USA/CAN 2021
OT: Ghostbusters Afterlife
D: Carrie Coon, Paul Rudd, Finn Wolfhard, Mckenna Grace
Als die Alleinerziehende Callie (Carrie Coon) die Nachricht erhält, dass ihr kürzlich verstorbener, entfremdeter Vater ihr sein Haus in Summerville, Oklahoma, vermacht hat, fährt sie mit ihrem Teenager-Sohn Trevor (Finn Wolfhard) und der zwölfjährigen Tochter Phoebe (Mckenna Grace) dorthin, um zu Geld zu machen, was sich retten lässt, denn sie wurde gerade aus ihrer Wohnung geworfen. In dem verfallenen Haus ist jedoch nichts zu holen, doch die wissenschaftsbegeisterte Phoebe entdeckt, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, ebenso wie in Summerville insgesamt, wo es täglich Erdbeben gibt, ohne dass es dafür eine geologische Ursache gäbe. Während Trevor im örtlichen Diner auf Lucky (Celeste O’Connor) trifft und sich Hals über Kopf verliebt, erfährt Phoebe von ihrem neu gewonnenen Freund, der sich Podcast (Logan Kim) nennt und einen solchen zu den Themen Mystery und Verschwörungstheorien betreibt, dass sich in der nahegelegenen Mine, die seit 75 Jahren stillgelegt ist, seltsame Dinge ereignet haben und Arbeiter scharenweise in den Tod gesprungen sind. Als ihr Lehrer Mr. Grooberson (Paul Rudd) Phoebe außerdem auf einen seltsamen Apparat anspricht, den sie in dem Haus gefunden hat, verdichten sich die Hinweise, dass ihr Großvater der Geisterjäger Egon Spengler war, der sich dorthin zurückgezogen hatte, weil er fürchtete, dass das Ende der Welt in Summerville beginnen würde – und schon bald häufen sich übernatürliche Vorkommnisse vor Ort …
(Treffpunkt-Kritik.de)
Der aktuelle Ghostbusters-Film setzt auf einen anderen Ansatz, raus aus New York und ab in die ländliche Einöde in Oklahoma (tatsächlich wurde in Kanada gedreht), wohin sich Egon Spengler nach dem Auseinanderbrechen der Geisterjäger zurückzog, auch seine Familie zurückließ und lediglich mit Janine Melnitz Kontakt hielt. Nun hat seine Tochter seine Farm geerbt, die gerade in New York aus ihrer Wohnung geworfen wurde, weil sie die Miete nicht mehr zahlen konnte. Es bleibt also quasi keine andere Möglichkeit, als sich in dem heruntergekommen Haus einzurichten.
Ihre Nerd-Tochter Phoebe entdeckt Opas unterirdisches Laboratorium, Bruder Trevor in der Scheune den seit ewigen Zeiten unbenutzten ECTO-1. Als Lucky und Trevor mit einigen anderen Jugendlichen auf dem Gejände der stillgelegten Mine abhängen, kommt es dort zu merkwürdigen Vorgängen. Wie sich herausstellt, gehörte nicht nur die Mine, sondern der gesamte Ort früher dem Architekten Ivo Shandor, der ja auch Hochhäuser in New York baute, und die Mine beherbergt einen unterirdischen Tempel zur Huldigung Gozers...
Während sich Schlüsselmeister und Torwächter nun in Oklahoma treffen und sich wie gehabt in Höllenhunde verwandeln, müssen die 4 Jugendlichen die Rettung der Welt oder zumindest Summervilles mithilfe der alten Ausrüstung aus Opa Spenglers Labor wohl oder übel selbst in die Hand nehmen.
Der Versuch, von Sohn und Vater Reitman, die Ghostbusters in die Jetztzeit zu übertragen und gleichzeitig eine Hommage nicht nur an die beiden Filme aus den 80ern, sondern auch an jene Zeit selbst zu schaffen, ist gelungen. Der Wechsel taugt nicht nur für Gags über fehlenden Handyempfang, der Film würde in New York nicht funktionieren. Und dass NYC seit 1989 9/11, Covid und Trump überlebt hat, ist nur einer der Gründe dafür.
Legacy fängt eben nicht als Eventmovie an, sondern erzählt eine Geschichte über eine Familie, die sich nicht nur damit befassen muss, warum der Vater/Großvater alles hinter sich ließ und auch nur Schulden hinterließ, sondern sich auch selbst wieder zusammen finden und parallel an einem neuen Ort neu starten muss. Und dafür lässt Reitman auch Raum und Zeit. Mir kam da im Kino wiederholt Rob Reiners "Stand by me" in den Sinn, während ich beim Tempel in der Mine an die Spielberg-Produktion "Das Geheimnis des verborgenen Tempels" denken musste. Und die Mini-Marshmellow-Männer im Supermarkt verweisen nicht nur auf Teil 1, sondern sie verhalten sich wie die Gremlins. Mr. Grooberson verliebt sich nicht nur in Callie, sondern zeigt seinen desinteressierten Schülern Horrorfilme auf VHS (!), in Oklahoma bekanntlich aktuellster Stand der Technik
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Demgegenüber sind die vier Jugendlichen klar im Jetzt verortert: Die Zusammensetzung ist geschlechterparitätisch und ethnisch divers (die Spenglers weiß, Lucky ist eine Afro-Amerikanerin und Podcast asiatischer Abstammung). Und sie tun, was getan werden muss. Dürfte jedem Jugendlichen heutzutage bekannt vorkommen. Wer soll's sonst richten?
Die originalen Geisterjäger sind zunächst in Form von YouTube-Clips präsent (mit den originalen Synchronstimmen von Danneberg und Elsholz!), am Ende werden Dr. Peter Venkman, Dr. Raymond Stantz und Winston Zeddemore aber noch einmal aus dem Ruhestand zurückkehren, um noch einmal den Kampf gegen Gozer aufzunehmen. Und wenn Ray im Laufe der Jahrzehnte gelernt hat, wie die Frage "Bist du ein Gott?" zu beantworten ist, tja, dann...
Sigourney Weavers Auftritt erfolgt dann tatsächlich erst im Abspann in einer Szene mit Bill Murray, die direkt an den Beginn des 1984er-Originals anknüpft, wo Venkman seine Probanden Karten erraten lässt und dabei willkürlich Stromstöße verteilt.
Mission accomplished, Vergangenheit mit Gegenwart und Erzählkino mit Spektakel verbunden. Danke!
PS: Ganz am Ende des Abspanns folgt noch eine deleted scene des 84er-Originals mit Harold Ramis und Annie Potts.