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Darsteller: Ethan Hawke, Uma Thurman, Alan Arkin, Jude Law, Loren Dean, Ernes Borgnine
Story:
In der nahen High-Tech-Zukunft entscheidet ein Gentest gleich nach der Geburt über das Schicksal der Kinder. Futuristische Biochemie macht es möglich, daß fast alle Eltern sportliche, hochintelligente Superbabies zur Welt bringen. Vincent aber hat Pech gehabt. Wegen seiner körperlichen Schwächen wird er nie zur Elite gehören. Doch er träumt davon, als Gattaca-Pilot die Galaxis zu erforschen. Vincents Freund Jerome hat beste Gene, ein Unfall hat ihn allerdings an den Rollstuhl gefesselt. Beide tauschen ihre Identität. Ein äußerst riskanter Plan, denn die strengen Sicherheitskontrollen des perfekt organisierten Polizeistaates sind kaum zu umgehen. Bald hat Vincent die Geheimdienste auf den Fersen... (quelle: amazon.de)
„Gattaca“ ist ein schön ins Szene gesetzter Film über einen totalitären Überwachungsstaat in denen das genetische Potential der Menschen schon bei der Geburt ihre Zukunft und Möglichkeiten bestimmt und die Menschheit statt dem natürlichen Weg der Geburt ihre Kinder im Genlabor erstellen lassen, bei denen Faktoren wie erbliche Vorbelastung auch komplett ausgeräumt werden können. Die dadurch entstandene Zweiklassengesellschaft lässt natürlich geborenen Kindern nahezu keine Chance und ständige Kontrollen verhindern, das Leute nicht ihren ihnen vorbestimmten Platz einnehmen oder aufsteigen könnten. Doch Vincent ist nicht bereit ein Leben lang zu putzen und nimmt eines Tages die Identität eines anderen an und schafft es mit einem ausgeklügelten Plan tatsächlich bis ganz nach oben, als ein Mord sein Umfeld erschüttert und auch ihn in größte Gefahr begibt. „Gattaca“ ist dabei ein ruhiger Film mit retro-futuristischer Optik ohne Effekthascherei und bietet ein Zukunftsszenario, auf das sich die Menschheit mit Leistungsdruck und Streben nach Perfektion langsam hinarbeitet und auch knapp 17 Jahren nach Entstehung noch immer erschreckend plausibel klingt. Dabei spannt der gelungene und elegant-gelangweilt in Szene gesetzte Streifen den Bogen von Drama, über Thriller bis hin zu Sci-Fi und ist sicher einer der interessantesten Streifen aus den Neunzigern, der in der Tradtion sozialkritischer Sci-Fi-Werke aus den Siebzigern auch heutzutage noch den Zuschauer auf intelligente Weise erschaudern lässt.
GATTACA
USA 1997
Darsteller: Ethan Hawke, Jude Law, Uma Thurman, Alan Arkin, Loren Dean, Blair Underwood, Ernest Borgnine
Musik: Michael Nyman
Regie: Andrew Niccol
Genre: Science Fiction
Story:
Die Erde in nicht allzuferner Zukunft: Genetische Defekte können inzwischen schon bei der Geburt festgestellt werden, ebenso wie die voraussichtliche Lebenszeit des Neugeborenen. Wer genetisch nicht einwandfrei ist, wird zum Menschen zweiter Klasse ohne Chance auf sozialen Aufstieg, da sich die Mühe nicht lohnt. Vincent Freeman (Ethan Hawke) ist einer dieser Unglücklichen, der nur einen Traum hat: einmal für die Gattaca Corp. eine Arbeitsstelle im Weltraum antreten zu können. Um die Vorschriften zu umgehen, nimmt er die Identität eines begabten jungen Mannes an, den ein Unfall aller Chancen beraubt hat. Mit dessen Hilfe erträgt er chirurgische Eingriffe, um die Täuschung perfekt zu machen, immer in Angst, ein verlorenes Haar, eine Hautschuppe oder ein plötzlicher Urintest könnte die Wahrheit ans Licht bringen.
Meine Bewertung:
Im Zuge eines Blu-ray Upgrades habe ich den Film seit 10 Jahren zum ersten mal wieder gesehen und bin erneut hin und weg.
Das ultracoole Retro Design in Form eines Science Fiction Films ist visuell absolut zeitlos und wird in weiteren 20 Jahren auch nicht altern.
Eine intelligente, emotionale, mitreissende Geschichte, bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt und mit einer wunderschönen Filmmusik, geben dem Film, neben seiner visuellen Pracht eine ganz unvergleichliche Atmosphäre.
Wer den Film nicht kennt kann blind zuschlagen.
Ein Klassiker und ein zeitloses Meisterwerk!
10/10
Die sehr gute Blu-ray gibts momentan bei Amazon für 6,97 Euro.
„Reinlichkeit kommt gleich nach Gottesfürchtigkeit.“
Das Regiedebüt des neuseeländischen „The Truman Show“-Autors Andrew Niccol ist der US-amerikanisch produzierte dystopische Science-Fiction-Film „Gattaca“, der ebenfalls von Niccol geschrieben wurde, mehr Sozialdrama denn Weltraumschlacht ist und im Jahre 1997 in die Kinos kam.
„Wir haben Diskriminierung zu einem automatischen Prozess entwickelt.“
Der Film spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft: Retortenmenschen, die aus „fehlerfreien“ Genträgern zusammengesetzt werden, beherrschen die Welt, der natürliche Weg des Kinderkriegens ist verpönt – er gilt als zu fehleranfällig und unperfektionistisch. Wer kein solch genmanipulierter Mensch ist, gehört qua Gesetz der unteren Gesellschaftsschicht, den „Invaliden“, an und darf lediglich niedere Arbeiten verrichten. Ein solcher ist Vincent Freeman (Ethan Hawke, „Voll das Leben – Reality Bites“), der als Reinigungskraft für die Gattaca Aerospace Corporation arbeitet, tatsächlich stark kurzsichtig ist und einen Herzfehler hat, weshalb man ihm eine Lebenserwartung von lediglich 30 Jahren prophezeite. Sein jüngerer Bruder Anton (Loren Dean, „1492 – Die Eroberung des Paradieses“) hingegen entstammt dem Reagenzglas und zählt zur Gen-Elite. Dennoch setzt Vincent alles daran, seinen Traum zu verwirklichen: Mit dem ersten bemannten Raumschiff der Gattaca zum Saturnmond Titan zu fliegen. Zu diesem Zwecke kontaktiert er einen Identitätshändler, der ihm die Identität Jeromes (Jude Law, „Shopping“) verkauft – einem Gen-Elitisten, der seit einem Suizidversuch aber auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Jerome versorgt Vincent mit Urin- und Blutproben, Fingerabdrücken und ähnlichen genetische Spuren aufweisenden Körperprodukten. So steigt Vincent innerhalb der Gattaca-Hierarchie bis zum Weltraumfahrtanwärter auf – bis ein Mord geschieht und Vincent aufgrund einer versehentlich hinterlassenen eigenen Wimper unter Verdacht gerät…
„Wir müssen uns sofort betrinken!“
Zwei Texttafeln versorgen zu Beginn mit den wichtigsten Informationen, dann fallen Fingernägel, Haare und Hautschuppen in Großaufnahme zu Boden (deren Bedeutung ich bereits in der Inhaltsangabe umrissen habe). Vincent berichtet in seiner Identität als Jerome aus dem Off, Rückblenden zeigen Szenen seines Lebens – beginnend mit seiner Geburt. Die Retrospektive endet, als sein Flug kurz bevorsteht. Wir lernen eine überaus sterile Welt in futuristisch-brutalistischer Architektur kennen. Der Film nimmt sich viel Zeit, um in diese Dystopie einzuführen, sie fühlbar zu machen, und wirkt dabei zeitweise entspannt und schwermütig zugleich. Vincent datet die Mitarbeiterin Irene Cassini (Uma Thurman, „Jennifer 8“), gemeinsam besucht man das Konzert eine zwölffingrigen Pianisten – ja, in dieser Welt ist alles auf maximale Effektivität durchkonzipiert. Streichermusik unterlegt die in seltsam gelbem Sepia-Licht erscheinenden Bilder, die bisweilen einen befremdlichen 20er-Jahre-Look aufweisen.
„Eine geborgte Leiter?“
Spannung bezieht „Gattaca“ aus der Frage, ob Vincent noch vorm Flug, vor der Erfüllung seines Traums, enttarnt werden wird. Ungemütlich wird es nämlich immer dann, wenn der Detective (Alan Arkin, „Edward mit den Scherenhänden“) ihm zu nahe zu kommen droht. Dieser ist es dann auch, der in dieser antiseptischen Realität etwas aus der Reihe fällt. Die Schlinge zieht sich immer weiter um Vincent zu, wofür die Handlung zuweilen etwas überkonstruiert wirkt – was schließlich eine überraschende Wendung im Finale auf die Spitze treibt. In dieser spielt sein Bruder Anton eine entscheidende Rolle, deren Motivation in dieser harschen Konsequenz aber eher uneindeutig bleibt. Das Ende ist fürwahr bewegend, wenn auch recht dick aufgetragen.
„Gattaca“ ist dennoch ein weitestgehend geglückter, kritischer Kommentar zu Optimierungs- und Gesundheitswahn und stellt nachdenklich stimmende Fragen zu den aus der Genforschung resultierenden, immer größer werdenden Eingriffsmöglichkeiten. Er zeigt die sozialen Verwerfungen auf, die ein solch faschistoider Gen-Elitismus mit sich brächte, ist mit seiner Sympathiebekundung für den „Invaliden“ Vincent ein wichtiges filmgewordenes humanistisches Statement und sensibilisiert nicht zuletzt dafür, welche Spuren man eigentlich überall hinterlässt. Über die eigentliche Mission, das Venusprojekt, erfährt man hingegen gar nichts – weil es dem Protagonisten darum im Kern auch gar nicht geht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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