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Discopath
(Discopathe)
mit Jérémie Earp-Lavergne, Catherine Antaki, François Aubin, Nancy Blais, Catherine Castellucci, Katherine Cleland, Ivan Freud, Sibylle Gauthier, Francesca Gosselin, Nicolas Laliberté, Pierre Lenoir, Mathieu Lepage
Regie: Renaud Gauthier
Drehbuch: Renaud Gauthier
Kamera: John Londono
Musik: Bruce Cameron
keine Jugendfreigabe
Kanada / 2013
Als Kind musste Duane hilflos mit ansehen, wie sein musikbegeisterter Vater beim Experimentieren im heimischen Tonstudio an einem Stromschlag dahin schied. Nun, als junger Erwachsener, befällt ihn, immer wenn er Musik hört, eine merkwürdige Unruhe und der Drang, junge Frauen zu töten. Nach dem er eine Dame mordete, die ihn zum Besuch einer Disco verleitete, flieht er von New York nach Montreal, wo er den vakanten Job eines Hausmeisters in einem Mädcheninternat antritt. Schlecht nur, dass die Mädels gerne Musik hören.
Mit "Discopath" erscheint einmal mehr eine Hommage an den Slasher der 70er und 80er Jahre, in der ein psychopathischer Serienkiller durch ein Kindheits-Trauma dazu verleitet wird junge Mädchen zu töten. Dabei lässt der Regie-Erstling von Renaud Gauthier durchaus Ähnlichkeiten zu einem Klassiker wie "Maniac" erkennen, wobei die Klasse des Werkes von William Lustig allerdings nicht erreicht werden kann. Dennoch bekommt der Zuschauer in vorliegendem Fall absolut sehenswerte Genrekost geliefert, denn die Geschichte ist dermaßen krank, das eventuelles Kult-Potential auf jeden Fall zu erkennen ist. Rein inhaltlich offenbart sich dabei eine fast schon hanebüchene Story, die aber gleichzeitig auch für die wunderbar abgedrehte Atmosphäre sorgt die diesen Film durchgehend auszeichnet. Schon in den ersten Minuten fällt einem die grandiose Visualisierung der 70er Jahre auf die der Regisseur hier geschaffen hat, denn "Discopath" präsentiert sich in optischer Hinsicht wie eine Zeitreise in die Vergangenheit und bringt dem Betrachter die Disco-Ära glaubhaft wieder. Das bezieht sich in erster Linie auf Frisuren und Kleidung der Protagonisten, aber gleichzeitig auch auf den erstklassigen Soundtrack und die Locations, in denen sich die Ereignisse abspielen. Zudem ist es Gauthier gelungen dem Ganzen einen leicht ironischen Unterton zu verleihen, so das man sein Werk mit einem leichten Augenzwinkern betrachten sollte.
Teilweise präsentieren sich einige schon recht bizarre Momente und an einigen Stellen überkommt einen sogar das Gefühl, das die Grenzen zwischen Realität und Fiktion ein wenig verschwimmen. So entsteht phasenweise der Eindruck das man sich auf einem Drogen-Trip befindet, denn die visuelle Darstellung bestimmter Szenen ist wie ein kruder Bilderrausch, was die kranke Note der gesamten Chose noch stärker zum Ausdruck bringt. "Discopath" ist keinesfalls ein Film der aufgrund expliziter Gewaltdarstellungen ins Auge fällt, denn trotz einiger blutiger Momente bewegt sich der Härtegrad in einem überschaubaren Rahmen. Es ist vielmehr die krude Grundstimmung die den Betrachter in ihren Bann zieht und immer tiefer in die abartige Welt des Täters hinein zieht, der von Jérémie Earp-Lavergne absolut überzeugend dargestellt wird. Dabei verliert der Schauspieler keine großen Worte, sondern fällt vielmehr durch seine herausragende Körpersprache auf, die den Psychopathen authentisch erscheinen lässt.
Ich bin mir ziemlich sicher das die Geschichte die Meinungen der Fans spalten wird, denn nicht jedem wird dieses bizarre Szenario zusagen. Wer jedoch auf Filme wie "Maniac" steht dürfte vollends auf seine Kosten kommen und seine Freude an dieser kanadischen Produktion haben. Das definitiv vorhandene Talent des Regisseurs kommt dabei gut zur Geltung und auch wenn es sich um kein filmisches Meisterwerk handelt, dürfte das Horror-Genre um einen weiteren Beitrag bereichert worden sein der nachhaltig in Erinnerung bleibt. Es ist ganz einfach die gelungene Mixtur aus Härte, einer kranken Atmosphäre und einer vollkommen abgedrehten Geschichte die ein äußerst stimmiges Gesamtbild entstehen lässt, zudem ist der Film mit einer Netto-Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten genau richtig bemessen, da so erst gar keine Längen auftreten können.
Lediglich ein einziger Punkt hat mich ein wenig gestört, denn einige der Figuren wurden mit Synchronstimmen ausgestattet die überhaupt nicht zu ihnen passen. Besonders trifft das auf einen der ermittelnden Beamten zu, so das man sich jedes Mal beim Klang seiner Stimme ein herzhaftes Lachen verkneifen muss. Andererseits könnte man die deutsche Synchronisation aber auch als weiteren Aspekt ansehen, das Ganze nicht ganz so ernst zu nehmen, denn wie schon erwähnt schwingt durchgehend dieser ironische Unterton mit, der dem Gesamteindruck extrem gut zu Gesicht steht. Mir persönlich hat "Discopath" jedenfalls äußerst gut gefallen, denn die Reise in die Hoch-Zeiten der Disco-Ära weckt jede Menge Erinnerungen und offenbart eine Irrfahrt durch die kranken Abgründe der menschlichen Seele. Einige harte und blutige Einstellungen garnieren dabei ein abartiges Szenario, das hauptsächlich in visueller Hinsicht als absoluter Leckerbissen angesehen werden kann.
Fazit:
Renaud Gauthier ist ein noch eher unbekannter Name unter den unzähligen Regisseuren, doch ganz offensichtlich hat der gute Mann das nötige Talent, um auch in Zukunft manchen sehenswerten Beitrag abzuliefern. Sein Erstling ist jedenfalls gelungen und dürfte nicht nur mir gefallen, denn "Discopath" ist so herrlich abgedreht, das der Film eventuell in bestimmten Kreisen sogar Kult-Status erreichen könnte.
7/10