Der Rabe
The raven
USA 1935
Regie: Lew Landers
Boris Karloff, Bela Lugosi, Lester Matthews, Irene Ware, Samuel S. Hinds, Spencer Charters, Inez Courtney, Ian Wolfe, Maidel Turner, Anne Darling,
June Gittelson, Joe Haworth
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OFDB
Als der emeritierte Nervenarzt Dr. Vollin durch eine Operation das Leben der jungen Tänzerin Jean rettet, lebt sein Herz wieder auf. Nach Jahren des Rückzugs in eine düstere Traum- und Phantasiewelt, beherrscht von den morbiden Gedankenwelten Edgar Allan Poes, verliebt er sich neu. Und als Jean ihn zu einer Aufführung einlädt und für ihn das Rezitativ von Poes
The Raven tanzt, da ist es gänzlich um ihn geschehen. Jeans Vater, der Richter Thatcher lehnt diese Verbindung allerdings rigoros ab, was ihn gemeinsam mit Jean, deren Verlobtem und ein paar Freunden, ein Wochenende auf Vollins Landsitz einbringt. Auf dem Programm stehen Folter und Tod, denn das ist es, was Vollins Herz wirklich bewegt …
So ganz verstehe ich nicht, wie man THE RAVEN als Horrorfilm laufen lassen kann. Meines Erachtens ist der Film ein rassiger Psychothriller, oder wie sonst nennt man das, wenn ein Mann eine Gruppe von Menschen in ein abgelegenes Haus sperrt um sie in aller Ruhe foltern zu können? Übernatürliche Vorgänge sind auch nicht zu bestaunen, aber natürlich ist mir klar warum das Label
Horror an diesem wunderbaren und düsteren Film hängt. Boris Karloff und Bela Lugosi, die einzeln schon jahrelang Horrorfilme mit ihrer Präsenz und ihrer Kunst veredelten, und die vorher zusammen bereits in DIE SCHWARZE KATZE zu sehen waren, die beiden sind nicht nur wie eine Auszeichnung oder ein Label zu sehen, sondern sie bringen den Streifen gemeinsam auch in trockene Tücher. Lugosis süffisantes Overacting, seine sardonische und im reinsten Sinne böse Art, das fasziniert und zieht geradezu magisch an. So verspricht Dr. Vollin einem Besucher, ihm beim nächsten Mal die selbsterstellten Nachbildungen von Foltergeräten zu zeigen. Der Besucher schaudert leicht und meint “Nun ja, jeder hat sein Hobby”, woraufhin Bela Lugosi in die Ferne schaut und flüstert “Es ist mehr als ein Hobby ...” – Die Gänsehaut auf dem Rücken des Zuschauers legt ein eindrückliches Zeugnis von Lugosis Intensität ab ...
Daneben Boris Karloff als Verbrecher Bateman, der in Vollins Haus Unterschlupf gesucht hat, und von Vollin zu einem hässlichen Monster operiert wird, denn Vollin ist der Überzeugung, dass nur hässliches Aussehen echten Hass erzeugt. Bateman ist zutiefst verunsichert, ist voller Ekel vor sich selbst und seiner Umwelt, und möchte endlich ein neues Leben beginnen. Doch Vollin fordert von Bateman Mord und Folter um den Preis eines neuen Gesichtes Bateman hat keine wirkliche Chance dagegen anzugehen – Zu groß ist seine Sehnsucht nach einem normalen Leben, zu klein seine Vorstellungskraft, dass Vollin ihn gar nicht zu einem gutaussehenden Menschen operieren würde. Der selbstsichere und bösartige Vollin neben dem zaudernden und zu Untaten gedrungenen Bateman, dem unsere ganze Sympathie gehört – Ein wahres Dreamteam des Psychothrillers.
Und dazwischen, wie könnte es auch anders sein, eine Frau - Die wunderschöne Irene Ware als Jean, die uns (und Vollin) in ihrem Tanz ästhetisch entzückt und erotische Phantasien schenkt. Die so unschuldig und lasziv zugleich wirkt. Wahrlich eine Rose, für die es sich lohnt ein paar Menschen grausam zu Tode zu bringen...
THE RAVEN drückt von Beginn an aufs Tempo, überzeugt mit wunderbaren Bildern voller Melancholie und Tod sowie mit fantastischen Schauspielern, und rückt gerade durch seine knackige Laufzeit von gerademal 58 Minuten das Wesentliche in den Fokus. Keine langwierigen Subplots, keine überflüssigen Erklärungen – Das Böse ist da, es lebt, und es will den Körper von Jean besitzen und zerstören. Punkt.
Ein wunderbarer Film!
7/10