Deliria-Italiano

Eating Raoul



Originaltitel: Eating Raoul

Herstellungsland: USA / 1982

Regie: Paul Bartel

Darsteller: Paul Bartel, Mary Woronov, Robert Beltran, Susan Saiger, Lynn Hobart

Story:

Der konservative Weinverkäufer Paul und die nicht minder spießige Krankenschwester Mary träumen davon ein Restaurant am Lande zu eröffnen und so auch ihrem tristen Alltag in einem heruntergekommenen Wohnbau in Los Angeles zu entfliehen. Leider sind die Eheleute jedoch ziemlich blank und als Paul auch noch von einem Betrüger abgezockt wird und der Traum vom Kredit auch für Mary zerplatzt, scheint es das auch mit den Plänen gewesen zu sein. Als Paul im Affekt einen notgeilen Swinger mit der Bratpfanne erschlägt, der sich eigentlich nur im Apartment geirrt hat, kommen die Beiden jedoch auf die Idee, sich das Startkapital auf eher zweifelhafte Weise zu besorgen. Mary und Paul beschließen eine Annonce zu schalten um triebgesteuerte Menschen unter dem Vorwand sexueller Leistungen in die Wohnung zu locken und anschließend zu ermorden, um mit den Scheinen in ihren Geldbörsen doch noch das dringend benötigte Geld für eine Anzahlung zu bekommen, während die toten Körper im Müllschlucker landen. Das geht auch eine Zeit lang gut, bis ihnen der nicht minder durchtriebene Raoul auf die Schliche kommt und den beiden ein Angebot macht, dass sie ebenfalls nicht ablehnen können…

Schwarze Komödie über ein spießiges Pärchen im Kampf gegen triebgesteuerte Menschen und anderen Widrigkeiten des Lebens, die dabei auch etwas über die Stränge schlagen, als sich ihnen auf einmal auf unerwartete Weise die Chance dazu bietet. Dabei ist Paul Bartel ein sympathisches, kleines Filmchen gelungen, dass zwar abseits seines Inhalts etwas harmlos ausgefallen ist und humor-technisch nicht sein gesamtes Potential ausnützt, aber man kann sich schon gut vorstellen, dass im Jahr 1982 die Abrechnung mit dem biederen Mittelstand und seiner Neigung zu Habgier sehr gut angekommen ist. Die Figuren sind ja witzig und das Szenario über wilde Swinger-Partys im Plattenbau und andere Abartigkeiten im Escort-Gewerbe machen ebenfalls Laune, auch wenn der Streifen dabei sicher keine Schenkelklopfer-Komödie geworden ist. Es dauert auch etwas bis der Streifen in Fahrt kommt und der Titel verrät eigentlich auch das Ende, aber "Eating Raoul" macht Spaß und hat bei eher kurzer Laufzeit von knapp 79 Minunten auch ein paar sehr witzige Momente und unerwartete Überraschungen. Paul Bartels Streifen erinnert in seiner Bösartigkeit auch etwas an europäische, insbesondere österreichische Komödien neueren Datums und wer nichts gegen eine eher kostengünstige Machart, Achtziger-Flair und trockenen Humor hat, ist bei diesem hierzulande unterschätzten Streifen durchaus an der richtigen Adresse.

Jetzt weiß ich, wo der Bartel den Most holt, nämlich gar nicht. Stattdessen servieren Mary und Paul mexikanische Fleischgerichte und empfehlen dazu als Getränk frisches Blut. "Eating Raoul" erweist sich als schwarze Komödie um ein spießiges Pärchen, das gerne ein eigenes Restaurant eröffnen möchte, aber finanziell in der Krise steckt. In der Bude nebenan wurden unterdessen Swingerpartys gefeiert, und als einer der Gäste sich zu Mary und Paul verirrt und dort zu handgreiflich wird, kann ihn nur noch ein beherzter Bratpfanneneinsatz stoppen. Da seine Geldbörse prall gefüllt war, kommen unsere bisher verhinderten Küchenchefs auf die Idee, in Kontaktmagazinen zu inserieren, reiche Kunden zu einem Date mit Mary zu locken, und dann mit der Bratpfanne auszuknocken. Der zwielichtige Schlüsseldienstinhaber Raoul verscherbelt die Leichen dann an eine örtliche Hundefutterfabrik. Die Sache wird kompliziert, als Raoul, der heißblütige Mexikaner sich in die unbefriedigte Mary verliebt...

Der Humor dieses Films hat mich definitiv angesprochen! Paul Bartel hatten wir ja schon "Frankensteins Todesrennen" zu verdanken, hier übernimmt er selbst eine Hauptrolle, und wirkt mit gepflegtem Vollbart, schütterem Haarkranz und Fliege, als könne er kein Wässerchen trüben. Leider ist er viel zu früh verschieden. Auch dieses Mal an seiner Seite wieder the divine one, Mary Woronov, the real Miss Evelyn Togar. Woronov stammte ja aus Andy Warhols Factory-Umfeld. Von Warhol zu Paul Bartel, das nenne ich einen Karrieresprung. Und noch jemand hat aus dem "Death Race 2000" auch in diesen Film geschafft, nämlich Radio-DJ "The real" Don Steele, der beim "Todesrennen" den Reporter gab. Hier ist er Howard Swine, der Gastgeber der Pool-Party gegen Ende des Films.



Ich genoss den Film mit einer zarten Leber, angerichtet mit ein paar Fava-Bohnen, dazu ein ausgezeichneter Chianti. Oops, äh, falscher Film...





PS: Ratschlag für die gute Küchenhygiene: Nie die Bratpfanne zum braten verwenden, mit denen man Menschen erschlägt.

ugo-piazza hat geschrieben: ↑Mi 21. Dez 2022, 00:42 Jetzt weiß ich, wo der Bartel den Most holt, nämlich gar nicht.

(Platt aber gut, genau wie Norddeutschland )
Der Film ist super, allerdings ist meine olle VHS schon jahrelang verschollen.
Welche VÖ kann mir denn empfohlen werden? Die DVD von Best Entertainment ist preislich zwar attraktiv, aber ich mutmaße mal qualitativ eher nicht empfehlenswert, oder?

Dick Cockboner hat geschrieben: ↑Mi 21. Dez 2022, 17:05

ugo-piazza hat geschrieben: ↑Mi 21. Dez 2022, 00:42 Jetzt weiß ich, wo der Bartel den Most holt, nämlich gar nicht.

(Platt aber gut, genau wie Norddeutschland )
Der Film ist super, allerdings ist meine olle VHS schon jahrelang verschollen.
Welche VÖ kann mir denn empfohlen werden? Die DVD von Best Entertainment ist preislich zwar attraktiv, aber ich mutmaße mal qualitativ eher nicht empfehlenswert, oder?

Zur Pest Entertainment kann ich nichts sagen, ich hab die Kinowelt-Disc kürzlich bei einem der großen Gebrauchtanbieter zu einem halbwegs akzeptablen Preis abgegriffen.