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Darsteller: Ian Scott, Judith-Marie Bergan, James Johnson, Irwin Keyes, Jerry McGee, Lawrence Tierney u. A.
Als der junge Richard feststellt, dass die Liebe der hübschen Beverly nur käuflich ist, tötet er sie in einem Anfall von Wahnsinn. Richard versucht in der Anonymität New Yorks unterzutauchen - doch geblendet von Gewalt und Dekadenz wird er zum Psychopathen, jederzeit bereit zu töten...
„Ich hatte sie schon sehr lange beobachtet, aber ich traute mich nie, ’reinzugehen. Ich... ich wollte sie schon immer treffen. Sie gefiel mir.“
Der New Yorker Filmemacher Joseph Zito begann seine Regie-Karriere Mitte der 1970er und war ungefähr ein Jahrzehnt lang ein vielversprechender Thriller- und Horror-Regisseur, bevor er sich ab Mitte der 1980er auf militaristischen US-Action/Propaganda-Müll verlagerte. Dem Slasher-Subgenre bescherte er „The Prowler“ und den vierten „Freitag der 13.“. Sein Debüt war der Thriller „Patty - Die meistgesuchteste Frau Amerikas“, auf den unter dem Pseudonym Joseph Bigwood 1979 mit dem vorliegenden „Der Psycho-Ripper“ ein weiterer Thriller folgte.
„Ich wünschte, sie wäre ein ganz normales Mädchen gewesen, die ich irgendwo kennen gelernt hätte. Aber so hat sie mich nur angeekelt. Ich weiß auch nicht, was in mir vorgegangen ist. Ich wollte das alles nicht. Nein, ich hab es wirklich nicht gewollt.“
Der verklemmte, junge Richard (Ian Scott) kommt nicht damit klar, dass er für Beverly (Judith-Marie Bergan, „Patty - Die meistgesuchteste Frau Amerikas“) nur einer von vielen ist, denn die Dame ist die örtliche Prostituierte, bei der bzw. in die auch Sheriff Ryan (James Johnson, „Assault – Anschlag bei Nacht“) gern einmal einkehrt. Im Affekt stößt er sie aus einem Fenster, woraufhin sie verstirbt. Richard lässt die Leiche verschwinden und flieht per Anhalter nach New York, wo er auf den Geschmack gekommen zu sein scheint und weitere Morde an leichten Damen verübt. Doch der Sheriff ist ihm auf den Fersen…
„Ich darf mich in dieser Stadt nicht länger anwichsen lassen!“
Der Richards Tötungsserie eröffnende Totschlag an der Prostituierten Beverly ist ein spannend inszenierter Auftakt, der auf einen harten Psycho-Thriller schließen lässt. Nach ca. einer Viertelstunde entkommt Richard per Anhalter New York und beginnt, aus dem Off zu sprechen. „Der Psycho-Ripper“ wird zum Großstadt-Thriller; Zito zeichnet, seine Heimatstadt pessimistisch als Moloch der Gewalt und der Kriminalität, womit sein Film zu einer ganzen Reihe düsterer, wenig lebensbejahender Thriller zu zählen ist, die den „Big Apple“ als Drehort ausgewählt haben. Der eher episodische Verlauf erinnert hin und wieder an Slasher-Filme, ohne jedoch deren Horroraspekt auszureizen: Richard lernt eine Lucy (Blair Trigg) kennen, die ihn fahrlässigerweise mit nach Hause nimmt – es soll ihre letzte Nacht werden. Er lebt in einem Motel, wo er sich mit der benachbarten Dealerin Candice (Rita Ebenhart) anfreundet und Nancy (Betsy Ranlow), die Prostituierte von Gegenüber, regelmäßig durchs Fenster beobachtet. Er stürzt sich auch ins Nachtleben, besucht Strip-Bars etc. Schließlich kommt es zum Streit mit Candice, der Sheriff Ryan auf Richards Spur führt. Und als er auf Nancy losgehen will, gerät er an eine überraschend wehrhafte Frau… „Der Psycho-Ripper“ ist weder blutig noch sonstwie grafisch sonderlich hart oder explizit, dafür aber recht schmuddelig und vor allem unwohlig atmosphärisch, düster und humorlos. Das Ende kommt sehr abrupt und schlägt eine Brücke zu Richards erster Tat, auf seine psychologischen Hintergründe jedoch wird kaum eingegangen – diese lassen sich allenfalls erahnen. Obwohl der Film aus Richards Sicht erzählt wird, bleibt er doch fremd. In dieser Hinsicht hat beispielsweise ein „Maniac“ eindeutig die Nase vorn, den Sleaze-Gehalt übertrumpft Fulcis „New York Ripper“ etc. „Der Psycho-Ripper“ bleibt einfach gestrickt und gewinnt mit seinem fast ausschließlich aus „No-Names“ bestehendem Darsteller-Ensemble (Hauptdarsteller Ian Scott beispielsweise kommt ansonsten lediglich auf ein paar TV-Einsätze) auch keine Blumentöpfe, versprüht aber zusätzlichen spröden Charme.
Unterm Strich sicherlich kein weltbewegendes, aber ein mit vielen interessanten Ansätzen gespicktes, dreckiges Frühwerk Zitos, das als sein desillusorisches Konzept Sex ausschließlich mit Macht und Gewalt assoziiert, dadurch trotz gewisser Freizügigkeit bar jeder Erotik scheint und auf das Zito mit seinen Slashern aufbaute.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Erstaunlich, wie genau du im Text meine eigene Einschätzung zu dem Film wiedergegeben hast. Offenbar ist also nur unser Punktevergabesystem leicht unterschiedlich.
Gerade die Art und Weise, in der Sexualität hier besetzt ist, hatte mich beim ersten Anschauen fasziniert. Ein drastischer Kontrast zu den vielen Hollywood-Heile-Welt-Filmen, aber gleichzeitig eben auch nicht plakativ sexistisch als männliche Wichsvorlage insziniert - sehr ungewöhlicher Ansatz für einen Exploitationfilm.
Von mir bekommt das Werk folglich
7,5/10.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.