ein schöner Artikel zu einer meiner absoluten Lieblingsserie in sehr jungen Jahren und Vorabend-Serien in den Achtzigern, die es in der Form ja mittlerweile gar nicht mehr gibt.
hat geschrieben:
Schnelle Autos, ein Millionärs-Ehepaar, eine legendäre Föhnfrisur und mittendrin Hund Friedwart: Die Serie "Hart aber herzlich" war in den 80er-Jahren der Inbegriff von Sorglosigkeit.
Das Wort "Vorabendserie" ist ein bisschen wie eine treibende Flaschenpost im Meer des multimedialen Entertainments - ein Relikt, mit dem man heutzutage nicht mehr allzu viel anfangen kann. Doch Ende der 70er und in den 80er-Jahren stand das Wort "Vorabendserie" noch für einen wichtigen Teil des Alltags: Die Arbeit hinter sich, den ganzen Fernseh-Abend noch vor sich. Und sie hatte die Funktion des Appetizers: Kurz und sexy, die flotte Variante zur behäbigen Hauptabendprogramm-Schiene.
Den richtigen Riecher hatte der US-Fernsehsender ABC mit einer Serie, die weltweit zum Megaerfolg werden sollte: Hart aber herzlich. 110 Folgen (zu je 47 Minuten) wurden in den Jahren 1979 bis 1984 ausgestrahlt, die deutschsprachige Erstausstrahlung erfolgte im Jahr 1983. Schon der Trailer versprach jene Sorglosigkeit, die man am Ende des Tages gut gebrauchen konnte: Schnelle Schnitte, flotte Autos und eine sonore Stimme mit hohem Wiedererkennungswert: "Das ist mein Boss, Jonathan Hart, ein Selfmade-Millionär, der hat Nerven. Das ist Mrs. Hart, eine traumhafte Frau, einfach toll. Übrigens, ich heiße Max, ich kümmere mich um die beiden und das ist gar nicht so einfach, denn ihr Hobby ist mörderisch." Nicht zu vergessen: Das obligate Streichorchester, das sich zum Ende des Vorspanns in lichte Höhen aufschwingt.
Die Grundgeschichte ist schnell erzählt: Reisen um die Welt, Jet Set, eine Villa in Bel Air, die große Liebe und Abenteuer am laufenden Band. Vier Hauptdarsteller bilden den Kern der Erfolgsgeschichte: Das Ehepaar Jonathan und Jennifer Hart (Robert Wagner und Stefanie Powers), Butler Max (Lionel Stander) und Hund Friedwart - gemeinsam tappt man unwissentlich in jeden nur erdenklichen Kriminalfall und löst ihn mit Witz, Charme und - im Fall von Jennifer Hart - immer mit der perfekten Frisur.
Es war die Verkörperung vom perfekten Traum: Ein Selfmade-Millionär, der sich vom Zeitungsausträger zum Besitzer von "Jonathan Hart Industries" gemausert hat. Die Firma, ein ewiger Quell sprudelnden Geldes, ermöglichte die Reisen rund um den Erdball, eine Villa in Bel Air und je nach Bedarf eine Reihe der begehrtesten Autos, die den Jet Set verkörperten: Bentley, Rolls Royce, Mercedes, Aston Martin und Ferrari. Mehr vom American Way of Life konnte man im Vorabend nicht bekommen. Oder vielleicht doch: Jennifer Hart eine Journalistin, klug, schön - und in ewiger Verliebtheit ihrem Gatten zugeneigt. Die Welt der Harts war gut, eigentlich sympathisch gut, nur die Welt um sie herum, die war böse.
All die Schurken haben die Harts - der Originaltitel heißt übrigens "Hart to Hart" - zwischen dem Mittags-Martini und dem Abend-Cocktail erledigt - perfekt gekleidet, versteht sich. Es ist durchaus erstaunlich, dass - ob aller Ingredienzien des Reichtums und Erfolges - die Harts nie Neid und Missgunst der Zuschauer ernteten. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Serie zum Teil mit so viel Wortwitz, Ironie und Sympathie ausgestattet ist, dass sie uns alle wie auf Kommando in rosa Zuckerwatten-Traum-Phantasien gepackt hat. Aufgewacht sind wir erst am Ende jeder Folge, wenn Jonathan und Jennifer mit Inbrunst, nach einem kurzen, neckischen Geplänkel, geschmust haben (und ja, das Wort "schmusen" wird tatsächlich dort verwendet, gilt heutzutage aber als ausgestorben). Aber das ist eine andere Geschichte.
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http://www.kleinezeitung.at/s/lebensart ... r-herzlich