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USA 1970
OT: Two mules for Sister Sara
D: Clint Eastwood, Shirley MacLaine
Hogan (Clint Eastwood) reitet allein durch die Wüste Mexikos. Er stößt auf drei betrunkene Cowboys, die sich gerade über eine Frau (Shirley MacLaine) hermachen wollen. Hogan tötet die Rohlinge, nimmt Sara, zu seiner Verblüffung eine Nonne, mit sich. Nun hat der Söldner neben einer ordentlichen Ladung Dynamitstangen auch eine burschikose, zungenfertige Gottesbraut im Gepäck.
Ziel ihres Ritts ist die Stadt Chihuahua. Hogan will dort den mexikanischen Republik-Truppen bei der Zerstörung eines Forts der französischen Invasoren beistehen. Hehre Revolutionsideale interessieren ihn dabei weniger als der Goldschatz, welcher im Fort lagern soll. Sara, deren Kloster ebenfalls in Chihuahua liegt, bekundet ihren Hass auf die Franzosen. Sie träumt davon, den Mexikanern zur Freiheit zu verhelfen. Und nicht erst beim Showdown in der Stadt erweist sie sich als tapfere Helferin: Sie holt Hogan einen Indianerpfeil aus der Schulter und hilft ihm später, eine Eisenbahnbrücke zu sprengen. Ihr Retter fühlt sich mehr und mehr zu ihr hingezogen, geht in seinen Avancen aber nie zu weit. Umso wütender ist er, wenn Sara sich als, nun ja, ziemlich „scheinheilig“ erweist. (Die Nacht der lebenden Texte)
Clint Eastwood, durch Leones Dollar-Trilogie zum Star geworden, wandelt diesmal auf den Spuren Franco Neros durch Mexiko in der Zeit der Besetzung durch französische Truppen. Der revolutionäre Kampf der Mexikaner ist ihm egal, er hat im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft und eine nihilistische Sicht der Dinge entwickelt. Doch im Gegensatz zu den namenlosen Helden bei Leone hat er hier nicht nur einen Namen, sondern auch einen Traum: Mit dem erhofften Geld will er in San Francisco ein Spielkasino aufmachen.
Schwester Sara, die Nonne mit der flinken Zunge und dem großen Herzen, löst bei Hogan ambivalente Gefühle aus, bevor ihm klar wird, dass er auch für Sara als Frau etwas empfindet. Unterdessen geraten die beiden unterwegs in diverse brenzliche Situationen, so dass ich mich da an Corbuccis "Zwei Companeros" erinnert fühlte. Da "Sister Sara" einen 1969er-Copyright-Vermerk trägt, ist er aber wohl früher entstanden. Hm...
Auf ihrem Trip geraten beide in Situationen, in denen die Hilfe des/der jeweils anderen benötigt wird. Schwester Sara trägt freilich noch ein Geheimnis mit sich herum, dass erst gelüftet wird, als sich dies als unumgänglich erweist, um den Plan, die französische Garnison hochgehen zu lassen, doch noch umsetzen zu können. Hogan ist über die Wahrheit wenig erfreut. Und das Ende hat er sich wohl auch etwas anders vorgestellt...
"Sister Sara" entstand zu einer Zeit, als für den Western in den USA die letzte Phase anbrach. Sergio Leone hatte dem uramerikanischen Genre mit "Spiel mir das Lied vom Tod" den Gnadenschuss verpasst, einen Weg zurück in die Zeit davor konnte es nicht mehr geben. Ohne den Italo-Western generell, und deren Abstecher zur mexikanischen Revolution wäre auch "Sister Sara" nicht denkbar gewesen. Und aus den Werken Leones wurde nicht nur Clint Eastwood übernommen, sondern auch Ennio Morricone.
Letztlich ein sehenswertes Werk, aber kein Muss.