Die Frösche - George McCowan (1972)

Moderator: jogiwan

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Blap
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Die Frösche - George McCowan (1972)

Beitrag von Blap »

Noch kein Thread zu einem meiner liebsten "70er-Tierhorror-mit-Ökomessage" Flicks? Hier ein älterer -dezent angepasster- Kurzkommentar:



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Die Frösche

Das grosse Gequake

Pickett Smith (Sam Elliott) verdient sein Geld als Fotograf. Als er auf einem See per Kanu unterwegs ist, bringt ein leicht angetrunkener Bursche Picketts Nußschale mit seinem Motorboot zum kentern. Clint Crokett, so der Name des Rasers, nimmt den "Schiffbrüchigen" an Bord und entschuldigt sich für seine Unachtsamkeit. Clint und seine Schwester laden Pickett ein, er möge doch mit auf die nahe gelegene Insel kommen. Dort könne er sich umziehen und ein paar Drinks nehmen. Die Croketts sind eine wohlhabende Familie. Auf der sich in Familienbesitz befindlichen Insel, feiern das Familienoberhaupt Jason Crokett (Ray Milland) und seine Sippschaft, jedes Jahr im Juli die Geburtstage von vier Familienmitgliedern. Diesmal scheinen jedoch seltsame Dinge vorzugehen. Unzählige, fette und lärmende Frösche rauben den Inselgästen den letzten Nerv. Crokett Senior hatte bereits einen Bediensteten losgeschickt um ordentlich Gift zu verspritzen. Als der Bursche nicht wieder auftaucht, macht sich der neue Gast Pickett Smith auf die Suche nach dem Verschollenen. Er findet dessen entstellte Leiche vor, offensichtlich ist er einer Schlange zum Opfer gefallen. Die Situation eskaliert auf bedrohliche Weise, diverse Mitglieder der Famlie werden von allerlei Getier angegriffen und gemeuchelt. Während Smith an die Pickett Sippe appelliert die Insel auf schnellstem Wege zu verlassen, besteht der tyrannische Jason Crokett auf seinen Festlichkeiten. Die Natur schlägt mit geballter und gnadenloser Wucht zurück, wird jemand dem Terror der Tiere entkommen...???

Herrlich. Während "Dracula" mit Christopher Lee mein erster Gruselfilm war, so muss "Die Frösche" aka "Frogs - Killer aus dem Sumpf" mein erstes Tierhorror-Erlebnis gewesen sein. Vor einigen Monaten beschaffte ich mir endlich die DVD, freute mich auf das Wiedersehen nach langen, langen Jahren. Ich wurde nicht enttäuscht! Natürlich, der Film ist teils unglaublich naiv, die vermeintlichen Hauptdarsteller hüpfen eigentlich nur quakend umher, die Morde führt anderes Getier aus. Besonders auffällig ist der ständig erhobene "Öko-Zeigefinger". Wer die Natur in irgendeiner Form drangsaliert, wird mit Sicherheit das nächste Opfer sein. Doch auch wer sich als "Früh-Grüner" präsentiert, dem wird trotzdem nach dem Leben getrachtet. Wenn dann schliesslich sogar der Held von fiesen Schlangen angegriffen wird, hört auch seine Freude an der Natur auf, dann ereilt der Knüppel aus dem Sack das heimtückische Viehzeug.

Gewaltorgien sollte man nicht erwarten. Entweder wirken die Tierattacken unfreiwillig komisch oder werden nur angedeutet. Die Schauspieler sind durchaus konzentriert bei der Sache, die Kamera hat mir ebenso gut gefallen. Dazu gibt es diese wunderbare siebziger Jahre Atmosphäre, die durch den teils schwurbeligen, manchmal fast psychedelischen Score untermauert wird. Beim Finale wird die Inszenierung etwas holprig, man hat dem Werk gewissermaßen zwei aufeinander folgende Enden angepappt. Da beide sich gegenseitig unterstreichen, hätte man den Schlusspunkt bereits ein paar Minuten früher setzen können. Ein grösserer Kritikpunkt ist dies nicht, der Spass an diesem Film geht dadurch nicht verloren.

Die Frösche" entstand 1972, also gut drei Jahre vor Spielbergs "Jaws", welcher bekanntlich eine regelrechte Tierhorror-Welle auslöste. "Frogs" gehört sicher nicht zu den grossen Klassikern seines Genres, aber ein kleiner, kultiger Geheimtipp ist und bleibt er in jedem Fall. Ich habe den Film als kleiner Rotzlöffel ins Herz geschlossen. Auch bei einem ergrauten, alten Mann behalten die "Killer aus dem Sumpf" ihren liebenswerten, leicht schrulligen Sonderstatus.

Die DVD von MGM zeigt den Film in ordentlicher Qualität, lediglich die Schärfe schwächelt manchmal ein wenig, was mich aber nicht wirklich gestört hat. Ärgerlicher ist die gewohnt lieblose Aufmachung der DVD. Da hat ein Major wie MGM etliche wunderbare Perlen im Keller, doch von sorgfältiger Gestaltung der Scheibe keine Spur. Kein Bonusmaterial, selbst ein Trailer ist nicht vorhanden, das Menu wirkt schnell und lieblos hingerotzt. Sehr unangenehm, sehr schade, pfui Deibel MGM! Wie kann man so respektlos mit seinen Schätzchen umgehen!? Wenn man dann noch bedenkt, dass die Scheibe häufig zu Preisen deutlich oberhalb 10€ gehandelt wird, möchte man die Verantwortlichen am liebsten in den Sumpf abkommandieren. Amazon verschleudert die DVD momentan für 4.97€. Für Freunde symphatischer Tierhorror-Szenarien ein klarer Pflichtkauf. Ein Herz für die Siebziger sollte man aber als Voraussetzung mitbringen!


Sehr, sehr subjektive 8,5/10 = Sehr gut bis überragend!

***

Die DVD gibt es noch immer für kleines Geld, akutell 7 Taler bei Amazon.
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jogiwan
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von jogiwan »

vor dem hab ich bisher immer zurückgeschreckt. Keine Ahnung warum... vielleicht weil ich Frösche als Bedrohung dann doch nicht als so prickelnd erachte? Hmm... aber bei den Worten werd ich wohl auch mal einen Blick riskieren müssen - die Scheibe gibts mitunter ja auch recht günstig!
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Onkel Joe
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von Onkel Joe »

jogiwan hat geschrieben:vor dem hab ich bisher immer zurückgeschreckt. Keine Ahnung warum... vielleicht weil ich Frösche als Bedrohung dann doch nicht als so prickelnd erachte..
Der Film lohnt sich, die bedrohnung bzw. die Gefahr geht ja nicht nur von den Fröschen aus ;) .
Ich hab zwar auch erst mit den Jahren geschnallt das es ein guter ist aber mittlerweile möchte ich Ihn nicht mehr missen.Gute 6/10 :prost:
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
untot
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von untot »

Mir hat "Frogs" schon immer großen Spaß gemacht, auch wenn die Frösche auf mich nicht wirklich bedrohlich wirken und deren zahlreiche "Komplizen" sind eher knuffig als furchteinflößend.
Trotzdem ist der Film gut gemacht, erzählt er doch mit einem erhobenen Zeigefinger, das die Natur auch zurückschlagen kann, also geht vorsichtig damit um! :opa: ;)
Der Film ist auf jeden Fall nen Blick wert!

7/10
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sergio petroni
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von sergio petroni »

Früher Öko-Horror der seinen Charme durch die billige Machart und das gelungene
Inselsetting bezieht. Nimmt man die gewollte Öko-Parabel nicht so ernst bleibt ein
sympathisches, kleines Filmchen, das mich die ganzen knapp 90 Minuten ob des
dargebotenen mit einem gutgelaunten Grinsen versorgt hat.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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buxtebrawler
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 25.08.2017 bei NSM Records noch einmal auf Blu-ray:

Bild

Extras:
* Originaltrailer
* deutscher Trailer
* Filmographien
* Bildergalerie
* TV-Synchronisation
* Audiokommentar von Daniel Perée vom Wicked Vision-Magazin

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=80203
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich am 29.06.2018 bei NSM Records noch einmal auf Blu-ray und DVD erschienen:

Bild Bild

Extras:
Originaltrailer
deutscher Trailer
Filmografien
Bildergalerie
TV-Synchronisation
Audiokommentar von Daniel Perée vom Wicked Vision-Magazin

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Re: Die Frösche - George McCowan

Beitrag von jogiwan »

Wer bei „Frogs“ einen Tierhorror-Streifen mit ökologischer Botschaft erwartet, wird wohl gnadenlos enttäuscht, da der Umweltgedanke schon in den ersten Minuten einer völlig lahmen Familiengeschichte geopfert wird. Diese soll mit ihrem patriarchalischen Charakter wohl den Abgesang auf ein antiquiertes Gesellschaftssystem darstellen, bei dem neben progressivem Gedankengut auch die ehemals ausgebeutete Natur zurückschlägt. An sich eine sehr spannende Sache, die hier aber mit nervigen Figuren und unglaubwürdigen Szenario völlig verschenkt wird. Stattdessen gibt es Tieraufnahmen und lächerliche Todesszenarien, die eher zum Fremdschämen animieren. „Frogs“ kommt nie in die Gänge und langweilt zusätzlich mit Tieraufnahmen, die sich in der Dauerschleife wiederholen. Dazu wurden wohl während den Dreharbeiten auch noch zahlreiche Tiere geopfert oder gequält, was nicht nur völlig unsympathisch wirkt, sondern auch der beabsichtigten Intention des Streifens meines Erachtens völlig zuwiderläuft und mir auch noch den letzten Funken Filmgenuß vergrämt.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Die Frösche - George McCowan (1972)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ich habe den nie auf Video oder DVD gesehen, dafür aber im TV. Wenn ich die ofdb zu Rate ziehe, sollte das wohl 1981 gewesen sein.
Ganz so schlecht kommt er bei mir aus der 38 1/2 jährigen Erinnerung nicht weg, aber als Knaller schneidet er ebenfalls nicht ab. Die Ansammlung von seriösen Darstellern fand ich damals beeindruckend, die diversen Tierszenen konnten bei Zartbesaiteten durchaus einigen Ekel auslösen, irgendwelche Aale sind mir z.B. in Erinnerung geblieben?!
Mit der ökologischen Kritik ist es selbstverständlich nicht weit her, und so entpuppt sich das Ganze als halbgare Mogelpackung, mit der ich im Zeitkontext (immer wichtig bei der Beurteilung eines Films!) jedoch nicht zu hart ins Gericht gehen würde. Leidlich spannend war es immerhin.

5/10
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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