Gallowwalkers - Andrew Goth

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Gallowwalkers - Andrew Goth

Beitrag von horror1966 »

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Gallowwalkers
(Gallowwalkers)
mit Wesley Snipes, Kevin Howarth, Riley Smith, Tanit Phoenix, Simona Brhlikova, Steven Elder, Patrick Bergin, Jay Grant, Hector Hank, David De Beer, Alyssa Pridham, Dallas Page, Derek Griffiths, Alex Avant
Regie: Andrew Goth
Drehbuch: Andrew Goth / Joanne Reay
Kamera: Henner Hofmann
Musik: Stephen Warbeck
keine Jugendfreigabe
Großbritannien / USA / 2012

Ein Fluch liegt auf Aman. Alle, die durch seine Kugel sterben, kommen zurück. Erst wenn sie ihren Kopf verlieren, sind sie für immer erledigt. Auch die fünf Männer, die seine große Liebe vergewaltigt und geschwängert haben, erheben sich wieder von den Toten. Jetzt soll die Rache auf ihrer Seite sein. Sie sammeln ein Heer von Untoten für das letzte Gefecht. Zu viele für einen einzelnen Mann. Aman rettet deshalb den jungen Sträfling Fabulos vor dem Galgen und bietet ihm einen gut bezahlten Job an: Er erwartet die Zombies am Schlachthaus seiner Ziehmutter, wo er seine Stiefschwester Sueno lieben gelernt hatte. Sie war bei der Geburt des Bastards in ihrem Leib gestorben. An dem Ort, an dem alles begann, soll es auch zu Ende gebracht werden ...


Blade is back


So steht es auf dem deutschen DVD-Cover und manch einer mag sich von diesem kurzen Satz ein wenig in die Irre führen lassen, so das er mit einer vollkommen falschen Erwartungshaltung an diesen Film herangeht. So sind sicherlich auch einige der größtenteils sehr negativen Kritiken zu erklären, die der neue Film mit Wesley Snipes bisher erhalten hat. Nach seiner Haftstrafe tritt der gute Mann hier in einer Kombination aus Western-und Horrorfilm auf, der sogar phasenweise dezente Fantasy-Einschläge erkennen lässt und durch diese ungewohnte Mischung durchaus seinen ganz eigenen Reiz auf den Zuschauer ausübt. Ganz bestimmt ist das Werk von Andrew Goth kein filmisches Meisterwerk und auch das Drehbuch erscheint an einigen Stellen ein wenig unausgegoren, doch insgesamt gesehen präsentiert sich eine jederzeit interessante Geschichte, aus der man allerdings noch etwas mehr hätte herausholen können. Viele Leute beklagen sich darüber, das der Film zu wenig Action beinhalten würde, was ich persönlich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen kann. Sicherlich handelt es sich definitiv nicht um ein Spektakel, doch das Geschehen ist dafür vielmehr auf klassischen Duellen aufgebaut, wie man sie aus den reinrassigen Western her kennt. Das mag nicht jeden Geschmack treffen, doch gerade dieser Aspekt ist in meinen Augen eine der Stärken eines Werkes, das zu Unrecht so viele schlechte Kritiken nach sich zieht und somit vollkommen unterbewertet wird.

In erster Linie überzeugt das Szenario durch eine ziemlich triste Atmosphäre, die hauptsächlich durch die äußerst karg ausgestatteten Kulissen erzeugt wird. Spielt sich doch das Ganze in einer wüstenähnlichen Location ab, die teilweise schon etwas von einer Endzeit-Stimmung hat. Gleichzeitig wirft die spartanische Ausstattung des Filmes die Frage auf, wo die geschätzten 17.000.000 $ Budget geblieben sind, die das Szenario angeblich verschlungen hat. Wie dem aber auch sei, diese herrliche Grundstimmung übt ihre ganz eigene Faszination aus, die sich ganz automatisch auch auf den Betrachter überträgt. Und so wartet man dann auch gespannt darauf wie sich die Story denn entwickeln mag, die zu Beginn noch ein wenig undurchsichtig erscheint und erst durch das hinzufügen diverser Rückblicke die Zusammenhänge erkennen lässt. In diesem Punkt hat Goth wirklich gute Arbeit geleistet und baut auch durch die eher ruhige Erzähl-Struktur der Ereignisse sehr gekonnt einen Spannungsbogen auf, der sich jederzeit sehen lassen kann. Auch wenn die Elemente des klassischen Western ganz eindeutig im Vordergrund stehen, werden immer wieder diverse Horror-Anteile eingefügt, die letztendlich für diese außergewöhnliche Mixtur sorgen, die "Gallowwalkers" in meinen Augen zu einem absolut sehenswerten Genre-Mix machen.

Im Bezug auf die Härte hätte sich manch einer eventuell etwas mehr erwartet, doch erscheinen die vorhandenen Passagen als vollkommen ausreichend, um hier die 18er Freigabe zu rechtfertigen. Dabei offenbart sich eine Mischung aus handgemachten-und CGI-Effekten, die man als größtenteils gelungen bezeichnen kann. Einige Szenen erscheinen schon ziemlich derbe, jedoch wird der übliche Rahmen zu keiner Zeit überschritten. So ergibt sich dann im Prinzip auch ein Gesamteindruck, der das Werk oberhalb des normalen Durchschnitts ansiedelt und je nach der Sichtweise des jeweiligen Betrachters kann man sogar von einem wirklich gelungenem Film sprechen. Auch die oft kritisierten Leistungen der Darsteller-Riege kann ich nicht nachvollziehen, sicherlich bekommt man keinerlei oscarreife Performances zu sehen und niemand spielt sich sonderlich in den Vordergrund, doch gerade für eine Geschichte dieser Art empfand ich das dargebotene Schauspiel als äußerst solide. Snipes agiert beispielsweise wortkarg und cool wie immer und auch die anderen Darsteller liefern keinerlei Grund zu größerer Beanstandung. Womit sich also einmal mehr die Frage stellt, warum "Gallowwalkers" eigentlich durch die Bank eher negative Kritiken nach sich zieht, die teilweise sicherlich aus einer falschen Erwartungshaltung heraus resultieren.

Im Endeffekt bekommt man nämlich einen ziemlich gelungenen Genre-Mix geboten, der sogar recht gut die einzelnen Elemente miteinander vermischt und so ein recht außergewöhnliches Film-Erlebnis anbietet, an dem man durchaus seine Freude haben kann. Kein filmisches Meisterwerk und schon gar kein Vergleich mit "Blade", aber eine extrem atmosphärische Kombination aus klassischem Western-und Horrorfilm, die zudem durch ein streckenweise unwirklich erscheinendes Ambiente schon Züge des Fantasy-Filmes erkennen lässt. Die trostlose Grundstimmung des Ganzen sorgt dann noch zusätzlich dafür, das ein beklemmendes Gefühl beim Zuschauer aufkommt, so das man insgesamt gesehen von einem gelungenen Szenario sprechen kann, das auf jeden Fall langatmig oder nicht lohnenswert erscheint. Natürlich ist es wie immer reine Geschmackssache, doch bin ich mitr ziemlich sicher, das auch "Gallowwalkers" seine Fan-Gemeinde finden wird.


Fazit:


Eine ruhige Erzählweise, klassische Western-Duelle und etliche Horror-Elemente ergeben hier eine sehr gelungene Mixtur. Sicherlich hätte man noch etwas mehr aus der interessanten Thematik herausholen können, doch insgesamt gesehen ist "Gallowwalkers" weitaus besser gelungen, als manche im Netz veröffentlichte Kritik es höchstwahrscheinlich vermuten lässt.


7/10
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Arkadin
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Re: Gallowwalkers - Andrew Goth

Beitrag von Arkadin »

Wie üblich, kann ich horrors großen Enthusiasmus nicht teilen.

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Im wilden Westen. Auf Aman (Wesley Snipes) lastet ein Fluch. Alle Schurken, die er erschießt kommen als Dämonen zurück auf die Erde und müssen noch einmal durch einen gezielten Kopfschuss in die Hölle zurück befördert werden. Und da Aman einst in einem Akt der Rache eine ganze Banditenbande über den Haufen geschossen hat, hat er jetzt eine Menge damit zu tun, seine Opfer wieder unter die Erde zu bringen. Dafür sichert er sich die, nicht ganz freiwillige, Hilfe des jungen Revolverhelden Fabulos (Riley Smith).

„Blade is back“ schreit es einem vom Cover der „Gallowwalkers“-DVD entgegen. Und tatsächlich hat man vom „Blade“-Darsteller Wesley Snipes schon lange nichts mehr gehört. Was daran liegt, dass ihn die US-Steuerbehörde für drei Jahre hinter Gitter geschickt hat, da er es mit den Abgaben an den Staat nicht so genau nahm. Interessanterweise ist „Gallowwalkers“ aber schon vor seinem Ausflug hinter schwedische Gardinen entstanden. 2006 begannen die Dreharbeiten, zogen sich dann lange hin und wurden durch Snipes Ärger mit der Justiz noch einmal verzögert. Warum der Film dann trotzdem 6 Jahre brauchte, um das Licht der Mattscheiben zu erblicken ist mir unbekannt. Manchem wäre es vielleicht auch lieber gewesen, er wäre in der Versenkung verschwunden. Nun ist er plötzlich zu Wesley Snipes Comeback-Film geworden. Hätte Snipes das geahnt, hätte er sich vielleicht etwas mehr angestrengt.

Aber beginnen wir mit dem Positiven. „Gallowwalkers“ wurde in Namibia gedreht und macht einen wunderbaren Gebrauch von der Wüste. Kameramann Henner Hofmann fängt die Weite des Landes und seine ursprüngliche Schönheit wunderbar ein. Fast jedes Bild eignet sich für einen beeindruckenden Screenshot. Wie es sich für einen Western gehört, werfen sich Prota- und Antagonisten auch immer wieder in Pose, was vielleicht etwas zu viel des Guten ist, aber sehr häufig auch zu schönen Bildern führt. Auch die Musik kann – teilweise – die gute Stimmung hochhalten. Doch all dies hilft nichts, wenn man ein wirres und vor allem extrem unlogisches Drehbuch schreibt, welches ständig zwischen „Hä?“ und „Oh, Mann“ wechselt.

Nun erwartet wahrscheinlich niemand, dass ein Film, der sich um Zombie-Banditen im Wilden Westen dreht, großartig Logik. Natürlich ist das absurd, aber Regisseur und Drehbuchautor Andrew Goth (kein Pseudonym) schafft es auch nicht eine innere Logik zu entwickeln. Ständig widerspricht sich der Film. Wenn nur der von Wesley Snipes gespielte Held Getötete zu Zombies machen kann, wo kommen dann plötzlich die zwei Handlanger des Priesters am Anfang her. Ja, wieso rennt der überhaupt in Priester-Kleidung herum und hat Handlanger? Und wenn sich die „Untoten“ ständig häuten müssen, warum sehen einige von ihnen dann noch immer so aus, wie in den zahlreichen Rückblenden, während der Anführer sein Äußeres wechselt? Der Film strotzt nur so von solchen Unerklärlichkeiten, die dem Zuschauer ständig das Gefühl geben, er hätte etwas verpasst.

In einer recht eindrucksvollen Szene wird in einer merkwürdigen Stadt, deren Bewohner eine seltsame Haartracht tragen (überhaupt besticht der Film durch die mit Abstand hässlichsten Perücken der letzten Jahrzehnte) ein Galgen aufgebaut und ein Sheriff hält große Reden. Aber was dass alles soll und warum der Anführer der Untoten es für eine „herausragende Idee“ hält, bleibt im Dunkeln. Und so reiht sich eine inkohärente Szene an die nächste. Was schade ist, denn aus der generellen Idee hätte man mehr machen können. Ärgerlich auch Andrew Goths etwas zu große Vorliebe für „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus dem er einige Szenen klaut, wie z.B. den gesamten Anfang mit den drei Priestern, wo er teilweise sogar Dialoge aus Leones Meisterwerk übernimmt. Daran verhebt er sich dann aber gewaltig.

Die Schauspieler sind bestenfalls Durchschnitt. Kevin Howarth spielt seinen Oberschurken zwar mit sehr viel Inbrunst, doch hat man das alles schon mal gesehen und so wirkt er dann doch eher wie eine Parodie auf bessere Schurken. Seine Handlanger bekommen nicht viel zu tun und dürfen – wie die großbusige Simona Brhlikova – pittoresk in der Ecke stehen oder mal durch das Bild huschen. Am Ende werden sie eh alle (zu) schnell Kanonenfutter für Snipes. Dieser steht zum größten Teil ebenfalls leblos in der Gegend herum oder guckt angestrengt. Seine tragische Hintergrundgeschichte weiß dabei auch nicht zu überzeugen und kommt als lupenreines Klischee daher. Riley Smith als sein zunächst unfreiwilliger Helfer, muss erst einmal gegen eine grottenhäßliche und schrecklich künstlich aussehende Perücke im Pumukel-Stil anspielen. Nach dem „Haarschnitt“ fällt er dann zumindest nicht mehr negativ auf. Und welche Rolle Tanit Phoenix spielt, außer ein willkommener Anlass zu sein, ein prall gefülltes Dekolletee zu filmen, weiß Regisseur und Drehbuchautor Andrew Goth allein.

Während Kevin Howarth noch ein gewissen „camp“-Faktor mitbringt, nehmen alle anderen Schauspieler ihre Rollen bitter ernst – und kümmern sich gar nicht erst darum. So taugt der Film auch nicht groß als unterhaltsamer Trash. Dafür macht er nicht genug Spaß und gefällt sich zu sehr in seinen dramatischen Posen. Auch ist das Drehbuch zwar wirr, aber nicht verrückt genug, um einen vom Hocker zu reißen. Dies mag aber vielleicht auch an der nicht gerade unproblematischen Entstehungsgeschichte liegen.Und mit dem „Daywalker“ Blade hat der ähnlich klingende „Gallowwalkers“ natürlich rein gar nichts zu tun. Es tauchen ja nicht einmal Vampire auf. Auch wenn sich die Untoten scheinbar über die Lebenden hermachen.

„Gallowwalkers“ ist ein wunderschön photographierter, letztendlich aber reichlich inhaltsleerer Flickenteppich aus sich widersprechenden Ideen, durch den sich in der Hauptrolle ein lustlos aufspielender Wesley Snipes schleppt. Die Geschichte hätte weitaus mehr Potential für ein amüsantes Western-Horror-Crossover gehabt, scheitert allerdings am wirren, zum Teil sinnlosen Drehbuch, sowie dem eigenen Pathos.

Die Ascot Elite DVD hat ein gutes, wenn nicht perfektes Bild. Gerade in den vielen blauen Flächen kommt es immer wieder zu leichtem Rauschen und auch ist das schwarz eher ein sehr tiefes grau. Als Extras bekommt man einige Interviews geliefert, die noch während der Dreharbeiten aufgenommen wurden und die Darsteller dementsprechend gut gelaunt und motiviert zeigen. Ob das 6 Jahre später bei der Veröffentlichung des Filmes immer noch der Fall wäre, darüber kann nur spekuliert werden.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2013/08/ ... owwalkers/
Früher war mehr Lametta
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