Dudes - Halt mich fest, die Wüste bebt! - Penelope Spheeris (1987)

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Dudes - Halt mich fest, die Wüste bebt! - Penelope Spheeris (1987)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Dudes

Herstellungsland: USA / 1987

Regie: Penelope Spheeris

Darsteller: Jon Cryer, Daniel Roebuck, Flea, Lee Ving, Billy Ray Sharkey, Glenn Withrow, Michael Melvin, Marc Rude, Catherine Mary Stewart, Calvin Bartlett, Pete Willcox, Vance Colvig Jr. u. A.
Drei New Yorker Punks, Grant (Jon Cryer), ´Biscuit´ (Daniel Roebuck) und Flea (Michael Balzary), beschließen, nach Kalifornien auszuwandern. Während sie auf ihrem Weg dorthin im Freien übernachten, werden sie von Rockern überfallen und ausgeraubt. Missoula (Lee Ving), der Anführer der Bande erschießt Flea bei dessen Fluchtversuch. Nur Grant und ´Biscuit´ können entkommen. Sie schwören Rache für ihren toten Freund und verfolgen Missoula. Auf ihrer Irrfahrt quer durch Kalifornien lernen sie Jessie (Catherine Mary Stewart) kennen. Sie hilft den Punks und bringt ihnen Schießen und Reiten bei. Als Grant und ´Biscuit´ endlich das Versteck von Missoulas Bande finden und es zum Showdown kommt, sind sie bestens vorbereitet ... (Covertext Ascot Video)
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Dudes - Halt mich fest, die Wüste bebt! - Penelope Spheeris

Beitrag von buxtebrawler »

„Mich kotzt das alles total an! Wann kommt denn endlich der Weltuntergang?!“

Die schon immer an Punk- und Metal-Subkultur interessiert gewesene US-amerikanische Filmemacherin Penelope Spheeris („Suburbia“, „Wayne’s World“), die mit der Punk-Doku „Decline Of Western Civilization“ 1981 debütierte, drehte noch vor dem zweiten Teil der „The Decline...“-Reihe und nach dem Action-Thriller „Hollywood Cop“ mit „Dudes“ im Jahre 1987 eine die New Yorker Punk-Szene streifende Road-Movie-Komödie, die Western-Motive verarbeitet.

„Was macht ihr Jungs immer so?“ – „Überleben!“ – „Das ist die langsamste Art, Selbstmord zu begehen!“

Die New Yorker Punks Grant (Jon Cryer, Alan aus „Two and a Half Men“), Biscuit (Daniel Roebuck, „Das Messer am Ufer“) und Milo („Red Hot Chili Peppers“-Bassist Michael „Flea“ Balzary, „Suburbia“) sind genervt von der Großstadt und beschließen, nach Kalifornien zu fahren. Als sie am Rande der Strecke im Freien kampieren, werden sie von Missoulas (Lee Ving, „Flashdance“) skrupelloser Rockerbande überfallen, misshandelt und ausgeraubt. Als Milo das Weite sucht, wird er von Missoula erschossen. Grant und Biscuit wollen ihren Freund rächen und lernen auf der Suche nach Missoula Jessie (Catherine Mary Stewart, „Der Komet“) an einer Raststätte kennen, die sie bei sich aufnimmt und ihnen Schießen und Reiten beibringt. Schließlich kommt es zum Duell mit Missoulas Bande...

„Alles ist verdammter Schrott! Musik ist Müll, Mädchen sind Müll – wir sind Müll...“

Stilecht mit einer wilden Konzertszene – zum Pogo spielen „The Vandals“ auf, die Spheeris bereits in „Suburbia“ hatte auftreten lassen – beginnt der Film, deren Protagonisten nach einer Kneipenschlägerei die Schnauze voll haben und das Weite suchen – und zwar per VW-Käfer auf dem Weg nach Kalifornien. Nach dem Überfall und der Dezimierung des Trios montieren die Sheriffs einen Satz alter Reifen auf das Fahrzeug, sind Grant und Biscuit aber ansonsten keine große Hilfe, möchten die Stadtbengel am liebsten so schnell wie möglich loswerden. Spheeris lässt Gegensätze aufeinanderprallen, indem sie die urbanen Punks auf Redneck-Rocker, staatliche Autoritäten und karge Wüstenlandschaften, dünn besiedelte Landstriche und die einfache Landbevölkerung treffen lässt. Die Punks sind eindeutig als die Sympathieträger definiert und so macht Spheeris aus ihnen moderne Western-Helden auf Rachefeldzug. Grant will Missoulas Bande nämlich unbedingt kriegen und hat wiederkehrende Visionen eines Cowboys (Cal Bartlett, „Westwärts zieht der Wind“) auf einem Pferd. Einen Colt bekommen sie von einem abtrünnigen, schwerverletzten Mitglied der Bande, der ihnen auch kurz vor seinem Ableben die Richtung weisen kann. In einer Raststätte an einer Tankstelle in Utah geraten sie in eine Schlägerei mit Hillbilllys, liefern sich eine Schießerei mit Missoulas Bande auf offener Straße und bauen schließlich einen Unfall, der Wagen ist hinüber. Doch es kommt zu einer weiteren schicksalhaften Begegnung, denn sie werden von Tankwartin Jessie aufgegriffen, die Schießübungen mit den Jungs macht und Grant Reiten beibringt. Biscuit träumt nachts von einer Schlacht zwischen Indianern und der Armee, kleidet sich anschließend selbst wie ein Ureinwohner, verhält sich entsprechend – und ist nach anfänglicher Skepsis nun selbst Feuer und Flamme für Grants Plan. Zwischen Grant und Jessie hat sich eine Romanze entwickelt, sie steckt ihn in Cowboy-Kluft und gibt ihnen einen protzigen „gehörnten“ Schlitten. Spheeris bedient hiermit pubertäre Phantasien von einer erfahrenen Frau, die sich einem annimmt und in einer Mischung aus Mutterersatz, großer Schwester und Liebhaberin eine Art Rundum-sorglos-Paket anbietet. Gleichzeitig präsentiert die Handlung die Gesichte des Landes als Inspirationsquelle für eigene Law-&-Order-Pläne, was angesichts des Versagens der Staatsmacht in diesem Falle jeglicher Kritik daran den Wind aus den Segeln nimmt.

Dies bewirkt auch der Humor des Films, immerhin handelt es sich um eine Komödie, die sich dementsprechend selten bis nie ernst nimmt. Vor dem Hintergrund des Tods Milos und weiterer Todesfälle erscheint „Dudes“ mitunter nicht zu knapp bemüht und unpassend lustig, so dass der Humor nur zeitweise überhaupt zündet. Grants Cowboy-Visionen wiederum tendieren gen Kitsch und Wild-West-Romantisierung. Man muss Spheeris allerdings lassen, dass sie die Western-Komponente konsequent nutzte, um auf einen Showdown hinzusteuern, der diese Bezeichnung auch verdient und gleichzeitig die verschiedenen Ebenen des Films miteinander vereint: Grant und Biscuit treffen in einer weiteren Stadt auf Missoula & Co. und warten bis abends. Als sie sich im Kino „Jesse James, Mann ohne Gesetz“ ansieht, einen echten Western also, entbrennt eine Schießerei. Zum finalen Duell kommt es erst über Umwege, zwischenzeitlich landen Cowboy und Indianer nämlich im Gefängnis, Jessie muss noch einmal eingreifen (diesen Kniff ließ sich Spheeris als Frau nicht nehmen) und ein paar Polizisten müssen auch noch dran glauben. Jedenfalls kann man sich nicht über einen zu geringen Action-Anteil beklagen und auch an skurrilen Einfällen mangelt es „Dudes“ nicht unbedingt, die zu seiner Kurzweiligkeit und seinem Überraschungspotential beitragen: Da wäre z.B. der Elvis-Imitator und Torero Daredelvis (Pete Willcox, „Auf die Bäume, ihr Affen!“), der die Jungs mit „Schlangensaft“ versorgt, den diese natürlich gern verköstigen und abgefahrene Western-Visionen bekommen. Der ständig wiederkehrende Cowboy stellt sich ihnen als Witherspoon vor und gesellt sich zu ihnen, eigenartigerweise sehen ihn dann beide... Zudem ist „Dudes“ ein der wenigen Filme, in denen sich die „Helden“ aus der Punkszene rekrutieren und nur bedingt als Steigbügelhalter für flache Witze herhalten müssen. Hat man Jon Cryer erst über die Sitcom „Two and a Half Men“ kennengelernt, wo er meines Erachtens der beste Schauspieler des Ensembles und regelrecht über sich hinausgewachsen ist, ist es im Übrigen ein großer Spaß, ihn als Jüngling in eben dieser Rolle zu beobachten. Unbedingt in die Waagschale zu werfen ist auch der Soundtrack, der neben dem „The Vandals“-Song auch diverse Rock- und zeitgenössische Metal-Stücke wie die gelungene „Rose Tattoo“-Coverversion „Rock’n’Roll Outlaw“ von „Keel“ zu bieten hat. All dies trägt dazu, dass „Dudes“ trotz seiner fragwürdigen Genre-Mixtur und ebensolchen Humors über die volle Distanz interessant bleibt und unterm Strich bessere Unterhaltung bietet, als zunächst befürchtet. Einen Bock hat aber die deutsche Synchronisation geschossen, als sie in einem Dialog sogar Songtitel und Namen der „Dead Kennedys“ übersetzt. Schon doof, wenn die musikalische Allgemeinbildung damit bereits überfordert ist... Und über den dämlichen deutschen Titelzusatz „Halt mich fest, die Wüste bebt!“ hüllt man auch besser den Mantel des Schweigens.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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