Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper (1976)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper (1976)

Beitrag von horror1966 »

eaten_alive.jpg
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Blutrausch
(Eaten Alive )
mit Neville Brand, Mel Ferrer, Carolyn Jones, Marilyn Burns, William Finley, Stuart Whitman, Roberta Collins, Kyle Richards, Robert Englund, Crystin Sinclaire, Janus Blythe, Betty Cole
Regie: Tobe Hooper
Drehbuch: Alvin L. Fast / Mardi Rustam
Kamera: Robert Caramico
Musik: Wayne Bell / Tobe Hooper
Ungeprüft
USA / 1976

Tief in den Sümpfen von Bayou liegt das heruntergekommene "Starlight Motel", das von dem kauzigen Besitzer Judd am Leben erhalten wird. Nur selten verirrt sich ein Gast hierher. Und was niemand weiss, ist, dass Judds geliebtes Haustier ein ziemlich gefräßiges Krokodil ist, das neben der Absteige lauert und regelmäßig Nahrung in Form von Motelgästen bekommt. Doch als Judd eine lokale Prostituierte ermordet, macht er einen gewaltigen Fehler. Ihr Vater begibt sich auf die Suche nach ihr und kommt schließlich auch zu Judds Motel. Geschickt verweist Judd ihn an das lokale Bordell. Inzwischen schaltet sich auch Sheriff Martin in die Ermittlungen ein. Das Motel bekommt allerdings neue Gäste, die nicht im Traum mit dem Horror und Schrecken rechnen, der ihnen dort begegnen soll...


Nun gut, Tobe Hoopers Werk überzeugt nicht gerade durch eine sehr ausgefeilte Story, handelt es sich hier doch viel eher um eine recht ausgedünnte Rahmenhandlung, dafür kann "Eaten Alive" allerdings in vielen anderen Punkten vollends überzeugen. Herausragend ist dabei mit Sicherheit die extrem dichte Atmosphäre, die durch die düsteren Schauplätze besonders gut zur Geltung kommt. Allein schon beim Anblick des heruntergekommenen Motels mitten in den Sümpfen überzieht einen eine dezente Gänsehaut, der man sich auf gar keinen Fall erwehren kann. Die Tatsache, das sich eigentlich die gesamte Geschichte in der Nacht abspielt, unterstützt die von Haus aus schon sehr bedrohliche Grundstimmung noch zusätzlich und sorgt so für eine ganze Menge Nervenkitzel, an dem der Zuschauer ganzzeitig seine Freude haben dürfte. Das siffige und sehr dreckige Ambiente passt absolut hervorragend in das Szenario hinein, in dessen Focus der skurrile Charakter des Motelbesitzers Judd steht, der eigentlich ohne wirklich ersichtliche Gründe zu einer wahren Furie mutiert und wahllos Menschen tötet, die in seiner Absteige übernachten wollen. Als "Haustier" hält sich der gute Mann dann auch noch ein riesiges Krokodil, das gleich im See neben dem Motel sein Dasein fristet und während des Filmes eine Menge Menschenfleich als Futter serviert bekommt.

Auch wenn Hooper hier eigentlich gar nicht einmal eine klare Erzählstruktur erkennen lässt und die Geschehnisse teilweise aus heiterem Himmel passieren, bekommt man richtig gute Horrorkost geliefert, die in einigen Passagen sogar eine leicht trashige Note erkennen lässt. gerade dieser Aspekt macht den Film dann auch äusserst liebenswert und offenbart einen Charme, dem man im Prinzip nur erliegen kann. Die ziemlich oft angestellten Vergleiche zu Hoopers "Blutgericht in Texas" sollte man allerdings nicht vornehmen, auch wenn diese sich hauptsächlich auf die vorhandene Qualität der beiden Filme bezieht, ist die jeweils vorhandene Thematik doch viel zu unterschiedlich, als das direkte Vergleiche überhaupt eine Berechtigung hätten. Bei "Eaten Alive" handelt es sich um einen wirklich äusserst atmosphärischen Horrorfilm, der gehörige Anteile des Tier-Horrors beinhaltet, aber keinesfalls eindeutig diesem Sub-Genre zuzuordnen ist. Zwar gibt es hier auch einen tierischen Killer, doch im Zentrum des Ganzen steht doch eigentlich der offensichtlich durchgeknallte Judd, der übrigens von Neville Brand ganz ausgezeichnet dargestellt wird. In einer Nebenrolle kann man auch Robert Englund (Freddy Krueger) bewundern, der einen mehr als unsymphatischen Charakter darstellt.

Ganz generell sollte man hier im Bezug auf das dargebrachte Schauspiel keinerlei Wunderdinge erwarten, denn in einem Film dieser Art ist es doch eher selten, das oscarreife Darstellungen an den Tag gelegt werden. Die Leistungen passen jedoch nahezu perfekt in das streckenweise skurrile Szenario, das an diversen Stellen wirklich für so manchen Schmunzler sorgen kann. Nun ist es aber keineswegs so, das die Story in Richtung einer Komödie abdriften würde, denn die Ernsthaftigkeit der Ereignisse wird zu keiner Zeit aus den Augen verloren, es entsteht phasenweise lediglich eine sehr amüsante Situationskomik, die das Ganze absolut perfekt ergänzt und den guten Gesamteindruck noch einmal etwas aufwertet. Vom Härtegrad sollte man jetzt keine Wunderdinge erwarten, der Film offenbart zwar einige durchaus sehenswerte-und auch etwas blutigere Passagen, jedoch wird der handelsübliche Rahmen niemals gesprengt und gerade aus heutiger Sicht ist die sehr hohe Alterseinstufung doch eher befremdlich, als das sie angemessen erscheinen würde.

Alles zusammengenommen hat Tobe Hooper mit "Eaten Alive" einen absolut sehenswerten Genrevertreter geschaffen, der insbesondere in atmosphärischer Hinsicht vollkommen überzeugen kann. Ein düsterer-und äusserst dreckiger Look verpasst dem Betrachter genau das richtige Feeling und überzieht ihn dabei ganzzeitig mit einem leichten schweissfilm, den man beim besten Willen nicht verhindrn kann. Ein solider Spannungsbogen, ein angemessener Härtegrad und Darsteller, die ihre gespielten Charaktere gut rüberbringen, sorgen insgesamt gesehen für ein äusserst charmantes Filmerlebnis, das man sich auch nach etlichen Jahren immer wieder gut anschauen kann, ohne das der Film etwas von seinem reiz verliert.


Fazit:


"Eaten Alive - Die Nacht der Bestie" ist mit Sicherheit kein filmisches Meisterwerk und zählt auch nicht zu den großen Klassikern des Genres. Jedoch bietet der Film auch nach nunmehr weit über drei Jahrzehnten immer noch erstklassige Unterhaltung, an der jeder Horror-Fan seine Freude haben dürfte.


8/10
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buxtebrawler
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Re: Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper

Beitrag von buxtebrawler »

Irgendwie hab ich von dem bisher immer Abstand genommen... :|
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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horror1966
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Re: Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper

Beitrag von horror1966 »

Ich mag den Film einfach sehr gern, der hat dieses typische 70er Jahre Feeling. :thup:
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Arkadin
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Re: Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper

Beitrag von Arkadin »

Auch ewig nicht mehr gesehen und ich hatte den so als mittel in Erinnerung. Wobei ich mich so richtig nur an die erste Szene mit Robert Englund erinnert habe. Die Zweitsichtung hat mich allerdings schwer begeistert. Diese bewusste Künstlichkeit mit den nebel-gefluteten und in tiefes rot getauchten Studiokulissen. Neville Brands over-the-top Performance, die teilweise echt beängstigend ist. Dieses extrem weirde Ehepaar bestehend aus the real Scream-Queen Marilyn Burns (klasse!) und William Finley, die das ganze noch mehr ins Surreale kippen lassen. Deren Tochter, die unter dem Haus gefangen ist. Der Film ist komplett wahnsinnig und ohne echte "normale" Mensche. Voll auf die Zwölf und tatsächlich von einer albtraumhaften Qualität. Dazu der experimentelle Klanggewitter für das Hooper persönlich verantwortlich war. Dann die Gaststars: Mel Ferrer, Stuart Whitman und Carolyn "Morticia Addams" Jones. Selbst das Styropor-Krokodil mochte ich sehr. Das passt einfach. Toll!
Früher war mehr Lametta
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karlAbundzu
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Re: Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper (1976)

Beitrag von karlAbundzu »

Judd hat einen schweren Tag. In seinem ansonsten ruhigen selten besuchten Hotel ist die Hölle los. Es kommt eine geflohene Frau aus Miss Hatties verhasstem Bordell, dann eine derangierte Familie mit nervigem Kind, welches sich unterm Haus versteckt, dann noch Vater und Tochter, die Tochter/Schwester suchen, in Begleitung des Sheriffs. Dann noch der fiese Buck, der mit einem Mädchen ein Schäferstündchen vebringen will. Nun gut, so ist Judd mit dem Stimmen in seinem Kopf nicht allein und das Krokodil hat auch etwas zu fressen....
Oha, was ein Brett, zuletzt vor urs Jahren auf VHS gesehen, kaum noch im Gedächtnis gehabt außer die Sense und das Krokodil.
Diesmal war ich fasziniert von einigen Rollen: Der kriegsgeschädigt Judd, wie er sich beruhigt, wie er durchbricht, wie er mit seinem Krokodil kommuniziert, daraus würde andere ein 2stündigen Arthaus Film machen. Robert Englund als Buck (My name is Buck and I want to fuck), hui, was ein Fiesling, nachdem ich ihn ja gerade als liebenswerten Knuffel-ET in V sah, hier das Gegenteil. William Finley als Roy ist auch delirierend, wie die erst leicht schräge Familie als total derangiert herausstellt. Und die Frauen, schaut auf den Cast, tolltolltoll.
Und das alles in einem dreckigen gemeinen Stil gedreht, unterlegt mit Hillbilly-Musik und wirklich fiesen Geräuschen, mit Keyboard verzerrt.
Das ist nicht schön, sondern ein unangenehm dreckiger Klumpen. Eher Bahnhofskino als Multiplex.
Und mit Krokodil.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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sergio petroni
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Re: Eaten Alive - Die Nacht der Bestie - Tobe Hooper (1976)

Beitrag von sergio petroni »

Nun zum ersten Mal auf Blu gesehen. Ein komplett durchgeknallter Film mit ausschließlich durchgeknallten
Charakteren. Allen voran Westernveteran Neville Brand als Judd, der hauptsächlich mit sich selbst und seinem
hauseigenen Krokodil kommuniziert. Da er aus naheliegenden Gründen bei Frauen nicht gut ankommt,
tötet er sie lieber. Dabei wirkt er nach jedem Kill erstmal über sich selbst erschrocken, nur um dann
in kindliche Freude auszubrechen. Ein Psycho par excellence, der sich vor Joe Zito oder Henry nicht verstecken
muß. Darsteller aus dem Hooperschen Universum (Marilyn Burns, William Finley) geben einigen Gaststars
(Carolyn Jones, Mel Ferrer, Stuart Whitman, Robert Englund) die Klinke in die Hand.
Das ganze ist sehr künstlich gefilmt (offensichtlich Studiokulissen, ständig Nebel, alles in Rot gehalten)
und hat bisweilen Kammerspielcharakter. Und irgendwie fühlte ich mich bei Judd ständig an Leatherface
erinnert, das Fortbewegen mit einem lahmen Bein, das Schwingen der Mordwaffe über dem Kopf (hier die Sense).
Ein dreckiges Filmchen, dem der Wahnsinn aus allen Poren quillt;
ein delirierendes Werk fürwahr.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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