Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Moderator: jogiwan
Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Herstellungsland: Kanada/USA, 1988
Regie: David Cronenberg
Darsteller: Jeremy Irons, Geneviève Bujold, Heidi von Palleske, Barbara Gordon, Shirley Douglas, Stephen Lack, Nick Nichols
Inhalt:
Der Film variiert am Beispiel zweier erfolgreicher Frauenheilkundler den populären Mythos, dass Zwillinge auf besondere Weise geistig verbunden, vielleicht „unzertrennlich“ sind.
Die eineiigen Zwillinge Beverly und Elliot, gefeierte Gynäkologen, Forscher und Stars ihrer Zunft, leben noch als erwachsene Männer über 40 unverheiratet in einer merkwürdigen Beziehung in einer gemeinsamen Wohnung in Toronto. Der selbstsichere narzisstische Elliot nutzt seinen Bruder aus und sonnt sich im Ruhm, während der menschenscheue, sensible Beverly im Hintergrund unbeachtet seinen Forschungen nachgeht.
Wenn Elliot seinem Bruder dann zur Krönung regelmäßig die Eroberung der ersten Nacht überlässt (ohne dass die Frauen es merken, denn es sind ja Zwillinge), ist dies nur fair und aus Elliots Sicht eine weitere Ausformung des „Zwillingsmythos“. Sein Bruder könne ja wegen seiner Schüchternheit aus eigener Kraft sowieso keine Frau erobern, worunter der gehemmte Beverly besonders leidet.
Nach belanglosen Affären kippt das fragile, symbiotische Gleichgewicht, als sich Beverly unglücklich in Claire Niveau, eine seiner Patientinnen, verliebt – zudem ein Filmstar, eine Diva. Zuerst begegnet sie ihm, nachdem sie hinter das Geheimnis der Brüder gekommen ist, mit Ablehnung, aber zumindest hat Beverly jetzt jemand anderen als seinen Bruder, den er als Projektionsfigur für seine Sehnsucht nach Erfolg benutzen kann. Wegen Dreharbeiten verlässt Claire für einige Zeit Beverly, der ein Medikamentensuchtproblem entwickelt. Irrtümlich unterstellt er ihr eine Affäre und stürzt in Verzweiflung.
(Quelle: Wikipedia)
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Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
David Cronenberg. Stets ein Garant für besondere Filmerlebnisse. Während ich mir seine frühen Spielfilme, vor allem "Shivers" und "Rabid" liegen mir sehr am Herzen, immer wieder und wieder anschauen kann, bereiten mir manche Werke ungesichtet Angst. So verweigere ich seit vielen Jahren eine Sichtung von "Crash", ebenso habe ich mich nie an "Die Unzertrennlichen" herangetraut. Als der Film vor ein paar Jahren bei Koch Media erschien, habe ich dennoch spontan zugegriffen. Nach weiteren fünf Jahren, fand nun endlich die erste Sichtung statt.
Cronenberg entfernt sich hier deutlich vom Body-Horror vorheriger Werke, überlässt die Bühne vor allem seinem Hauptdarsteller Jeremy Irons, während blutige Effekte weitgehend in den Hintergrund treten. Das Drama und zwei erfolgreiche Frauenärzte, wird durch und durch von Irons getragen, der in dieser Doppelrolle eine unglaublich intensive Performance abliefert. Die äußerlich extem ähnlichen Zwillinge, sind von ebenso extrem unterschiedlichen Charaktereigenschaften geprägt. Auf der einen Seite der dominante Frauenschwarm, Verführer und Repräsentant des Duos, auf der anderen Seite der eher zurückhaltende, feinfühlige Part und geniale Forscher. Irons gelingt es in jeder Situtation, dem Zuschauer zu vermitteln, welcher Zwilling momentan agiert. Ganz ohne massiven Einsatz technischer Hilfsmittel, sogar die Szenen, in denen Irons in beiden Rollen gleichzeitig zu sehen ist, wurden tricktechnisch sehr bodenständig realisiert.
Während Elliot seine Patientinnen, Frauen generell, vor allem als Lustobjekte und Kundinnen betrachtet, verliebt sich sein Bruder Beverly in eine von Elliots Eroberungen. Wir werden Zeuge, wie die Zwillinge ein perfides Spiel mit der Dame treiben. Doch Beverlys Liebe zu Claire Niveau (Geneviève Bujold), lässt dieses verdorbene Konstrukt aufbrechen, die Mediziner geraten zunehmend in einen Strudel des Grauens.
Wie ich bereits schrieb, spielen blutige Effekte bei "Dead Ringers" nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der Horror findet vor allem in den Köpfen der Protagonisten statt, den psychischen und physischen Verfall der Zwillinge, bringt Jeremy Irons in schauspielerischer Perfektion auf die Leinwand/den Bildschirm. Was der Film mit vorherigen Werken Cronenbergs gemeinsam hat, ist die Kälte, die sterile Atmosphäre. Sie zieht sich durch die Praxis der Ärzte, setzt sich in deren Wohnung fort, wird in öffentlichen Bereichen nicht aufgebrochen. Lediglich das Wohnumfeld von Claire setzt einen Kontrast. Doch was für Hoffnung auf Befreiung und echte Emotionen steht, führt letztlich zu einer entsetzlichen Katastrophe ... oder zur Erlösung?
Es war ein intensives Filmerlebnis. Es war ein großer Fehler, diesen Film über Jahrzehnte hinweg zu vermeiden. Dicke Empfehlung, die auch für die sehr ansprechende Blu-ray aus dem Hause Koch Media gilt.
Cronenberg entfernt sich hier deutlich vom Body-Horror vorheriger Werke, überlässt die Bühne vor allem seinem Hauptdarsteller Jeremy Irons, während blutige Effekte weitgehend in den Hintergrund treten. Das Drama und zwei erfolgreiche Frauenärzte, wird durch und durch von Irons getragen, der in dieser Doppelrolle eine unglaublich intensive Performance abliefert. Die äußerlich extem ähnlichen Zwillinge, sind von ebenso extrem unterschiedlichen Charaktereigenschaften geprägt. Auf der einen Seite der dominante Frauenschwarm, Verführer und Repräsentant des Duos, auf der anderen Seite der eher zurückhaltende, feinfühlige Part und geniale Forscher. Irons gelingt es in jeder Situtation, dem Zuschauer zu vermitteln, welcher Zwilling momentan agiert. Ganz ohne massiven Einsatz technischer Hilfsmittel, sogar die Szenen, in denen Irons in beiden Rollen gleichzeitig zu sehen ist, wurden tricktechnisch sehr bodenständig realisiert.
Während Elliot seine Patientinnen, Frauen generell, vor allem als Lustobjekte und Kundinnen betrachtet, verliebt sich sein Bruder Beverly in eine von Elliots Eroberungen. Wir werden Zeuge, wie die Zwillinge ein perfides Spiel mit der Dame treiben. Doch Beverlys Liebe zu Claire Niveau (Geneviève Bujold), lässt dieses verdorbene Konstrukt aufbrechen, die Mediziner geraten zunehmend in einen Strudel des Grauens.
Wie ich bereits schrieb, spielen blutige Effekte bei "Dead Ringers" nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der Horror findet vor allem in den Köpfen der Protagonisten statt, den psychischen und physischen Verfall der Zwillinge, bringt Jeremy Irons in schauspielerischer Perfektion auf die Leinwand/den Bildschirm. Was der Film mit vorherigen Werken Cronenbergs gemeinsam hat, ist die Kälte, die sterile Atmosphäre. Sie zieht sich durch die Praxis der Ärzte, setzt sich in deren Wohnung fort, wird in öffentlichen Bereichen nicht aufgebrochen. Lediglich das Wohnumfeld von Claire setzt einen Kontrast. Doch was für Hoffnung auf Befreiung und echte Emotionen steht, führt letztlich zu einer entsetzlichen Katastrophe ... oder zur Erlösung?
Es war ein intensives Filmerlebnis. Es war ein großer Fehler, diesen Film über Jahrzehnte hinweg zu vermeiden. Dicke Empfehlung, die auch für die sehr ansprechende Blu-ray aus dem Hause Koch Media gilt.
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- buxtebrawler
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Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Düsteres Psycho-Drama von David Cronenberg aus dem Jahre 1988 um ein nur vordergründig souveränes und erfolgreiches Zwillingspärchen, das sich als Gynäkologen verdingt, nach der Begegnung mit einer Frau aber mehr und mehr in einen Strudel aus deutlich werdenden Abhängigkeiten und Medikamentenmissbrauch gerät. Es ist letztendlich die Liebe zu einer Frau, die die harmonische Beziehung der Brüder untereinander zerbrechen lässt. Wenn diese Ihren Patientinnen dann mit skurrilem Gynäkologie-Werkzeug zuleibe rücken und ständig die Rede von mutiertem Innenleben selbiger die Rede ist, wirkt die Handlung diesen unangenehmen Films auf den Zuschauer frauenfeindlich und –verachtend, tatsächlich ist die Schauspielerin Claire, in die sich Beverly verliebt, aber nur eine Art Katalysator für die ungesunde Abhängigkeit der ungleichen Brüder voneinander, die mehr und mehr dem Wahn verfallen und als einzige Lösungsmöglichkeit die Trennung voneinander ähnlich siamesischen Zwillingen erachten. Überraschenderweise verzichtet Cronenberg hier gänzlich auf eklige Body-Horror-Effekte und widmet sich vielmehr dem Psychogramm der Brüder. Kalt, beunruhigend und tragisch.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Auf den Punkt gebracht!
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Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Eineiige Zwillinge beider Geschlechter? Gibt es das?
Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Normalerweise nicht. Aber was tut das in diesem Zusammenhang zur Sache?
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Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Nein, das ist nicht möglich. Ich vermute mal Pippolino kennt den Film nicht und glaubt "Beverly" wäre eine Frau. Was aufgrund des doch recht ungewöhnlichen Vornamens auch naheliegend wäre. Ist aber hier ein männlicher Vorname.
Früher war mehr Lametta
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Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Als zweieiiger Zwilling kann ich das nur bestätigen - ein Leben mit nur einem Ei wäre für mich auch nicht vorstellbar...
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Die Unzertrennlichen - David Cronenberg (1988)
Das mag sein. Der weiblich klingende Name wird im Film auch thematisiert. Sicher kein Zufall, dass der "weichere" Zwilling diesen Namen trägt, damit auch etwas stumpfe Zuschauer den Unterschied der Charaktere bemerken.
Beim Thema Zwillinge liegst du natürlich richtig. Es gibt aber auch eine Besonderheit: https://www.br.de/nachrichten/wissen/zw ... en,RJNdW6w
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