paul Le Mat) gewöhnen, Jugendliebe und neuer Lebensgefährte der Mutter. Für den kleinen Jungen keine leichte Aufgabe, ebenso eine Herausforderung für Mike und Sally. Beim Spaziergang durch die Wüste entdeckt Billy ein Wohnmobil, offenbar sind die Reisenden nicht anwesend, heimlich lässt der Eindringling eine goldene Kette samt Änhänger verschwinden. Kurz zuvor wurden drei junge Leute grausam im Camper abgeschlachtet, doch Mike, Sally und Billy verlassen den Ort ohne Kenntnis dieser fürchterlichen Vorfälle. Nach kurzer Rast geht die Reise weiter, man trifft auf eine gesicherte Unfallstelle, das zuvor von Billy betretene Wohnmobil liegt nun ausgebrannt neben der Landstrasse. Schon nagt das schlechte Gewissen an Billy, voller Reue übergibt er dem Sheriff (Wilford Brimley) die entwendete Kette, inklusive Mitteilung einer wichtigen Beobachtung. Während sich die Urlauber dem Vergnügen hingeben wollen, bringen weitere Ermittlungen nicht nur den Sheriff in akute Lebensgefahr ...

"Death Valley" reitet zwar auf der "Früh-Achtziger-Slasherwelle" mit, präsentiert aber in mancherlei Hinsicht durchaus eigenständig und erfrischend. Hier wird kein Campus zum Spielplatz des Killers, kein Maskenmann jagt bekiffte Teenies durch den finsteren Wald. Zu Beginn mutet der Streifen nach Scheidungsdrama an. Rührselige Szenen stellen uns Billy vor, ein kluger Junge, dennoch hilflos und traurig über das Zerwürfnis der Eltern. Diesen Faden nimmt man immer wieder auf, Billy lässt den neuen Mann an Mutters Seite gern auflaufen, Mike bemüht sich recht geduldig um die Zuneigung des Kindes. Meist bleibt die Kamera recht nah an den Darstellern, die weitläufige Landschaft dient lediglich als unaufdringliches Umfeld. Spannung und Härte bewegen sich in gemäßigten Bahnen, das durchweg gut aufgelegte Ensemble trägt den Film ohne wüste Exzesse durch kurzweilige 88 Minuten. Regisseur Dick Richards hat keine allzu umfassende Filmographie vorzuweisen, inszeniert gleichwohl mit entspannter Routine, kann sich ohne Ausnahme auf seine Mitstreiter vor und hinter der Kamera verlassen.

Kinder in Filmen, manchmal ein schwieriges Thema. "Death Valley" stellt zu allem Überfluß einen kleinen Jungen mit Hang zur Klugscheißerei in den Mittelpunkt, bringt überdies das Thema Scheidung ins Spiel. Keine allzu guten Vorzeichen für einen gelungenen Filmabend? Gern gebe ich Entwarnung, schnell gewöhnt man sich nicht nur an Billy, nach und nach wächst einem der kleine Bursche sogar ein wenig ans Herz. Peter Billingsley spielt erstaunlich gut, bringt die Trauer über den Verlust des bisherigen Umfelds überzeugend rüber, bereits erwähnte Besserwisserei mag ich Billy kaum anlasten, unter Druck mutiert er nicht zum Superboy, insgesamt angenehm, lobenswert und irgendwie putzig. Catherine Hicks ist jedem Horrorfan bekannt, sie wurde einige Jahre später von Chucky drangsaliert, war dort erneut als besorgte Mutter eines kleinen Jungen zu sehen. Sally gefällt mir gut, sie meistert den schwierigen Spagat zwischen Sohn und Lover erstaunlich, baut beiden Seiten immer wieder goldene Brücken. Paul Le Mat kommt folglich nicht als fieser Stiefvateranwärter daher, Mike ist der freundliche Durchschittstyp für den mittelgroßen Hunger. Als Bösewicht(e) bekommen wir es mit Stephen McHattie zu tun, einem vielbeschäftigter Schauspieler mit markanten Gesichtszügen, im Finale darf er für einige Minuten auf die Pauke hauen, zuvor sorgt er für leichte Gruselschauer. Positiv fällt auch Wilford Brimley auf, er gibt den knuffigen Sheriff, bricht das Klischee vom faulen und widerlichen Dorfbullen auf. Ihr wollt den hässlichsten Babysitter aller Zeiten sehen, obendrein verfressen, aufgedunsen und grenzdebil? Mary Steelsmith dürfte vermutlich unschlagbar sein, herrlich! Damit sind die wichtigsten Akteure genannt, freut euch auf ein sympathisches Trüppchen.

"Death Valley" ist kein Überflieger, bietet dem Genrefan jedoch gute und erfrischende Unterhaltung. Wer sich mit Slashern sonst schwer tut, darf in diesem Fall gern einen Blick riskieren. Zusammenfassend ein kurzweilig erzählter, ansprechend photographierter und überdurchschnittlich gut besetzer Streifen, der auf seinem standfesten Gerüst mit geschätzten Schablonen spielt, dabei teils erstaunlich weit über den Tellerrand blickt. Kleine Jungs mit Brille und seltsamer Frisur ... müssen nicht zwangsläufig nervige Kackbratzen sein. Wieder was gelernt, vielen Dank dafür!

Mir liegt die BD+DVD Combo aus den USA vor, beide Scheiben kommen mit Regionalcode daher. Auf Blu-ray erstrahlt "Death Valley" in sehr schöner Qualität, im Bonusbereich ist eine kleine Auswahl von Trailern zu finden. Ferner befindet sich ein Audiokommentar mit Regisseur Dick Richards an Bord, gute Veröffentlichung eines guten Films. Bisher liegt das Werk in Deutschland lediglich auf einem gekürzten Tape vor. Vielleicht kümmert sich irgendwann ein einheimisches Label um den Flick, mir ist leider nichts davon bekannt, ergo empfehle ich die importierte Version, geeignete Abspielgerätschaften vorausgesetzt.

7/10 (gut)


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Tomaso Montanaro
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Re: Death Valley - Dick Richards

Beitrag von Tomaso Montanaro »

Die Amis haben es gut, ich sehne mich schon seit langem nach einer VÖ dieses netten kleinen Films in Deutschland - wenigstens auf DVD! Vielleicht passiert ja doch mal noch ein Wunder! Super Review!!!
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jogiwan
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Re: Death Valley - Dick Richards (1982)

Beitrag von jogiwan »

Leider arg traniger Slasher aus der Achtziger-Kiste, der zwar ständig versucht, Spannung aufzubauen die dann stets kurz darauf verpufft und auch kläglich daran scheitert, dass er dem Zuschauer abgesehen von ein paar (in der deutschen Fassung entfernten und) blutigen Kehlenschnitten auch ja nichts Kontroverses zumuten möchte. Die Idee, einen kleinen und von der Scheidung seiner Eltern mitgenommenen Klugscheißer als ungleichen Gegenpol zu einem psychopathischen Serienkiller zu positionieren ist zwar ziemlich doof aber schon irgendwie originell, würde sich der Streifen dann im Katz-und-Maus-artigen Verlauf nicht stets so vorhersehbar entwickeln, dass man als Zuschauer auch ja nicht in seinen moralischen Grundfesten erschüttert wird. Irgendwie wurde ich bei der Sichtung das Gefühl nicht los, dass hier einfach extrem viel Potential ungenutzt bleibt und statt einer fiesen Genre-Perle, die „Death Valley“ durchaus hätte werden können, ist ein zu braver Streifen in netter Kulisse und mit netten Darstellern herausgekommen, bei dem das amerikanische Familienbild stets gewahrt bleibt.

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jogiwan
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Re: Death Valley - Dick Richards (1982)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben:Leider arg traniger Slasher aus der Achtziger-Kiste, der zwar ständig versucht, Spannung aufzubauen die dann stets kurz darauf verpufft und auch kläglich daran scheitert, dass er dem Zuschauer abgesehen von ein paar (in der deutschen Fassung entfernten und) blutigen Kehlenschnitten auch ja nichts Kontroverses zumuten möchte. Die Idee, einen kleinen und von der Scheidung seiner Eltern mitgenommenen Klugscheißer als ungleichen Gegenpol zu einem psychopathischen Serienkiller zu positionieren ist zwar ziemlich doof aber schon irgendwie originell, würde sich der Streifen dann im Katz-und-Maus-artigen Verlauf nicht stets so vorhersehbar entwickeln, dass man als Zuschauer auch ja nicht in seinen moralischen Grundfesten erschüttert wird. Irgendwie wurde ich bei der Sichtung das Gefühl nicht los, dass hier einfach extrem viel Potential ungenutzt bleibt und statt einer fiesen Genre-Perle, die „Death Valley“ durchaus hätte werden können, ist ein zu braver Streifen in netter Kulisse und mit netten Darstellern herausgekommen, bei dem das amerikanische Familienbild stets gewahrt bleibt.
Langsam bin ich ja alle „Death Valley“-Filme durch und die erneute Sichtung dieses kleinen Schnarchers hat die Eindrücke nicht nur bestätigt, sondern bestärkt und irgendwie kommt der Film leider nie so richtig in die Puschen und wäre nicht der Soundtrack, würde man wohl nie so genau wissen, dass die jeweilige Szene eigentlich als spannend empfunden werden sollte. Die Geschichte ist einfach Mist und vor allem das Finale mit dem sehr seltsamen Verhalten einiger Figuren fand ich fast schon ärgerlich. Nope, so ist das nix!
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