Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)

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Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)

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S4E06: Das Spezialmenü
US-Erstausstrahlung: 22.07.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 11.02.1996

„Vielleicht müssen wir die Speisekarte interessanter machen...“

Die Eheleute Fred und Erma (Christopher Reeve, „Superman“ und Bess Armstrong, „Der Weiße Hai 3“) betreiben ein mehr schlecht als recht laufendes Restaurant, das ausschließlich Tintenfisch anbietet. Hausmeister und Aushilfe Gaston (Judd Nelson, „Breakfast Club“) ist scharf auf Erma, Fred ist ein arroganter, unbelehrbarer Typ. Da die Bude nicht gerade brummt, hat man Mietschulden bei Chumley (Meat Loaf, „The Rocky Horror Picture Show“), der bereits mit Ladenschließung droht. Ihn endgültig gegen sich auf bringt Fred, als er ihn wütend an der Hand verletzt. Doch plötzlich sorgt Gaston dafür, dass Eier und Steaks vorrätig sind – und das Restaurant erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Allen munden die Steaks, und ein Polizist berichtet, dass Chumley verschwunden ist… Gaston wird gleichberechtigter Partner des neuen Steakhauses. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, stets Frischfleisch heranzuschaffen. Dass es sich dabei um Menschenfleisch handelt, ahnt Erma nicht…

„Sie sind ein miserabler Koch!“

Gilbert Adler tritt vornehmlich als Produzent in Erscheinung, inszenierte aber auch den 1996 erschienenen, famosen „Geschichten aus der Gruft“-Spielfilm „Bordello of Blood“ – und eben diese Episode. Zunächst scheint es, als rieche man die Pointe – wie einen guten Grillimbiss – zehn Meter gegen den Wind. Recht früh jedoch sieht man Chumley nackt am Kühlhaushaken hängen, während gerade Steaks aus ihm herausgeschnitten werden. Damit ist klar: Das war noch gar nicht die Pointe dieser kleinen Kannibalengeschichte, die nebenher suggeriert, dass Menschenfleisch eine Delikatesse sei. Vielmehr geht es um eine Intrige, die der skrupellose Gaston ausheckt, um Fred loszuwerden, was eine völlige Eskalation der Ereignisse bewirkt. Statt moritatisch oder moralisch wird's in „Das Spezialmenü“ überraschend zynisch. Reeve ist herrlich gegen den Strich besetzt, Nelson gibt einen formidablen Fiesling und Meat Loaf spielt einmal mehr einen widerlichen Typen mit viel Verve. Für schwache Mägen ist das hier alles wohl tatsächlich nichts; wer’s etwas deftiger mag, bekommt aber eine kurzweiligen Appetitanreger serviert.

7/10
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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S4E07: Der Nachfolger
US-Erstausstrahlung: 25.07.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 03.03.1996

„Ignorieren, ignorieren, ignorieren!“

Die Call-in-Radiosendung des überheblichen Kinderpsychologen Dr. Alan Goetz (David Warner, „Die Mächte des Wahnsinns“) ist in ihrer Existenz bedroht, womit Goetz kurz vor seiner Entlassung steht. Um seinen Posten zu retten, fährt er entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten einen besonders schweren Fall zusammen mit den stutenbissigen beiden Frauen vom Sender persönlich besuchen – eine Außenreportage bei einer älteren Dame namens Nora (Zelda Rubinstein, „Im Augenblick der Angst“), die Hilfe für ihre verhaltensauffällige Tochter Felicity sucht…

„Ich bin kein salbadernder Seelenklempner!“

Hochmut kommt vor dem Fall – zwar nicht im Duden, aber eben auch bei Dr. Alan Goetz, den Regisseur Peter Medak („The Changeling“) schwarzhumorig mit einer von Rubinstein gewohnt großartig und skurril gespielten Kindsmutter konfrontiert. Deren Tochter Felicity sieht man zunächst überhaupt nicht, dann mit einer Pantomimen- oder Geishamaske herumrennen und sich verstecken. Der Doc ist davon überzeugt, dass Felicity nur eingebildet und eigentlich Nora sei. Verdammt ernst wird die Angelegenheit, als eine der Radiomitarbeiterinnen (Joan Severance, „Die Glücksjäger“) erdrosselt aufgefunden wird. Die andere (Twiggy, „Blues Brothers“) wird von einem Deckenventilator enthauptet und auch Dr. Goetz muss um sein Leben bangen. Medak erzeugt Backwood-Terror-Atmosphäre, arbeitet wunderbar mit auf dem Dachboden des alten Hauses hereinströmenden Sonnenlicht und einer Point-of-View-Perspektive Felicitys. Ihr Fett weg bekommen dem schnöden Mammon verpflichtete Wissenschaftler, die, um Einschaltquoten ringend, bereit sind, fremde Schicksale auszunutzen und vorzuführen. Es wird einem Glauben gemacht, Felicity sei ein Alter ego Noras, ahnt als erfahrene(r) Zuschauer(in), dass dem nicht so ist – weiß bis Demaskierung gegen Ende aber nicht, was sich hinter der Maske verbirgt. Das ist gut und spannend gemacht, klasse gespielt und zudem mitunter verflixt unheimlich, wenngleich man am Ende leider auf eine Erklärung für das Phänomen Felicity verzichten muss.

7/10
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Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)

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S4E08: Der Revolverheld
US-Erstausstrahlung: 01.08.1992
Deutsche Erstausstrahlung: -

„Ich forder‘ dich heraus, Billy!“

Zwei Cowboys befinden sich auf der Flucht vor ihren Verfolgern in der Wüste. Einer der beiden wird es nicht schaffen, sein Kompagnon Billy Quintaine (Neil Giuntoli, „Chucky – Die Mörderpuppe“) gibt ihm den finalen Schuss. Im nächsten Ort angekommen, kommt es zum Duell zwischen Billy und dem texanischen Ranger „Tracker“ Tom McMurdo (David Morse, „Indian Runner“) – das Billy für sich entscheidet. Im Saloon lernt er Cornelius Bosch (Roderick Cook, „9 ½ Wochen“) kennen, der ihm ein Wunderwässerchen andreht. Unter dessen Einfluss wird Billy von Visionen seiner Opfer heimgesucht, die von den Toten auferstanden scheinen…

„Das ist nur der Wind, Billy – nur der Wind...“

„Geschichten aus der Gruft“-Produzent Richard Donner höchstpersönlich inszenierte mit diesem Mystery-Western seine dritte Episode innerhalb der Serie. Er legte dabei höchsten Wert auf die atmosphärische Ausgestaltung und arbeitete mit Unschärfen, dramatisierenden Zeitlupen, immer wieder zwischengeschnittenem Pferdegetrampel und blutigen Einschüssen. Die Handlung erfährt eine wenig vorhersehbare Wendung, laut der auch Billy das Duell nicht überlebte, seinen Tod aber nicht akzeptiert und seither als Geist im Saloon herumspukt. Am Schluss findet das Duell noch einmal statt, diesmal in voller Länge… Donner setzte diese faszinierende, aus dem üblichen Rahmen fallende Geschichte inklusive ihrem überraschend versöhnlichen Epilog großartig um. Inwieweit der Delinquent von Billy the Kid inspiriert ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

8/10
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S4E09: Die Herausforderung
US-Erstausstrahlung: 08.08.1992
Deutsche Erstausstrahlung: -

„Ich weiß nicht, wer Sie sind – aber ich kann Sie nicht leiden!“

Billy (Brad Pitt, „Todesparty II“) ist süchtig nach Straßenrennen und es gewohnt, stets zu gewinnen. Als seine größte, einzige und letzte Herausforderung betrachtet er es, gegen den legendären „Iceman“ (Raymond J. Barry, „Geboren am 4. Juli“) anzutreten. Dieser jedoch hat seine Leidenschaft unlängst aufgegeben, seit ein Jugendlicher bei einem der Rennen starb, und arbeitet als Sheriff. Billy macht Joe Garrett alias Iceman ausfindig, doch dieser winkt ab, hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und will nichts mit ihm zu tun. Da greift Billy zu härteren Bandagen: Er gräbt Joes Tochter Carey (Michelle Bronson, „Naked Jane“) an und wird dafür von Joe blutiggeschlagen; er versucht, ihn zu erpressen und entführt schließlich Carey, bedroht Joe gar mit einer Waffe. Nun hat er ihn soweit und das Rennen wird vereinbart…

„Er scheint der größte Straßenrowdy zu sein...“

Tom Holland („Fright Night“) inszenierte mit „Die Herausforderung“ seine dritte „Geschichte aus der Gruft“ – und damit die erste, die nicht auf einem klassischen E.C.-Comic basiert. Das Heft, das der Cryptkeeper in die Kamera hält, existiert nicht, das Drehbuch ist vielmehr inspiriert von verschiedenen Comics und entstammt den Planungen für das nie realisierte „Two-Fisted Tales“-Spin-off. Zusammen mit den ebenfalls bereits gedrehten Episoden „Der Revolverheld“ und „Der Feigling“ brachte man es zumindest auf einen TV-Episodenfilm, verwertete die drei Episoden aber auch innerhalb der „Geschichten aus der Gruft“. So handelt es sich denn auch um keine Horrorgeschichte, sondern eine in Teilen an „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ erinnernde Gangsterpistole, die das Phänomen kreuzgefährlicher illegaler Autorennen auf offener Straße aufgreift, Besonnenheit und Erfahrung sich gegen juvenile Großspurigkeit und Gewalt beweisen lässt und Brad Pitt als völlig besessenen, aber abgebrühten Irren in Lederkluft steckt. Holland eröffnet die Episode mit einem Unfall in Folge einer solchen Wettfahrt und führt Billy als Figur ein, die „Iceman“ sucht und recht bald findet. Hier ist einer cooler als der andere, in ihrer Übertreibung erinnert die Inszenierung an Rodriguez bzw. Tarantino. Das Finale wird das erwartete Rennen auf Leben und Tod mit explosivem Ausgang. Atmosphärisch und kurzweilig, zudem aus heutiger Sicht ähnlich kurios für Brad Pitt wie dessen Rolle in „Todesparty II“.

7/10
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S4E10: Der Serienmörder
US-Erstausstrahlung: 19.08.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 13.06.1997

„Ich habe mir das nicht eingebildet!“

Die herrische, konservative Bibliothekarin Mrs. Pritchard (Salome Jens, „Superboy“) verdonnert ihre beiden Angestellten Margaret (Blythe Danner, „Der große Santini“) und Wachmann Grady (Clarence Williams III, „52 Pick-Up“) zu Überstunden – ausgerechnet als es heißt, dass ein Serienmörder die Gegend unsicher mache. Margaret befürchtet, dessen nächstes Opfer zu werden. Ein unheimlicher Gast (Adam Ant, „Heiße Nächte in L.A.“) interessiert sich verdächtig viel für den Killer. Margaret beobachtet zudem unheimliche Vorfälle und wird immer verängstigter. Plötzlich ist sie mit dem unheimlichen Kerl allein. Dieser geht zwar irgendwann, doch dann begehrt ein Tippelbruder Einlass. Margaret wird panisch und löst den Alarm aus. Mrs. Pritchard kehrt zurück, der Mann sei ihr bekannt und harmlos. Könnte nicht auch Mrs. Pritchard die Mörderin sein…?

„Ich denke, dass jeder in dieser Welt das bekommt, was er oder sie verdient hat.“

Die urban gelegene Bibliothek wird bereits zu Beginn dieser von John Frankenheimer („Die Prophezeiung“) inszenierten Episode von rüpelhaften Jugendlichen heimgesucht. Die Bibliothek als gefährlicher Ort, der sogar einen Wachmann beschäftigen muss, ist ein zunächst ungewöhnlich anmutendes Sujet, das sich aber mühelos in die Noir-Ästhetik dieser Geschichte einfügt. Dass Leiterin Mrs. Pritchard anscheinend den Wachmann loswerden will, macht sie verdächtig und befeuert Margaret in ihrer Paranoia, in die sie sich immer weiter hineinsteigert – mit tödlichem Ausgang. Die spannende Handlung mit einem wunderbar spielfreudigen Adam Ant und einer ebenso verhuschten Blythe Danner, ihren falschen Verdächtigungen und der Wendung um Mrs. Pritchard wird zum Lehrstück über mediale Panikmache und deren Folgen.

8/10
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S4E11: Doppelt genäht hält besser
US-Erstausstrahlung: 26.08.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 25.02.1996

„Nach meiner Erfahrung kommen die besten Dinge im Leben immer zweimal...“

Nach einem leichten Autounfall lernt der abergläubische Anlagebetrüger Vic Stetson (Joe Pesci, „Es war einmal in Amerika“), der die Zwei für seine Glückszahl hält, die vermögenden, in einer auffälligen Villa alleinlebenden Architektentöchter und Zwillingsschwestern April und June Blair (Jacqueline Alexandra Citron, „Zurück in die Vergangenheit“ und Kristen Amber Citron, „Grand Canyon“) kennen. Kurzerhand fängt der untersetzte Zigarrenraucher mit beiden etwas an, um an ihr gesamtes Vermögen zu kommen – indem er sich zusätzlich als sein eigener Zwillingsbruder ausgibt. Er und „sein Bruder“ heiraten die beiden gar, doch eines Tages verrät er sich durch einen Sonnenbrand – und findet heraus, dass seine Ehefrauen bereits ihren Vater umgebracht haben…

„Was ist denn das für eine himmelschreiende Scheiße?!“

US-Filmproduzent Joel Silvers einzige Regiearbeit ist dieses böse Ganovenstück, mit dem er Vic gegenüber einer Prostituierten prahlen lässt, sodass ein beträchtlicher Teil der Episode aus Rückblenden aus subjektiver Sicht Vics besteht. Dieser nimmt in einem Casino in Las Vegas einen unerfahrenen Spieler aus, bevor es zur schicksalhaften Begegnung mit den attraktiven Zwillingen kommt. Pesci brilliert als schmieriger, verschlagener und manipulativer Westentaschencasanova, der sich seiner Sache allzu sicher ist, dem es aber (Achtung, Spoiler!) am Ende an den Kragen geht, wenn er von den lachenden, Dessous tragenden Zwillingen mit der Kettensäge halbiert wird. Eine groteske Schlusspointe beendet dieses makabre, mit der Numerologie um die Zahl 2 spielende Highlight der Serie.

8/10
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S4E12: Der Puppenspieler
US-Erstausstrahlung: 02.09.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 12.05.1996

„Willst du meine Meinung hören?“ – „Nicht unbedingt.“

Joseph Renfield (Donald O‘Connor, „Aladins Abenteuer“) ist ein pensionierter Puppenspieler, der mit der Clownspuppe Koko einst zahlreiche Kinder zum Lachen brachte. Mittlerweile hatte er bereits einen Herzinfarkt, spricht beim Schnitzen mit seinen Puppen und schwelgt wehmütig in Erinnerungen an seine große Zeit. Plötzlich interessiert sich das Fernsehen für ihn und möchte ihn für einen Auftritt in einer Retro-Tribut-Show gewinnen. Seine jüngere Frau Ellen (Patricia Charbonneau, „Blutmond“) sorgt sich um seine Gesundheit und stellt ihm ihren Bekannten David (Zach Galligan, „Gremlins – Kleine Monster“) zur Seite, der zu Joseph aufschaut, von ihm das Puppenspiel beigebracht bekommen will und ihm assistieren soll. Doch Joseph fürchtet schon länger, dass seine Frau ihn betrügt, und vermutet in David einen Nebenbuhler. Und, tatsächlich: Die Hinweise auf eine Affäre verdichten sich…

„Die Show ist das Einzige, was wirklich zählt!“

Der Spezialeffektkünstler und spätere „Hellraiser IV – Bloodline“-Regisseur Kevin Yagher inszenierte mit „Der Puppenspieler“ seine zweite (und letzte) Geschichte aus der Gruft, die er mit auf alt getrimmten Aufnahmen eines Puppentheaters eröffnet. Diese entpuppen sich als Fernsehmitschnitt, den Joseph sich anschaut – vermutlich zum zigsten Male. Yagher gelingt es innerhalb der kurzen Laufzeit der dem Puppenhorror zuzurechnenden Episode, Joseph als in einer mittlerweile kaum noch gefragten Kunst überaus talentierten Mann zu charakterisieren, der, statt seinen Ruhestand zu genießen, mit dem Älterwerden hadert, der Vergangenheit nachhängt und sich des Altersabstands zu seiner Frau bewusst ist, worüber er immer verunsicherterer und misstrauischer wird. Die Handlung hat jedoch mehr zu bieten als einen paranoiden alten Mann, der Signale falsch deutet, denn David spielt tatsächlich ein falsches Spiel, völlig daneben liegt Joseph also nicht. Eine gelungene Ambivalenz innerhalb sentimentaler Stimmung, die als ungesund und potenzieller Hort des Grauens vermittelt werden. Seine negativen Eigenschaften scheint der von O’Connor rührend gespielte Joseph zu Koko externalisiert zu haben und das mit einer kongenialen Schlusseinstellung besiegelte Ende ist ein ebenso dickes wie tragisches.

8/10
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S4E13: Das Werwolf-Konzert
US-Erstausstrahlung: 09.09.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 28.01.1996

„Hast du wirklich geglaubt, du könntest mir entkommen?“

Hotelchef Antoine (Dennis Farina, „Blutmond“) muss schon das dritte Todesopfer innerhalb kurzer Zeit unter seinen Gästen beklagen, das von einem Werwolf gejagt wurde und den Kopf abgerissen bekam. Langsam aber sicher bekommt er Ärger mit seinen Gästen, weshalb er den Werwolfjäger Lokai (Timothy Dalton, „Brenda Starr“) engagiert. Dieser versucht herauszufinden, welcher der Hotelbewohner der Lykanthrop ist…

Der vornehmlich als Produzent aktive Steve Perry vermengt in seiner nach dem Fernsehfilm „Parker Kane – Die Gewalt im Nacken“ zweiten und bisher letzten Regiearbeit eine Werwolf-Geschichte mit klassischem Detektivkrimi. Er inszeniert aufregende Point-of-View-Bilder des Werwolfs und geht bei dessen anfänglich gezeigter Untat nicht zimperlich vor. Jäger Lokai wird als eingebildeter Macho charakterisiert, der in Form eines unfassbaren Dialogs mit Hotelgast Janice (Beverly D'Angelo, „Schöne Bescherung“) flirtet und sich mit ihr verabredet. Die Handlung führt eine ganze Menge Figuren – und damit Verdächtige – ein, leidet aber etwas darunter, innerhalb der kurzen Laufzeit kein ausgedehntes Rätselraten etablieren zu können. So wird schnell klar, wer der wahre Werwolf ist. Für eine gut gemachte Verwandlungsszene bleibt aber ebenso Zeit wie für weitere drastische Brutalität. Dass im Hotel niemand den dabei verursachten Lärm bemerken soll, ist reichlich seltsam, dafür haben es die finale Wendung und die Pointe in sich – der Werwolf bekommt es nämlich mit einem Vampir zu tun. Die Episode gewinnt durch Daltons Verkörperung Lokais und ihre antichauvinistische Ausrichtung.

7/10

S4E14: Das Geheimnis der ewigen Jugend
US-Erstausstrahlung: 16.09.1992
Deutsche Erstausstrahlung: 19.05.1996

„Die streiten und schlagen sich schon seit 45 Jahren!“

Jack (Kevin McCarthy, „Die Reise ins Ich“) und Cynthia (Margot Kidder, „Amityville Horror“), ein altes, sich leidenschaftlich hassendes Ehepaar, kampieren zusammen mit ihrem befreundeten Ehepaar Harry (J A. Preston, „Eine Frage der Ehre“) und Lucille (Madge Sinclair, „Der Prinz aus Zamunda“) an einem Sumpfgebiet im Wald. Jack hatte Harry während eines gemeinsamen Soldateneinsatzes im Krieg einst das Leben gerettet, wofür Harry ihm bis heute dankbar ist. Dessen Frau Lucille ist eine Voodoo-Priesterin, die weiß, wie man aus den Knollen einer besonderen Pflanze einen Verjüngungssaft gewinnt, der einem die Jugend zurückbringt. Diese wächst dort, wo Harry einst seine erste Frau Emma verscharrte, nachdem er sie umgebracht hatte. Cynthia wiederum hat Angst, in der bevorstehenden Vollmondnacht von Jack ebenfalls ermordet zu werden, und zieht entsprechende Konsequenzen…

„Was für eine wunderschöne Nacht...“

Elliot Silversteins („Der Teufel auf Rädern“) zweite von vier Regiearbeiten für die „Geschichten aus der Gruft“ changiert in seiner sich aus Ehedrama, Voodoo-Mythen und Spezialeffektzauber zusammensetzenden Episode zwischen dramatischen und schwarzhumorigen Tönen, was mitunter etwas anstrengend wirkt – insbesondere das daraus resultierende permanente Tohuwabohu. Der Zynismus der ohne Sympathieträger auskommenden Handlung kulminiert in gelungener Maskenarbeit, der einen oder anderen makabren Idee und einem herrlich beknackten Ende samt geschmacklosem Epilog. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ich hatte meinen Spaß mit dieser auch in ihrer TV-Adaption wahrlich sehr comichaften Episode.

7/10
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