Aus
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“Holt die braune Unterwäsche raus, die ganze Welt soll sie sehen! Heut ist der Tag der Tage, auch der kritischen Tage, meine Damen! Es gibt viel zu tun, fangt schon mal an! No hope, no dope, no future! Überall wo ich bin, herrscht Chaos, aber ich kann nicht überall sein! Ich fordere Freiheit für Luis Trenker, nieder mit dem Watzmann, nieder mit der Schwerkraft, es lebe der Leichtsinn! Lieber Petting statt Pershing, lieber geil als cruise missile, lieber kopulieren als koalieren! Amis raus aus USA, Winnetou ist wieder da!“
Oh mein Gott! Was der indische (!) Regisseur Krishna Shah im Jahre 1984 mit der US-Produktion „Hard Rock Zombies“ abgeliefert hat, ist definitiv der schlimmste aller „Horror meets Metal“-Filme, die die 1980er hervorgebracht haben. „Hard Rock Zombies“ ist sozusagen der Troma-Film, der keiner war, denn an jene freiwilligen Trasher erinnert dieses völlig überdrehte Machwerk doch stark. Neben Hardrock- bzw. Metal-Klischees hagelt es Geschmacklosigkeiten am laufenden Band, wenn Jesse und seine Band auf Tour ins kleine Kaff Grand Guignol (man beachte den Namen und sehe notfalls bei Wikipedia nach...) kommen und sich mit einer debilen, ablehnenden Dorfbevölkerung konfrontiert sehen, welche der Gruppe übel mitspielt. Obwohl Jesse noch konstatiert
„Ohne Rock keinen Bock!“ hat dort kaum jemand Bock auf Rock, lediglich die niedliche Cassie hegt Sympathien, doch ihre Warnungen werden nicht ernst genommen. So kommt es, wie es kommen muss (?) und die Band wird nach einer Probe in die nicht ganz so ewigen Jagdgründe ähm... gejagt. Es stellt sich nämlich bald heraus, dass es sich bei der wahnsinnigen Familie nicht etwa um herkömmliche Südstaaten-Asis, sondern um den GröFaZ höchstpersönliche sowie dessen Frau Eva und ihre (kleinwüchsigen) Nachkommen handelt. Doch glücklicherweise verhilft die Kraft des Rock’n’Roll den Musikern zu einer zweiten Karriere als untote Nazi- und Ghoul-Jäger, so dass dem Siegeszug der „Hard Rock Zombies“ gegen größenwahnsinnige Diktatoren nichts mehr im Wege steht.
„Das ist ja alles wie in einem billigen Film!“, heißt es da, und das trifft es auf den Kopf: „Hard Rock Zombies“ macht zu keiner Sekunde einen Hehl daraus, eben genau das zu sein: Ein billiger Film, ein Trash-Exploiter par excellence, ein Feuerwerk des schlechten Geschmacks. Der Film wirkt wie eine Semi-Amateur-Produktion, schauspielerische Leistungen, die Qualität der durchaus vorhandenen Masken- und Splattereffekte etc. bewegen sich auf unterem Niveau, doch darum geht es auch gar nicht. Es sind vielmehr die unglaublichen Ideen, die die Handlung dem Zuschauer auftischt und mit einer irrsinnigen Freude zelebriert, ohne sich dabei zu schämen, ganz im Gegenteil: Es wird ständig noch einer draufgesetzt, lediglich die hochprofessionellen, aber superkitschigen Kommerzrock-Songs von Emmy-Gewinner Paul Sabu, die zu diesem Film passen wie der Papst auf ein Black-Metal-Konzert, laden zu Verschnaufpausen ein. Ob Sabu wusste, wofür er seine Stücke beisteuert? Leider spielt die Band auch in zombifiziertem Zustand keinen Death Metal... Ach ja, und unbedeckte, sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmale dürfen bei dieser Sause natürlich ebenso wenig fehlen wie eine nette Romanze.
Als das seltsame Familienoberhaupt sich seine Maske vom Kopf reißt und als Hitler zu erkennen gibt, wäre ich fast vom Stuhl gekippt. Doch damit nicht genug, die Dialoge – allen voran Hitlers Geplapper (unbedingt die ungeschnittene Fassung sichten!) – sind der absolute Hammer und eigentlich allesamt zitierwürdig (
„Je mehr Leute man unter die Erde bringt, desto weniger verpesten sie die Luft!“). Das spare ich mir aber genauso wie eine Aufzählung aller idiotischen Szenen wie die eines sich selbst aufessenden Zwergs in einer Latexmaske, Hitlers Enkelkinder, die Opa beim Sex zusehen wollen und auch dürfen oder Eva Brauns zweite Identität als Werwölfin. Selbst ansehen lautet die Devise, aber Vorsicht: Mit dem einen oder anderen Troma-Film, Naziploiter oder einem harmloseren Vertreter trashigen Musikhorrors sollte man sich schon einmal auseinandergesetzt haben – anderenfalls liefe man Gefahr, einen schwerwiegenden Kulturschock zu erleiden. Und für Menschen, die nicht über genügend Distanz zu den Greuel des Dritten Reichs verfügen, dürften all die Hakenkreuze und Hitlers von einem dreifachen „Sieg Heil!“ abgeschlossene Lobrede auf seine Gaskammerkonstruktion eindeutig zuviel sein.
P.S.: Ob die Rechtschreibfehler im Abspann Absicht waren, um den Trash-Aspekt noch einmal zu unterstreichen...?