Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. - Joel Schumacher

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Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. - Joel Schumacher

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: The Incredible Shrinking Woman

Herstellungsland: USA / 1981

Regie: Joel Schumacher

Darsteller: Lily Tomlin, Charles Grodin, Ned Beatty, Henry Gibson, Elizabeth Wilson, Mark Blankfield, Maria Smith, Pamela Bellwood, John Glover, Nicholas Hormann, Jim McMullan, Shelby Balik u. A.
Die Hausfrau Pat Kramer (Lily Tomlin) wird einem Mix aus verschiedenen Haushaltschemikalien ausgesetzt und beginnt von da an unaufhaltsam zu schrumpfen. Das bringt nicht nur ihre Familie durcheinander, auch die Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel. Während sie die Medien groß rausbringen, plant eine Gruppe Finstermänner jedoch schon die Erringung der Weltherrschaft. Der Schlüssel: Pat Kramer.
Quelle: www.ofdb.de

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. - Joel Schumacher

Beitrag von buxtebrawler »

„Ausgelöst durch das Zusammenwirken von Leitungswasser, Grippeimpfung, Parfum, Kleber, Lösungsmittel und Schaumbad, Körperpuder, Shampoo, Haarspülung, Haarfestiger, Handlotion, Mundwasser, Haarspray, Mundspray und Intimspray, Deodorant, Zahnpasta, Waschmittel, Augentropfen, Nasentropfen, Haarfärbung, kalorienarme Limonade, Anti-Baby-Pille und Smog! Und durch ein Ungleichgewicht in Ihrem Organismus!“

Ein Frühwerk des US-Regisseurs Joel Schumachers („8MM“), genauer: nach zwei Spielfilmen in den 1970ern seine dritte Regiearbeit, ist „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K.“, nach Jack Arnolds „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.“ zweite Verfilmung der Science-Fiction-Geschichte Richard Mathesons um einen schrumpfenden Menschen. Drehbuchautorin Jane Wagner änderte derweil nicht nur das Geschlecht der Hauptperson.

Haus- und Ehefrau eines Werbefachmanns Pat Kramer (Lily Tomlin, „Solo für 2“) kommt mit den verschiedensten Haushaltschemikalien in Berührung. Als ihr Mann eines Tages den neuartigen Klebstoff „Galaxy Blue“ mitbringt, löst er eine verhängnisvolle chemische Reaktion aus, die Pat Kramer – zunächst unbemerkt – langsam immer weiter schrumpfen lässt. Den Alltag zu bewältigen fällt ihr zunehmend schwerer und ein Gegenmittel ist nicht in Sicht. Als die Medien auf ihr Schicksal aufmerksam werden und ihr zu ungeahnter Popularität verhelfen, weckt sie auch Begehrlichkeiten bei kriminellen Wissenschaftlern, die sie schließlich entführen, um hinter das Geheimnis ihrer Schrumpfung zu kommen. Das Motiv: Sie wollen die gesamte Menschheit verkleinern…

Diese in Form einer Science-Fiction-Komödie daherkommende Variation des Matheson’schen Stoffs bedeutete Schumachers Einstand in den 1980ern – und was für einen! Bereits zu jenem frühen Zeitpunkt des Jahrzehnts – der Film entstand 1981 – taucht Schumacher das Ambiente in kunterbunte Farben und lässt es dadurch bereits aussehen, wie die 1980er der westlichen Welt sich selbst gern sahen, sie zeitweise tatsächlich aussahen und rückblickend-verklärt gern dem einen oder anderen in Erinnerung blieben. Grund hierfür ist die satirische Karikatur der US-Vorstadt-Heile-Welt-Idylle (wie sie später beispielweise – wenn auch bezogen auf ein anderes Jahrzehnt – von „Pleasantville“ aufgegriffen wurde), der in den 1980ern ihren vorläufigen Höhepunkt erreichenden Konsumgesellschaft sowie der Werbe- und Medienlandschaft. Auch die klassische Rolle der Hausfrau und Mutter wird ein Stück weit aufs Korn genommen, wenn die eigentlich bedauernswerte, aber starke und lebenslustige Pat nicht nur zum unfreiwilligen Versuchskaninchen der Chemie-Industrie wird, sondern daraus resultierend ein Puppenhaus im Zimmer ihrer Kinder beziehen muss und schließlich im Müllschlucker landet. Klassische Situationskomik wechselt sich mit den genannten Ingredienzien ab, diesbezüglicher Höhepunkt dürften die chaotischen Szenen im Kinderzimmer sein. Gegen Ende wird verstärkt mit Slapstick-Einlagen gearbeitet.

Schumacher gelingt das Kunststück, seinen Film einerseits familientauglich zu gestalten und bisweilen bewusst gerade auch auf ein kindliches Publikum zuzuschneiden, das sich an der zwar durchschaubaren, aber effektiven Tricktechnik (übergroße Gegenstände statt wirklich schrumpfender Frau, Mann im Gorilla-Kostüm etc.) ebenso erfreut wie an den anarchischen Zuständen im Haushalt und der Farbenfreude des Films, andererseits mit seiner nie wirklich ätzenden, aber doch unüberseh- und -hörbaren Kritik an Industrie und Gesellschaft die erwachsenen Zuschauer anzusprechen. Und retrospektiv ist „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K.“ aufgrund seines überzeichneten Zeitkolorits für am Jahrzehnt Interessierte von besonderem Interesse. Natürlich sitzt längst nicht jeder Gag und wer die hier verwendete Ästhetik spätestens Mitte der 1990er überwunden hoffte, wird möglicherweise einen kleinen Kulturschock erleiden. Auch versucht Schumacher nie wirklich mehr, als an der Oberfläche zu kratzen, seine Charaktere sind ihm weit weniger wichtig als das Gesamtbild. Eher in der Rolle des Beobachters denn des Mitfühlers, entwickelt sich für das erwachsene Publikum längere Zeit nur bedingt Spannung, doch zum Finale hin setzt Schumacher geschickt auf eine Art Dreiteilung, die versöhnlich stimmt (Achtung, Spoiler): Nach einem scheinbar unerwartet tragischen Ausgang platziert er ein etwas aufgesetzt wirkendes, übertriebenes Happy End, das letztlich wiederum von einer wirklich netten Pointe konterkariert wird.

Unterm Strich erscheint mir diese Herangehensweise Schumachers und Wagners interessanter, als wenn man ein Quasi-1:1-Remake der Arnold’schen Erstverfilmung nur mit vertauschten Geschlechtern unter Verwendung modernerer, aber uncharmanterer Tricktechniken angestrebt hätte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. - Joel Schumacher

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ein sehr unterhaltsamer Film, der wenn ich mich richtig erinnere, in Deutschland gar nicht im Kino lief oder auf Video erschien, sondern seine Erstaufführung recht zeitnah zur Entstehung im Öffentlich-rechtlichen-TV der Früh- bis Mitt-Achtziger erlebte. Machte mir damals großen Spaß, vor allem weil ich das klassische Original bereits kannte.
Besonders in Erinnerung blieb mir allerdings ein im Film auftauchender Songfetzen der US-Punks "Braniacs", von denen ich auch die entsprechende Single besaß. 8-)

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Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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buxtebrawler
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Re: Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. - Joel Schumacher

Beitrag von buxtebrawler »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Ein sehr unterhaltsamer Film, der wenn ich mich richtig erinnere, in Deutschland gar nicht im Kino lief oder auf Video erschien, sondern seine Erstaufführung recht zeitnah zur Entstehung im Öffentlich-rechtlichen-TV der Früh- bis Mitt-Achtziger erlebte. Machte mir damals großen Spaß, vor allem weil ich das klassische Original bereits kannte.
Ich sah ihn Ende der 1980er oder Anfang der 1990er bei den Privaten und genau diesen TV-Mitschnitt hatte ich mir kürzlich noch einmal angesehen.
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Besonders in Erinnerung blieb mir allerdings ein im Film auftauchender Songfetzen der US-Punks "Braniacs", von denen ich auch die entsprechende Single besaß. 8-)

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Sehr cool! :thup:
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